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Begriffe und ihre Bedeutung – Teil 9: die Wahrheit

Lesezeit: ca. 13 Minuten

Es hat schon was Markiges: Wahrheit. Ein sehr oft verwendetes Wort, was allzu gern auch leichtfertig missbraucht wird.

Vor allem dann, wenn sich Lügen und Märchen präsentieren und dabei ihre Verkünder gleich mit an den öffentlichen Pranger gestellt und als Märchenerzähler und Lügner stigmatisiert werden.
Dann geht das, was unter Wahrheit verstanden wird, sehr leicht von den Lippen.
Das man die „Lüge“ benötigt, um sich überhaupt erst auf den Weg zur „Wahrheit“ machen zu können, gerät im Zuge gewohnter Polarisation ins Hintertreffen.
Denn der „Feind“ ist ja bereits ausgemacht.

Und welche Handlungsmuster leiten sich daraus ab… die über(!) das Konventionelle hinausgehen? Null!

„Ausführendes Ministerium für bodenständige Feindbildprojektion: Das „Ich“ des Menschen, das „erste Joch“, wo der ich-gläubige (oder auch: ich-hörige) Mensch im Schweiße seines Angesichts, seine Brosamen zusammenzukehren hat – und ja auch die anderen. Wehe, wenn nicht!

Er verhält sich ja so, weil er nicht anders kann, was ihm sein „Ich“ ja signalisiert. Das nennt man auch Opferverhalten.

„Ich musste ihn einfach töten, weil er aus dem Hals gestunken hat.“

„Die neurechts-braun-esoterisch und sich selbst verwaltenden Nazi-Reichsbürger-Terroristen sind an allem Schuld.“ „War da jetzt endlich mal alles drin? Und noch immer ist es keine Wahrheit.“

Gewohnte Denke in einem gewohnten System, mit gewohnten Darstellern aus Pro- und Antagonisten, mit ihren gewohnten Verhalten. Übliche Verdächtige und ihre üblichen sich gegenseitig Verdächtigenden.

„Neues aus dem Aquarium: Die Fische beschweren sich wieder über das schmutzige Wasser. Aus der Werbung: Wasser. Jetzt auch in nass.“

Nicht nur in der Aufklärer-Szene wird allzu gerne „ein Fass nach dem anderen aufgemacht“ und irgendwann meint man, dass die Brühe doch endlich mal überschwappt.
Doch in der Regel wird das ganze Ungemach nur in ein größeres Fass gefüllt mit derselben Aufschrift: „Die Schuld der anderen“.

Vorletzte Woche: „Nächste Woche geht die Welt unter.“ Verdammt, ich muss noch einkaufen.“ Letzte Woche: „Das Besatzungsstatut ist ausgelaufen.“ „Ach…, wieder mal.“ „Die Reichsbürger und die Außerirdischen sind…“ „Den kenn‘ ich schon… der ist gut.“ Diese Woche: „Es gibt wieder HLKO-Besoldung…“ „Das klingt ja interessant. Wo muss man da den Antrag stellen?“

Scheinskandale und Scheinskandalverursacher, Scheinbeschäftigung in lebloser Hoffnung, das Alte möge sich nochmal erheben – ein Stelldich-Schein mit Themenspannweite.

Jedoch hat es wenig mit Wahrheit zu tun, die „anderen“ nur der Lüge zu bezichtigen, um dann vollmundig bereits die Wahrheit für sich verbuchen zu wollen.
Wahrheit ist wie Bewusstsein, beides gehört niemandem, obwohl es jeden betrifft und mancher dies gern für sich in Anspruch nimmt. Das wirkliche Nutzen, steht auf einem anderen Blatt.

Was gern unter „Wahrheit“ verstanden wird, klappt am besten mit der Angst-Information, dass „sie“ (wer das auch sei) uns (wer das wohl wieder sein mag) ja vernichten wollen.
Ich mag da beunruhigend einwirken: Man stirbt nur am falsch gelernten Umgang mit der selbst erzeugten Angst, wobei Gewalt nur das Werkzeug der selbsternannten Unwissenden ist – wie auch ihrer vorgeschickten Gegner. Das Niveau ist stets auf Augenhöhe.

„Magic Mushrooms Make Meschugge.“

Tatsächlich wird einfach zu wenig gedacht, weil das Denken durch ein Verdrängungsverhalten ersetzt wurde, was somit kein Denken ist.
Denken führt zu Veränderungen in der Persönlichkeit (Ich), also etwas, was das „Ich“ zu vermeiden versucht. Dafür gibt’s die Belohnung.
Deshalb mag das „Ich“ das Alte, was es kennt, weil es weiß, der Mensch ist dann beschäftigt und kommt nicht auf „dumme Gedanken“.
Und nur einen „Hammer“ gegen einen anderen „Hammer“ austauschen zu wollen, hat auch nichts mit Denken zu tun. Nochmal Glück gehabt.
Aber wehe…, wehe, wenn man wirklich zu denken beginnt… Ja, dann… dann ist man auch schon weg vom kollektiven Fensterplatz… und dem weiten Blick… in die Vergangenheit.

„Gestern war alles besser.“ „Und wie war es mit vorgestern?“

„Es herrscht Verdrängungswettbewerb auf der ‚Reise nach Jerusalem‘.“

Es gibt ja auch jene, die sagen, man könne nicht denken und alles sei gelenkt oder eine Illusion.

„Wir lassen beseitigen.“

Wahr und Wahrheit
Wenn ein statischer Ausdruck „wahr“ ist, bedeutet das noch lange nicht, dass auch die „Wahrheit“ damit zu Tage getreten ist. Für gewöhnlich hat man nur einen „Ist-Zustand“ festgestellt, der damit ggf. auch eine Aufgabe in sich trägt.

„Das ist ja alles eine Katastrophe.“ „Ja, dann mach’ was (was auch immer „was“ ist).“ „Wo soll man da denn anfangen?“ „Am besten dort, wo man die eigenen Hände wirksam zum Einsatz bringt. Es gilt nur zu erkennen, dass nicht jedes wahrgenommene Problem dort gelöst werden muss, wo es in Erscheinung tritt.“

„Wahrheit ist das, was funktioniert“, hat Ernst von Glasersfeld einmal gesagt. Bei der Feststellung von statischen Ist-Zuständen ist der Wahrheitsfindungsprozess demnach nicht abgeschlossen. Es folgt die Frage: Ja, wenn das nicht funktioniert hat, wie kann es funktionieren? Und das wiederum erfordert die Gestaltung von Prozessen, die zum Zeitpunkt der Feststellung des Ist-Zustandes noch nicht existieren. Aha! Darum geht es!

Um also etwas zu (er)schaffen was „funktioniert“, dem auch ein Um- und Weiterdenkprozess vorangeht, muss man natürlich erst einmal erfahren, wie es nicht funktioniert.

Zum Beispiel führt das gewohnte „Problem-Lösungskonzept“ zu vermehrter Komplexität, weil wahrgenommene Phänomene (Klassisch: Probleme) dort gelöst werden sollen, wo sie sicht- und spürbar in Erscheinung treten und so zusätzliche „Betreuung und Spezialisten“ für das jeweilige Phänomen notwendig werden.
Es entsteht ein gemeinsames und endliches Herumlaborieren aus bunt-beschäftigtem Wuseln, Grabenkriegen, Diskussionen, Schuldzuweisungen und teuren Experimenten.

„Für jedes Problem, die richtige Lösung.“ „Oh, Gott.“

„Möchten Sie Probleme lösen oder nur kaschieren?“

Je komplizierter und teurer die Lösung ist, desto größer ist der Betrag auf der Rechnung. Am Ende bezahlt immer der Wertschöpfer. Viel hilft viel.

„Ab 5ml Morphium wird’s undeutlich.“

Wahrgenommene Probleme werden klassisch bekämpft, für gewöhnlich mit noch „wirksameren Medikamenten“ gegen die auftretenden Symptome – nach dem Prinzip: „vom mehr des Selben“. Alten Tabletten verpasst man in der Regel nur eine neue Verpackung und nennt es dann „Cloud“, CIM oder SOA.

Nichts gegen IT, doch falsch eingesetzt und mit isolierter Sichtweise oder gewohnter Problem-Lösungsorientierung und „etablierten Standards“, ist es wie ein Backstein am hinteren Ende einer Brieftaube, dem man ständig Aufmerksamkeit widmen muss. Dafür gibt es dann wieder einen „Spezialisten“ (*Kopf schüttelnder Smiley*).

Erst neulich hat ein Arzt den Rechner aus dem fünften Stock zur IT-Abteilung „heruntergefahren“.

Mit der Neuorientierung hin zu mehr Bewusstsein und Selbstentwicklung des Menschen im Bereich basische, vegane, vegetarische und rohköstliche Ernährung, braucht man irgendwann auch weniger IT im Krankenhaus. An wem liegt’s? Am Menschen selbst. Doch der ist lieber Opfer seiner Konditionierungen.
Was für den „Bioanzug“ gilt, gilt auch hinsichtlich der Fremdbestimmung in der Psychologie. Fremdreflektion, statt Selbstreflektion, also lieber gewohnte Betreuung oder Entwicklung der Persönlichkeit (Umprogrammierung des „Ichs“).

Ohne geht’s nicht
Das ohne Umdenken das ganze Tamtam nur ein Ende hat, lässt man nur zu gerne unter den Tisch fallen, denn man mag ja „die Märkte“ nicht beunruhigen. Gemeint sind die Teilnehmer, die weiter „die alte Nummer schieben“ wollen.

Findet kein Um- und Weiterdenkprozess statt, bewegt sich der Mensch in einer Kreisbahn – für gewöhnlich mit einem Durchmesser, dass er seiner Vorstellung erliegt, er bewege sich gerade aus. Dafür sorgt seine gewohnte Programmierung, an der er nur allzu gern festhält, während sich „endlich etwas ändern muss“.

„Im Bundestag trägt man jetzt Schuhe mit den Absätzen nach vorne.“ „Warum das denn?“ „Damit man das Gefühl hat, dass es endlich wieder mal auswärts geht.“

Die letzten zwölf Jahre haben gezeigt, dass zwar laut geklagt wird, jedoch das allein genügt nicht. Ebenso wenig reicht es, nur die Unsäglichkeiten aufzuzählen, um dann bereits von Wahrheit sprechen zu wollen – während man dabei „Andere“ als Schuldige und Verursacher stigmatisiert hat.
Das ist jedoch nur eine Verdrängung – es wirkt nur die übliche Programmierung, die zu den gewohnten Ergebnissen führt.

„Wild, wild, Lover“, Benny Joy

Von schnell wirksamen Lösungen
Was so als übliche Lösungen in der Szene (Ich mag den Begriff „Szene“ sehr. Er traktiert so schön die Nerven jener, die sich darunter nichts vorstellen können, während sie beauftragt „ermitteln“ sollen) aufgetischt wird, sorgt immer wieder dafür, dass irgendwer irgendeiner möglichen Geldquelle hinterherrennt, oder er sich mit den Mitteln der alten Ordnung wieder erhofft, endlich erfolgreich zur Wehr setzen zu können.

So fällt eine Mehrheit immer wieder auf ihre eigenen Verhaltensmuster herein, in denen sie wohl hoffnungslos verfangen ist und sich andere den Spaß machen oder mehr aus Dummheit, sich gegenseitig „über den Tisch zu ziehen“. Zumindest gibt man sich dabei gestärkt patriotisch.

„Schatz, gestern haben wir Südamerika erobert, alle Indios getötet und das Gold auf die Schiffe verladen.“ „Das klingt doch nett, mein Schatz. Wir essen dann pünktlich, nachdem du den Müll rausgetragen hast.“

„Damit wir uns erfolgreich verteidigen konnten, mussten wir die anderen erst bis aufs Blut reizen.“

„Die Regierung verhandelt nicht mit jenen, die sie selbst zu „Terroristen“ gemacht hat.“

„USA: Der Russe ist der wahre Feind.“ „Putin: Das ist doch nur eine Projektion.“

Erst die Tage kam wieder eine E-Mail: Man könne jetzt 1.950 Euro HLKO-Besoldung bekommen, mit einem anderen Nummernschild herumfahren und sein Haus und Grund sichern.
Es ist ja nicht schlimm, wenn man mal einen Testballon startet, aber in fünf Jahren, in regelmäßigen Abständen zu denselben Themen? Und dann heißt es immer: „Die Anderen sind noch nicht soweit.“

Die Szene geht solchen Träumereien nur allzu gern auf den Leim, denn ist Eigentum, Besitz und Abgrenzungen nur Erfindungen des „Ichs“, was sich gegen Veränderung zur Wehr setzt.

Wie gesagt, nicht die Deutschen sterben aus, sondern nur ihre Denk- und Verhaltensmuster. Der Vorteil der Deutschen liegt also klar im Umdenken.

„Carlo Schmid hat gesagt…“ „Weiß ich…“

„In 2006, 2007 und 2010…“ „Kenn‘ ich…“

„Sigmar Gabriel: Wir haben gar keine Bundesregierung…“ „Hab‘ ich auf’m Handy…“

„Die BRD als Rechtsnachfolger des dritten Reichs…“ „Hab‘ ich auch auf’m Handy…“

„Nach Rustag…“ „Sagt mein Schornsteinfeger auch immer…“

„Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht…“ „War nur Wahlpropaganda… erzähl‘ mal was von Morgen…“

„Die CDU erzählt was von Bewerberansturm bei der hessischen Polizei…“ „Der ist gut. Den muss ich mir merken.“ 😀

Alternativlose, musikalische Zwangsuntermalung: