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Das Märchen von der geglaubten Armut

Lesezeit: ca. 17 Minuten

(v1.2*) „Lern‘ erst mal was, geh‘ arbeiten, damit du mal was wirst.“ So oder ähnlich hat vielleicht der eine oder andere jenen Moment erlebt, der ihm vermitteln sollte, dass er erst dann etwas „wert“ sei, wenn er über Macht, Geld, Eigentum, Besitz, Hab und Gut und so dem gewohnten Bild entspricht.
Späteres Kämpfen wird damit begründet, weil es ja zu wenig von dem gibt, was er benötigt, um „sein“ Erreichtes weiter erhalten und  mehrenzu können.
So versandet sein Tun in immer kleineren Unwichtigkeiten, Kleindenken und „Erbsenzählereien“.

„Wir haben heute den weit entferntesten Stern gesehen und das kleinste Teilchen beobachtet. Was gibt’s heute in der Kantine?“

„Fußball funktioniert nicht, wenn man jedem Spieler einen eigenen Ball gibt.“

Frage: Wie lange möchten Sie noch spielen?

„Ein Spiel funktioniert in dem Moment nicht mehr, wenn man erkennt, dass „Sieger“ und „Verlierer“ nur Rollen in einem Nullsummenspiel sind, basierend auf den gleichen Denk- und Verhaltensmustern unter denen man sich des Kampfes willen zusammengefunden hat. Aus diesem Grund ist es auch Wurst, wer die Geschichte schreibt.“

„Das zweitkleinste Fürstentum ist die Familie – das kleinste: die Beziehung des „Ichs“ zu „seinem“ Menschen, was über ihn herrscht.“

Den Unfug kann man letztlich erst im Nachgang erkennen, mit denen ein Mensch in gewohnter Fremdbestimmung „befüllt“ wurde/wird.

Das Generationsversprechen: „Wir wollen, dass Ihr es mal besser habt, als wir…“, fungiert dabei als reine Wissensberuhigung im praktischen Hochformat, während die Bedingung „… wenn ihr so seid, wie uns das gefällt“, in der Regel unausgesprochen bleibt. Jedoch stehen beide Bedingungen in Wechselwirkung und verkörpern so den gesellschaftlichen Verfallsprozess.

„Gute Nacht, Freunde. Es wird Zeit für mich zu gehen…“

Die Bedingung, man müsse erst etwas werden – meist im Haben, denn sonst sieht man ja nix – deckelt geschickt, die noch innere Leere des entwicklungswilligen, jungen Menschen.
Und so versucht er fortan durch in Besitznahme von Materie diese Leere „befüllen“ zu wollen. Eine Weile scheint es sogar zu funktionieren.
Doch irgendwann erhebt sich die Leere wieder in ihm, die er durch gewohnten Konsum zu befriedigen versucht (Bei mir zeigt sich dies durch Übergewicht.), was er mit Geld kaufen kann oder zunächst arbeiten geht, um es dann später zu erwerben.

Man „wackelt“ mit dem was man hat, bis jener kommt, der das „Wackeln“ zu besitzen versucht, um ihn später ebenfalls in „Besitz“ zu nehmen oder sich fürs „Wackeln“ bezahlen zu lassen.

Ein erworbenes Produkt wurde wiederum von einem anderen Menschen geschaffen, der dafür mit Geld belohnt wurde. Beide kennen sich nicht wirklich, doch funktionieren sie nach den gleichen Merkmalen. Nicht umsonst mag Geld lediglich „der Fensterkitt der alten Ordnung“ sein.

Dazwischen – im An- und Verkauf – hat man eine Position, wo das Geld (durch „Gewinn“) von selbst zu einem kommt – solange der „Rest“ dafür arbeiten geht – dabei fest daran glaubt, erst etwas werden zu müssen. Sie erkennen worauf das Geschäftsmodell basiert? Gesellschaftliche Selbstausbeutung unter dem Aspekt konventioneller und gesellschaftlich als „normal“ deklarierter Denk- und Verhaltensweisen und Unwissenheit.
Man könne „dagegen“ ja gar nichts machen, ist lediglich der Ausdruck dafür, sich dem eigenen Umdenkprozess fremdbelohnt(!) vom Hals zu halten. Denn dieser würde wirklich zum Fall eines Herrschers führen, dem eigenen „Ich“.

These: Die Menschen sind bereits eins, jedoch herrscht zwischen ihnen eine Verdrehung, die sie gegenteilig agieren lässt.

Und da der gewohnte Denker in der Regel nicht „Herr über sich“ selbst ist, versucht er sich lieber darin, „Herr über andere“ sein zu wollen. Und schon haben wir die gute alte Hierarchie und auf der anderen Seite warten sie gewohnt fürs Untergebensein belohnt zu werden – belohnt mit mit Zahlen bedrucktes Papier oder Privilegien.

Für den Gläubigen, der seinen Wert mit Geld, Eigentum, Besitz, Hab und Gut zu bemessen meint, ist er Unterschied zwischen „Vermeidung von Armut“ und jemanden der sein Denken und Handeln am Leben selbst ausrichtet, nicht erkennbar.

Er glaubt an die Illusion des Geldes, des Rechts, „gerechte Vorgesetzte“ und sieht, in jemanden, der kein Geld hat, einen Armen. Jedoch erblickt er nur seine eigene innere Leere, die ihm seine einstigen „Betreuer“ „mitgegeben“ haben.

„Ja, dass ist mein Sohn. Der taugt aber nichts.“

„Du bist solange gut, solange mir das gefällt.“

Möchte man an der Institution weiter festhalten, so ist die „Familie“ stets die Geburtsstätte einer Ordnung, bis heute durch gewohnte Anerziehung von Gehorsamsbereitschaft und belohnter Obrigkeitshörigkeit das Verhältnis aus Vorgesetzten und Untergebenen. Damit verbunden: gewohnte Betreuung unter Aushebeln der natürlichen Entwicklung in Vernunft und Gewissen. Nachfolgende Institutionen, Kindergarten, Schule/Bildung, Staat, Kirche und Unternehmen, machen sich diese anerzogenen Denk- und Verhaltensweisen nur zunutze.

Jene, die sich der Aussage bedienen, man müsse ja erst mal etwas werden, kann man jedoch keinen Vorwurf machen, da sie es nicht anders kennen und selten kennen mögen. Das erkennt man jedoch erst viel später und damit auch die eigene Aufgabe.

Der Mangel an innerer Entwicklung (Bedarf) sorgt dafür, dass man sich allzu oft auf „die Suche“ macht und auf jene trifft, die einem Abhilfe zu verschaffen versuchen, durch den Verkauf von Produkten, Privilegien, Dienstleistungen.

„Wir sind der richtige Partner für Ihre Probleme.“

Nicht viel anders erlebt es der Einzelne, wenn er sich einen Lebenspartner sucht.

„Wer die Liebe sucht, trifft für gewöhnlich nur jene, die sie ebenfalls suchen.“*

Das damit Machtstrukturen vorprogrammiert sind, wird den Teilnehmern erst dann bewusst, wenn sie sich auf diese gewohnten Vorstellungen einlassen und nicht selten daraus ein taktisches Opfer/Täter-Spiel wird, was sich am Ende in Luft auflöst. Schräg wird es, wenn noch vor der Beziehung – also bei der Suche – bereits „taktisch“ vorgegangen wird. Das wird so nichts, die Enttäuschung ist dabei schon mit eingebucht.

Es macht auch keinen Sinn, nur etwas zu „haben“, weil es andere ja auch haben, damit man sein „Ding“ irgendwo reinstecken kann, während auf der anderen Seite heftig mit dem zu füllenden „Gegenmerkmal“ geworben wird.

„Geile, jedoch vergiftete „Fliege“ trifft auf fleischfressende Pflanze.“

Nach einer Enttäuschung, der zunächst die eigene Selbsttäuschung, die sogenannte „Vorstellung“ vorausging, später nach dem gleichen „Beuteschema“ loszuziehen, führt in der Regel nur zu gleichen Ergebnissen. Was zunächst folgt, sind Sondierungsgespräche und Friedensverhandlungen noch vor dem späteren Kriegsszenario. Dabei werden in Nebensätzen die Bedingungen für eine frühzeitige Kapitulation oder zur Erhaltung des späteren „Hausfriedens“ bereits in den Raum geworfen.

Der suchende „Verletzte“, macht sich nicht selten auf, in allerlei Hüllen verpackt und mit taktischen Waffen ausgestattet, den neuen Partner „entsprechend“ seiner „Vorstellungen“ und „Programmierungen“ zu weiteren Vermeidungen weiterer Verletzungen auszuwählen. Wer würde schon ahnen, dass er durch seine Denk- und Verhaltensweisen fremdgesteuert ist – also sein „Ich“, was nicht mehr an seine erste Verletzung in seinem Leben erinnert werden möchte – als es für die eigne Entwicklung von einer Autorität bestraft wurde.

„Kinder grillen macht mich froh, und Erwachs‘ne ebenso.“

Der Mensch hat also im Kern nichts zu sagen, es sei denn, er stellt seine ihn beherrschenden Denk- und Verhaltensweisen in Frage, die Regelwerke jenes Systems, die er sich selbst geschaffen hat.
Wer sich ja für „unschuldig“ zu halten meint, geht nur den „Befehls- und Glaubenssätzen“ seines „Ich“ nach, wobei es noch nicht einmal so etwas wie Schuld gibt und nur eine Erfindung ist, um die „Unter-Haltung“ eines anderen damit rechtfertigen zu wollen.
Es geht um die Verhinderung von wirklicher Entwicklung, die in die Materie gelenkt und mit Merkmalen wie „Eigentum“ und „Besitz“ ausgestattet, in den gewohnten Umweltszenarien mündet.

„Der Mensch ist nicht schuldig, sondern stets nur für sein Fühlen, Denken und Handeln verantwortlich. Hingegen ist es seine Aufgabe, sich zu entwickeln – die Verantwortung gegenüber sich und dem Leben selbst. Das System erinnert ihn durch seiner verdrehte Art und Weise, die er laut seines „Ichs“ jedoch für „normal“ erachtet. Das, was er beobachtet, was ihm begegnet, erinnert ihn nur daran.“

Das Joch des Menschen unter seinem „Ich“ zeigt, im Rahmen seiner Fremdbestimmung, dass Bedingungslosigkeit noch Lichtjahre entfernt erscheint– und gleichzeitig doch so nahe ist. Es ist lediglich eine Entscheidung, sich auf diesen Weg (der eigenen Entwicklung) zu begeben.

„Die Welt verändert sich nicht, indem man sie nur betrachtet. Man verändert sie, indem man Entscheidungen trifft. Seht nach oben, der Himmel steht offen.“ „Amelia Wren“, The Aeronauts, 2019

Fremdbestimmung existiert lediglich, weil man sich kollektiv von der Entwicklung in Vernunft und Gewissen verabschiedet hat und dies dafür belohnt unterlässt.
Denn es ist Humbug zu sagen, dass es vernünftig sei, nur genug Geld auf dem Konto zu haben, wobei es sich nur um „Sichteinlagen“ handelt. Zahlen, die erst durch den Glauben daran zu „Geld“ werden, damit man das Kaufen kann, was man „braucht“.

„Ich brauche dich“, hört sich im Kern ziemlich schräg an.

Man kann mit dem System der alten Ordnung jedoch dahingehend leicht umgehen, wenn man das Rollenspiel, das „so tun, als ob“ erkennt und bewusst nur eine Rolle spielt, statt sie „alternativlos“ nur zu sein. Denn so bleibt genug „Freiraum“ für Analyse von Geschehenem zur eigenen Entwicklung. Davon gibt es im Kern zwei Richtungen: die eine führt in die Weiterentwicklung, die andere in Richtung vergehen.
Es ist nicht der Mensch der vergeht oder sich entwickelt, sondern seine Denk- und Verhaltensweisen und die Art, wie er dadurch mit der Welt interagiert.

„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Bedeutungen, die wir den Dingen verleihen.“ Epiktet, 2.0

Der Grund, warum künstliche Strukturen lediglich Übungsplätze sind: Es geht letztlich darum zu erkennen, wie es nicht funktioniert, um die andere Seite der Medaille dadurch zu erkennen. Jedoch wurde dies „irgendwie“ vergessen.
So wurde aus dem einstigen Spiel zwischen „Räuber und Gen-Darm“ durch den Glauben an die Ablenkung „Geld“ ernst.

„Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“ Paul Watzlawick

Während sich im Leben alles von selbst regelt, versucht der Mensch unter den Vorstellungen seines „Ichs“ innerhalb des von ihm geschaffenen Systems alles Mögliche traktieren zu wollen, was selten überdauert – oder, wie in diesen Zeiten, erst gar nicht mehr funktionieren (sollen).

Wissen Sie, warum das Leben es selbst regelt, weil es über Selbstorganisation, Selbstreglung und Selbstliebe verfügt. Der gewohnte Denker glaubt hingegen daran, dass er etwas kontrolliere – besser: sein „Ich“ denkt das „vorsorglich“ für ihn.

Was sich in so manchem Szenario vor den Augen der Teilnehmer auflöst, ist lediglich eine Art Heilungsprozess. Denn die meisten vom Menschen (basierend auf seinen Denk- und Verhaltensweisen) geschaffenen Strukturen, entspringen anerzogenen parasitären Vorstellungen des „Ichs“, die ihn „haben“ und dabei das „Sein“ verdrängen lassen.

Der Mensch, der sich jedoch zum Leben bekennt, wird/ist somit ein untrennbarer Teil von ihm – in einer fortwährenden Entwicklung. Zu Beginn ist dies zunächst nur eine Entscheidung. Mehr nicht.
Selbstbestimmung unter Entfaltung von Vernunft und Gewissen, denen bisher nur ein „so tun, als ob“ jener beiden vorausging, beschreibt den Weg seiner Entwicklung. Nicht wenige wollen „mitgenommen“ werden, doch ist dies nicht möglich – hingegen können sie „mitkommen“.

Seine bisherigen Denk- und Verhaltensweisen, die das von ihm künstlich geschaffene System verkörpern, hat der Mensch dabei in Frage zu stellen. Zunehmend erkennt er dabei sein bisheriges „so tun, als ob“, in dem Fall die ihm bisher fehlende Authentizität und auch, dass er sich die ganze Zeit selbst etwas vorgemacht hat. Das nennt man das „jüngste Gericht“.

Kein Wunder, dass der gewohnte Denker – besser: sein „Ich“, diesem Moment möglichst lange aus dem Weg zu gehen versucht. Denn ist es seine „Existenz“, die bedroht ist.

Gehört? GEHÖRT? Was gehört wem?
Die Vorstellung, dass das, was sich zwischen den Beinen zur Welt bringt, gehöre demjenigen, der es gebiert und müsse wegen ihm den Schmerz erfahren, die er dem Neuankömmling später vorhält, ist letztlich ein Grund heutigem Vorhandenseins von Macht, Geld, Eigentum, Besitz, Hab und Gut: Märchenstunden zur getarnten Unterdrückbarkeit auf Belohnung hoffende glaubende Massen.

„Die Frage: Wem „gehört“ Deutschland, ist ungefähr so einzustufen, als ob man versuchte, ein Wort in Händen halten zu wollen.“

Die Mehrheit der Konventionen machen bei näherer Betrachtung nur „die Birne“ ihrer Verfechter weich, doch haben sie auch einen Sinn – nämlich um sie in Frage zu stellen.
Denn wie soll es anders werden, wenn man das Vorhandene nicht hinterfragt – besser: in Frage stellt. Das hat jedoch nichts damit zu tun, einfach möglichst lange nur dagegen zu sein.

Der gewohnte Pfad, man müsse für die eigene Erfüllung kämpfen, wird die Gläubigen sich in eine Schlacht führen lassen, die ihnen mitunter zum Lebensende noch nicht einmal bewusst ist. Nicht selten wird sich der Illusion hingegeben, nur weil andere es ja auch so machen, kann es nicht falsch sein und wenigstens ist man nicht allein.

„Mit keiner Materie des Universums kann man die innere Leere – einem hungrigen Schwarzen Loch gleichend – ausfüllen.“

Wenn Sie stets darauf erpicht sind, hier eine endgültige Antwort erblicken zu wollen, finden Sie diese nur in sich selbst. Das ist auch gut so, sonst bin ich am Ende doch noch schuld an ihren Verquickungen… 😀

„Zu hoffen, dass etwas anders wird, während man stets das gleiche macht, nennt sich Wahnsinn.“

„Ist das nicht das Ziel? Der Grund, warum wir kämpfen, um das Kämpfen zu beenden? Damit wir nach Hause kommen?“ „Tony Stark“, Avengers – Age of Ultron, 2015

*Oder: „Man bekommt immer das, was man sich nimmt.“

Nachtrag: Im Rahmen der Fremdbestimmung wird der nach „Wert“ Strebende stets vom Wohlwollen seiner Vorgesetzten abhängig sein. Fremdwertgefühl, könnte man auch sagen.