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Dass etwas wert sein soll

Lesezeit: ca. 11 Minuten

(v1.2*) Letzter Zeit beobachte und erlebe ich viele Gespräche, die sich um die Zuordnung von Werten bei Dingen, Handlungen und Nutzbarkeiten von Menschen mit Talenten und ihren praktischen Erfahrungen drehen.

Dass für manchen im Außen etwas wert sein soll, beruht auf der Tatsache, dass jener versucht, seine innere Leere mit Materie füllen zu wollen.
Ist dieser Prozess in Gefahr, so drehen nicht wenige Akteure am Rad. Dabei kann man ein schwarzes Loch mit keiner Materie des Universums füllen.

Die Leere beruht auf einer Verhinderung der natürlichen Entwicklung des Menschen im Sein, ein Phänomen aus gesellschaftlich als „normal“ deklarierter Fremdbestimmung und anerzogener Gehorsamsbereitschaft. Was „gut und richtig“ sein soll, wird „eingefüllt“.

Das Wesentliche ist dabei, den natürlichen Impuls menschlicher Entwicklung untergraben, unterwandern und aushebeln zu wollen, um so Veränderung zu verhindern. Denn es darf nicht sein, dass auch nur ein Einziger aus der Reihe tanzt, der das ganze Schauspiel hinterfragen und gefährden könnte.

So schuf man sich allerlei Klumpatsch und Annehmlichkeiten, welche gesellschaftlich als „wertig“ angesehen werden, während man es bei Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit, Liebe, Würde, Vernunft und Gewissen bei „marktgerechten Zerrbildern“ beließ.

Das innere Fundament besteht in der Regel aus Ansammlungen von mengenmäßigem Wissen, was sich aus der Außenschau angeeignet wird, während es in der Gesellschaft als „adäquat“ bezeichnet werden könnte. Das Gewohnte ist leichter zu akzeptieren, da es in das Bild passt und sich unauffällig integriert.

Wussten Sie, dass die Begriffe „Würde“, „Wert“ und „Wort“ den gleichen Wortstamm haben. Wenn am Anfang „das Wort bei Gott“ war, bedeutet dies lediglich, dass das Leben selbst das einzige von Wert ist. doch wie ist es im Rahmen der Konventionen des Systems? Es wird mit Füßen getreten.
Der Glaube weniger Akteure an ihre Reichtümer, Schätze und Geldmittel beruht auf dem verbreiten Glauben in der Masse, dass diese etwas von wert seien. Dabei ist Materie dazu gedacht, nur als Speicher für das gelernte betrachtet zu werden, und jede Handlung sie in ihrer Form zu ändern, ein Akt des Lernens.

Je automatisierter der Mensch, je mehr er sich technologisch „domestizieren“ lässt, desto mehr entfernt er sich von seiner eigenen Entwicklung. Bisher nutzte er die Zeit nicht wirklich, um sich selbst entwickeln zu wollen, denn auch in seinem Arbeitsalltag, machen sich Technologien, als „Heilbringer“ breit, die meist nur demjenigen zu gute kommt, der sie anbietet.
Kaschieren systemischer „Problemphänomene“ ist dem Menschen dabei zu Eigen, denn nur so kann er sich zum unabdingbaren Star seiner Branche machen. Doch je mehr Abhängigkeiten, desto leerer werden die Gesichter. Also bedarf es einer „Marktlösung“, die alle benötigen, damit das Leben – zumindest für den Anbieter als angenehm erscheint. Die Ursache bleibt „heilig“ und unangetastet. Wie sehr er sich doch etwas vormacht, der Mensch, der nur denkt, er sei klug und Weise.

Da die Würde (des Menschen) (nicht die des Staatsangehörigen, der Mensch lebt in keinem Staat, da dieser nur ein mentales Konstrukt seiner Abgrenzung wäre) unantastbar ist, verkörpert sie eine Erscheinungsform im Menschen als Wechselwirkung mit dem Leben. Dieses Phänomen stellt sich dann ein, wenn man sich zunehmend in Richtung der Regelwerke des Lebens selbstentschlossen entwickelt, die sich bei ihm durch Vernunft und Gewissen zum Ausdruck bringen, von dem sich u. a. Gerechtigkeit, erfahrbare Liebe, Frieden und Freiheit ableiten.

Wenn Ihnen das zu philosophisch klingen mag und Ihnen bei Ihren Alltagsproblemen nicht weiterhilft, so liegt es daran, dass es keine Werkzeuge der Verteidigung, des Kampfes, des klassischen Gewinnens und der Eroberung sind. Denn wenn Sie um Ihre Macht, ihr Geld und Ihre Besitztümer zu kämpfen meinen, und alles andere „Tinnef“ für Sie ist, dann macht es Sinn, wenn Sie sich hier die Zeit ersparen und ich später Ihre E-Mails nicht beantworten muss.

Es ist einfacher, wenn man erkennt, dass Macht, Geld, Eigentum, Besitz, Hab und Gut und der Vorstellung etwas oder jemand gehöre einem, nur eine Märchenstunde ist, ebenso dass das alles etwas Wert sein soll, als wenn man die schmerzliche Erfahrung in der Realität erst erleben muss, dass nur das Festhalten an diesen Vorstellungen schmerzlich ist.

„Ist das nicht das Ziel? Der Grund, warum wir kämpfen, um das Kämpfen zu beenden? Damit wir nach Hause kommen?“ „Tony Stark“, Avengers – Age of Ultron, 2015

„Es geht nicht darum den Krieg zu gewinnen, sondern darum ihn zu beenden.“ Captain Marvel, 2019

„Wie wäre es denn, wenn das hier unsere Schuld ist?“ „Wessen Schuld?“ „Unsere… der Briten.“ „Und das ist dein Ernst?“
„Ja. Ich meine, das machen wir doch sonst, oder? Wir tun so was doch, seit vielen Jahren mit unschuldigen Menschen. „Georgie, ruh‘ dich aus!“ „Nein. Was ist, wenn das unsere Strafe ist?“ „Nein, ist es nicht. So läuft das eben nicht.“
„Überleg‘ mal, wie haben sich die Menschen gefühlt, die im Urwald gelebt haben und zum ersten Mal Weißen begegnet sind? Diese Weißen kamen nicht in Freundschaft. Sie brachten den Tod. Die Weißen streckten sie mit Kugeln nieder. Diese Weißen sind wir. Wir Briten ziehen um die Welt, eignen uns das Land an und bauen Eisenbahnlinien, Maschinen. Rauchfahnen, Metall. Alles nach unserem Vorbild. So sind wir. Wir metzeln Menschen mit Kugeln und Feuer nieder und alles was sie haben sind Steine und Speere.“
„Das ist doch Blödsinn, George.“ „Wieso?“ „Weil es Blödsinn ist.“
„Glaubst du nicht, dass wir eine Mitschuld tragen?“ „Nein. Das mein‘ ich ganz und gar nicht. Nein. Wer bestraft uns denn? Gott? Und das soll der selbe Gott sein, der Menschen und Marsianer gemacht hat? Du glaubst, dass Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde und Mars ist?“ „Aber wer sonst?“ Dialog „George und Frederick“, War of the Worlds, BBC

In all diesen Angelegenheiten geht es auch nicht um fadenscheinige Kompromisse oder oberflächliche Zustimmungen und heftiges Nicken. An einen Friedensvertrag würden letztlich nur jene glauben, die ihn verfasst und unterschrieben haben, während der Rest weiter dem alten Schmunzes nachgeht und sich nicht wirklich etwas geändert hat – also die wesentliche Aufgabe in keiner Weise erfüllt wäre.

Mit einem „Kaiser“, einem „Reichskanzler“ oder einer mit „Preußen“ bezeichneten Fiktion, holt man keinen mehr „hinter dem Ofen“ vor und nur daran festzuhalten, um der alten Zeiten willen – also mehr an der geglaubten Vorstellung, dass gestern alles besser gewesen sein soll, kommt man nur weiter, wenn man das Verhalten hinterfragt, was zu dieser Einstellung führt.

P.S. Es so auszudrücken: Auch der Zweifel ist nur ein Konzept der Verdrängung. Er hält den selbsternannten Zweifler in einem (nur scheinbar) sicheren Abstand.

Nachtrag: Jede Handlung machen Sie im Grunde nur für sich selbst und nicht um Aufmerksamkeit und Belohnung von anderen zu erhalten. Es geht immer nur um Sie und Ihre eigene Entwicklung. An diesem Punkt können Sie auch erkennen, ob Sie „marktgerecht“ agieren, während das Geld die innere Leere füllen, die anstehenden Rechnungen begleichen und Ihr Hab und Gut mehren und sichern soll, von dem Sie glauben, es gehöre Ihnen.

Die Herausforderung ist keine gewöhnliche und auch nicht mit gewohnter Denke und Traktieren zu bewerkstelligen. Und jene, die glauben, sie wären Menschen, glauben auch an einen Staat, künstliches Recht und Gesetz und Vorgesetzte: Es ist ein Irrglaube.

Das Leben kennt keine Staaten, sondern nur das „Ich“ des Menschen, was sich vor Veränderung weiträumig zu schützen versucht. Also:

„Immer ein Ding der Unmöglichkeit nach dem anderen.“ „Jean-Luc Picard“, Star Trek: Picard, 2020

Denken Sie bitte nicht darüber nach, wie man dass denn den „anderen“ erklären soll. Denn lautet die Frage einzig und allein: Wer las gerade diesen Text?

Nachtrag: Ob Sie also der klassische Egoist sein wollen, also im Haben, Mehren, Sichern und Verteidigen (lassen) Ihrer Besitztümer oder eine andere Art von Egoist sein wollen, der sich im selbst entwickeln austobt, wo Dinge und Besitztümer zu Nebenschauplätzen werden und Gelassenheit, Ruhe und Frieden bei Ihnen einkehren, darüber entscheiden Sie.

So etwas wie „Sicherheit“ können Sie nur in Ihrem Inneren erreichen, denn Papier ist und bleibt nur mit Zahlen bedrucktes Papier und all Ihre Güter und Menschen, über die Sie meinen entscheiden zu wollen, sind alles geglaubte Märchenstunden.

Das Leben beschenkt sich immer nur selbst. Alles andere ist nur von Gestern. Und wenn gestern alles besser gewesen sein soll, was ist dann das Heute aus Sicht des Morgen?

Und was die Liebe angeht? Das Leben liebt sich durch den Menschen. Der Mensch ist in etwas Größerem eingebettet, als dass er dies auf den ersten Blick erkennen mag. Solange man die Liebe sucht, solange wird man stets nur andere treffen, die ebenfalls am Suchen sind.

Machen Sie doch mal was für sich selbst.