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Der bedingte Mensch

Lesezeit: ca. 4 Minuten

Was muss man erst alles noch erleben, um ein paar Menschen zu treffen, die alles andere, als vordringlich materiell orientiert sind? (Ich schreibe extra „vordringlich“ weil es nicht um „entweder oder…“, also Haben oder Sein geht.)

Eine Frage, die mich seit über vier Jahren begleitet.

Auffällig dabei ist, dass jene in der Regel nur das annehmen, was ihnen einen sofortigen oder alsbaldigen zu Materie führenden Vorteil genügt und/oder zur Lösung bereits bestehender, materieller Probleme hilfreich erscheint oder ihre durch Materie bestehende Sicherheit weiterhin gewährleistet.

Spricht man sie an, so wissen sie zwar über die Notwendigkeit des Weiterdenkens und damit verbundener Anpassungen „eigentlich“ Bescheid. Und wenn man sich mit ihnen austauscht, macht es auch den Eindruck, dass sie auch das alles wissen, worum es wirklich geht. Doch verlässt man den Dialog, so stellt sich recht schnell bei ihnen das gewohnte Denken, Handeln und Argumentieren ein.

Das habe ich über die Jahre mehr als genug beobachtet. Auffällig ist dabei die Instrumentalisierung der Umgebung, um das Erreichte auf irgendeine Art und Weise mit allen Mitteln zusammenhalten zu wollen. Und je „ausnahmiger“ die Situation ist, umso größer ist nicht selten die damit verbundene Wunschvorstellung.

In der Regel kann man die wahrgenommenen Probleme nicht mit der gewohnten Denkweise (also über die Symptombekämpfung und nach dem Prinzip: vom mehr des Selben) und auch nicht durch Erfüllung von Wunschvorstellungen, „wie es am besten gemacht werden müsste“, lösen.

„Ein Problem kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, aus dem es entstanden ist.“

„Eine Einstellung kann man nie durch Beibehaltung der Gewohnheiten ändern.“

Es gilt die Ursachen im Sachverhalt zu erkennen und an der Quelle den Schalter umzulegen. Und dieses Vorgehen ist erfahrungsgemäß bei jedem wahrgenommenen „Problem“ anders. Das ist auch logisch zu begründen: Denn dann gäbe es auch nur einen Roman von „Sherlock Holmes“ – weil alle Fälle ja „gleich“ wären. Womit sollte man also Vielfalt erklären, wenn alle „Probleme“ gleich sind?

Und das wiederum lässt die Frage aufkommen, welche Prinzipien grundsätzlich dahinter wirken. Das ist auch das eigentliche Hinterfragen und führt in der Regel zu Klarheit. Erst dadurch überwindet man auch die gewohnte „Fachsichtweise“ und gelangt zur Ebene der Sachzusammenhänge und Wechselwirkungen.

Jemand, der jedoch keine Affinität dazu hat, wird sich gewohnt mit den sicht- und spürbar wahrgenommenen Problemen (nicht selten auch geplante und bewusst vorgeworfene Inszenierungen) auseinandersetzen, was in der Regel in gewohntem Widerstand (und damit verbundener Selbsthaltung und Beschäftigung und nicht selten später folgendem Aufgeben, Rückzug) verbunden ist.

Und häufig herrscht die Vorstellung, den(!) Verursacher in einer menschlichen Form für das eigene Unwohlsein verantwortlich machen zu wollen – Beschuldigung, Stigmatisierung und Verdrängung. Und dann wäre das Problem gelöst.

Wenn man Widerstand erfährt, ist der gedachte Weg nicht weit genug gedacht. Wer zudem nur die gewohnten Mittel seines Verstandes (einmal gelernte Werkzeugkiste) zulässt, wird irgendwann erkennen, dass diese „Werkzeuge“ nur eine Weile wirksam und irgendwann nicht mehr ausreichend sind.