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Der große Houdini

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Die Vorstellung ist seit Tagen ausverkauft. Saal und Ränge, drängen sich Zuschauer dicht an dicht. Der Magier betritt die Bühne, steht einfach nur da und lässt seinen Blick über die Gesellschaft gleiten. Atemloses Schweigen erfüllt den Raum, zerrt alsdann an den Nerven erwartungsvoller Zuschauer.

Den Hut ziehend, verneigt sich der Magier und aus seinem Zylinder entspringt die „Vernichtung von Geburtsurkunden durch die Behörden“. Das Publikum weicht entsetzt zurück.

Ein rasch hervorgeholtes Kartenspiel, teuflisch bunt bedruckt mit Vermutungen über mögliche Zwangsabgaben und  Enteignungsszenarien durch das Finanzamt, erfüllt ebenfalls seinen Zweck bei den Zuschauernden.
Der satanische Blick des Magiers fällt auf das sich anonymisierende Publikum. Wer mag heute wohl den „Schwarzen Peter“ ziehen, während kurz danach ein Mann auf den hinteren Stühlen leise zu weinen beginnt. Danach folgt die zweigeteilte Blondine mit der Bargeldabschaffung.

Die Illusion ist perfekt und das Entsetzen des Publikums groß, als sich aus Magiers Hand das Besatzungsstatut über den spärlich bekleideten Leib der Blondine ergießt und ein winzig kleines Segelflugzeug zarte Nebelstreifen im Raum verteilt.

Aus einer Bodenklappe erhebt sich dabei das ach so bedrohte Bodenrecht in eine gespenstisch anmutende Situation hinein, die dem unschuldigen Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren lässt. Alsdann löst sich „Deutschland“ in dieser letzten Vorstellung in einem Magnesiumblitz vor den Augen fahler Publikumsgesichter auf, wohl einer der besten Tricks.
Und während man sich vom Schock erholt, windet sich ein Antrag für HLKO-Besoldung wie eine Schlange um den Arm des Magiers, hin zu seiner erhobenen Hand – aber nur dieser eine – bevor das Papier in Feuer aufgeht.

Wenn das der Führer gewusst hätte.

Kein von Menschen geschaffenes Recht hält den Magier von seiner Darbietung ab. Sein Blick verfinstert sich und nichts was da noch gebeugt werden könnte, außer sein Haupt, denn alles ist wie seine Illusionen nur künstlich, während sich das belohnt willenlose Publikum über jene ergießt, die sich in der Vernunft glauben – ein  Zerrbild einer düsteren zu Fleisch gewordenen Manifestation, entsprungen aus der Glaskugel des Magiers.
Im fahlen Licht zeichnet sich in dieser eine Welt gesetzloser Unvernunft, unerbittlicher Unterwerfung, Entfremdung und geistiger Aushöhlung ab.

Das ist das einzige Ziel dieser letzten magischen Veranstaltung, während sich das Publikum allmählich in einen augenlosen Körper transformiert. Deshalb war der Eintritt auch so günstig. Das Publikum selbst wird zum Werkzeug einer letzten Magie. Wortlos präsentiert sich die Pause vor den entleerten Augenhöhlen des Publikums.
Im Foyer alsdann der Volksempfänger, fast geisterhaft: Nachdem sich die Masse über die „Georgia Guidestones“ beschwert hat, hat sich die satanische Elite nun  dazu entschlossen, nur noch die Hälfte der Bevölkerung wegreduzieren zu wollen. Welche Hälfte, das sei, darüber schweige sie jedoch beharrlich. Die Deutschen wären aber in jedem Fall mit dabei.

Gut, dass ich keinen Personalausweis mehr habe und auch keinen „Gelben Schein“. Eine Sorge weniger.

Auf der anderen Seite versucht man im Zusammensuchen von Brosamen, um die nächsten selbstverwaltenden, neurechts-braunesoterischen Reichsbürger-Terror-Nazis ausfindig machen zu wollen.

Der gesetzlose Geldeintreiber – er nennt sich selbst „der Gerichtsvollzieher“ – freut sich auf seine allmorgendlichen Hausbesuche. Morgen gibt es 30 Euro für ein OWiG. Das lohnt sich immer – und das in Polizeibegleitung, da fühlt man sich nicht so alleine. Denn man kennt sich in der Szene.
Es könnte ja mal sein, dass man von zehn finster dreinblickenden BRD-Leugnern festgenommen wird – nach §127 StPO. Wenn man das hinter sich hat, kann man sich von den verbliebenen Groschen eine warme Suppe an der Tafel teilen. Huhuh…

„Gut, dass unter der Führung des Reichs, die europäischen Völker in einer schöpferischen Gemeinschaft, eines Tages…schnüff…“

War Ihnen das jetzt sarkastisch genug? Mir reicht es schon lange.

Denn was nämlich beide miteinander verbindet, ist ihre letztlich nur ihre Angst vor dem was kommt. Und den Umgang mit der Angst haben jene auch noch falsch gelernt.