Ein Stück Papier zum Anlaß nehmend

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Gleich ob es ein „Gelber Schein“, ein Personenausweis, eine Identitätskarte, eine Verfassung (gleich welche), ein Stapel Gesetzbücher, ein Versicherungsschein oder sonst etwas sei.
Das Besitzbedürfnis findet seine Anfänge in kindlicher Vergangenheit und nährt sich aus einem ungeschriebenen Vertrag, entstanden aus bedingter Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, in der Hoffnung auf Ruhe, Sicherheit, Schutz, Anerkennung, Liebe und Aufmerksamkeit. Jedoch auch einhergehend: mangelndem Vertrauen und Angst vor Bestrafung, Erniedrigung, Entzug der Liebe durch Ignorieren, Ausgrenzen und Stigmatisieren.

Momente, wo man dem „System“ direkt ins Auge blickt und jenen, die sich der Methoden des Systems befleißigen. Und solange man nur das macht, was anderen gut gefällt, solange bedient man besagten Vertrag und die Fortführung des Systems.

Irgendwie ist die Suche nach dem „Schein“ für die Freiheit ein mehrheitliches Bestreben – verkennend, dass Freiheit nur im Inneren beginnt, wie auch der Frieden, indem man Verantwortung trägt und damit die Vernunft einhergeht. Leider hat man diesen Lernprozess im ganzen Leben bisher nicht bewusst gelebt und anderen ist daran gelegen, dass dies nach Möglichkeit weiter unterbleibt (Anmerkung: Allerdings ist dieser Moment, es noch unterdrücken zu können, längst überschritten).

Mag man in den Widerstand gehen, da es eine Form der Abnabelung darstellt. Doch wird verkannt, dass auch ein „dagegen sein“ nur ein Verhalten aus dem System heraus ist und zu keiner befriedenden Lösung führt. Denn fortan drehen sich die aus der Entscheidung heraus erstandenen „Gegner“ fleißig im Kreise, wohlmöglich in einer Spirale aus Bedrohung und Gewalt – beide verkennend, dass es im Gegeneinander nur eine Lösung gibt: Sieg oder Niederlage. Der klassische Kampf und hat nichts mit Freiheit zu tun, denn man schafft wieder jene Strukturen, die irgendwann dort münden, wo man sich gerade heraus zu winden versucht.

Der Kampf, gesellschaftlicher Ausdruck und Verdrängung gegen Bewusstwerdung, den Vertrag aus der Kindheit weiter erfüllend.

Und Gewalt? Nur ein Werkzeug Unwissender.

Denn was BEIDE antreibt, ist der Kampf gegen Unterwerfung durch den anderen, die sie einst in der Kindheit erleben mussten, wo ein Elternteil dem jungen Menschen die bedingte Zugehörigkeit auferlegte: „Solange Du Deine Füße unter meinen Tisch stellst…“.
Hieraus entwickelte der junge Mensch all jene Verhaltensmuster von selbst, nur um ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Dies wird dann im Kindergarten, in der Schule und im Beruf weitergeführt. Sucht er sich automatisch seine „Untergebenen“.

Und so entsteht auch die gesellschaftliche Ungleichheit durch Bedingtheit und Auferlegung der systemrelevanten Gesetzmäßigkeiten, die zu hierarchischer Ordnung führen – die nur Belohnung und Bestrafungsmethoden kennen.

Und dies nur, weil dem jungen ein älterer Mensch voranging, der das ebenfalls in seiner Kindheit so erlebt hat usw. Es zieht sich durch die Jahrhunderte wie ein Virus – ein Verhaltensvirus.

Warum sollte also gerade ein Stück Papier gesellschaftliches Miteinander regeln wollen, was seine Ursache in der eigenen menschlichen Psyche findet?

Provokant gefragt: Oder mag man sich weiter mit den Symptomen beschäftigen, die aus dem System hervorgehen, wie die letzten Jahrhunderte – mit altem Denken, was seine Wirksamkeit verloren hat.

Ach so, das Geschäftsmodell basiert ja darauf. Die Belohnung für „gutes Verhalten“.

ParadigmenwechselWer sich hier erpicht, wieder über andere regeln und bestimmen zu wollen, füttert nur jenes System, welchem er gleichzeitig den Rücken zuzudrehen versucht. Sichtlich hat er noch nicht erkannt, was das „System“ ist und beschäftigt sich nur mit den Systemausläufern.

Das „System“ ist etwas, was man selbst bei sich nur erkennen und verändern braucht. Und nur um es zu erkennen, benötigt man den anderen. Mehr nicht.

Und wenn beide es lösen wollen, dann nur auf der Sicht einer gemeinsamen Überschrift und keinem Konsens oder anderer Lösungsverstümmelungen.

Der Weg führt nur über das Neue und das ist nicht das, was man sich vorstellt, sondern bewegt sich erst einmal außerhalb merhheitlicher Denk- und Verhaltensmuster. Und erst aus dem Neuen heraus erhalten wir einen polarisationsfreien Blick auf das Alte.

Denn solange man sich im Gegeneinander bewegt, solange ist man nicht mit der Lösung beschäftigt, sondern verweilt in altem Denken.

Ob dies im Sinne des Paradigmenwechsels ist?