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Im Fahrwasser der Erinnerung

Lesezeit: ca. 12 Minuten

(v1.1, doch bessere Überschrift) Vorangestellt mag heute dieser Gedanke sein: Zunächst vermittelt man sich untereinander, dass sich zwar etwas „tun“ muss (in der Regel „ändern“), während dann so mancher angesprochene Verkünder zugibt, man könne (als Einzelner) ja sowieso nichts „machen“.

Das liegt in der Regel auch daran, dass kollektiv der Umgang mit Problemen verkehrt gelernt wurde, da man sich überlegt, wie man die sicht- und spürbar wahrgenommenen „Probleme“ (Symptome) lösen könnte.
Derartige Lösungen gestalten sich in der Regel jedoch nur als inhaltliches Verdrängen oder Ersetzen von Unangenehmen und Ungerechtem gegen das, was man als angenehm und gerecht erachtet – das Prinzip der Revolution.

„Merkel muss weg“, ist der gesellschaftliche Ausdruck tolerierter Verdrängung.

Vielleicht sollte man zugeben, dass das Denken doch eher von einfacher Natur ist, als man sich bisher vorzumachen glaubte. Niemand sollte sich nun als „Dummkopf“ betrachtet sehen. Es fehlen lediglich nur Informationen, die er sich bisher selbst vorenthielt.

Das in der Revolution (engl. to revolve = sich im Kreise drehend) „Ausgetauschte“ funktioniert dann eine Weile auch ganz gut, bis sich das Ganze langsam wieder zu „Filz in brauner Soße“ verwandelt.
Ich habe derer genug erlebt, die sich dann als „Reichsjustizminister“, „Reichskanzler“ – und was weiß ich – gebaren, während man ihnen hinterherlief, weil sie sich gut im Recht auskannten.

„Wir stehen alle hinter dir… wenn die Kugeln kommen.“

Ich finde das „ewig Gestrige“ vom Prinzip her „richtig“, jedoch ist es auch „falsch“. Falsch wenn es ums Handeln geht. Zum darüber Nach- und Vordenken und Infragestellen ist das „ewig Gestrige“ hervorragend geeignet – nur nicht als praktizierte Lebensgrundlage.

„Ein Wahlplakat zerrissen auf dem nassen Rasen,
Sie grinsen mich an, die alten aufgeweichten Phrasen,
Die Gesichter von auf jugendlich gemachten Greisen,
Die Dir das Mittelalter als den Fortschritt anpreisen.“
„Sei wachsam“, Reinhard Mey

Eine nach gestern gerichtete Handlungsorientierung ist das Merkmal konservativer Politik, was natürlich einen näheren Blick auf sogenannte „liberale Politik“ nach sich zieht, ob die wirklich so liberal in Erscheinung tritt, wie sie tut.

Wirklich fundamentale und sichtbare Veränderungen kann man in der Regel kaum jemanden zumuten. Das liegt auch daran, dass konservative Politik deshalb so erfolgreich war/ist, weil der Wähler „auf Gestern abgerichtet“ ist.
Das kennt der Wähler, das frisst er und so kann er das machen, was er am besten kann: arbeiten und Geld verdienen. Fürs Denken wird er ja nicht bezahlt. Darin liegt der eigentliche Sinn von klassischer Arbeit und Geld.

„Gestern war alles besser“, oder: „Früher war alles besser.“

Dem Beobachter entgeht keineswegs, dass sich die Dinge nicht mehr so entwickeln, wie ihm dies noch aus früheren Jahren in Erinnerung zu sein scheint. Und so gibt es Meinungen, dass es im Kaiserreich besser gewesen sei, als heute. So mancher ließ sich auch zu einem erkieren.

Ich kann da alle mal beunruhigen: Das glauben jene selbst nicht!

Jene verkünden lediglich ihr Ungemach und ihre Nichtakzeptanz gegenüber der aktuellen Situation, während krampfhaft nach Lösungen gesucht werden, die den gewohnten Zustand belohnter Fremdbestimmung weiter aufrecht erhalten, während „Selbstbestimmung“ der Welt vorgegaukelt werden soll: „der souveräne Staat“.

„Wo es Narren gibt, gibt es auch Ganoven.“ Norbert Wiener, Kybernetker

Wie es nicht geht, scheint vielen leicht von der Zunge zu gehen. Fragt man sie, wie es denn sein müsste, so kommt ihre Antwort ebenso zielorientiert. Auf die Frage, wie sie das Gesagte denn auch selbst umsetzen würden, folgt in der Regel ein Schweigen.
Nach dieser Frage verstummte ein bekannter Systemkritiker, der sogar eine recht gute Zielvorstellung entwickelt hatte.

Wie es sein müsste, wissen viele. Wie man dies jedoch in der Praxis umsetzt, wurde ihnen nicht in die Wiege gelegt, denn das ist ja ein wesentlicher Teil, warum Fremdbestimmung funktioniert, weil ein paar Akteure „auserkoren“ werden, die „Kohlen für alle aus dem Feuer zu holen“.
Doch irgendwie scheint das Versprochene mit dem Ergebnis nicht annähernd übereinzustimmen. Komisch.
Kann es sein, dass die einen auch nur darauf aus sind, sich gewohnt in Geld, Eigentum, Besitz, Hab und Gut und ihrer Anreicherung kümmern wollen und andere – aus ihren eigenen Reihen! – vorschicken, um jene „Probleme“ zu lösen, die sich aus der Grundhaltung der Ersteren erst ergeben?

„Was willst DU denn DAGEGEN tun“, ist dabei eine Frage, die zeigt, dass der oder die Fragenden noch nach den Regeln der alten Ordnung „funktionieren“. Die Antwort darauf lautet: „Die Art der Fragestellung, ist bereits die falsche.“

In der Tat hat sich nicht wirklich etwas geändert: Die kollektiv anerzogene Form des Überlebens war schon immer bescheiden. Zumindest hat der Mensch heute die Möglichkeit, die Auswirkungen seines Mitwirkens auch global zu beobachten.

„Der Mensch macht sich durch Verschiebung der Verantwortung selbst zum Sklaven und schafft sich so seine Herren, die ihm sagen, was er zu tun hat.“

Wer ein Aquarium gestalten will, darf sich nicht wie ein Fisch verhalten
Die patriotischen Aufklärer haben noch nicht erkannt und demnach auch nicht verstanden, dass die „Feindstaatenklausel“ nicht darauf abzielt, ein bisschen Papier mit „Friedensvertrag“ aufzutreiben, um dann wieder „die alte Nummer zu schieben“.

Sonst wäre dies ja bereits geschehen. Nein. Der Deutsche hat die Aufgabe sich nicht durch ein Stück Papier dem „Rest der Welt“ wieder anzudienen, sondern über seinen gewohnten Horizont hinaus sich zu entwickeln.

„Land der Dichter und Denker. Schon vergessen?“

„Wenn der Gaul tot ist, steig ab.“

Das ist jetzt kein Grund, dass sich SSL, Verfassungs- und Staatsschutz und was es zusätzlich noch so an Geheimdiensten gibt, nun beruhigt auf die Schenkel klopft, während die von ihnen betitelten „Reichsbürger“ vor Wut und Zorn mit den Zähnen knirschen. Wie hieß es mal in einem Kommentar zum Thema „Reichsbürger“ bei Focus-Online?

„…Dass wir es mit grundsätzlichen Umwälzungen in Form eines Paradigmenwechsels zu tun haben, scheint kaum jemand öffentlich nachvollziehen zu wollen. Denn aus dieser Sicht, reduzieren sich „BRD“ und „DR“ insgesamt auf zwei subatomare Randerscheinungen in der Weltgeschichte.“

Laut UN-Charta, steht der Deutsche als „Feind“ in der Welt und reichlich Pläne wurden „gegen“ ihn geschmiedet, um ihn in die Knie zwingen zu wollen. Irgendwann gab es auch den Gedanken, ihn wieder in einem Agrarstaat (klingt schon aggressiv: „agrarrr“) „herumwursteln“ lassen zu wollen.

Selbst die aufgeweckte, manchmal mehr auch „eingeweckte“ Riege der Aufklärer, klammert sich zu sehr am Alten fest oder hat das Handtuch schon lange geworfen, nachdem mit üblicher Haltung Gedachtes sich in der „Sechs-Tage-Revolution“ leider nicht erfüllt hat.

„Männer, Männerinnen, Weiber und Weiberinnen, die Aufgabe liegt noch vor uns!“

„Der Führer hat gesagt,… Nee, das war jetzt die falsche Ansprache.“

Dem Pudel sein Fell
Zunächst handelt es sich lediglich um eine „Feindbildprojektion“. Das ist jener Vorgang, um durch den so geschaffenen, erdachten „Feind“, die nur eigenen Verhalten (Verdrängungskonzepte: Kampf, Widerstand usw.) rechtfertigen zu wollen.
Das bedeutet, der „Rest der Welt“ ist der „Feind“ von sich selbst und projiziert dies auf den „Deutschen“. Die klassische Funktion des „Feindbildes“.

„Durch das Erfinden eines äußeren Feindes erschaffen wir uns gewöhnlich reale Feinde. Und das wird dann zu einer realen Gefahr für das „Ich“, obwohl es auch dessen Schöpfung ist.“ Dr. Peter Fonagy, PH.D., FBA

Doch was ist ein „Feind“ im einfachsten Fall? Zunächst mal eine Rolle in die man bewusst schlüpft, während der Unbewusste das nicht weiß und meint, er wäre der „Feind“.

„Es ist ein Unterschied, ob man weiß, dass man eine Rolle spielst, während andere davon überzeugt sind, ihre Rolle zu sein. Das ist der wesentliche Unterschied, ob man weiß, das man „so tut, als ob“ oder man „so tut, als ob“ und es nicht weiß. Die höchste Disziplin ist die Authentizität.“

Feind ist in einfachster Form jener, der anderer Meinung und Vorstellung ist, die der eigenen entgegensteht. Immer daran denken: Die „Nummer“ findet im Kopf statt!

Und da macht es doch Sinn, die Rolle des „Feindes“ auch gerne anzunehmen, diese jedoch nach seinen eigenen Regeln zu gestalten.

Denn wer kommt schon auf die „glorreiche Idee“, sich wieder in eine kollektiv gelebte alte Ordnung brav einreihen zu wollen? Dies mit einem Stück Papier, wo „Friedensvertrag“ draufsteht, doch die gewohnte Denke das Handeln weiter beherrscht und bei genauerem Hinsehen nichts(!) dazu gelernt wurde.

„Mit dem Wissen, was man kennt, bekommt man immer nur das, was man schon hat.“

Schon mal darüber vorgedacht, dass wir in dieser Position die Aufgabe haben, die Welt neu zu denken? Das bedeutet: Das Alte in Frage zu stellen und nicht, es wieder von Dachboden zu holen. Das kann da gern als Erinnerung vielleicht auch zum Schwelgen bleiben, damit man nie vergisst, wie es nicht funktioniert hat.

Doch lieber wird noch herumgegreint, dass es doch früher so toll war und die vielen Erfindungen und Errungenschaften aus deutscher Hand – wobei mir „V1“ und „V2“ jetzt fern liegen.

Das Gestern beherrscht die Köpfe. Mit der heutigen Politik ist das ja nicht viel anders, und auch mit jenen die davon profitieren und jene die hoffen, irgendwann einmal davon zu profitieren.

Der Deutsche stirbt deshalb aus, weil er zum einen zu alte ist und weil seine Denke in der Regel auf Gestern fixiert ist. Im Kern stirbt seine Denke aus.

Also? Wie wäre es mal mit Vordenken? Dann lebt es sich auch länger.

Musikalische Untermalung: