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Karl, Friedrich, Adam & Co. und das Danach

Lesezeit: ca. 12 Minuten

Vorangehendes. In Zeiten des Umbruchs und Wandels klammert man sich gerne an die eine oder andere Erinnerung und Vorstellung, in der Hoffnung, sie würde auch „danach“ noch funktionieren. Ungeachtet dabei, dass man gerne dem Geld hinterherläuft – man müsse es ja unbedingt haben – und dabei vergisst, dass es nur die zweite Geige spielt und im Außen nur ein Mittel zur Manipulation und Verhaltensregulierung darstellt.

Das liegt wohl daran, dass sich so mancher über die eigentlichen, eigenen „manuellen“ Fähigkeiten und Aufgaben kaum Gedanken zu machen scheint oder jene dies schlichtweg über das gesamte Leben vor sich her geschoben haben. Nicht selten sucht man sich dann mit „Machern“ zu umgeben, um zumindest den „Anschein von Handlung“ wahren zu wollen. Das nennt man auch „Beschäftigung“.

Wer hier glaubt, allein mit Geld die wahrgenommenen „gesellschaftlichen Probleme“ lösen zu wollen, sät bereits mit diesem Gedanken die schnell aufkeimende „Saat der Willkürlichkeit“ zwischen anbetungswürdigen Verteilern und ihnen hörigen Empfängern und dies mit euphorisch glänzenden Augen „anderen“ etwas Gutes tun zu glauben.
Scheinbar dabei übersehend, dass dadurch der alte Vertrag zwischen „Betreut werden wollenden und ihren Betreuern“ nur wieder aufflammt – bei fortgeführter und selbstgeschaffener Unvernunft. Auf der anderen jene, die ohne wirklich selbst etwas Wertschöpfendes zu vollbringen, sich dadurch hervortun zu wollen.

„Es steht uns aber zu.“ „Krieg kommt von kriegen und ist ein mit Wollen verbundenes in Besitz nehmen, was das natürliche Empfangen künstlich überlagert (Ich will), während das vorangegangene, eigene bedingungslose Geben ausgeblieben ist.“

Zurückkehrend. Schaut man sich die globalpolitischen Lager an, so teilt sich die Welt(anschuung) grob in ein kommunistisches und ein kapitalisitisches Exil. Die Tage las ich das „Manifest der kommunistischen Partei“ von Karl Marx und Friedrich Engels aus dem Jahre 1848.

In diesem Gedanken schildern Karl und Friedrich die damaligen Verhältnisse, einer sich zunehmend industrialisierenden Arbeitswelt, welche ca. Mitte des 18. Jahrhundertes zunächst in England ihren Anfang nimmt.
Das Manifest schildert – vereinfacht ausgedrückt – die bekannten Phänomene fortschreitender Ausbeutung des Proletariats (Arbeiterklasse), unter belohnter Ausnutzung ihrer Wertschöpfungsfähigkeit (Lohnarbeit) durch die Bourgeoisie (Kapitalisten/Unternehmer), jene im Besitz gesellschaftlicher Produktionsmittel. Gewohnte Beschreibung des praktizierten „Sklaven-Herren-Prinzips“.

Der Kommunismus beruht auf den Gedanken einer herrschafts- und klassenlosen Gesellschaft, unter Einbeziehung der Gleichstellung und Freiheit ihrer Teilnehmer auf Basis des Gemeineigentums. Auf der anderen Seite der Medaille finden wir den Kapitalismus, der sich auf eine wirtschaftlich-gesellschaftliche Ordnung beruft und durch den Motor „Produktion und Konsum“ angetrieben wird und auf fortwährender Ansammlung von Besitz und Privateigentum abzielt – einschließlich der dazu notwendigen Produktionsmittel – fix zusammengefasst.

Diese beiden Gedankenmuster stehen sich sozusagen diametral und von sich selbst überzeugt unvereinbar gegenüber. Jedoch können beide nicht auf Dauer funktionieren, da beide unter dem gleichen Phänomen „leiden“ und im Endstadium sich wieder einmal gegenüberstehen. Ungeachtet, dass aus dem Kapitalismus – „als letzte Zuckung“ – der Faschismus emporsteigt – bevor alles in sich zusammenfällt.

„Ich bin der bessere Wein, sagt das eine Etikett zum Etikett der anderen Flasche.“

Die Betroffenen im geschlossenen System wechselwirkendem Misstrauens und Vorwürfe, wenn sie nicht abseits der konventionellen Medien miteinander Golf spielen würden. „Teilen und Herrschen“ als Ausdrucksmittel für: „Du hast solange es geht Deine Struktur und ich habe meine.“ (Auf der Suche nach einem Ausweg?)

„Die Lage ist ernst.“ „Ernst! Noch eine Lage.“

„Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“ Paul Watzlawick

Wie wir wissen, gibt es so etwas wie „geschlossene Systeme“ nicht. Es sei denn, man würde alles auf ein rein materielles Dasein reduzieren wollen. „Dann aber gut‘ Nacht,“ sage ich da. Hoffend jedoch, dass dem nicht so ist, denn „die Gedanken sind frei“ – nur selten gehen sie weit genug.

„Nächste Woche geht die Welt unter.“ „Verdammt. Ich muss noch einkaufen.“

„Du musst das so erklären, dass es jeder versteht.“ „Die Entscheidung den Weg des natürlichen Lernprozesses zu gehen, liegt in der Freiheit des Einzelnen.“

Ein Kollege (zum Zeitpunkt 51 Jahre) sagte einmal zu mir: „Du musst es so schreiben, dass es alle verstehen.“ Zwei Tage ging ich mit dem Gedanken schwanger, bis ein Freund (zum Zeitpunkt 17 Jahre) meiner Kinder anrief, wir uns fast zwei Stunden austauschten und einander einfach verstanden. In dem Moment war mir klar, dass nichts anders formuliert werden braucht.

Zurück. „Welt“ mag man nicht mit „Erde“ verwechseln, ist der Begriff „Welt“ nur ein Ausdruck über die Art und Weise, wie wir das, was wir wahrnehmen, zu begreifen versuchen, anschauen und danach Denken und Handeln glauben zu müssen – davon abgeleitet Werkzeuge, Methoden, Vorstellungen, Verhalten, Gewohnheiten und Konventionen.

So mag ich dazu einige Gedanken in den Raum stellen. Denn noch zu wenig wird sich mit jenem beschäftigt, was dazu führt, dass die Dinge heute so sind, wie sie sind.
Denn in der Regel wird dies mit trainierter Unnahbarkeit, gewohnter Schuldzuweisungen oder oberflächlicher und trickreicher Politdebatten auf allen Ebenen aufgeheizt oder abgetan – ein Schauspiel – den Kopf dabei schüttelnd.

An den Betrachtungen von Karl und Friedrich hat sich bis heute nichts wirklich verändert.

„Willkommen, Genosse!“ „Nix da!“

Es hat sich nur in ein subtileres Kleid drumherum gelegt – feiner und zart formulierter abmildernder Worte.
Und so treibt der marode Kahn vor sich her – bei zunehmender Schlagseite – nicht selten begleitet von neurotisch-getriggertem Wegschauen auf der einen. Auf der anderen, die selbstgeschaffene Unwissen- und Hilflosigheit, beruhend auf belohnter oder erzwungener Abgabe der Verantwortung und damit verbunden ausbleibender Bewusstwerdung &c.

An dieser Stelle kurz ein Zitat aus dem Film „A beautiful Mind“ über den Vater der noch wirksamen Wirtschaftsordnung: Adam Smith.

„Adam Smith hat gesagt: Das beste Resultat erzielt man, wenn jeder in der Gruppe das tut, was für ihn selbst am besten ist. Richtig?“

„Das hat er gesagt, stimmt.“

„Unvollständig, unvollständig. Okay? Weil man das beste Resultat dann erzielen wird, wenn jeder in der Gruppe das tut, was für ihn selbst am besten ist… und für die Gruppe… Regulierende Dynamik, Gentlemen, regulierende Dynamik… Adam Smith hat sich geirrt.“

Dialog zwischen John Nash und Kollegen im Film „A Beautiful Mind“.

Tja. Und an dieser Stelle verlassen wir die gewohnte Welt linearer Anschauung und damit verbundener Handhabung bei der Lösung sicht- und spürbar wahrgenommener Probleme, in Form der Schuldzuweisung, bei scheinbarer Getrenntheit und objektiver Anschauung. Diese Denkweise sollte man alsbald verlassen.

Alle sitzen in einem Boot – in der Vorstellung voneinander unabhängig zu sein. Und getragen wird das Ganze von einem gesellschaftlichen „Mutter-Kind-Vertrag“ (in der Regel unbewusst konkludent), der seit Jahrtausenden von Generation zu Generation weitergegeben wird – aufrechterhalten von jenen, die am Sofa kuscheln mögen, während die Betreuer gleichzeitig emsig mit der Betreuung jener beschäftigt sind.

Betreute und Betreuer gemeinsam auf der Mentalfahrt mit der Titanic. Wie man sieht, habe ich nun gar nicht mehr von Kapital- und Kommunismus gesprochen. Denn beide basieren im Wesentlichen auf den gleichen Verhaltensmustern, mit denen die Menschen aufwachsen und in ein! System hineinwachsen, was aus ihren eigenen Verhaltensmuster erwächst und sich von ihnen nährt.

„Kommunismus“ und „Kapitalismus“ sind nur unterschiedliche Etiketten ein und desselben Weins und dieser heißt „Hierarchie“.

Und so sind wir bei der Organisationsform angelangt, welche die gesellschaftliche Existenz überlagert, sich aus ihr heraus selbst erzeugt.

Diese Form der Struktur erhält sich solange, solange der Glauben herrscht, dass Veränderung und damit verbundene Anpassung „woanders“ oder bei „anderen zuerst“ stattfinden muss (Schuldzuweisung == Aufgabenverschiebung).

Nicht selten begegnet mir in Gesprächen die Frage: „Wie willst Du das den ‚anderen‘ beibringen?“ Man sieht hier, wie wirksam Verdrängung in den Köpfen verankert ist, während man gerade einander austauscht. Denn es ist beileibe kein missionarischer Auftrag und damit verbundener Überzeugungsfanatismus notwendig.

„Jeder bekommt das, was er sich nimmt – auch das, was ihm am Ende nicht gefällt.“

Zunehmend treffe ich jene, die sich in der eigenen Herausforderung sich selbst stellen oder bereits gestellt haben. Bei jenen wurde das gewohnte Argumentationsfeld konventioneller Betrachtungen und gesellschaftlich legetimierter Vorstellungen bereits lange verlassen.

Zurück zum Thema. Schaut man sich die beiden Ideologie-Bollwerk-Etiketten an, so gelingt der nächste Schritt aus der kollektiven Sackgasse über die Synthese beider Ideologien, indem man sich auf beiden Seiten die Prinzipien ganzheitlicher Neuorientierung zueigen macht.
Und mit deren Hilfe man zunächst aus den zunehmend unwirksamer werdenden, hierarchischen Organisationsstrukturen in der Ökonomie, diese schrittweise in nicht-hierarchische, jedoch hocheffiziente (besser: suffiziente) umwandelt – vereinfacht ausgedrückt.

An dieser Stelle kommt dies sowohl den Erwartungen des klassischen Kapitalisten, wie auch des Kommunisten entgegen, da mit schrittweiser Restrukturierung der Hierarchie man sich innerhalb der Organisation zunehmend auf Augenhöhe begegnet, bei der Macht- und Führungsebenen wegfallen und mit an die Wertschöpfungsprozesse herangeführt werden.

„Wer mitmacht ist immer dabei. Jeder entscheidet dies selbst.“

Dass es dazu entsprechender Bildungs- und Ausbildungsmuster bedarf, braucht hier sicher nicht erwähnt zu werden. Doch dies soll kein Hinderungsgrund für alle „anderen“ sein.

„Die Mehrheit der Gesellschaft kann sowieso nichts machen.“

Dies war für mich der ausschlaggebende Grund, die Grundlagen der alten Ordnung und den Prinzipien der neuen Zeit zusammenzutragen – in der Art, dass man das Alte in seinem Wesen erkennen mag, um nicht wieder offenen Auges das Alte fleißig wieder gestalten zu wollen, während man nur im Kopf vom Neuen träumt.

Auf diese Weise steht es jedem frei, selbst etwas tun, was in seinem eigenen Ermessen, Bereitschaft und Mut zum eigenen Handeln steht.

P. S. Über Weiteres mag man sich an entsprechender Stelle besprechen.