Umschwärmte Gruppendynamik

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GruppeIn einem der letzten Telefonate kam das Thema der Gruppendynamik auf. Im Kern hatte ich bereits darüber geschrieben, den Begriff bis dato jedoch noch nicht verwendet.

Eine Gruppe entsteht nach dem Prinzip der Resonanz gemeinsamer Interessen, die sie sowohl offenkundig wie auch verhaltensorientiert durch den Einzelnen in sich verkörpert – in der Regel handelt es sich hierbei um eine problemorientierte Ausrichtung.

So findet man sich zusammen, um fortan die vereinbarten, wahrgenommenen Probleme „lösen“ zu wollen. Aus dem gemeinsamen Tun entwickelt sich schnell ein gewohnheitliches Handeln und Miteinander.
Was die Gruppe selten weiß, dass jeder Einzelne mit einem unvollständig gelernten und somit falschen „Problemlösungskonzept“ unterwegs ist, was ihn dort Probleme „lösen“ lassen will, wo sie von ihm wie auch das Kollektiv sicht- und spürbar wahrgenommen werden.

Mit dem monokausalen Problemlösungsprinzip bewegt man sich alsdann in der Verteidigung, Bekämpfen, Behalten und fortwährender und selten erfolgreicher Beschäftigung usw. Ich brauche sicher nicht mehr näher zu erläutern, welches Prinzip diesen Verhalten zu Grunde liegt.

Hinzu kommt eine „tiefergelagerte“ Konditionierung der Ablehnung gegen weiterführende Informationen.

Gerade dieses Verhalten kommt dann zum Tragen, wenn eine hohe Informationsdichte, also Ansammlung themenähnlicher oder gleicher Inhalte in der Gruppe erreicht ist und sich eine gewisse Aussichtslosigkeit breit gemacht hat, die meist durch Euphorie und Kampfgebaren übertüncht wird, nicht selten verbunden mit zunehmender Fehleranfälligkeit und Falschentscheidungen.

Spannend ist es zu beobachten, wenn nun weiterführende Informationen in das System gelangen, was sich gänzlich gegen die Vereinbarungen der Gruppe stellt (Befruchtung).
Und an dieser Stelle findet der natürliche Ausleseprozess statt: Schafft die Gruppe den Sprung, geht es weiter, schafft sie es nicht (und das ist die Regel) dreht sie sich fortan im Kreise aus Selbstbeschäftigung, bei striktem Außenvorlassen weiterführender Informationen und ihrer Verkünder.

Intelligenz und Entwicklungsfähigkeit des Schwarms ist beherrscht durch die vereinbarte Selbsthaltung. Somit ist ein Einzelner stets intelligenter und anpassungsfähiger, als eine Gruppe, da er sich keinen Konventionen unterwirft.
Nicht selten gibt es einen „Führer“, der entscheidet, was für die Gruppe „gut“ sein soll oder der Einzelnen aus der Gruppe, der heimlich für die Gruppe insgesamt entscheidet: „Die anderen verstehen das aber nicht.“

Der Informationsresistenteste bestimmt über das Fortkommen der Gruppe.

Selbsthaltung durch bewusst und unbewusst vereinbarte Vertrags-, Denk- und Handlungsgrundlagen.

Intergruppenbeziehung zur Verifizierung bei Themengleichheit
Interessant wird es, wenn man unterschiedliche Gruppen miteinander vergleicht, indem man sich mit ihnen austauscht oder sich mit ihren vertretenen Meinungen im Internet beschäftigt.

Im Rechtssystem ist das wunderbar zu erkennen. So fallen irgendwann die Widersprüchlichkeiten in der Argumentation auf, wo die geltenden Argumente der einen Gruppe von einer anderen wieder ausgehebelt werden oder man erkennt die Selbsthaltung.

Eine Selbsthaltung, die nicht selten durch BND-Stigmatisierung verteidig wird. Nicht anders ist dieses Verhalten, als wenn andere mit „Antisemiten“, „Nazis“, „Rechte“, „Linke“ und „Reichsdeutsche“ um sich werfen.

An dieser Stelle wird klar, dass sich sowohl die Systemaussteiger wie auch die im System Verbliebenen sich in keiner Weise voneinander unterscheiden. Denn es geht vordringlich um Verhaltesmuster, nicht um Rechtsgrundlagen.

Nicht in Resonanz stehende „Andersdenkende“ bleiben somit außen vor oder werden verstoßen. Was übrigens ein weiteres Verhalten zum Tragen kommen lässt: die bedingte Zugehörigkeit.

„Willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag ich Dir den Schädel ein.“
Man sieht deutlich, wie sehr sich eine „Vereinbarung in der Kindheit“ nun entwicklungs- und gemeinschafts-technisch negativ auszuwirken vermag.

Der Moment, um zum Beispiel das gesamte Thema des Rechts mal ad absurdum zu führen: Das Rechtssystem ist und bleibt ein Instrument der Macht, also ein Instrument der alten Weltordnung – scheißegal, wer sich darauf berufen mag.

Nicht zu verachten ist die überlagernde Welle, die den themenähnlichen Gruppen eine individuelle Gültigkeit ihres Tuns vorgaukelt, wie z.B. das Recht. Täuschung bleibt Täuschung. Gesteuert wird das Ganze von Außen durch Triggern des konditionierten, monokausal ausgerichteten Problem-Lösungs- und Aktionsverhaltens.

Denn was die Menschen „gleich“ macht, sind ihre konditionierten Verhaltensmuster, mögen sie noch so unterschiedlich erscheinen und sich gebären.

Weiterdenken. Überwinden. Nicht bekämpfen. Bisheriges hat nur Signalwirkung.

Gänzliche Infragestellen der bisher in der Gruppe als gültig angesehenen Informationen auf Handlungswirksamkeit.

Das gilt im Übrigen für alle Unternehmungen und Themen, wo ein gefühlter Stillstand eingetreten ist.