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Versprechen, Erwartung und Bedingung

Lesezeit: ca. 4 Minuten

Über die letzten Tage, Monate und Jahre begegnete mir in der Beobachtung des täglichen Miteinanders immer wieder diese eine Situation, die stets zu den gewohnt bekannten Ergebnissen führte. Jemand fühlte sich „motiviert“, einem anderen etwas versprechen zu müssen, um sich schuldig fühlend selbst „entschulden“ zu wollen – wobei er sich dann unbewusst den Erwartungen des anderen unterwarf und so selbst „beschwert“.

Es wirkt: „Du bist nur dann gut, wenn mir das gefällt.“

„Versprechen ist ein auf die Zukunft projiziertes Zeugnis auf eine ausstehende Handlung.“

Wenn zu diesem gewohnten Verhalten eine entsprechende Unorganisation des Versprechenden hinzukommt, so schafft er sich selbst eine Welt, in der er mehr und mehr symptomhaft auf die geschaffenen Erwartung seiner Umgebung agiert, ohne jedoch selbst zu etwas zu kommen. Und dies mit dem Gefühl ständig beschäftigt und belastet zu sein (Wenn man das Versprechen als konditioniertes Allheilmittel für sich allerdings erkoren hat, macht es in jedem Fall Sinn, die gemachten Versprechen zu notieren und schrittweise abzubauen.).

Die nicht selten einhergehende Energielosigkeit beruht auf den vielen offenen, unabgeschlossenen Tätigkeiten, die sich immer wieder in den Fokus schieben und so vom aktuellen Wirken abzulenken wissen oder man sich zunehmend aus dem Umfeld „energetisch“ bedient, um die Unausgeglichenheit in den Griff bekommen zu wollen.

Aus Sicht klassischer Konditionierung ist das Versprechen eine Projektion beim Hörer, dieser fortan mit einer Erwartungshaltung (also eine injizierte Vorstellung auf den anderen) reagierend, die nicht selten wieder ent-täuscht wird.

Künstlich geschaffener Bedarf (Erwartung) und Deckung (Versprechen) und umgekehrt, führen zu Verstrickungen in der zwischenmenschlichen Beziehung und alsbald zur Eroberung und Verteidigung schwindender Energiehaushalte – nicht selten gefolgt von Streit (Entladung geschaffener Spannungen).

Es macht also Sinn, sich keinen Versprechungen hinzugeben sowohl in der Bereitstellung, wie auch bei der Erwartung auf Erfüllung, weil dies auch zu einer weiteren inneren Befriedung beiträgt, die sich wiederum ins Außen von selbst überträgt.

„Gutes Tun“
Wieder einmal zeigt sich, dass der Vertrag der Bedingung sein Unwesen treibt, der nicht selten mit: „Ich will dem anderen nur etwas Gutes tun“ beginnt. Zunächst wird polarisiert und das eigene Energiekonto dabei „erleichtert“ und unbewusst gleichzeitig auf Erfüllung wartet.

„Ich habe alles für ihn gegeben und er hat nur genommen.“ „Ich auch.“

„Ich bin selbstlos.“ „Viel Spaß.“

Die Erwartung (Bedingung), dass das „erleichterte“ Konto wieder aufgefüllt wird.

Denn auch das „gute“ Tun ist dann keines, wenn es mit einer Bedingung (Erwartung) verbunden ist. So macht es Sinn, nur dann zu Handeln, wenn es sich intuitiv gefühlt ankündigt.

Das „Gute“ tun beruht auf der Konditionierung, dafür früher oder später auch belobt und belohnt zu werden und entsprechende Aufmerksamkeit zu erhalten. Es sei denn man hat den Mechanismus rein äußerer Zuwendungserwartung bereits in sich erkannt und auf ein vernünftiges Maß gesenkt.

„Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“

Natürliches Geben und Empfangen beruht auf Selbstvertrauen in sein eigenes Handeln.

Also: Stück für Stück weg mit den vielen Versprechungen und Erwartung. So erleichtert sich der Einzelne selbst.

„Wird mir das was bringen?“ „Das kannst du nur für dich selbst entscheiden. Es kommt darauf an, was du mit „bringen“ verbindest.“