Von der Macht

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Heute morgen kam mir dieses Thema spontan in den Kopf. Macht. Ein Begriff in aller Munde, meist polarisiert in der Anwendung, um jene zu stigmatisieren, die sich zur Aufgabe gemacht haben etwas zu tun. Und wenn nun jene anderen wieder am Zetern sind, dass es nicht nach ihren Wunschvorstellungen geht, bleibt die Frage: Was ist Macht im eigentlichen Sinne? Und wie entsteht sie?

Nun. Da sind zum einen jene, die es mental versäumen, sich mit jeder Abgabe ihrer Verantwortung damit beschäftigen zu wollen, was eine solche Handlung eigentlich bedeutet und welche Auswirkungen damit verbunden sind.
Denn jenes Verhalten führt in einem gesellschaftlichen System automatisch zu einem Ungleichgewicht, welches ausgeglichen werden muss. Die Verantwortungsabgeber entmachten sich dabei selbst. Dies meist in naiver Erwartung oder Erhoffen einer Anerkennung, Belohnung oder zugeneigt Veränderung.

Dieses Verhalten findet seine anfänglich-ursächliche Konditionierung einerseits in einem seit der Geburt fortlaufenden Prozess der Unterwanderung der Entwicklung des heranwachsenden Menschen, durch permanente Vorwegnahme von Entscheidungen durch andere.
Jedoch benötigt der im Lernprozess befindliche Mensch zum Erreichen des Erwachsenseins diese Erfahrungen selbst – denn Erwachsen ist man nur, wenn man mit Verantwortung umgehen kann. Dies zu erreichen, ist der eigentliche Lernprozess.
Später wird er, im Sinne des bestehenden familiären Systems (was mehrheitlich als Hierarchie konstituiert ist) durch einen einseitigen und bedingten Vertrag (fast) zum Stillstand gebracht: „Solange Du Deine Füße unter meinen Tisch stellst, machst Du was ich will!“
Der junge Mensch wird ab diesem Zeitpunkt, um Bestrafungen zu vermeiden, und bedingte Anerkennung zu erhalten, jene Verhalten entwickeln, die sich in Anpassung an diese eine, unsägliche Bedingung knüpfen. Was in der Regel in konsequenter Ablehnung von jeglichen, das System verändernden Informationen mündet – ein Vermeidungs- und Verdrängungskonzept oder auch Neurose.

Belohnung und Bestrafung finden wir ebenfalls im Kindergarten und in der Schule wieder. In der Schule wird dies durch „gute Noten“ manifestiert, bei dem mehrheitlich Wissen vermittelt wird, welches man im Alltag in der Regel als wenig wirksam bezeichnen kann, weil konsequent das Interdisziplinäre (fachübergreifend und synergetisch wechselwirkend) außen vor gelassen wird.
Letztlich geht es darum jene Verhaltensmuster weiter in unseren Kindern zu manifestieren, die ein sich immer mehr entfremdendes System, jenes weiter aufrechterhalten sollen.

„Ihr sollt es mal besser haben, als wir.“

Liebe Eltern, nur zu „haben“ reicht nicht aus. Wenn ihr etwas für Eure Kinder machen wollt, dann lasst sie die Verantwortung erfahren. Denn es kommt sowieso und wenn Euch etwas an Euren Kindern liegt, beschäftigt Euch damit, damit sie sich den stattfindenden Veränderungen individuell anpassen können. Es ist eine Illusion Menschen wissentlich über einen Lernkamm scheren zu wollen. Und das mehrheitlich vorhandenes, teilweise bereits überholtes Wissen aus der Schule in einem sich rasant verändernden Weltgefüge keine Wirksamkeit mehr entwickelt. Dies zeigt sich in dem fortlaufenden Verfall unseres Bildungssystems auf der Suche nach der Lösung – im alten Denken.

Das ganze mündet in der Regel in einem Beruf, der wenn man ihn im Sinne hierarchischer Bedingungen „gut macht“ und dafür „belohnt“ wird, bestenfalls auch Karriere macht.

Alles was das hierarchische System erhält, wird als förderlich angesehen und belohnt, alles andere konsequent abgelehnt und „bekämpft“. Kämpfen ist in seinem Ursinn das Verhalten gegen Anpassung an stattfindende Veränderung.
Wobei der „Kämpfer“ sich stets in einem Gewinner (ich bekomme später Anerkennung) oder Verlierersein (ich bekomme keine Anerkennung) bewegt.
Es geht nicht um den Stärkeren, sondern ausschließlich um Anerkennung, die jenem nie auf natürliche Weise zuteil wurde.

Denn hierarchische Strukturen haben eines. Sie sind statisch und in einer dynamischen Welt wird diese fehlende wahre Dynamik dadurch ausgehebelt, in
Dem man sich, je nach Strukturzustand von dem einen oder anderen verabschiedet, um die Struktur aufrechterhalten zu wollen.

Man sieht nun, es geht nicht mehr um die eigentliche Aufgabe.

Bei allem spielt die Macht, die Aufgabe jenes Zugestehen und Wegnehmen von Anerkennung, im Sinne der Erhaltung der Struktur, die zur Macht führte, künstlich regeln zu wollen.

Beruhend auf Belohnungsprinzip und konditionierter Neurose werden zur Systemstrukturerhaltung von den Dienern zunehmend Aufgaben übernommen, die alsbald keiner vernünftigen Grundlage mehr entbehren.
Dieses Verhalten wird dadurch getriggert, dass die einzelnen Machtstrukturen und Fürsten durch Hinzunahme weiterer „Günstlinge“ komplexer und instabiler wird und sich zunehmend in Lügen und Informationsmanipulation (Begünstigung einzelner Förderer) verstricken.

Wer an dieser Stelle nun beginnt über Verantwortung nachdenken zu wollen, wird den einzigen Ausweg erkennen, den es wahrlich zu beschreiten gilt.

Denn jener ist in Wirklichkeit nur alt oder nicht erwachsen geworden. Und Erwachsensein hat nichts damit zu tun, jemandem zu sagen, was er zu tun hat.