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Fulda – meine Stadt, „Passierschein A38“ oder „Neues vom Hauptmann von Köpenick“, Teil 1

Lesezeit: ca. 8 Minuten

Ich weiß nun, wie sich ein Günter Wallraff fühlt. In der Nacht zum Donnerstag, den 26.01.2017 bin ich nach Hause, in Fulda angekommen – dies nach einer über zwei Jahre andauernden Reise mit unterschiedlichen Stationen. Ich bin also ohne „Wohnsitz“ (BGB).

Kaum angekommen, erlebe ich als deutsch sprechender Mensch ein Szenario, wie man es nur aus der Märchenstunde her erleben würde.
Zunächst gehe ich zur Caritas, wo man den Menschen ja seit über 100 Jahren hilft. Die Hilfe begrenzt sich dahingehend, dass man mir eine Telefonnummer zu einem Vermieter gibt und mich zur Behörde schickt, da ich ja keinen Personalausweis habe und einen vorläufigen Personalausweis benötigen würde. Mir liegt mehr an einem „grünen Reisepass“. Ob dies bereits die Hilfe war? Zunächst schon.

Einen Ausweis benötige ich angeblich, um im städtischen Überachtungsheim übernachten zu dürfen.

Im Bürgerbüro in Fulda einmarschierend, lässt man mich erst mal ein paar Minuten sitzen. Es haben ja auch alle etwas zu tun und ich will dann bei einer Frau W. einen grünen Reisepass bestellen. Ich müsse dazu jedoch ein Reiseziel schriftlich belegen. Was ich nicht kann, ich bin ja auch gerade erst angekommen.

Man will mir jedoch einen sogenannten „Express-Ausweis“ (was immer das sein mag) besorgen, der jedoch drei Tage benötigt und ob ich eine Geburtsurkunde hätte.
Ich zeige meinen alten, gelochten und ungültigen Perso sowie meinen grauen Lappen (ein echter Führerschein) von 1984.
Wo ich denn wohne und ob ich biometrische Fotos hätte und wo ich denn zuletzt gemeldet gewesen sei.

Sinngemäß: „Wo wohnen Sie?“ „Ich wohne nicht, ich bin heute Nacht hier angekommen.“ Fragender Blick. „Wo sind Sie gemeldet?“ „Nirgendwo, da man sich nach BMG erst nach sechs Monaten  irgendwo anmelden muss und da ich immer unterwegs bin, macht das wenig Sinn.“

Wie gesagt: Ich bin ein deutsch sprechender Mensch, geboren in Fulda. Und ohne Perso, bin ich wohl nicht der ich bin.

Hinweis: Ein Personalausweis kommt nicht in Frage, da der Inhaber damit die Zugehörigkeit zur BRD bezeugt, die nach den ZDF-Nachrichten vom 03.02.2012 die Rechtsnachfolgerin des dritten Reichs ist. Seit 2012 habe ich offiziell auch keinen Status „Deutsch“ mehr und bin entnazifiziert.

Aufgrund meiner Staatenlosigkkeit bin ich wohl auch der einzige Mensch. Alle anderen sind nur verwaltete Personen.

Dank BMG muss man sich ja nicht mehr melden, wenn man weniger als sechs Monate sich irgendwo aufhält. Man stimmt mir wortlos zu. Wo ich denn zuletzt gemeldet gewesen sei. Ich überlege, das war wohl in Künzell.

Schnell wird das Telefon gezückt und man verweist mich plötzlich nach Künzell. Mh, Behördenvernetzung scheint es wohl nicht zu geben. Jedoch fährt der gerade noch passende Bus vor meiner Nase weg.

So ging es erst mal wieder in die Schlafunterkunft von meinem Bekannten.

Das Telefonat mit dem Vermieter ergibt am nächsten Tag, dass dieser keine Wohnung hat und ich mich demnächst nochmals melden soll. Mh, eigentlich wollte ich nur ein Zimmer.

Zum Ende der Woche erhalte ich nochmals einen Anruf von der Caritas, ich solle den Mann nochmals am Montag anrufen. Es ist Wochenende.

Mein Bekannter gibt mir die Möglichkeit, nicht in der Kälte schlafen zu müssen.

Am Montag morgen versuche ich den vermeintlichen „Vermieter“ zu kontaktieren. Ich brauche ja etwas, wo ich zumindest schlafen kann und sende ihm eine SMS.

Am nächsten Tag meldet er sich natürlich nicht und ich rufe ihn an. Er ist nur an einer Vermietung seiner Wohnung interessiert, die mindestens sechs bis sieben Jahre dauern soll. Wie sagte mein Kollege so schön? Er will wohl früher in Rente gehen. Ich signalisiere dem Mann, dass ich dieses Versprechen nicht geben kann, höchstens ein halbes Jahr. Der Mann ist sichtlich nervös.

Ich mache mich also auf, um noch ein paar Tage einen Ausgangspunkt zu haben und besuche ein Kloster und schildere meine Situation. Offensichtlich scheint die Weltlichkeit eingekehrt zu sein und man könne mir nicht helfen. Offensichtlich machen ihnen meine Kenntnisse im Recht Bauchschmerzen und wohl sind sie auch zu sehr in ihren Strukturen verhaftet.

So mache ich mich wieder auf den Weg, marschiere wieder in das sogenannte „Bürgerbüro“ ein. Wie gesagt: Ich bin ein deutsch sprechender Mensch, geboren in Fulda.

In der sogenannten „Urkundenstelle“ bei Frau W., wohl früher das „Standesamt“, verlangt man von mir einen Personalausweis (ja Sie lesen richtig). Als ich meinen ungültigen und gelochten Personalausweis sowie meinen greauen Führerschein zeige und sage ich bräuchte eine Geburtsurkunde, um einen vorläufigen Ausweis zu beantragen, da ich keine Wohnsitz habe.

Da das wohl jetzt dauert, zumindest glaubt man mir mein Geburtsdatum, werde ich vor die Türe gebeten. Einige Minuten später bittet man mich wieder hinein.

Da liegt sie, die Geburtsurkunde, ich glaube mit BRD-Adler. „Das macht 15 Euro“ „Oh, ich habe aber nur noch zehn Euro (meine letzten.). Sofort wird die Urkunde wieder einkassiert. „Haben Sie eine EC-Karte?“ „Nein, die habe ich nicht und gehe wieder.“

Später telefoniere ich mit der Caritas, die scheinbar doch nicht so hilft, wie sie es propagiert und erlebte ein Bürgerbüro voller Bio-Roboter.

Also ohne Geburtsurkunde (15 Euro) keinen vorläufigen Ausweis (10 Euro) und somit keine Möglichkeit einer Übernachtung.

Ich beklage hier nicht: Ich schreibe es einfach ins Netz. Und Hunger habe ich auch noch, aber das regelt sich.

Als ich meinen Kollegen anrufe, lacht der ganz laut und sagt zu mir: „Ich habe den Eindruck, dass Du das tatsächlich alles aufschreiben und veröffentlichen sollst.“ „Ja, das sieht wohl so aus.“

Das ist jetzt nur der erste Teil, den ich als deutsch sprechender Mensch in Deutschland, genauer in meinem Heimatort erlebe. Ich werde wohl die Nacht draußen verbringen. Spazierengehen ist gesund – vor allem bei dieser Jahreszeit. Und morgen? Ich schaue mal, wie es weitergeht.

Mir macht das ja nichts aus, ich habe ja das Internet und es ist nicht der erste Fall, der so läuft. Nicht wahr, liebe Anita?

Das haben wir doch ganz prima hinbekommen, dass sich die „Deutsche Bahn Vermögen“ am Tod Deines Sohnes nicht mehr bereichern konnte, siehe der Beitrag: „Zugige Begebenheiten“ sowie „Klage zurückgenommen“.

Wer mich erreichen mag, meine Handy-Nummer 0177 172 4806.