1.700.000.000.000 Euro

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Führt man sich diese Zahl einmal vor Augen, sieht, wie alle gespannt darauf schauen, machen sich die wenigsten Gedanken, wo die Ursachen zu suchen sind, welche sich in unzeitgemäßen Regelprinzipien und Organisationsstrukturen wiederfinden. Es Fehlt mehrheitliches Wissen über die Zusammenhänge, dynamische Systeme und wechselseitige Abhängigkeiten.
Da ist es auch nicht verwunderlich, dass überall „Gold-Plakate“ auftauchen, weisen sie direkt auf eine Situation hin, die die Mehrheit sicher vom Hörensagen oder direkt erlebt, noch in unangenehmer Erinnerung haben.

Auf Youtube zeigt sich, dass die heute als „dumm“ dargestellten Jugendlichen gar nicht so dumm sind, wie alle glauben mögen, wenn es um das Erkennen des Wertes von Geld geht. Das soll aber nicht das Thema sein.

Zwar sinken die Arbeitslosenzahlen, aktuell auf 3,22 Mio., bleibt jedoch die Frage offen, was ist mit den 6,48 Mio Hartz-IV Empfänger und denen, die bereits dem System ganz den Rücken gekehrt haben und dies bei ca. 40 Mio. Arbeitenden von insgesamt 82 Mio. Menschen.

Was wir tatsächlich benötigen, sind an globalen Marktanforderungen angepasste ökonomische Strukturen. Doch mit dem mehrheitlich vorhandenen Wissen wird dies nicht zu lösen sein, ebenso wenig wie die Art Wissen zu vermitteln und den Inhalten in den Bildungseinrichtungen: stützen diese sich auf Anreihung einzelner abgegrenzter Fächer, basierend auf Vorstellungen eines Descartes oder Newtons, statt Vermittlung systemischem und vor allem praxisnahem Verständnisses und deren Zusammenhänge.

Vor einiger Zeit traf ich einen Agra-Ingenieur, welcher sich nach dem Studium der Situation ausgesetzt sah, das Gelerntes in der Praxis eine geringe bis keine Wirksamkeit hat, er sich komplett neuorientieren musste, um seine Aufgaben erfolgreich umzusetzen.

Zwischen Theorie und Praxis liegen nach wie vor Tiefe Gräben in unserer Gesellschaft, zeigen immer mehr auf, dass Gelerntes im Täglichen wenig Anklang findet, man sich lieber mit „Dingen“, statt Zusammenhängen und dynamisch vernetzten Beziehungsmustern beschäftigt.

Erkennt man, dass das Lernen ein Grundmuster des Lebens ist, sollte man sich darüber Gedanken machen, was ökonomische Strukturen im eigentlichen Sinne für eine Aufgabe übernehmen. Lernen bedeutet Entwicklung. Lernen bedeutet im Sinne der Gesellschaft eine sinnvolle Aufgabe zu übernehmen, um für „sich“ und die Gesellschaft einen Beitrag zu leisten. Dies ist wohl mehrheitlich aus den Fugen geraten. Doch kann und darf man niemandem einen Vorwurf machen.

So bilden die beiden Spitzen „Probleme überall dort lösen zu wollen, wo sie in Erscheinung treten“ und „Tue was ich sage, aber nicht was ich tue“ die höchste Ausprägung kartesianisch-newtonscher Ausprägung westlicher Zivilisation.

So sind die Mehrheit aller bekämpften Probleme lediglich Symptome vorgelagerter Ursachen, wo sich die Akteure und Betroffenen wie ein Don Quichote jeden Tag und ohne Unterlass daran zu schaffen machen und nach den Schuldigen suchen – die es nicht gibt.

Werfen wir einen Blick auf die ökonomischen Strukturen, fällt auf, dass sie einfach den globalen Veränderungen nicht angepasst sind. So wird weiter versucht über den Faktor „Mitarbeiter“ notwendige Flexibilität zu erreichen, was jedoch nur zu weiterem Vertrauensverlust führt. Zu wenig wird auf breiter Ebene über funktionelle Strukturen nachgedacht, sieht man sich im sicheren Glauben hier bereits schon alles getan zu haben. Ein Irrtum.

Was ökonomische Strukturen und deren! Flexibilität betrifft, sollte sich langsam der Gedanke formieren, dass mit dem vorhandenen Wissen keine Veränderung mehr möglich ist. Das System ist ausgereizt, ein anderes Verständnis notwendig. Krisen, wie die letzten, folgen in immer höherer Frequenz. Doch ist man mehrheitlich immer noch in der Vorstellung, es könne so weiter gehen – halt mit ein paar Unternehmen und Menschen weniger im Boot.

Sich nur auf „äußere Faktoren“, wie Nachfrage zu verlassen, ist ein weiteres gefährliches Abenteuer, dem man sich gegenüber sieht. Was ist, wenn die Nachfrage nachlässt oder sich die Märkte verändern? Beschäftigt man sich mit den Zusammenhängen, so wird schnell klar, dass jegliches Handeln einer Problem– oder Verantwortungsverschiebung, einen früher oder später wieder einholen wird, sich die so genannte Flexibilität nur über die funktionelle Prozessstrukturen lösen lassen.

Lassen Sie sich auf neue Gedanken ein.