Das System, Teil 4: Gewohnte Wertvorstellungen

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(v1.0) Geht man heute an die Arbeit, so erhält man in der Regel ein Entgelt. Von diesem bezahlt man dann seine monatlichen Ausgaben, wie Miete, Strom, Kommunikation, Essen, Trinken usw. Mal sehr einfach ausgedrückt.

Schaut man sich die Institution „Wirtschaft“ näher an, so besteht ihr Prozess vereinfacht aus arbeiten gehen, (verkaufen), Geld verdienen und später wieder ausgeben – von Freizeit und Urlaub (Anmerkung: was wie „Erlaub“ klingt) mal abgesehen.

An allen drei Positionen findet sich jemand in der Rolle des Kaufmanns oder es wird nach den Regeln des Kaufmanns gehandelt. Ein Unternehmen wird von einem Kaufmann geführt, der das Verdiente seiner Mitarbeiter auf ein Konto einer Bank überweist, wo es der Bankkaufmann verwaltet; Geld, was sich der Arbeitende holt, um beim Kaufmann im Geschäft das einzukaufen, was ein anderer produziert hat, der wiederum dadurch Geld verdient, was er sich später vom Konto holt, um damit im Geschäft das einzukaufen, was wiederum ein anderer produziert hat.

Den anerzogenen Glauben an den Wert von Geld und Arbeit und was an geschaffenen Produkten und Dienstleistungen dabei herauskommt, sorgt dafür dass, alle „Gläubigen“ auch weiter „bei der Stange gehalten“ werden.

Vor allem jene, die im Haben erzogen wurden, die also in der Vorstellung leben, ihnen würde etwas, jemand oder gar das Leben gehören, was sie demnach auch wieder verlieren können, sind so für ihre weitere Fremdbestimmbarkeit offen, indem man ihnen gibt. Und damit sie es behalten, um es weiter/zeitweise „ihr Eigen“ nennen können, lässt man sie dauerhaft dafür bezahlen, durch Steuern, Abgaben, Mieten usw.
Der Glauben lässt sich demnach nicht nur der Kirche zuordnen.

„Also. Leben und Taten des Don Quichotte. Worum geht es?“ „Dass jemandes Glaube an Werte sehr viel wichtiger ist, als die Werte selbst? Dialog „John Brennan“ mit einer Schülerin, The Next Three Days, 2011

Gesellschaftliche Werte, mal abgesehen von den recht oberflächlichen Vorstellungen von Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Vernunft, Gewissen, Mitgefühl usw., drehen sich in der Regel ums Haben, Mehren, Sichern und Verteidigen.

Je mehr man „hat“, desto mehr scheint man in der Gesellschaft zu sein – vorausgesetzt dass das Eigentum auch für das Umfeld/die Gesellschaft einen Wert darstellt.
Irgendwann folgen einem Neid und Missgunst. Hauptsache man „hat“.

Mal abgesehen vom Essen und Trinken, ist das meiste Haben und mehr des Selben, nur der Versuch, die innere Leere mit „wertigen“ Äußerlichkeiten befüllen zu wollen. Die innere Leere herrscht dann, wenn man gewohnt auf haben erzogen wurde.

Wenn die Würde des Menschen unantastbar ist, warum meint sich so mancher in seiner „Würde“ verletzt, wenn ihm genommen wird? Das liegt nicht an seiner Würde, sondern am anerzogenen Haben, wo mit dem „gehören“ gleichzeitig auch die Verlustangst ins Leben gerufen wird.

Irgendwann machte sich eine Truppe auf den Weg, als sie von „El Dorado“ gehört hatte, um die sagenumwobene Stadt aus Gold finden zu wollen.
Sie können davon ausgehen, dass jene, die die Stadt erbauten – oder: erbaut haben sollen, mehr davon ausgegangen sind, dass das Metall als solches nur recht nett geglänzt hat, während die einfallende Truppe von Gier und Mordlust getrieben war.

Gier ist eine der sieben Todsünden, deren Ursprung aus herrschender Unvernunft und Gewissenlosigkeit hervorgegangen ist, was innerhalb gewohnter Fremdbestimmung, ein Phänomen üblicher Erziehung zu Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung darstellt.

Durch Fremdbestimmung und mit Hilfe von „Betreuung“ wird versucht Kontrolle über die mangelnde Vernunft und dem Mangel an Gewissen „bei anderen“ zu erlangen, während sich der „Betreute“ nicht wirklich in beiden Eigenschaften entwickeln kann und wird immer wieder durch sein Tun die „Notwendigkeit“ seiner Betreuung aus Sicht seiner Betreuer bestätigen. Eine Selbstreferenzierung, die hinauf bis zur Diktatur geht, wo jemand mit seinen auserwählten Handlangern und mit aller Gewalt den Untertanen klarmacht, was für sie „gut und richtig“ ist.

Also von „repräsentativer Demokratie“ zu sprechen, hat schon etwas für sich, wenn es sich statt brutalen Diktatoren, doch nur noch um „wohlwollende Tyrannen“ handelt und der Staatsterrorismus (siehe: Interview der „Zeit“ mit Helmut Schmidt) sich nur noch auf subtile Art und Weise zeigt. Warum?
Weil das, worauf sich die alte Ordnung errichtet, von der Leistungsfähigkeit und dem Glauben an die gewohnten Werte durch die Untertanen selbst aufrechterhalten wird. So am Rande.

Zurück zu den gewohnten Wertvorstellungen.

Geld steht nicht einfach zur Verfügung, sondern gelangt im Grunde durch ein Dar-Lehen ins „Wirtschaftssystem“, wenn es von einem Dar-Lehensnehmer durch „sein“ Eigentum und seiner Leistungsfähigkeit besichert wird. Die Besicherung umfasst das Dar-Lehen plus der nicht mitgeschaffenen, jedoch zurückgeforderten Zinsen.

Geht der Einzelne zum Arbeiten innerhalb des Wirtschaftssystems, so werden die fehlenden Zinsen fortan von jedem (auch wenn diese keine Dar-Lehen abzahlen) getragen, der in irgendeiner Weise mit Geld, Arbeit, Produkten und Dienstleistungen – vereinfacht ausgedrückt – zu tun hat. So wird aus einer Einzelschuld eine gesellschaftliche.

Der Einzelne trägt jedoch nicht nur sein „Päckchen“, sondern auch das des Unternehmens in dem er arbeitet, sondern auch die Schulden seines Ortes, seines Landes, seines Staates usw.. Schulden die nur deshalb drücken/existieren, weil er anerzogen an die üblichen Wertvorstellungen zu glauben meint.

Indem man vor langer Zeit das Geld vom Wert des Goldes abkoppelte, und die Schulden fortan für den „Wert“ der Schuldner standen, schnappte die Falle sozusagen zu, da dem Dar-Lehensnehmer eine Möhre auf dem Rücken gebunden wurde, der er seitdem hinterherzulaufen meint, als Schuldner seiner eigenen Schuld.

Der anerzogene Glaube an den Wert von Arbeit, Geld, anderen „bewerteten“ Dingen, bspw. Metallen, im Grunde die Ressourcen des Planeten und was als Produkte und Dienstleistungen daraus hervorgeht, lassen dem Menschen letztlich nur noch den Traum von „finanzieller Freiheit“, während der Wert des Geldes noch nicht einmal von ihm bestimmt wird, wo der Ausdruck „finanzielle Freiheit“ letztlich nur für „Arbeit macht frei“ steht.

Der Mensch versklavt sich durch gewohnte Erziehung, daraus hervorgehenden Denk- und Verhaltensmustern und den ebenfalls anerzogenen Wertvorstellungen, letztlich nur selbst.

Jemand, der „sein Leben“ lang arbeitet, verbindet die Beendigung seines Berufslebens mit dem Erhalt einer Rente.
Mit den monatlichen Abgaben zur Rentenversicherung spart er jedoch nicht auf „sein“ Rentenkonto.
Er erwirbt durch das Sammeln von Rentenpunkten lediglich eine Anwartschaft auf die spätere Rente.
Mit den Abgaben werden die aktuellen Rentenansprüche der noch lebenden und der Rolle der Rentner beglichen. Auf diese Weise werden nachfolgende Generationen durch die vorangegangen ausgebeutet.

Der sogenannte „Generationenvertrag“ ist lediglich bildlich, jedoch nicht juristisch zu sehen. Es besteht demnach auch kein rechtlicher Anspruch auf Rente, denn sonst würde man die Versklavung nachfolgender Generationen legitimieren.

Was den Wirtschaftsprozess anbelangt, sind die sogenannten Staaten keine wirklichen Rechtsstaaten mehr, sondern nur noch international agierende Unternehmen, was nebenbei auch das Erscheinen von Umsatzsteueridentnummern in den Impressen „staatlicher“ Institutionen erklärt.

„Obwohl an der First Avenue so viele Flaggen wehen, gibt es heute keine Nationen mehr. Nur noch Unternehmen… internationale Unternehmen. Da sind wir. So funktioniert die Welt.“ „Kuman-Kuman“, Die Dolmetscherin, 2005

Das Unternehmen „Staat“ als Geschäftsmodell im internationalen Wettbewerb, wo man untereinander durch Geschäfte versucht, irgendwie die „eigenen“ fehlenden Zinsen erwirtschaften zu wollen.

Wenn die Institution „UN“ dann noch weltweit für Wohlstand für jeden zu erreichen versucht, ist auch das „positiv“, ja fast andächtig formulierte Ziel klar erkennbar, was einmal mehr zeigt, dass man Probleme, die durch das Vorhandensein von Geld und dem Glauben an seinen Wert erst entstehen, jedoch mit Geld nicht gelöst werden können.

Systemausstieg bedeutet, den gewohnten Kreisverkehr im Kopf hinter sich zu lassen