tyre
tyre

Wie funktioniert eine Gesellschaft?

Lesezeit: ca. 15 Minuten

Ich höre sehr oft immer nur „wir“. In der Regel macht derjenige es alleine, während andere daneben stehen und sich berufen fühlen mit eifrigen Einwänden jenen manipulieren zu wollen, um so etwas wie ein Mitwirken sich selbst vortäuschen zu wollen. In der Regel lässt man sie in ihrem Wunschdenken. Ein heftiger Schlag ins Gesicht.

*“Es gibt nur wenige Macher (Im Sinne von „Veränderer“). Die meisten sind Mitmacher (Was müssen wir tun?). Dann gibt es die Betrachter und Abwarter (nicht selten Greiner und Jammerer). Es folgen die Desinteressierten und abschließend die Widersacher (Erhalter).“

Des Öfteren höre ich: Was ich (also ich) denn nun „konkret“ vorschlage oder was man denn „konkret“ tun könnte. Über diese Fragen habe ich gestern mal nachgedacht. Zumindest kann ich sagen, dass Dutschke nach wie vor Recht behalten hat.

Also in dem Moment, wenn mich jemand fragt, was er tun könnte oder für ihn „gut und richtig“ sei, bezieht sich dies in der Regel auf einen nächsten Schritt oder eine konkrete Handlung – verbunden mit der Erwartung einer sofortigen Veränderung für den Anwender.

Was dem Fragenden jedoch selten oder gar nicht bewusst ist, dass er selbst gefragt ist, sich im Stillen zu entwickeln. Denn erst dort fängt der eigentliche Umdenkprozess an, der in der Regel in einer Gruppe relativ schnell ausgebremst wird.
Denn gewohnt (eigene Erfahrung) kommen jene mit füllwilligen leeren Taschen und mit einem „Pfund“ Problemen an. Nicht selten zunächst mit oberflächlichen und in der Hoffnung schnell wirkenden Lösungen – während man jedoch fundamentale Veränderungen* erwartet oder sich zumindest auf die Fahne schreibt. Was selten erkennbar ist, wie der Weg dahin aussehen könnte, wenn man nachfragt.

Die obigen Fragen zeigen zudem die konditionierte Bereitschaft zur Abhängigkeit und führen dazu, dass wiederum einige wenige Auserkoren sind über andere entscheiden zu sollen.

„Eigentlich müssten wir nur…“ oder „Die anderen müssen endlich…“ „Wir brauchen nur diesen Schein oder jenen Personenausweis.“

In der Regel sind die erwarteten Antworten mit der Hoffnung verbunden, das Gehörte mal fix kopieren und verwenden zu können.

Doch geht es nicht um eine „Gesamtlösung“ im klassischen Sinne, die nach dem Gießkannenprinzip dann „von oben“ verabreicht wird. Denn „dieses Mal“ ist es genau anders und es ist jeder einzeln für sich gefordert, sich den Veränderungen anzupassen und so erhält jeder seine „eigenen“ Herausforderungen und Aufgaben. Denn eines ist sicher: Jeder ist und bleibt individuell.

Natürlich ist es sinnvoll, wenn man sich etwas vornimmt und (gemeinsam) macht. Auf diese Weise erlangt man auch Erfahrungen – bis man endlich erkennt, dass Klein in Kleindenken zu nichts führt, da dies dem großen Ziel konträr gegenüber steht.

Und wenn jeder erst seine eigenen Erfahrungen machen mag, macht es für jene, die das bereits hinter sich haben, einfach keinen Sinn, sich zu involvieren und mitzuarbeiten.

Weiterkommen, geschieht im Übrigen nur durch das Arbeiten an sich selbst, weil man auf diese Art und Weise keinen Konventionen unterliegt, diese also in Frage stellen und „hinter sich bringen“ kann. Jene Muster, die die Gruppe unbewusst in Schach hält – ihre Konditionierungen.
Auf diese Weise gelangt man zu Erkenntnissen, die im gewohnten Gruppendialog selten zur Sprache kommen oder der Gewohnheiten halber ignoriert werden. Allerdings kann der Dialog dazu dienen, das Erkannte für einen selbst verfestigen zu wollen. Das nennt man dann: die eigene Meinung.

„Das weiß ich…, das weiß ich auch.“ „Oh, das ist ja prima. Dann erkläre es doch bitte mal im Ganzen.“ „Äh…“

Bei in der Regel inhomogen Gruppen, gilt es zunächst die Erwartungen des Einzelnen offen in Kenntnis zu bringen und was er bereit ist beizutragen. Allgemein interessierte Zuhörer, Luftschnapper und Energiesauger finden sich in der Regel ebenfalls bei solchen Treffen mit ein, lediglich um Energie zu ziehen.

In der Gruppe zu diskutieren, führt zu keinem Ergebnis, weil das kollektive Denken der Gruppe keine Veränderung und meist nur eine Beschäftigung nach dem Prinzip „vom mehr des Selben“ zulässt.

Das Ganze geht auch nur solange, bis der maximale Gleichschaltungsprozess durch Austausch vereinbarter Inhalte erreicht ist. Dann fällt die Gruppe in der Regel auseinander oder erkennt, dass das ganze Wissen zu keinem Ergebnis führt, aber zu einem Schluss.

Wer die „Konventionen“ der Gruppe missachtet, wird ausgegrenzt, beziehungsweise zieht sich selbst zurück, weil es ihm nicht mehr sinnvoll erscheint, das Gewohnte gewohnt mitheulend zu wiederholen oder zu erwarten. Vom Prinzip her ist das aber egal: Es ist eine Form des Loslassens.

Aber zurück zu den obengenannten Fragen. Da ich den anderen jedoch nicht kenne, wäre es also nur reine Spekulation zu sagen, was für ihn „richtig“ sei. (Vor allem, wenn die Frage sehr allgemein gehalten ist, da auch der Bezug fehlt.)

Das würde ja genau wieder in die Situation führen, der sich er und die langsam aufwachende Menge gleichzeitig zu entziehen versucht. Also strengt sich eine aufgewachte Menge wieder an, das Alte auferstehen lassen zu wollen. Und dies, weil die eigenen Muster unentdeckt bleiben sollen/wollen?

Jeder ist ein Individuum, jeder hat andere Lebenserfahrungen, somit ist jeder auf sich selbst gestellt, um seine Lebenssituation entsprechend den Veränderungen anpassen zu können.

Was jedoch alle gleich macht, und genau auf dieser Ebene schaut kaum jemand hin, sind seine Konditionierungen, die wiederum jeder nur für sich und seinen Umständen entsprechend erkennen und auflösen kann und genau dafür auch selbst verantwortlich ist.
Das ist die eigentliche Aufgabe, von der man sich in der Regel selsbt abzuhalten versucht, mit dem Hinweis, die anderen würden…

So gilt es die gesellschaftliche Gleichschaltung (Konventionen, erstanden aus Verhalten und Gewohnheiten) durch das Individuum selbst zu überwinden. Das ist der eigentliche Wandel und es bedarf dazu Mut und Entschlossenheit zum eigenen Handeln.

Als ich merkte, dass das „System“ etwas ganz anderes ist, betrachtete ich die sogenannten „Systemaussteiger“ und dann war erkennbar, dass sie sich auf einer langen Kurve im Kreise drehten.

„Du drehst Dich doch selbst im Kreis.“ „Das mag so aussehen, aber zumindest mit einer Lösung und nicht in fortwährender Problembetrachtung, -kaschierung und -bekämpfung.“ „Du erhebst Dich ja über andere.“ „Nö, du hast dich und im Namen deinesgleichen mit diesem Satz selbst unterworfen und versuchst dies über eine Projektion (Schuldzuweisung) überdeckeln zu wollen. Zudem wurde den anderen die Möglichkeit genommen, selbst entscheiden zu können.“

Das Ulkige dabei ist, dass man zwar hört, dass so mancher aus dem „System“ raus will, jedoch nicht das zu überwinden gedenkt, was das System selbst ausmacht.

An dieser Stelle mag ich alle beglückwünschen, die diesen Schritt bereits getan haben und für alle die Daumen drücke, auch an diesen Punkt der Überwindung zu gelangen. Die Entscheidung bleibt beim Einzelnen: Rot oder blau.

„Übrigens: Die rote und die blaue Pille sind vom selben Hersteller.“

Das, was ich „in den Raum stellen“ kann, sind die Grundlagen des Alten und was geschieht, wenn man die wesentlichen Prinzipien, die zu dieser aktuellen Weltanschauung mit ihren bekannten Auswirkungen führen. Das mag jetzt etwas weit weg oder abstrakt klingen, betrifft jedoch unmittelbar jeden. Über den abstrakten Weg gelangt man aus dem System.

„Ja, aber löst es meine Probleme (sofort)?“ „Du hast das  Problem nur, weil du daran festhältst und dir wohl weniger Gedanken darum machst, warum es da ist und es weniger als Aufgabe annimmst, um daran wachsen zu wollen.“

„Das System ist ein Gefängnis für Deinen Verstand. Wo willst du also etwas verändern, wenn nicht bei dir selbst?“

„Aber ich muss doch  kämpfen.“ „Kampf ist das Verhalten, sich gegen die eigene Veränderung zur Wehr zu setzen und erzeugt jene Situationen selbst, die man gleichzeitig zu bekämpfen versucht. Das Prinzip der Resonanz, in Verbindung mit der Projektion als verursachende Handlung.“

Probleme sind Auswirkungen des Systems an dem er selbst mitwirkt und jeder, der sein Problem hat, tut selten daran zu erkennen, warum es „eigentlich“ da ist – in der Regel wiederkehrend.

Dem Betroffenen hilft das jedoch recht wenig. Der Grund, warum sich so manche Situation für jeden – selten auch den Tod dabei erlebend – zuspitzt.

„Wer sich (selbst) nicht anpasst, wird angepasst.“

Er möchte es nur so schnell wie möglich „loswerden“ und wählt gewohnt zwischen „Flucht“ oder „Kampf“. In der Tat ist das „Problem“ für ihn eine Aufgabe, sich selbst weiterentwickeln zu können.

„Wenn alle beschäftigt sind, entsteht genug Freiraum, um sich selbst entwickeln zu  können. Gesellschaftliches Miteinander wird auf diese Weise in der (Selbst)Beobachtung zum spannenden Laborexperiment.“

Das mit der Selbstentwicklung war im Übrigen schon immer so, nur in der heutigen Zeit scheinen die Auswirkungen radikaler zu sein. Und unkonventionelles wird gewohnt schnell abgetan. Aus zwei Gründen: Zum einen weil der Betrachter sich selbst nicht ändern will und zum anderen, weil er sich lieber der bedingten Zugehörigkeit der Gruppenkonventionen unterwirft. Das sich dass aber zuspitzt liegt daran, dass man selbst lange genug vor Problemen weggeschaut hat, die dann später in verstärkter Form zurückkommen.

„Zeit nehmen wir als Verzögerung zwischen Ursache und Wirkung wahr. Traditionell-konventionelle Denk- und Verhaltensmuster jedoch überdauern einen beachtlichen Zeitraum nahezu beständig – gerade weil sie „vereinbart“ unbetrachtet und ungetastet bleiben.“

Was wir in der Schule gelernt haben, diente lediglich dazu, das Alte zu erhalten. Denn hinter den vielen inhaltlichen Themen, werden junge Menschen auf Gehorsam und artgerechtes Verhalten konditioniert.

Das läuft alles im Hintergrund und wird von unwichtigen Nebensächlichkeiten standardisierter Inhalt überdeckt. Und da jeder das gleiche zu „inhaltieren“ hat, zieht man sich so eine gleichgeschaltete Masse heran, die mit gleichen Ausbildungsmustern in einem Markt von Wenigen bewegt – strebend im Außen nach Liebe, Zuneigung, Anerkennung, Mitleid, Geld &c.

Was sich im Kern auflöst, ist der Bund der Menschen zueinander. Der war nur eine Illusion: Der Bund zwischen Betreuten und ihren Betreuern. Denn beide wehren sich nun oder versuchen sich über den anderen erheben, um die eigenen Strukturen (Verhalten) weiter aufrechterhalten zu wollen – wenn notwendig, mit allen Mitteln. auf diese Weise führt gewohntes Denken zu gewohnten Handlungen und Ergebnissen.

„Geschichte wiederholt sich.“ Geschichte besteht aus Schichten – Ebenen denen man sich in der Regel inhaltlich, jedoch selten auf Prinzipebene nähert. Und schon sind wie wieder beim Thema.“

Das sieht man immer ganz prima, wenn bspw. eine Sparkasse versucht, trotz eigenverantwortlichem Fehlverhalten des Mitarbeiters, dem Kunden die Schuld aufbügeln zu wollen. Oder eine Stadt versucht durch nicht geltende Gesetze und durch Tricksen versucht, an Geldmittel gelangen zu wollen.

Die vom Menschen künstlich geschaffene Welt des Rechts geht zu Ende und man braucht sich keine Hoffnung zu machen, dass andere Gesetze „gültiger“ wären und somit tut man gut daran, mal diese Ebene in Frage zu stellen.

Denn war das Recht nur ein Machtmittel, um die unvernünftig gehaltenen entsprechend „im Griff haben“ zu wollen.

„Wer also auf diese Weise versucht, sich über andere erheben zu wollen, sät bereits das, was er ernten wird.“

An dieser Stelle bleibt noch zu sagen, dass man dann am besten „funktioniert“, wenn die eigenen, unbetrachteten Verhalten für andere wie ein Scheunentor offen stehen und man sich dieser nicht bewusst ist, dass der andere durch Projektion versucht, sich über einen selbst erheben zu wollen. Das nennt man Manipulation. Dies geschieht in der Regel durch Stigmatisierung und Schuldzuweisung und wenn dies nicht hilft, mit Gewalt.

„Der ist beim BND.“ „Er ist ein Ego.“ „Er ist arrogant und überheblich.“

Und was es sonst noch so für kleine Nettigkeiten, „Bla und Blubb“ gibt. Alles Muster, die eine Zusammenarbeit in der Regel unmöglich machen und Teil des „Systems“ selbst sind.

Zeit zum Umdenken.