Es ist in der Tat ein beachtlicher Unterschied,…

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(v1.65, Nachtrag) … ob man jemanden „braucht“ oder ob man sich für ihn entscheidet.

Eine Beziehung, die sich früher oder später durch Machtkämpfen zu behaupten versucht, wo über jedes unwichtige Detail diskutiert und palavert wird, wo Kritik am Gegenüber zur Tagesordnung gehört, ist letztlich nur ein Zeichen für beide Beziehungsteilnehmer, dass beide mit sich selbst „Probleme“– besser: Herausforderungen bei sich selbst anzunehmen haben, die sie – anerzogen – jedoch auf „ihr“ Gegenüber zu projizieren versuchen, um damit auch Verdrängungskonzepte zu rechtfertigen. Projektion statt Reflektion. Hier ist die Verdrehung im System deutlich zu erkennen.

Der Mensch beherrscht von seinen Denk- und Verhaltensmustern.

Das liegt im Kern daran, dass er sich gewohnt selbst vor Veränderung zu schützen versucht, weil er in der Kindheit für eigenständige Entwicklung bestraft wurde und sich daraus ein entsprechendes Verhaltensmuster entwickelt hat, weshalb sich viele vor Veränderung fürchten, weil sie gleichzeitig den damit erinnerten Schmerz zu vermeiden versuchen. Das Kriegsbeil ist – sozusagen – im Grunde nie wirklich begraben.

„Betrachten Sie den Krieg eher als ein Konzept, nicht als Menschen, die Menschen töten, sondern eher als Unfrieden. Der Tod ist ein Zustand des Körpers, Krieg ein Zustand des Geistes.“ „Father Whiteleather“, Horsemen, 2009

Auf der anderen Seite hat man es unter gegebenen Umständen auch mit Autoritäten zu tun, die doch nicht so intelligent sind, wie sie sich gerne geben, dass dies zum einen auffliegt, was – anerzogen – von einer Autorität in keiner Weise ertragbar erscheint.

„Wenn der Gegner* an der Wand steht, wird damit die Investition des *Opfers und dadurch auch seine Intelligenz in Frage gestellt. Niemand kann das akzeptieren… nicht mal sich selbst gegenüber.“ Revolver, 2005

Das Opfer ist hierbei auch nur eine Rolle.

„Was ist passiert, da drin? Wie konntest du das wissen?… Woher wusstest du’s? ICH HABE DICH ERSCHAFFEN! WIE KONNTEST DU ES WISSEN?“ „High Evolutionary“ zu „B13“ (später „Rocket“), Guardians of the Galaxy 3, 2023

oder:

„Papa? Sind Väter immer klüger, als ihre Söhne? „In der Regel schon, mein Sohn.“ „Papa? Wer hat die Dampfmaschine erfunden?“ „Das war James Watt, mein Sohn.“ „Papa? Warum hat der Papa von James Watt nicht die Dampfmaschine erfunden?“

Wenn man jemanden „braucht“, dann ist das meist ein Zeichen dafür, dass man sich ohne einen anderen unvollständig fühlt, weshalb nicht selten nach einem Partner auch „gesucht“ (suchen, sucht, Sucht) wird, was typisch für eine gewohnte Erziehung im Haben darstellt und meist zwei in sich selbst unvollständige zusammenbringt, die sich durch ihr Gegenüber zu vervollständigen versuchen. Symbolisch wie zwei Bettler, die sich gegenseitig in die Tasche greifen und sagen: „Du hast ja auch nichts.

Nicht selten begleitet von typischen Machtspielchen, da beide meist in einem anerzogenen geschlossenen Weltbild unterwegs sind und nur zwischen der Rolle des Unterworfenen und des Erhabenen zu unterscheiden in der Lage sind.

„Meine Freunde, es steht eine Revolution bevor. Wenn die Menschheit entdeckt, wer wir sind, wozu wir in der Lage sind, dann müssen wir alle eine Entscheidung treffen: Versklavung oder Machtergreifung. Die Entscheidung liegt bei euch. Aber denkt daran, wer nicht für uns ist, ist zwangsläufig gegen uns. Also… ihr könnt leiden und für die Menschen kämpfen, die euch hassen und fürchten. Oder ihr könnt euch mir anschließen und leben wie Könige… und Königinnen.“ „Sebastian Shaw“, X-Men: Erste Entscheidung, 2011

Im Hintergrund geht es darum, jemanden – anerzogen – besitzen, jemanden sein Eigen zu nennen, ihn in der Weise kontrollieren zu wollen, da gleichzeitig auch die Verlustangst die „Beziehungsbühne“ betritt.

Interessant ist dabei die Beobachtung, welche Rollen für die sich entwickelnde Beziehung gemeinsam, meist unbewusst ausgetüftelt werden. Oft handelt es sich um eine Mutter-Sohn- oder Vater-Tocher-Beziehung, wo ich also nur empfehlen kann, die jeweiligen Beziehungen aus der eigenen Kindheit für – besser: in sich selbst zu klären, bevor eine „Tochter“ zur „Prinzessin“, zum „Püppchen“, zur „Kaiserin“, zur „Hexe“ usw. und der Sohn zum „Betreuungsfall“,  zum Despoten usw., wird. Alles Rollenspiele.

„Mutter, ich gehe noch mal in die Stadt, einen kleinen „Abstecher“ machen.“

Es geht darum die jeweiligen Rollen als solche zu erkennen und abzulegen, wie „Vater“, „Mutter“, „Tochter“, „Sohn“ usw. Erst auf diese Weise begegnen Menschen einander auf Augenhöhe – wenn sie das Rollenspiel als solches erkannt haben.

„Es ist ein beachtlicher Unterschied, ob man eine Rolle nur spielt, oder ob man die Rolle ist.“

Wie gesagt, der ganze Sermon ist nur ein Rollenspiel, und mit dem Rollenspiel geht das typische Machtspiel der beiden „Ichs“ (im Grunde die Denk- und Verhaltensmuster) einher, von denen der jeweils Einzelne aus gewohnter Erziehung heraus beherrscht ist, verbunden mit den herrschenden Konventionen UND den gesellschaftlichen Wertvorstellungen.

Gefühlt erlebte Liebe, zeigt sich nur solange, wie sich Bedingungen in Abwesenheit üben. Die Liebe erinnert den Menschen daran, dass es noch etwas anderes gibt, als das Üblichen nach dem gewohnt gestrebt wird.
Man kann sie nicht besitzen, noch den Partner, den man mit ihr erlebt.
Wenn sich zwei Menschen begegnen so bringt sie das Leben zusammen.
Liebe ist eine Eigenschaft des Lebens, nicht der Simulation des Lebens, die sich der Mensch auf Basis seiner gewohnten Denk- und Verhaltensmuster geschaffen und sich nahezu vom Leben selbst abgetrennt hat.

Unter solchen geschaffenen Bedingungen, verflüchtigt sich das, was mit Liebe bezeichnet wird und wird nicht selten ersetzt durch strategisches Taktieren, Misstrauen, Behauptungen, Gezänk um Macht, die gewohnte Form von Egoismus (also das Nutzen (brauchen) anderer, zum eigenen Vorteil), Verdrängungskonzepte, Narzissmus usw.

Und das alles nur, weil der Mensch nicht weiß, dass es sich „nur“ um ein Rollenspiel handelt.

Wie zwei Menschen, die das Leben zusammenbringt, einander in Liebe begegnen und nicht einfach nur ihre „Ichs“? (Anmerkung: Ich habe beides kennen gelernt.)

„Du, ich hatte das alles schon längst vergessen.“ „Und ich bin hier, um dich daran zu erinnern.“

Erkennbar, dass sich der Mensch in seinem Rollenspiel selbst vergessen hat und zu seiner Rolle wurde, für die er sich mitunter fest entschlossen zu halten meint.

Den Unterschied zwischen Mensch und Person (Rolle, Hülle, Maske) zu kennen und sich vor allem auch darüber bewusst zu sein, ist ein wesentlicher Aspekt, um auch das System zu erkennen, es von seinen Prinzipien her zu verstehen und durch Infragestellen dieser Prinzipien Schritt für Schritt hinter sich zu lassen.

Das wiederum beruht darauf, dass der Mensch, anerzogen, von seinen Denk- und Verhaltensmustern beherrscht wird, die sich auch gut dagegen zu wehren wissen, wenn ihre Verhaltensstruktur gefährdet erscheint, indem sie bspw. den Feind im anderen zu erkennen meinen, der an allem Schuld sein soll.
Im Grunde ist der Feind in ihnen selbst, den sie im Gegenüber zu erkennen meinen, das „Ich“, als der „Feind“ selbst. Das „Ich“ als Etikett für die eigenen Denk- und Verhaltensmuster.

Der Widersacher, als der „Erzfeind“ der Veränderung. Veränderung, wie sie dem Leben selbst zu Eigen ist. Eine recht interessante Position des „Ichs“, was sich gegenüber dem Leben soweit aus dem Fenster lehnt, um so etwas wie eine Art Leben zu gestalten, wie es die meisten heute als gewohnten Alltag kennen.

Ich schreibe nicht unbeabsichtigt „Rolle“, weil es im Grunde nur ein Rollenspiel ist, was seine Grenze jedoch nicht im Rahmen der „Familie“ (engl. familiar = gewohnt, vertraut) findet, sondern sogar ganze sogenannte „Staaten“ betrifft. Jene beiden „Beziehungskünstler“ sind also nicht allein. Es handelt sich also um eine gesellschaftliche, ja sogar global-gesellschaftliche Angelegenheit.

Eine kollektiv anerzogene Märchenstunde, die zur einzigen und alternativlosen Realität wurde und für die Teilnehmer deswegen auch „ernst“ erscheint.

Nur so erscheint… jedoch nicht ist.

Es gibt im Grunde nur eine „Sache“, die etwas wert ist, das ist das Leben selbst. Doch selbst hält sich das Leben nicht für so besonders, weil es eben nur ist.

„Ich kenne meine Zukunft. Ich zeige Ihnen Ihre. Auch unser Konflikt begann um den Kampf um Freiheiten…der zweite Bürgerkrieg, der Eugenische Krieg und zuletzt nur noch der dritte Weltkrieg. Das war unser letzter Tag. Der Tag an dem die Erde, wie wir sie kannten, verschwand.
Was als Ausbruch einer Nation begann, endete in der Ausrottung von 600.000 Tier- und Pflanzenarten und 30% der Erdbevölkerung. Globaler Selbstmord.
Was wir ihnen gegeben haben, bietet die Möglichkeit, sich gegenseitig auszulöschen. Und so wie sich mir das darstellt, werden Sie es auch tun. Sie werden sich wegen konkurrierender Freiheitsideale in Schutt und Asche bomben, so wie wir. Und Ihr letzter Tag wird genauso aussehen.
Vielleicht steht irgendwo Ihr Ende auch so unauslöschlich geschrieben, wie meines. Aber ich ziehe es vor zu glauben, dass Sie Ihr Schicksal immer noch Ihr eigenes ist. Vielleicht bin ich deshalb hier, damit Sie nicht vergessen, welche Macht in Möglichkeiten steckt.
Vielleicht war es gut, meine Zukunft zu sehen, um Sie daran zu erinnern, dass das Leben bis zum Ende dankbar auf Händen getragen werden sollte.
Denn unsere Zukunft ist bis zu unserem letzten Moment das, was wir daraus machen.“ „Captain Christopher Pike“, Star Trek: Strange New Worlds, S1E1,2022

„Seither wurde den Menschen jedes nur erdenkliche Gebot gelehrt, dass den Schöpfer in ihnen zerstört. Den Menschen wurde Abhängigkeit als Tugend gelehrt. Doch nur der Mensch, der versucht für andere zu leben, ist ein Abhängiger. Er ist schon seiner Haltung nach ein Parasit, und er macht Parasiten aus denen, denen er dient. Die Beziehung führt zu nichts, als die gegenseitige Verdorbenheit. Sie ist konzeptionell unmöglich.
Das, was ihr in Wahrheit am nächsten kommt, der Mensch, der lebt, um anderen zu dienen, ist der Sklave. Doch wenn schon körperliche Sklaverei anstößig ist, wie viel mehr anstößiger ist dann das Konzept der Sklaverei des Geistes. Dem eroberten Sklaven bleibt ein Rest von Ehre. Ihm bleibt der Verdienst Widerstand geleistet zu haben und seine Situation als schlecht zu betrachten.
Doch der Mensch, der sich freiwillig im Namen der Liebe versklavt, ist die niederträchtigste aller Kreaturen. Er verachtet die Würde des Menschen und entwürdigt das Konzept der Liebe. Aber genau das ist das Prinzip des Altruismus.“ Verteidigungsrede des „Howard Roarks“, „The Fountainhead“ von Ayn Rand, 1943 (Quelle: Youtube)

Nachtrag: Selbstverwirklichung ist übrigens kein Akt, wo man sich bspw. ein kostspieliges Auto, ein extravagantes Haus zulegt oder eine teure Reise zu unternehmen meint.