Mein Schatz – oder: Schwarzer Peter

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(v1.0) Die gewohnte Vorstellung, dass einem etwas oder jemand gehören würde – einschließlich des Lebens, ist einer der maßgeblichen Aspekte, warum die Welt heute so ist, wie sie ist.
Es beginnt bereits mit der Geburt, wenn sich das Leben im Akt der Geburt selbst beschenkt, während die irrige Vorstellung herrscht, dass das, was sich da zur Welt bringt, einem gehören würde.
Der Mensch ist weder Eigentümer noch ist er Besitzer sondern nur Begleiter, wo es eben nicht darum geht, das junge Leben gewohnt zum gehorsamsbereiten und auf Entsprechung gedrillten Untergebenen zu erziehen, der für den „Ernst des Lebens“ vorbereitet, also gewohnt ein auf Belohnung hoffender und höriger Untertan seiner Autoritäten wird, wie sie reichlich mitunter in allerlei Gewändern, im tänzelnden Vertreterschritt und süßen Worten und Versprechungen daherzukommen meinen.

Über die Zeit wird aus der Betreuung die übliche Erziehung und der junge Mensch vergisst sich selbst im Taumel seiner freudigen Verwandtschaft. Dabei darf das Rollenspiel aus Müttern, Vätern, Geschwistern, Omas, Opas, Tanten und Onkels nicht vergessen werden, die mit aller Liebe zum Detail die gesellschaftlichen Gepflogenheiten zu vermitteln wissen – bis hin zum Wert des lieben Geldes und der Dinge, die einem gehören sollen – vorausgesetzt man ist schön artig gewesen ist.

„Fritzchen, ich geb’ dir jetzt mal zwei Mark. Dann drückst du die Oma mal ganz lieb. Sag’ aber nichts deinem Bruder.“ „Oma, das kostet aber extra.“ Jürgen von der Lippe

Im Grunde genommen handelt es sich hier um Prostitution. Das will natürlich kaum einer hören, da sich alle für „gut“ halten. Nicht selten geht man ja auch in die Kirche, damit man später nicht in der Hölle landet – je nach dem, welche Autorität man da als seinen Vorgesetzten anzuerkennen meint. Und Titel sind letztlich auch nur Etiketten.
Himmel und Hölle sind dabei keine Orte, denen man erst nach dem Tode zugeteilt wird, je nach dem, ob man artig oder unartig war. Es sind geistige Haltungen im hier und Jetzt.

Die innere Leere mit Äußerlichkeiten befüllen zu wollen, gelingt in der Regel nur für einen recht kurzen Zeitraum, bis man sich wieder auf die Suche nach mehr des Selben zu machen meint und so ein gläubiger Anhänger des Systems wird/bleibt und damit verbundener Konventionen und Wertvorstellungen.

Mann: „Mein Haus, mein Auto, mein Boot.“ Werbung der Sparkassen, 1995
Frau: „Mein Mann.“ Keine Werbung der Sparkassen, zeitlos bis zur Infragestellung

Bei den üblichen Besitzansprüchen darf das Machtspiel mit seinen Strategien und üblichem Traktieren dabei nicht vergessen werden, was die konventionellen Denker fest im Kreisverkehrs hält.

Ein Grund mehr, über Beziehungen, deren Beginn, Bestehen und Ende nach-, darauf herum- und vorzudenken.

All dies basierend auf der Vorstellung dass einem etwas gehört. Natürlich beginnt so manche Beziehung mit Liebe. Die weicht jedoch dem Alltag aus Bedingungen und Abhängigkeiten und so schwächt sich der Mensch selbst und nicht selten beginnt die Suche und Forderung nach der Liebe, die man vom Gegenüber zu erwarten meint.

Zwei Bettler, die sich gegenseitig in die Tasche greifen: „Du hast ja auch nichts.“

Und wenn das alles nicht klappt, zieht man die Opferkarte und gibt dem zum Feind gewordenen Gegenüber für alles die Schuld. Als ob es so einfach wäre. Doch für Kinder ist das tatsächlich so einfach, haben es ihnen ihre einfachen „Elternkinder“ ja nicht anders vorgelebt.

Letztlich kann man niemandem irgendeine Schuld zuweisen, weil er es ja nicht anders kannte und man stets selbst die Aufgabe hat, dem Wesen hinter allem in die Augen zu schauen, mit der Erkenntnis: „Ach, deswegen ist das alles so.“
Im Grunde ist das der einzig sinnvolle Weg. Doch wer kommt schon darauf?

Natürlich kann man auch auf eine Verschwörung der Eliten, Illuminaten und Freimaurer setzen, dann ist das „Problem“, selbst nachdenken zu müssen, auch erst mal weit weggeschoben, allein weil die irrige Annahme herrscht, des ginge nur um so etwas wie Schuld haben oder nicht haben.

Hat man erst einmal realisiert, dass Schuldzuweisung lediglich ein Verdrängungskonzept ist, geht es nur darum, die eigenen Denk- und Verhaltensmuster mit allerlei Tamtam vor Veränderungen schützen zu wollen – selbst vor dem Menschen, der sich ihnen gewohnt unterwirft.

Jene in der Rolle der „Eliten“ unterscheiden sich von der Masse dadurch, dass sie wissen wie die Masse funktioniert, während die Masse selbst nicht wissen will, wie sie funktioniert – schließlich muss sie ja arbeiten, Geld verdienen und wieder ausgeben.

Reklame: Das System, was daraus entstanden ist, basiert auf der Erziehung zur Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung, abgerundet durch Fremdbestimmung und einem erheblichen Mangel an Vernunft und Gewissen, aufrechterhalten durch wohlwollend zugestandene Privilegien und „Grundrechte“, alles nur Märchenstunden, um den Menschen vom eigenständigen Denken abzuhalten oder sich im voreilenden Gehorsam selbst davon abzuhalten.

Jedoch besteht die Aufgabe weiter, sich der Infragestellung des Systems im eigenen wie auch im zivilisatorischen Sinne zu widmen, denn:

„Das größte Vermächtnis, was wir hinterlassen können, ist eine Gegenwart zu schaffen, in der man sich auf morgen freuen kann.“ „Ethan Clade“, Strange World, 2022

Mit den üblichen Denk- und Verhaltensmustern, Mitteln, Institutionen, Konventionen und Wertvorstellungen ist dies jedoch nicht machbar.

„Es gilt erst einmal ein Bewusstsein des Missstandes zu schaffen. Jetzt nicht gleich zu fragen: „Gib doch die Antwort.“
Ein Dutschke will keine Antwort geben. Das wäre genau die manipulative Antwort, die, ich nicht zu geben bereit bin. Denn was soll es bedeuten, als Einzelner Antworten zu geben, wenn die gesamtgesellschaftliche Bewusstlosigkeit bestehen bleibt. Die muss durchbrochen werden, dann können Antworten gegeben werden…“ Rudi Dutschke

Hinweisend: Besagter Missstand ist die gesellschaftliche Bewusstlosigkeit selbst, nicht die Dinge, die weiträumig mehr oder minder emsig beklagt und bejammert werden.

Nachtrag: Eine Politik, die im klassischen Sinne versucht, erst einmal wieder an die Macht kommen zu wollen, um sich irgendwann als „Wohltäter des Volkes“ feiern zu lassen, mag zu Hause bleiben, falls sie wirksame Lösungen in der Tasche hat, was ich nicht glaube, eben weil die Ursachen nicht dort sind, wo sie nur allzu gern mit Zahlen bedrucktem Papier oder „Sichteinlagen“ auf dem Konto, behandelt werden.

Und für alle, die nur allzu gerne der Polik-Darstellern die Schuld zuweisen: Es ist lediglich der Glaube an den Wert von Geld, Arbeit und was dabei an Produkten und Dienstleistungen herauskommt, der das Zeter und Mordio aus Untergebenen- und Polit-Darstellern zusammenhält.