mount everest
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Wer sich zum Aufstieg begibt

Lesezeit: ca. 5 Minuten

(v1.2*) Im googl‘schen Umfeld der Bergsteiger, wirkt der BERG. Blog in der Tat etwas befremdlich, hat er mit dem klassischen Bergsteigen zunächst wenig zu tun.

Dennoch ist die menschliche Entwicklung mit einem solchen Aufstieg vergleichbar, weshalb das Foto des Mount Everest von Luca Galuzzi aus 2006 für diesen Beitrag recht gut passt.

Hat man sich erst einmal für den Aufstieg entschieden, so gehören neben den entsprechenden Erfahrungen (aus früheren Herausforderungen), Talenten und Fähigkeiten, der „richtige“ Blick, Intuition, Achtsamkeit, Vernunft und Gewissen, witterungsbeständige Bekleidung und eine vortreffliche Ausrüstung.
Bei einem solchen Vorhaben kann die Witterung einem schnell „einen Strich durch die Rechnung machen“, neben auftretenden Unwägbarkeiten beim Aufstieg selbst.

Wenn nach allen Hinder- und Vorkommnissen das Ziel innerhalb eines gedachten oder geplanten Zeitraums erreicht ist, verweilt man eine Weile – fühlt sich eins mit dem Beobachteten – und dann geht es wieder nach Hause.

Was das Bergsteigen ausmacht, sind dies Mut, Entschlossenheit, die Annahme der Herausforderung, das Tun – die Praxis selbst, das Gefühl von Freiheit und eins mit der Natur, mit dem Leben selbst. Soweit die Theorien eines Theoretikers – zumindest was das klassische Bergsteigen betrifft.

Der Aufstieg des Menschen geschieht nur an einem Ort – in ihm selbst. Und auch hier bedarf es des Mutes und der Entschlossenheit, diese Herausforderung nicht nur anzunehmen, sondern auch den Weg zu gehen. Was einen dabei begleitet, wenn man sich dazu entscheidet, geht über die gewohnten Vorstellungen hinaus.

Jedoch scheint dies der Mensch über die Jahrtausende vergessen zu haben, hat er sich in der Regel gesellschaftlich darauf geeinigt, besser das Basislager auf Vordermann zu halten, während er sich mit dem gelegentlichen Anblick des „Entwicklungsberges“ zufrieden gegeben hat. Und mehr noch.

Auch wurde sich darauf „geeinigt“: Wenn einer kommt, versucht man ihn mit allen Annehmlichkeiten, was das Basislager zu bieten hat, sein Vorhaben, den Berg besteigen zu wollen, möglichst lange vor sich herzuschieben – notfalls davon abzuhalten. Man erzählt ihm Märchen und weil er den Erzählern glaubt, hält er die Märchen für wahr.

Rund um den Berg blühten die Geschäfte und es gab nichts, was es nicht gab, womit sich der Interessierte die Zeit vertreiben konnte. Die Geschäftigkeit wurde zu einer Normalität, einer Gewohnheit.

Mit den Jahren erdreisteten sich jedoch immer mehr, den Berg besteigen zu wollen, was eindeutig ein Vergehen gegen die Regeln der Gemeinschaft des Basislagers war. Zunächst verjagte man die Aufmüpfigen. Denn wer hatte schon das Recht, die Regeln der Gemeinschaft in Frage zu stellen?

Wo käme man denn hin? Das würde ja das schöne Bild ruinieren, was man sich über die Jahre im Basislager geschaffen hat, wenn es dann kaum noch Beachtung finden und die Geschäfte darunter leiden würden.

Um den Berg war mittlerweile ein Zaun hochgezogen worden und dieser wurde bewacht. Den Berg hatte man vorsorglich zum Heiligtum erklärt, Betreten und Aufstieg wurden gänzlich verboten. Wer öffentlich darüber sprach, wurde diffamiert.
Wer es dennoch wagte, das abgesperrte Gebiet zu betreten, da er sich sichtlich durch den Aufstieg über andere zu stellen vorhatte, wurde bestraft, verurteilt und eingesperrt.

Über die Jahrzehnte hatte man sich an den Anblick des Berges gewöhnt und der Alltag im Basislager beschränkte sich darin, sich neben den gut gehenden Geschäften, nur noch den entstandenen Kehricht gegenseitig zuzufegen.

Das Vergessen hatte die Gemeinschaft im Basislager erreicht, während in ihnen ein Gefühl herrschte, was sie jedoch nicht mehr erklären konnten.

P.S. Verlieren Sie Ihr Ziel nie aus den Augen und stecken Sie es so hoch, wie Sie können, und wenn Sie das Gefühl haben, es noch höher stecken zu können, tun Sie’s und geben Sie sich nicht mit billigen Kopien zufrieden.

Nachtrag: Das Leben ist nur dann eines der gefährlichsten, wenn man ihm nicht traut… was letztlich bedeutet, dass man sich selbst nicht traut. Jedoch ist es erforderlich, um die vom Menschen geschaffenen, künstlichen Regelwerke hinter sich zu lassen.