1.700.000.000.000 Euro, Teil 2

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http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,711589,00.html (Spiegel)

Durchaus interessant, welche kuriosen Ideen so manchem kommen, zeigt sich, wie sehr Wunschdenken die „Herzen beflügelt“ und wie weit man von den tatsächlich notwendigen Lösungsmustern entfernt ist.

Ohne ein Wort des Vorwurfs. Solange man sich stets mit Symptomen auseinandersetzt, werden diese nicht verschwinden, sich eher noch verfestigen, verstärken. Um auf „einfache Art“ sich dieses Themas zu entledigen, bedarf es nur des Ablassens von Erb- und Altlasten, jedoch nicht mit der im Artikel dargelegten Methode.

Solle man sich auch mit der Frage beschäftigen, warum nur 1 bis 3 % der im Gesamtmarkt befindlichen Geldmittel für die tägliche Begleichung von Produkten und Dienstleistungen benötigt werden, während 97% für Spekulationen in Betracht gezogen werden. Und worin wird spekuliert? In ökonomische Strukturen. Und welche Strukturen sind am „profitabelsten“? Die Werte schaffenden.

Um kurz auf den Geldbedarf hinzuweisen, ist er immer größer, als tatsächlich vorhandene Mittel. Wie kommt das Geld ins System? Über den Kredit (lat. Vertrauen, Glauben), aus dem Nichts geschaffen, durch eine sogenannte Schuld. Zins und Zinseszins besorgen den Rest. Es bedeutet zwangsläufig, dass sich Schuld auf der einen und Überfluss auf der anderen Seite polarisiert. Schulden werden sozialisiert, Gewinne privatisiert – klassisch ausgedrückt. Was laut Artikel nur dazu führen würde, dass 90% der Betroffenen, die die Regeln nie gelernt haben, noch weiter in die Armut getrieben werden würden.

Während man sich also Gedanken macht, wie man die „Schulden“ wieder los wird, stellt man sich weiträumig nicht der Frage, wo das Phänomen seine Ursachen hat, laborieren Protagonisten und Betroffene weiterhin an Symptomen herum, gleichzeitig die selbstgeschaffenen, liebgewonnenen Strukturen „bei Laune zu halten“, aus denen ihre eigene Position erst entstanden ist.

Vergegenwärtigt man sich die Tatsache, dass Wirtschaft (Wirt stammt, wie Wert, Wort und Würde u. a. vom mittelhochdeutschen „wirde“ ab.) in erster Linie eine Werte schaffende und versorgende Aufgabe inne hat, hat man dies weiträumig aus den Augen verloren. Durch die Schulden der Fokus nur noch auf Geld gerichtet ist, verliert man die Vielfalt alternativer Lösungen aus den Augen. Und zuviel des Guten ist keine Lösung. Was es in jedem Fall nicht braucht, ist eine monokausale Lösung, wie sie im Artikel gefordert ist. Viel mehr braucht es neue Leitmotive.

Statt Wachstum benötigen wird Beständigkeit. Basis der Beständigkeit sind Selbstorganisation und Selbstregelmechanismen. Diese stellen sich jedoch nicht ein, wenn man sich ständig mit neuen „Problemkaschierungen“ umgibt. So sei gesagt, solange Probleme entstehen, sind Ursachen „fleißig am Symptome erschaffen“.

Der Mensch gelernt hat, Probleme überall dort lösen zu wollen, wo sie sensuell in Erscheinung treten, ist er stets in geschäftiger Sache.

Verinnerlichen wir uns diesen Gedanken: Entstanden ist die heutige Wirtschaft, als „Weiterentwicklung“ der Landwirtschaft. Die Wirtschaft stellt mit ihrer eigentlichen Aufgabe die Basis einer Gesellschaft dar: Versorgung. Der Mensch lernt, damit er später in einem ökonomischen Umfeld eine Aufgabe übernimmt, die ihm und somit der Gesellschaft dient. Als Teilsystem, eingebettet in einem größeren Ganzen, dem Unternehmen, welches wiederum in einem größeren Ganzen eingebettet ist, einem ökonomischen System, dass wiederum in einem größeren Ganzen integriert ist, dem Weltmarkt.

Die Wirksamkeit und Beständigkeit ökonomischer Systeme ist von entscheidender Natur. Doch zunehmend ist festzustellen, dass vorhandene Regelprinzipien wirkungslos sind. Mit Druck, Problemverschiebung und Ignorieren wird weiter versucht, die Probleme loszuwerden. Meist ist derjenige der „Buhmann“, der die Aufgabe auf dem Tisch hat, jedoch nicht die richtigen Mittel. Und Macht allein hat keinerlei Wirksamkeit, wird sie nicht dort eingesetzt, wo sie benötigt wird, um wirklich etwas zu verändern, anstatt nur zu kaschieren. Man kann und darf jedoch niemandem die Schuld geben.

Zurück zu den ökonomischen Strukturen. Es ist sichtbar, dass ihre Effizienz nicht der entspricht, wie sie sein könnte. Wenn es gewollt ist, soll es wohl so sein. Fordern nicht die Unternehmer grundsätzliche Veränderungen so wie die Gesellschaft? Warum verändert sich dann nichts?
Weil Veränderung nur dann stattfindet, wenn man sie bei sich selbst zulässt. Man kann Veränderung nicht künstlich von außen oder durch hübsche Gesetze oktroyieren oder jemanden „durchs Feuer zu schicken“, um es dann einfach abzuschauen.

Wenn sich in Deutschland wirklich etwas verändern soll, blicke man auf die Wirksamkeit ökonomischer Strukturen, schaue auch auf Hartz-IV und Arbeitslose sowie den globalen Wandel und daraus entstehende Anforderungen.

Beginne man die ökonomischen Strukturen neu zu ordnen, so wie es zeitgemäß und notwendig ist – nach ganzheitlichen Ordnungsprinzipien – abgerundet durch adäquate Ausbildungsmuster. Und sei man sich heute darüber bewusst, hierarchische Systeme haben keine Zukunft mehr.

P.S. Im Bild des Artikels steht: „Wir brauchen Geld.“ Dies ist nur zum Teil richtig. Wir benötigen funktionelle ökonomische Strukturen. Der Rest kommt von selbst – wenn man es denn nun will.