Wertekongress in Petersberg, 17. März 2011

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Sie wirkte gekünstelt und langatmig, die gestrige Veranstaltung. Zumindest war der Mehrheit klar, dass ein Veränderungsprozess stattfindet, dem man mehrheitlich stoisch „entgegenwartet“. Künstliche Gespräche sollten über den zunehmenden Vertrauensverlust in der Bevölkerung hinwegtäuschen. Die drei jugendlichen Probanden wirkten befremdlich-exotisch, ihre Worte eher wie Worthülsen.

Wohl fiel auf, dass sich mehrheitlich ältere Semester zur Veranstaltung einfanden. Ein Zeichen, dass die jüngeren und mittleren Semester sich eher um andere Dinge gekümmert haben müssen.

Die Vorträge, eher auf die Meinung des Publikums abgestimmt, hörte der Hörer nur das, was er bereits kannte und hören wollte. Von kämpferischem Geist keine Spur, auch nicht beim Publikum. Warum auch? Entstehen Protagonisten immer aus dem Zeitgeist ihrer Gesellschaft. Und gerade der ist schon lange verloren gegangen.

Lösungen sind jedenfalls nicht dort zu finden, wo die Protagonisten sie wähnten. Ein gewohntes Bild, befinden sich sie seit geraumer Zeit in einer selbstgemachten Sackgasse liebgewonnener Strukturen und Gewohnheiten. Tja. Isomorphismus hat immer seinen Preis.

Eine gedruckte „Fuldaer Erklärung“ konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Verfasser selbst ihr eher ungläubig gegenüberstehen. Warum auch? Sie geht nicht weit genug. Der Mensch ist für sein Handeln selbst für das verantwortlich, was er wahrnimmt. Er gestaltet seine Umfelder und Systeme, mit denen er lebt oder auch untergeht, wenn er sich nicht an die Veränderung anpasst.

Es wird nach wie vor übersehen (vielleicht wird es auch nicht gewusst), dass die hochgehaltenen Werte sich erst dann (von selbst) einstellen, wenn Menschen sich auf einer wirksamen Basis bewegen und das ist mit Sicherheit nicht die Menschlichkeit. Der Mensch steht nicht im Zentrum allen Denkens und Handelns.

Dabei wiederholt sich das Spiel der „verfallenden“ Werte seit Jahrtausenden, wie dies Prof. Dr. Paul Watzlawick bereits 1987 in einer Sendung der Teleakademie aufzeigt (http://www.youtube.com/watch?v=azIx-YncOOc&feature=related).

Allein ein Blick auf Masslow’s Pyramide müsste den Teilnehmern klar vor Augen führen, was wirklich zu tun ist; jedoch auch die Erkenntnis, dass klassische Politik die Probleme nicht lösen kann, die mehrheitliches Denken und mittlerweile unwirksame Regelprinzipien selbst geschaffen hat.

Wir befinden uns in einem globalen Veränderungsprozess und immer noch klammert man sich an überholte Prinzipien und Vorstellungen, die zusammen mit den Grenzen längst verschwunden sind.

Lösungsmuster findet man nicht dort, wo die Probleme einem ins Gesicht schlagen. Sie sind nur Symptome – Zeichen der Zeit.

Wohlstand ist ein Ergebnis wirksamer ökonomischer Strukturen und ökonomische Strukturen haben im Kern die Aufgabe, die Lebensgrundlage einer Gesellschaft zu gewährleisten.

Es ist ein kollektiver Irrglaube, sich bei Wohlstand auf „Technologien“ zu konzentrieren,
um „Probleme“ damit in Griff zu bekommen oder hier von Wohlstand sprechen zu wollen.

Das Kernproblem ist, dass der Mensch lernte, Probleme überall dort lösen zu wollen,
wo sie sicht- und spürbar in Erscheinung treten. Durch dieses Verhaltensmuster
schuf er sich selbst die Komplexität in den Systemen, die ihm nun um die Ohren zu fliegen droht. Anfänglich funktionelle Sturkturen degenerieren zu altersschwachen „Pflegefällen“.
Beschriebenes Verhaltensmuster rührt aus repetitiv Gelerntem, man habe es mit einer Welt, bestehend aus scheinbar unabhängig voneinander existierender Probleme zu tun.

Einzig gelernte „Gegenmaßnahmen“: Mehr Energie und mehr Geld, um diese aufrechtzuerhalten.

Mehr Energie führt uns in die Situation in der wir uns befinden, mehr Geld zu Verschuldungen, denen wir nicht mehr Herr werden, auch dann nicht, weil das Geldsystem nur in eine Richtung läuft.

Die Ökonomie hat im Kern die Aufgabe, die Lebensgrundlage einer Gesellschaft durch sinnvollen Umgang mit den Ressourcen sicherzustellen. Jetzt wissen Sie, warum alle Bauchschmerzen haben.

Zitat:
„Erfolgreiche Anpassungen an globale Märkte erfordern Wissen und Erfahrung im Erkennen von Zusammenhängen, Entwickeln geeigneter Beziehungsmuster, Verständnis für Kausalprinzipien und Vernetzen der Details hin zum einheitlichen Ganzen.
Unternehmen sind auf diese Weise um ein Vielfaches flexibler, als traditionell veraltete und verkrustete Organisationsstrukturen, reagieren effizienter auf sich verändernde Umfeldeinflüsse, wie Verbraucherverhalten, gesetzliche Veränderungen,

staatliche oder gewerkschaftliche Auflagen, Trends und fallende Preise. Erst mit Hilfe ganzheitlich neu geordneter Strukturen wird der Mittelstand in der Lage sein, mit den ihm unbekannten Phänomenen überleben zu können.

So wie sich die Grenzen verflüchtigen, verschwinden die liebgewordenen sozialmarkt-wirtschaftlichen Regelprinzipien des Ludwig Erhard: Fleiß, Disziplin, Zuverlässigkeit und Sorgfalt.

Sie treten für die Globalisierung unwiederbringlich in den Hintergrund, an deren Stelle werden selbstregelnde Mechanismen aktiv.

Dies wird solange der Fall sein, bis Regeln für eine globale Wirtschaft entwickelt sind und greifen.“

Das Schubäus Modell