1899 (Fernsehserie)

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(v1.2) „Als deine Mutter in deinem Alter war, fand sie bei mir eine Abhandlung über Platons Höhlengleichnis. Sie war natürlich zu jung, um das abstrakte Konzept Platons zu begreifen. Und dennoch las sie es immer wieder aufs Neue. Es war dieser eine Gedanke, der ihre Welt auf den Kopf stellte. Die Vorstellung dass Erkenntnis Grenzen hat. Und dass wir nie wissen können, ob die Dinge so sind, wie sie erscheinen.

Wir befinden uns in einem Dämmerschlaf, nicht die wahre Natur der Dinge begreifend.

Eines abends kam sie zu mir und sagte: „Wenn Platon recht hat, woher wissen wir dann, ob irgendetwas real ist? Woher wissen wir, dass die eigentliche Realität, nicht außerhalb unseres Lebens stattfindet?“ Ein großer, mächtiger Gedanke, für ein Mädchen ihres Alters.
Ich sah sie an und fragte sie:“Ist nicht Gott genau das, der Schöpfer unserer Realität?“ Sie dachte einen Augenblick darüber nach und dann antwortete sie: „Aber dann wäre ja die Welt in der Gott lebt real und wir wären nur sein Puppenhaus. Und überhaupt: Wer schuf Gott? Geht es nicht endlos so weiter?“ „Maura’s Vater“, 1899, 2022

Nur soviel mal zur „Realität“: „Als Fiktion bezeichnet die Rechtswissenschaft die Anordnung des Gesetzes, tatsächliche oder rechtliche Umstände als gegeben zu behandeln, obwohl sie in Wirklichkeit nicht vorliegen.
Hierbei kann die Fiktion das genaue Gegenteil der tatsächlichen Umstände als rechtlich verbindlich festlegen.
Eine Fiktion kann deshalb im Prozess auch nicht widerlegt oder entkräftet werden, da sie definitionsgemäß vom tatsächlichen Sachverhalt abweicht.
Das Wort „gilt“ ist in Gesetzestexten ein Indiz für das Vorliegen einer Fiktion, sie kann sich aber auch in Legaldefinitionen verbergen.“ Fiktion(Recht), Wikipedia

Wie auch:

„Tatsächlich aber sind die europäischen Völker ihre Staaten, ihre nationalen Volkswirtschaften, sind alle Unternehmen, von der Entwicklung der Welt, von der ich sprach, auf das Stärkste berührt. Sie wissen es nur noch nicht. Sie haben es nur noch nicht verstanden…“ Helmut Schmidt anlässlich der Verleihung des Preises zum Westfälischen Frieden, 2012

Sowie:

„Obwohl an der First Avenue so viele Flaggen wehen, gibt es heute keine Nationen mehr. Nur noch Unternehmen… internationale Unternehmen. Da sind wir. So funktioniert die Welt.“ „Kuman-Kuman“, Die Dolmetscherin, 2005