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Die Kuh vom Eis bekommen

Lesezeit: ca. 13 Minuten

„Sehr, sehr übel“, würde so mancher sagen, der zumindest ein wenig die Augen geöffnet hat, sich umschaut und einen Haufen „Unsäglichkeiten“ erblickt. Und gleich wo er auch hinschaut: Es mag einfach nicht anders werden wollen. Die Problemorientierung hat die Mehrheit fest im Griff. Das liegt daran, dass es einfacher ist, über Probleme zu reden. Die man besser „Herausforderungen“ nennen sollte, wenn man sich diesem Prozess nur stellen wollte.

Jedem, dem es ebenso so geht, kann sich jetzt entspannen. Es sind nur seine Denk- und Verhaltensmuster, die ihn das auf die „gewohnte Art und Weise“ so erleben lassen und da es anderen auch so geht, muss das auch erst mal „normal“ sein. Es ist lediglich eine Konvention, die Dinge als Unsäglichkeiten festzustellen und sich für gewöhnlich nicht der der Frage nach der Ursache, sondern mit der Frage nach den Schuldigen zu beschäftigen. Willkommen in der Welt der Verdrängung, der alten Ordnung

Wem hier beim Lesen schon langweilig ist, mag sich vor Augen führen, dass es wenig nutzt irgendwas „Neues“ traktieren zu wollen, solange er nicht verstanden hat, was ihn „funktionieren“ lässt. Und um es jetzt besonders dramatisch auszudrücken: Die meisten verstehen gar nicht, das sie nicht verstehen.

„Watson, Sie sehen, jedoch erkennen sie nicht.“ Sherlock, 2010

Und um weiter Salz in die offene Wunde zu streuen: Normal ist was anderes, was diese Welt – ein Produkt kollektiver Wahrnehmung und Vereinbarungen – betrifft. Eine Anschauung, die sich aus dem Menschen heraus entwickelt – besser: aus seinem „Ich“ heraus.

Dass sich der Mensch in der Regel als Opfer wahrnimmt liegt daran, dass er damit bereits seinem „Ich“ auf den Leim gegangen ist, was sich hinter ihm versteckt und ihm vormacht, der Mensch sei sein „Ich“.

„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern  die Bedeutungen, die wir den Dingen verleihen.“ Epiktet 2.0

Die Dramatik der Szenerie lässt den Beobachter für gewöhnlich erstarren. Er funktioniert nach seinen Programmierungen. Dass das ja bei allen anderen auch so ist, lässt ihn nur kurz eine Erleichterung erfahren. Masse bilden, wäre jetzt der richtige Schritt. Dabei existiert die Masse bereits, die mit ihrem „Ich“ das System selbst verkörpert. Den Weg das zu erkennen, hat jeder selbst zu gehen.

Doch muss man sich ja verteidigen, kämpfen, Widerstand leisten und will ja nicht untergehen, wenn der „Feind“ kommt und möglicherweise einem „alles“ wegnimmt.

„Arm yourself because no-one else here will save you
The odds will betray you
And I will replace you
You can’t deny the prize it may never fulfill you
It longs to kill you
Are you willing to die?“
You know my name, Chris Cornell

Wie Sie es auch drehen und wenden mögen, das „Problem“ entsteht in ihrem Kopf und nennt sich Konditionierungen. Und damit es nicht ganz so trostlos ausschaut, nennt man es geschickter Weise „Herausforderung“.

Das „Schlimme“ ist zunächst noch, dass dieses „Etwas“ Ihnen entweder vormacht, es ginge ja nicht anders, das nennt sich dann „Zwang“ und was noch „schlimmer“ ist, dass andere – der Feind – daran schuld ist, der erst beseitigt werden müsste.

„Das Alte muss erst weg, dann können wir das Neue machen.“ „Und wann kommst du dann wieder?“

Um den Begriff „Feind“ „begreifbar“ zu machen, ist er in seiner einfachsten Ausführung her jemand, der nur eine andere Meinung hat, als die eigne, die einem partout nicht passt, was eine gewisse Grundaggression voraussetzt – eine Art unterschwelliges „Gewaltkokeln“, was nur verdrängt wird.

Um die Situation zu entschärfen fallen mir zwei Handlungen ein: Feindbildprojektion und Schuldzuweisungen unterlassen! Konsequent. Sie werden sehen, es hat Auswirkungen. Daran glauben müssen Sie schon selbst.

Was den Frieden betrifft, ist er in der alten Ordnung nur eine schriftliche Vereinbarung über einen Ruhezustand, wo die Waffen im Schrank verwahrt bleiben – bis…

So ganz nebenbei: Das Gegenteil von Waffe (etwas gegen das Lebens), ist das Geschenk (etwas für das Leben).

Der Feind existiert, um das „sich Verteidigen müssen“ (im Kern die Verdrängung beibehalten zu wollen) zu rechtfertigen. Doch wer weiß das in der Regel? Klingt auch einfach zu komisch. Mit der Feindbildprojektion grenzt sich das „Ich“ im Rahmen seiner Entscheidung, so bleiben zu wollen wie bisher, konsequent ab, um an seiner bisherigen Programmierexistenz festhalten zu wollen. Der Mensch, unterjocht von seinem „Ich“.

Mit der Feindbildprojektion erzeugt das „Ich“ ein Problem in der Materie und nicht selten steht der erkorene „Feind“ dann vor der Tür. nur damit das „Ich“ am Ende sagen kann: „Siehste, ich habe es dir immer gesagt!“ „Tja, alles geschehe nach eurem Glauben.“

„Wir haben sie bis aufs Blut gereizt, dann haben sie uns angegriffen. Natürlich mussten wir uns dann auch zur Wehr setzen und haben sie getötet.“

In der alten Ordnung dreht sich alles darum, am Bisherigen mit allen Mitteln festzuhalten. Die Methoden, das bewerkstelligen zu wollen, gibt es der reichlich und basieren im Kern auf der Verdrängung und Bestrafung von Andersdenken (Also wirklich anders denken, nicht nur gewohnt gegen etwas sein. Das ist zu einfach gedacht.).
Eine Form der Verdrängung ist die berühmte Schuldzuweisung. Eine andere präsentiert uns die Schauspielerei selbst und nennt sich: So tun, als ob.

Die Beibehaltung geht soweit zu lügen, andere zu bestrafen und zu unterwerfen, auszugrenzen und zu töten. Willkommen in der aktuellen Weltausgabe höflicher Streitbarkeiten und glaubhafter Bestreitbarkeit.

Wenn ich nach so vielen Jahren der Gespräche eine recht kurze Zustandsbeschreibung von mir geben würde, statt unter dem Fokus sachorientierter Herleitung der Ursachen und Auswirkungen (also einer Systemdarstellung), müsste ich jetzt offen zugeben, dass das meiste Gemähre bisher nur schlau formulierte Absichtserklärungen und Willensbekundungen unter dem Deckmantel eines „so tun, als ob“ waren und sind.

In 2009 schrieb ich im Zusammenhang mit der Notwendigkeit ökonomischer Anpassungen an Veränderungen über 600 „bekannte“ Menschen an, von denen sich gerade einmal fünf (5) meldeten. Auf die Frage, was sie dafür tun würden, hüllten sie sich in Schweigen oder deuteten dies als Werbemaßnahme.

Da 99,99% in der Regel so „gedrillt“ sind, tut sich die Mehrheit verständlich schwer, wenn sie schon will, dass sich „was“ ändern soll, sich selbst nicht dabei aus dem damit verbundenen Anpassungs- und Veränderungsprozess herauszurechnen.

Das Verhalten dieser Abkopplung findet dabei willkürlich-opportun statt, was gespiegelt, als Behördenwillkür erlebt wird. Dass es sich im Kern um den Versuch handelt, sich vom natürlichen Lebens- und Entwicklungsprozess abkoppeln zu wollen – ohne dies in der Regel zu erkennen – sorgt dafür, dass sich die Mehrheit den Titel des „Gottesstreiters“ bereits lange verdient hat. Jene, die einst mit „Gott“ stritten.

Die Vorstellung einer objektiven Weltanschauung entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ausgefeilte Mogelpackung der eigenen Konditionierungen. Das was beobachtet wird, das was getan wird, folgt stets einem Ursache-Wirkungsprinzip – ob man etwas selbst tut oder andere in Ehren hebt und damit beauftragt.

Das sichtbare Ergebnis der dahinterliegenden, kollektiv gleichgeschalteten Denk- und Verhaltensmuster zeigt die wahrgenommene Realität – jenseits wohl formulierter Absichtserklärungen und Willensbekundungen, dass sich endlich „etwas“ ändern muss. Am Ende wird sich nur noch unter dem Systemradar mit „gefährlichen Möhrchen und Erbsen“ beschäftigt.

„Ja, aber ich muss doch…“

Andere machen sich in diesen Zeiten zunehmend Gedanken über ihre eigene Existenz und sind über die stattfindenden Entwicklungen bestürzt. So mancher fürchtet sich vor dem „Tag der Abrechnung“ und geht vorsorglich schon mal in Stellung. Am Ende sieht man sich nur selbst im Spiegel.

Diesem „Tag“ kann man selbst nur dadurch begegnen, indem man sich von konventionellen Denk- und Verhaltensmustern verabschiedet, die „das System“ (alte Ordnung, der alte Bund, die Matrix) ausmachen. Das wiederum schließt ein „Nicht so tun, als ob“ mit ein. Authentizität.

Einige üben sich in Polemik (Okay, die müssen wirklich noch üben.) Andere glänzen durch die Auflistung von reichlich gestern, Vorhaltungen und der Auflistung der vermeintlich Verantwortlichen – Schuldzuweisungen ohne geistigen Nährwert.

Die Mehrheit hat dabei eines gemeinsam, sie stellt die falschen Fragen und erhält demnach auch die falschen Antworten. Denn auch die Fragen beinhalten letztlich Sichtweisen und Haltungen, abhängig von den Konditionierungen. Fragen im sinne der Entwicklung oder Fragen im Sinne der Bestätigung vorhandener Meinungen?

Jedoch existiert bereits eine energiesparende Lösung: Statt mit 200 km/h gegen die Betonwand in der Sackgasse zu fahren, funktioniert es schonender bei 150 km/h.

Was da beim Einzelnen am Wirken ist, ist das „Ich“, was in seiner Gleichschaltung und Massenbildung zu einem Meta-Ich heranwächst. In der Regel gefühlter Gruppenzwang und man könne ja sowieso nichts tun. Chorgesänge.

Eines ist in diesem Wandel ganz sicher: Man kann niemanden mitnehmen, der sich nicht bedingungslos zum Mitkommen entscheidet. Dieser Gedanke hilft niemandem, der weiterhin an seinen Programmierungen festhält, jene die das System erzeugen, jenes System, was verfällt.

Das macht verständlicher Weise Flöhe in den Bauch. Am Ende bekommt man immer das, was man sich „nimmt“.

Und wenn dass so ist, kann man sich auch das Klagen, Jammern, Greinen und sich beschweren ersparen – Heulen und Zähneknirschen eingeschlossen.

„Voices callin‘, voices cryin‘
Some are born and some are dyin’“
The man comes around, Johnny Cash

All das muss zwar nicht sein, soll jedoch so sein. Sonst wird ja nix gelernt. Der Deckel des Verbleibens (entstanden aus einer Bestrafung für eigenständiges sich entwickeln wollen in der Jugend, entpuppt sich als das Schloss des individuell-gesellschaftlichen Kopfknastes. Jenes Schloss, was sich nur durch Überwindung des verdreht gelernten Umgangs mit der Angst öffnen lässt.

Wem das zu abstrakt erscheint, kann ich das gut verstehen. Doch wie will man etwas beschreiben, wenn sich kaum jemand damit beschäftigt, weil er ja „reale“ Probleme hat und kämpfen muss.

An diesem Punkt kann ich nur auf meine Erfahrung zurückgreifen, stets die offene(!) Frage zu stellen, was man selbst in der gegebenen Situation zu lernen hat, statt sich gegen die Situation reaktionsgewohnt zur Wehr zu setzen und die Frage selbst mit dem vorhandenen Verstand beantworten zu wollen.

Am Ende-Neu wird es jene geben, die kämpfen und jene, die erkennen.