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Anarchie, Führer und Bedeutungen

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(v1.2, Nachtrag) Gewohnt herrscht die Vorstellung, dass Anarchie so etwas wie Chaos, Drunter und Drüber, Willkür, Plünderungen, rasende Mordlust, Machtübernahmen, Vergeltung und Standgerichte gegenüber den Herrschenden und ihren willfährigen Lakaien sei.

Das alles sind jedoch nur typische Vorstellungen, Verhaltens-, Denk- und Sichtweisen, wie sie den Anhängern des Systems der alten Ordnung zuzuordnen sind, um anschließend – unter falscher Flagge – ein deutliches Warnsignal der Anarchie zuschreiben zu wollen.

Wenn also von Wandel gesprochen wird, so geht es nicht um „Gut“ oder „Böse“, sondern um Aufrechterhaltung des Bisherigen gegenüber dessen Veränderung. Dabei sind es noch nicht einmal die Dinge, sondern die Bedeutungen, die man den Dingen bereits eine Weile verliehen und nur vergessen hat, sie hin und wieder zu hinterfragen.

Der Motor einer profitorientierten Wirtschaft zerstört den Planeten, während die so handelnden Opfer „ja nicht anders zu können meinen“, und jene, die sie zu beherrschen („beschützen“) meinen sich an das Lasterleben einer Machtstellung gewöhnt haben, während die Untergebenen dem Laster belohnter Arbeit nachzugehen meinen, als ob es nichts anderes auf der Welt gäbe – mal abgesehen von Freizeit, Urlaub, Partys und reichlich Ablenkung. Nur eine Sichtweise.

Auf der anderen Seite geht es auch darum, dass wir zivilisatorisch an einen Punkt angelangt sind, wo man nicht mehr so weitermachen kann, wie bisher.
Die bisherige Bedeutung von „Wohlstand“ steht vor einer grundsätzlichen Neudefinition, die der Vorstellung der UN diametral gegenüber steht.
Während diese versucht mit dem Konzept der Neuverschuldung den Wohlstand (im Haben, jedoch dafür versklavt sein) in alle Ecken des Planeten tragen zu wollen.

„Es gibt jedoch keinen Akt, wo man die Freiheit im Keim ersticken kann, da sie ein Phänomen des Lebens und des sich in Vernunft und Gewissen entwickelnden Menschen ist.“

Für die braucht man noch nicht einmal im üblichen Sinn zu kämpfen, sondern sich lediglich selbst in Vernunft und Gewissen zu entwickeln und überwindet das System der alten Ordnung.

Wer sich hingegen von Einschränkungen beeindrucken lässt, tut dies nicht aus der Sicht des Menschen, sondern lediglich aus Sicht seiner anerzogenen Denk- und Verhaltensmuster, die sich beeinträchtigt fühlen, weil sie den Weg der „Freiheiten“, „Freizügigkeiten“ und „finanzieller Freiheit“ gewohnt sind, der jedoch nur den Pfad belohnter Selbstversklavung verkörpert.

Deswegen ist es auch so ruhig um dieses Thema geworden. Der Bekanntenkreis hat sich dramatisch ausgedünnt.

Der Tatsache ins Auge geschaut: Ein „Reich“ ist nicht weit genug gedacht, wenn die Freiheit doch so nahe liegt.

Dass es die Bedeutungen sind, die den Dingen, Geschehnissen und Sachverhalten vom Menschen zugewiesen werden und nicht die Dinge, Geschehnisse und Sachverhalte selbst, versetzt den Menschen wiederum in die machtvolle Lage, die verliehenen Bedeutungen durch ihre Hinterfragung, Infragestellung ihres Wesens, durch andere Bedeutungen zu ersetzen.

Das ist der wesentliche Akt, um das System der alten Ordnung, was aus den gewohnten Denk- und Verhaltensmustern und davon abgeleiteten Konventionen und Wertvorstellungen hervorgeht, zu überwinden. An diesem Punkt hat es jeder jetzt selbst in der Hand.
Übliches Beklagen, Schuldzuweisungen und sich beschweren reicht also nicht aus und ist nur eine Scheinbeschäftigung.

„Am Leben zu sein, bedeutet Geister zu kennen. Das Imperium fürchtete Hardi, weil er die Zukunft vorhersehen konnte. Doch in Wirklichkeit tat er nichts anderes, als die Vergangenheit neu zu beurteilen.“ „Salvor Hardin“, Foundation. 2021

Oder auch:

„Das Leben kann nur in der Rückschau verstanden werden, muss aber in der Vorschau gelebt werden.“ Experimenter, 2015

Wenn von „Tiefem Staat“ („Deep State“) gesprochen wird, sind das nicht einfach nur irgendwelche auserkorenen „Bösen Wichte und Wichtinnen“, sondern es gehören auch all jene dazu, die zwar im Außen fordern, dass sich „endlich“ etwas ändert, während sie jedoch selbst nicht davon betroffen sein wollen – wo für sie Veränderung in der Weise stattfinden darf, dass alles beim Alten bleibt. Das Wesen des Konservatismus scheint demnach der ihn im liegende Wahnsinn zu sein.

„Paranoia? Das kommt teua!“

Es handelt sich hierbei um ein Phänomen, wie es auch beim einzelnen Systemverfechter zu finden ist, der an seinen einmal anerzogenen Denk- und Verhaltensmustern und sich daraus ableitenden Konventionen und Wertvorstellungen festzuhalten meint und diese notfalls mit allen Mitteln zu verteidigen versucht, davon abgeleitet auch das, wovon er meint, dass es ihm gehören würde und es etwas wert sei.

Werte im Haben zu erkennen, ist lediglich ein Zustand, der dem Wert im Sein im Leben gegenüber steht, jedoch – weil im Allgemeinen der Vergleich fehlt – und so der wesentliche Unterschied nicht erkannt werden kann.
Das Gegenstück des Bestehenden möchte jedoch gerne durch einen Denkprozess kapiert und nicht gewohnt nur kopiert werden und leitet sich aus der „Entdrehung“ des Bestehenden her. Selbst zu denken ist dabei ein wesentliches Werkzeug.

Im System der alten Ordnung wird das, was es gefährden könnte in vielerlei Arten und Weisen bekämpft, da es für sich die alternativlose Existenz zu beanspruchen meint, weshalb die Erkenntnis, dass es sich hierbei um einen Irrglauben handelt, ihn besonders hart trifft.

„System der alten Ordnung = gewohnte Denk- und Verhaltensmuster, Konventionen und Wertvorstellungen

„So findet sich die „Feinde“, die die Systemverfechter in ihren vermeintlich erkannten Gegnern vorzufinden meinen, nur in den Verfechtern selbst.“

Wenn das Spiel aus Herren und Untergebenen „auf dem Spiel steht“ und das tut es in der Tat, mehr als jemals zuvor, dann kann man ein Gegeneinander auch als inszeniertes Medienspektakel aufziehen, während man sich im Hintergrund einig ist, weil die auf beiden Seiten die Fürstentümer „auf dem Spiel stehen“.

„In diesem Spiel steht alles auf dem Spiel – auch das Spiel.“

Was es mit dem Vorhandensein jener in der Rolle der „Führer“ und „Erlöser“ auf sich hat, findet seine Ursache a) in der anerzogenen Gehorsamsbereitschaft und b) gegensätzlich in der Notwendigkeit, diese Haltung selbst zu überwinden, was NICHTS damit zu tun hat, einfach nur dagegen zu sein, sondern in einer Herausforderung jedes Einzelnen, sich über sich selbst hinaus zu entwickeln. Das setzt vorausgesetzt, dass man den Unterschied zwischen Mensch und Person verinnerlicht hat.

Es geht nicht darum, andere zu erkieren, die dann für alle „die Kohlen aus dem Feuer holen“ sollen, während die geistig träge Masse weiter auf ihrem Komfortsofa verweilt.
Denn es ist ein Komfortsofa auf Kosten anderer und zukünftiger Generationen sowie auf Kosten der Natur.

Der gewohnte Geist ist darauf abgerichtet, sich selbst und den Planeten zu zerstören.
Statt sich im Lebensprozess zu bewegen, nährt man sich lediglich am Lebensprozess, ähnlich eines Parasiten.
Doch ist dies nicht der Mensch, lediglich seine Denk- und Verhaltensmuster, denen er sich zu unterwerfen meint, während er denkt er sei diese.

So manchen ist dieses Verhalten hingegen sehr recht, denn so können jene weiter der Rolle der „wohlwollenden Betreuer“ und „Wächter über die Unvernünftigen“ nachgehen.

Jene werden dazu nichts sagen, was den Mangel an Vernunft und Gewissen in der Gesellschaft angeht, weil sie a) selbst zugeben müsste, die vielen weiter nur „hinters Licht geführt“ zu haben b) es ja auch selbst vorleben müssten, sich in Vernunft und Gewissen zu entwickeln, was jedoch auch ihr Erreichtes gefährden würde.
Letztlich haben jene den Platz ja auch nur deswegen, weil die Masse sie dazu gewählt hat, „damit sich endlich etwas ändert“, während das Erreichte in jedem Fall zu bleiben hat, sonst werden sie nicht mehr gewählt.

Auf der anderen Seite kann man einer bewusstlosen Masse nur mit Druck und Gestapo-Methoden kommen, damit sie endlich mal mit dem Denken beginnt.

Mal sehen, wann die Masse auf die Idee kommt, dass das Wählen von „gerechten Führern“ für sie niemals von Vorteil sein kann – es sei denn, sie mag sich weiter „an der Nase herumführen“ und fremdbestimmen lassen, während sie ihren „gerechten Herren“ dafür auch noch die Schuld zu geben meint.

„Des Wahnsinns fette Beute.“

Was da als „Inlandseinsatz“ zum Tragen kommen soll, ist in der Weise notwendig, denn was muss man noch alles traktieren, damit umgedacht wird.

Jemand sagte einmal: „Die Mehrheit wird dann ins Neue kommen, wenn sie mehr Angst vorm Alten als vorm Neuen hat.“

Da es ja viele Sichtweisen gibt: Während die einen das Wahre für sich behalten („Man kann dem Volk nicht die Wahrheit sagen.“) oder gar nicht wissen, wollen die anderen davon auch nichts hören.

Doch da alle Gewalt vom „Volke“ ausgeht, hat dort auch jener Wandel stattzufinden, der nicht selten von Selbigen „woanders“ oder „bei anderen“ gefordert wird. Warum?

Weil die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster bisher dazu dienten, unter anderem das System weltweiter ökonomischer Selbstversklavung aufrechtzuerhalten. Es geht hier nicht darum wer Schuld hat, sondern ums Umdenken.
Schuld ist nur eine Erfindung des menschlichen Geistes, sich selbst entmachten zu wollen, um anschließend auf den ersonnenen Bösewicht zu zeigen.

Wer da noch der Meinung ist, es bedürfe nur eines „Reiches“, der hat den „Groschen“ noch nicht fallen hören. Es geht nicht darum nur in andere Hamsterräder überzuwechseln, sondern die Hamsterräder infrage zu stellen.

Wer bereits versklavt ist, überlegt sich, ob er das Erreichte zu gefährden bereit ist, weshalb es keine Mehrheiten für „Deutsche Reiche“ mehr geben wird – ebenso wie eine Zeit lang die Bildung von alternativen „Gemeinden“.
Dahinter steckte lediglich der Versuch, sich gegen den Verlust des Erreichten schützen zu wollen, mitunter unter Einführung eines weiteren, künstlichen Rechtskreises.

„Lieber reich ins Heim, als heim ins Reich.“

„Alle wollen ins Reich, jedoch hat keiner Geld.“

Eine bereits errichtete hierarchische Ordnung duldet nur andere hierarchische Ordnungen, wenn diese sich ihr unterordnen und zu ihrem Erhalt beitragen. Der „Große Bruder“ duldet jedoch keine anderen „großen“ Brüder.

Der darin erkannte Feind, ist der Feind im Erkennenden selbst, was wiederum darauf hinweist, dass beides nicht weit genug gedacht ist und sich vom Wesen her auch nicht wirklich voneinander unterscheidet.

So schnell geht das, wenn man sich die Prinzipien anschaut, auf denen sich ein mentales Konstrukt errichtet und man sich NICHT von den eingeführten Bezeichnungen und Titeln und wohlwollend zugestandenen Privilegien und „vereinbarten Grundrechten“ täuschen lässt.

Während sich gegenseitig „die Butter vom Brot“ genommen wird und man sich das „Schwarze“ unter den Fingernägeln nicht gönnt, hält man sich auf diese Weise gegenseitig unten. Was übrig bleibt, ist arbeiten, Geld verdienen und wieder ausgeben des Vereinzelten.
Und da kaum einer Außenseiter sein mag, gelingt es auch nur den wenigsten, sich den vielen Abhängigkeiten und Glaubensätzen zu entziehen.

Der Weg aus der „Nummer“ führt nicht durch die Masse, sondern durch den Einzelnen selbst.

Der trauten Eintracht folgt am Ende das Klagen, Jammern und sich beschweren, wenn der „Status Quo“ gefährdet ist und der Ruf nach neuen „Führern“, „Gerechtigkeit“ „Gestern“ und „Vorgestern“ immer lauter wird.

Auf diese Weise sitzen beide – Untergebene und Erhabene – und wenn sie sich noch soviel an den Kopf werfen mögen – in einem Boot.

Das ganze Brimborium ist vordringlich eine rein mentale Angelegenheit, aufrechterhalten von Konventionen und Wertvorstellungen, wohlwollend zugestandenen Privilegien und „Grundrechten“ – insgesamt betrachtet: den Glaubenssätzen.
In der mental geschlossenen Anstalt geht es in der Regel nur um die Rollenverteilung in Untergebene und Auserkorene.

Die Person ist die Rolle, die der Mensch spielt und sie denk- und verhaltenstechnisch neu gestalten kann, was nicht geht, wenn er sich für sie hält.

Ein schmaler Grat, den man dann erkennt, wenn man den Unterschied zwischen Mensch und Person verinnerlicht hat – zwischen Leben und der Simulation des Lebens.

Bei einem betrachteten Sachverhalt geht es nicht nur „entweder…oder“, sondern gleichzeitig(!) auch um „sowohl…als auch“, was ein anderes als übliches Denken erfordert. Denn zwischen Täuschung und Wahrem spannt sich der Entwicklungsprozess des Lebens auf.

Um es mal so auszudrücken: Das System würde, um sich selbst zu erhalten auch seine eigenen Anhänger opfern, um anschließend den „Finger der Schuld“ auf den ersonnenen Feind zu richten – was typisch für das System der alten Ordnung ist.

Einmal mehr ist es sinnvoll, sich mit den eigenen Denk- und Verhaltensmustern, die für das bekannte System stehen, eindringlicher auseinanderzusetzen. Dafür ist das alles, was beobachtet und erlebt wird, schließlich gedacht und nicht einfach dazu da, um gewohnt verdrängt zu werden.

Nachtrag: Der „Souverän*“, wenn er denn einer wäre, braucht nicht die Stimme zu erheben, solange er durch seine gewohnten Denk- und Verhaltensmuster unwissentlich Teil des üblichen Bühnenstückes ist, wo er gewohnt „die Stimme abgibt“.

* Selbstbestimmung ist der dem Menschen näher stehende Ausdruck, als der hohl klingende „Souverän“, der gewohnt seine „Stimme“ (Macht) abzugeben meint. Der Mensch lebt in keinem Staat. Ein Staat konstituiert ich aus Personen (Rolle: „Staatsangehörige“), die jener Mensch spielt (ohne dies jedoch zu wissen, dass er sie spielt), sich jedoch für die Person hält.