Das Denken in Personen, ist ein Denken in Fiktionen

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(v1.4, Nachtrag) Wenn im Abspann eines Films der bekannte Absatz kommt, „Die Personen und Ereignisse in diesem Spielfilm sind fiktiv. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen oder Ereignissen ist unbeabsichtigt“, stellt sich kaum jemand die Frage nach dem Unterschied zwischen Mensch und Person, weil beides gewohnt (angewöhnt) für ein und dasselbe gehalten wird, was die Vorstellung, der gewohnte Alltag sei „real“.

Es geht hier nicht darum, die materielle Welt zu verneinen, mal abgesehen von der Frage, was Realität letztlich ist, wenn nicht das Ergebnis einer reduzierten menschlichen Vorstellung der beobachteten Wirklichkeit. (Anmerkung: Die Verwendung der Begriffe erfordert demnach auch eine einvernehmliche Definition ihrer Bedeutung, sonst funktioniert Kommunikation nicht. Einmal mehr, dass es nicht nur um Begriffe geht, sondern auch deren Bedeutung.)

Bspw. wird gerne von „Freiheiten“ und „Freizügigkeiten“ gesprochen, und wenn sie beschränkt werden, geht das große Klagen und Jammern los, während sich dabei der Asphalt ungewöhnlich stark abnutzt.
All jene laufen da einer Märchenstunde hinterher, wenn sie meinen, es ginge hier um Freiheit. Freiheiten und Freizügigkeiten haben mit Freiheit nichts gemein, da beide einer Autorität bedürfen, die sie wohlwollend gewährt und wenn es opportun erscheint, Freiheiten und Freizügigkeiten einschränkt oder sogar aufhebt. Warum?

Gesetze und Grundrechte beziehen sich auf Personen, nicht auf Menschen. Man darf sich vom Begriff „Mensch“ in so manchem Rechtstext nicht beirren lassen. Mensch und Person sind zwei Paar Schuhe.

„Die „natürliche Person“, ist der Mensch in der Rolle als Rechtssubjekt.“

1. „Die Rechtsfähigkeit des Menschen beginnt mit der Vollendung der Geburt.“ §1 BGB

2. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Artikel 1, Satz 1, GG

3. „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ 1. Gebot, 10 Gebote

Zu 1.: Der Mensch, der nicht die Gelegenheit hatte, den Unterschied zwischen Mensch und Person kennenzulernen, hält sich für die Person und bewegt sich so irriger Weise im positiven, dem vom Menschen geschaffenen Recht, was jedoch nur eine Fiktion ist, vergleicht man es mit dem überpositiven Recht (Vernunftrecht, Naturrecht).
Statt die Regelwerke der Natur entdecken zu wollen, hat der Mensch lieber künstliches Recht erfunden, wie auch die Vorstellung, dass ihm jemand, etwas oder gar das Leben selbst „gehören“ würde und um zu sagen, dass er das Recht hat, um so sein Handeln rechtfertigen zu wollen.

Zu 2.: Wenn die Würde des Menschen unantastbar ist, also das Leben selbst unantastbar ist, braucht sie auch nicht geschützt werden.
Aus der Aussage lässt sich jedoch auch die Beziehung des Menschen heraus ablesen, dass ihm das Leben nicht nur nicht gehört, sondern der umgekehrte Zustand besteht, der Mensch innerhalb des Lebensprozesses, für eine kurze Zeit seiner flüchtigen Existenz. (Anmerkung: Auch hier ist die Verdrehung erkennbar, macht man sich auf den Weg der Infragestellung der alten Ordnung.)

Zu 3.: Während hier von einer übermächtigen Autorität mit Namen „Gott“ gesprochen wird, handelt es sich lediglich um eine Personifizierung/Überzeichnung des Lebens. Da das Leben allgegenwärtig ist, überlebt sich – vereinfacht ausgedrückt – das Thema der künstlichen Vorgesetzten.
Der Wesentliche Unterschied zwischen dem System der alten Ordnung und dem Leben selbst, beruht auf der einen Seite auf der Steuerung und Kontrolle des Menschen (im Näheren wiederum der Mensch, gesteuert durch seine Denk- und Verhaltensmuster, über die er „nicht Herr“ ist), während es sich innerhalb des Lebensprozesses um Selbstregelmechanismen handelt – und letztlich auch: dass der Mensch „kein Recht haben“ kann.

Mit dem Erkennen des Rollenspiels ergeben sich wiederum andere Sichtweisen, wo unter anderem auch die bisher geglaubte „Alternativlosigkeit“ (Anmerkung: Eine Eigenschaft von Herrschaftssystemen) und damit verbundener „Ernst“ an Bedeutung einbüßen.

Es geht darum, nicht nur das Rollenspiel als solches zu erkennen, sondern auch die eigenen Rollen mehr und mehr abzulegen, um so den Menschen, der sich seinem Rollenspiel (und damit verbundene Konventionen und Wertvorstellungen) zunehmend vergessen hat, wieder zu entdecken.

Nachtrag: Dass in einem selbst gefühlte Leid ist auch nur selbst geschaffen, wofür man demnach auch selbst zuständig (Verantwortung und Befugnisse) ist.
Mit dem Finger dabei auf andere zu zeigen, die daran schuld sein sollen, ist ein Akt der Selbstentmachtung, während die Auserkorenen in der Rolle der Schuldigen dafür auch noch bestraft werden sollen.
Besagtes Leid entsteht, wenn Veränderungen lautstark gefordert werden, während die Forderer jedoch selbst nicht davon betroffen sein wollen.

Nachtrag: Wenn sich demnach etwas ändern soll, so macht es keinen Sinn nur an den Symptomen des Systems herumzulaborieren, indem man meint, bspw. ungerechte Vorgesetzte nur gegen gerechte auszutauschen zu brauchen, um damit „die Probleme“ zu lösen. Das ist nur gewohnte Augenwischerei und ein Phänomen anerzogenen Kreisverkehrs, der sich aus den beiden Rollen „Untergebene“ und von ihnen auserkorene „Gebieter*“ ergibt.

* Gebieter, Gebiet

Nachtrag 02.01.2023: In dem Moment, wenn man erkennt und versteht, dass man nur eine Rolle spielt, dann hat die aussage keine Wahl zu haben keine Bedeutung mehr. Es ist als beachtlich, ob man eine Rolle nur spielt oder man sich für die Rolle hält.