2fingers
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Der Umgang mit der Täuschung

Lesezeit: ca. 10 Minuten

(v1.0*) Eilmeldung! Endlich gibt es für jeden eine Lösung, und er braucht auch nur seinen eigenen Hintern zu bewegen!

In der Regel hält man sich ja für den „Guten“ und weniger für den „Bösen“ und umgekehrt. Erst die Tage erklärte jemand, wie er andere bewusst betrügt.
Das war in der Weise interessant, weil er dies offen und ehrlich zugab und auch keinen Hehl daraus machte. Eine solche Situation ist natürlich nicht einfach so da, sondern mag stets näher betrachtet werden.

„Es ist leicht, Leute zu belügen, die sich schon selbst belügen.“ „Mysterio“, Spider-Man – Far From Home, 2019

So mancher will mit der Täuschung nichts zu tun haben und hält sich für das Wahre. Das kann man am Vorhandensein der KI, des Kinos und der Kunst sehr gut erkennen. Im Kino läuft ja die Fiktion, während die eigene Realität des Beobachters im Kinosessel, als einzig real erachtet wird.
Die Kunst ist Kunst weil sie so heißt, alles andere erscheint keine Kunst zu sein und die KI, die künstliche Intelligenz, eben mit künstlich bezeichnet, während mehrheitlich gedacht wird, die eigene sei eine natürliche, die echte. Und sicher gibt es noch weitere Beispiele.

Die Täuschung zeichnet sich durch ein „so tun, als ob“, ein Rollenspiel, ein Spiel aus. Das Spiel „Räuber und Gen-Darm“ ist seit der Kindheit nie zu Ende gegangen. Man hält die Bevölkerung und die Bevölkerung sich selbst, in einer über die Jahrhunderte selbst geschaffenen Illusion auf, die im Kopf stattfindet und sich durch Bedeutungen und Konventionen – basierend auf den „gewohnten“ Denk- und Verhaltensweisen.

Und was kann einem näher sein, als die eigenen Denk- und Verhaltensweisen? Wer will da nicht wieder mal an sich selbst denken? Wie man sich davon abhalten kann? Nur durch Ablenkung und Beschäftigung mit „besonders wichtigen“ Themen.

„Ach so. Das mit dem an sich denken, trifft ja nur auf das Haben und ein mehr des Selben davon zu. Ist das wirklich so?“ „Nur anerzogen, nur anerzogen. Machen Sie sich bitte keine Gedanken. Alles gut, alles in Ordnung.“

Die menschliche Natur ist jedoch nicht die Natur und die Täuschung ist deswegen eine, damit man sich durch ihre Infragestellung wieder auf das Wahre besinnt, während der Mensch den Weg, den Platz zwischen beiden einnimmt. Das macht es noch nicht einmal erforderlich, erst die „Bösen“ beseitigen zu müssen, damit „man“ dann das „Neue“ machen kann, wie dies mal sinngemäß jemand sagte.

„Ich weiß etwas, was Kinder nicht wissen.“ „Und das wäre?“ „Dass niemand Böses wahrhaft böse ist und niemand Gutes wahrhaft gut.“ „Dialog „Loki“ mit „Mobius M. Mobius“, Loki, 2021

Die Serie „Loki“ dient unter anderem dazu, sich mit der Täuschung auseinanderzusetzen, sozusagen als elementare Notwendigkeit, um durch ihre Infragestellung wiederum das Wahre zu erkennen – während dazwischen Wahrheit stattfindet: Entwicklung (in beide Richtungen). Im Grunde lassen sich daraus auch die Phänomene Entstehen, Sein und Vergehen ableiten, gleichermaßen auch das „ewige Leben“, dass die Existenz des Menschen überdauert. Die Frage ist lediglich, zu was besinnt er sich.

„Es bereitet mir kein Vergnügen, anderen wehzutun… Es macht mir keinen Spaß. Ich mache es weil…ich… es tun muss… es tun musste.“ „Okay, dann erklären sie mir das bitte.“ „Weil es ein zentraler Teil der Illusion ist. Es ist das schaurige Trugbild, erdacht von Schwächlingen, um Angst zu entfachen.“ „Ein verzweifelter Versuch, alles zu kontrollieren. Sie kennen sich selbst ja doch.“ „Ich bin ein Schurke.“ „So sehe ich das nicht.“ Dialog „Loki“ mit „Mobius M. Mobius“, Loki, 2021

Das erfordert es, sich auch mit den eigenen Denk- und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen, die für gewöhnlich unbetrachtet bleiben, weil man unter anderem möglichst lange nicht erkennen will, dass man sich möglicherweise (die ganze Zeit) selbst getäuscht hat, während man daran glaubte, es sei eine „alternativlose“, ernste“, gegebene und nicht zu hinterfragende Realität, wo es genügte, nur die als „Böse“ erkannten zu benennen und zu bestrafen.

„Unsere Welt folgt einer naturgegebenen Ordnung, und wer versucht sie umzukrempeln, dem wird es schlecht ergehen.“ „Haskell Moore“, Cloud Atlas, 2012

Und da nur wenige freiwillig nach Schmerz und Leid schreien, versucht die Mehrheit sich von einer Bestrafung – besser: sogar von einer möglichen(!) Bestrafung fernzuhalten…

… während sie mitten drin ist und diese mitunter mit Händen und Füßen zu verteidigen versuchen. Für gewöhnlich geht es dabei um erlangte Machtpositionen, Geldmittel, Eigentum, Besitz, Hab und Gut und der „Gewissheit“, dass einem etwas oder jemand „gehört“/gehorcht.

Wer kommt schon auf die Idee, dass er in seinem „nahen Umfeld“ von seinen eigenen Denk- und Verhaltensweisen unterworfen ist, die ihn erst „gefügig“ werden lassen und ihn bei Abhandenkommen von „Vorgesetzten“ ihn sogar neue suchen lassen, um so für „innere“ Ausgewogenheit zu sorgen?

Es besteht kein prinzipieller Unterschied, ob auf Gehorsam erzogene Menschen sich durch süße Worte von ihren späteren Vorgesetzten übertölpeln lassen oder dies durch brutale Unterwerfung geschieht, wenn das Ergebnis das gleiche ist.

„Die Menschen werden sich an die Vorstellung gewöhnen, dass sie immer in Unterordnung gewesen sind, dass ihre Väter genauso gelebt haben; sie werden glauben, dieses Übel erleiden zu müssen, werden sich durch Beispiel und Nachahmung überzeugen und schließlich ihre Befehlshaber mit Eigentumsrechten ausstatten, basierend auf der Idee, dass es immer so war.“ Étienne de la Boétie, 1530 – 1563

Einfacher ist es dann, den Unterworfenen das „Leben“ und die Entscheidungen so leicht gemacht werden, dass man unmöglich „Nein“ sagen kann. Ein paar Privilegien hier, ein paar Privilegien da und schon sieht die Welt wieder ganz „normal“ aus.

Es reicht den Unterworfenen, wenn sie glauben, sie seien frei, wenn ihnen temporär die Freiheiten und Freizügigkeiten „per Gesetz“ eingeschränkt oder entzogen wurden.

Wer kommt schon auf die Idee, dass „Freiheiten und Freizügigkeiten“ das Vorhandensein einer wohlwollenden Autorität erfordern, die sie gewährt.
Denn Gesetze werden ja auch gegeben und nicht in bunter Volksrunde beschlossen oder sind gar von „Gott“ gegeben. Sie werden für gewöhnlich vom Menschen erdacht, auferlegt (oktroyiert) und hingenommen.

Wer sich mal die zehn Gebote anschaut, wird erkennen, dass es lediglich des ersten Gebotes als Hinweis auf das Leben selbst bedarf.

Gesellschaftlich als „normal“ deklarierte und in den Familien anerzogene Gehorsamsbereitschaft, ist der Grundbaustein für das Entstehen hierarchischer Ordnungen, während später wohlwollend zugestandene Privilegien den „Laden“ zusammenhalten.

Der Glaube an den Wert von mit Zahlen bedrucktem Papier und den Sichteinlagen (Zahlenreihen) auf dem Konto und die anerzogene Vorstellung, dass Arbeit etwas wert sei, liefern die Grundlage für ein sklavisches System, dessen sich die hineingeborenen Teilnehmer in der Regel nicht bewusst sind und so nach den darin geltenden Regeln agieren und meinen auch agieren zu müssen, hinweisend auf das „Experiment mit den fünf Affen“.

Warum man mit dem Menschen eine solche „Nummer“ schieben kann liegt daran, dass alles als „normal“ behandelt wird, während all das, was die Gewohnheiten beeinträchtigt, zunächst ermahnt, später abgestraft und notfalls im Akt der Verdrängung „ausgesondert“ wird.

Der klassisch Erzogene, der die gewohnte Art gesellschaftlicher Zugehörigkeit als „normal“ erachtet wird versuchen, den gesellschaftlichen Vorgaben zu entsprechen, um so in die Gunst von Privilegien (und Belohnungen) zu gelangen. Dem Reumütigen/Bußfertigen lässt man dabei ein Tor offen, damit dieser jederzeit zurückkehren kann, um sich wieder den Herrschern anzudienen.

Der nach Lösungen suchende gewohnte Denker, bewegt sich in der Regel im Kreisverkehr aus dem Rollentausch aus Untergebener und Machthaber, weswegen auch stets von „Revolution“ (engl. to revolve = sich im Kreise drehend) gesprochen wird oder lediglich die „ungerechten“ gegen „gerechte Vorgesetzte“ ausgetauscht werden.

„Meine Freunde, es steht eine Revolution bevor. Wenn die Menschheit entdeckt, wer wir sind, wozu wir in der Lage sind, dann müssen wir alle eine Entscheidung treffen: Versklavung oder Machtergreifung. Die Entscheidung liegt bei euch. Aber denkt daran, wer nicht für uns ist, ist zwangsläufig gegen uns. Also… ihr könnt leiden und für die Menschen kämpfen, die euch hassen und fürchten. Oder ihr könnt euch mir anschließen und leben wie Könige… und Königinnen.“ „Sebastian Shaw“, X-Men: Erste Entscheidung, 2011