Einen weiteren Schritt gehen

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(v1.0) Während sich Dinge und Geschehnisse jeden Tag in einem anderen Kleid präsentieren, ist ein System solange wirksam, solange sich prinzipiell nichts ändert. Dort, wo es „wirkt“, gibt es weder Raum noch Zeit.
Beim Menschen wird das System durch seine Denk- und Verhaltensmuster „verkörpert“, die sich vom Prinzip her viele tausend Jahre nicht wirklich verändert haben, was man an der Geschichte ersehen kann – egal, ob sie nun von Siegern oder sonst wem geschrieben wurde.

Es sind die wiederkehrenden Erscheinungen (Kriege, Eroberungen, Gier, Unterwerfung, Länder, Staaten, Versklavung usw.), die sich aus gewohnten Denk- und Verhaltensmustern, also gewohnten Denkweisen, gewohnten Schlussfolgerungen und gewohntem Handeln heraus ergeben – mal ungeachtet dokumentierter Naturkatastrophen.

Aus menschlicher Sicht geht es nicht wirklich darum, sich nur der Erhaltung der eigenen Existenz zu widmen, sondern über das Gewohnte hinaus zu entwickeln. Lediglich die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster versuchen diesen Prozess auf vielfältige Art und Weise zu vermeiden/zu unterbinden.
Wer jedoch nichts anderes kennt, weil nach-, darauf herum- und vordenken a) nicht bezahlt werden und b) gesellschaftlich verpönt sind, findet er sich irgendwann in einer mentalen Sackgasse wieder.

Es erscheint nun alles in der Weise, dass zunächst eine Art „Chaos“ vorgelegen, dem man irgendwie „Herr“ zu werden versucht hat, wie auch ein Umfeld, bei dem es sich durchzusetzen galt, um zu überleben, was schließlich im System der alten Ordnung mündete, wie es heute von seinen Prinzipien her noch zu erkennen ist.

„Der Mensch, der sich aus seinem Personensein verabschiedet, begegnen ihm, statt vorgegebenen Möglichkeiten, ein Universum der Möglichkeiten, was sich ihm einst noch als „Chaos“ präsentiert hat.“

Ich spreche deshalb weniger von seinen Inhalten, da diese dem gewohnten Menschen nur eine Art (tägliche) Veränderung und Ablenkung vorgaukeln, wenn er bspw. der Meinung ist, ungerechte Herren, nur gegen gerechte oder gar gegen „Herrinnen“ austauschen, anschließend in der Hoffnung, endlich von einer „Lösung“ sprechen zu wollen, während sich so manche Gedungenen vorsorglich schon mal als „die Gerechten von Morgen“ zu erkennen meinen und geben.

Es gibt jedoch keine gerechten Vorgesetzten – noch nicht einmal jene in der Rolle der Eltern. Es gibt jedoch Sklaverei, die heute in Form der Selbstversklavung daherkommt und ein Herrschaftssystem, was sich durch Alternativlosigkeit und Ernsthaftigkeit wie auch vorgegebene Möglichkeiten gegenüber seinen ergebenen und auf Belohnung hoffenden selbst herangezogenen Untertanen zum Ausdruck zu bringen versucht.

Eine Weile habe ich tatsächlich versucht, so manchen davon zu überzeugen wollen, sich das System doch mal näher anzuschauen.
Doch in dem Moment, als erkennbar wurde, dass es jeder – was seine Entwicklung angeht – dies stets selbst in der Hand hat, seit dem steht mir noch mehr Zeit für die eigene, jedoch öffentlich dokumentierte Entwicklung zur Verfügung. So am Rande.

Gewohnt geht es darum, die „richtigen Eltern“ für eine mehr oder weniger große Gesellschaft betreuungs- und beschäftigungswürdiger und zu gehorsamsbereiten und auf Entsprechung erzogenen Untertanen finden zu wollen, statt der Realität ins Auge zu blicken, dass das Übliche in Form des Austausches auserkorener Akteure nicht wirklich weiterhilft und weiträumig nur auf Linderung von Symptomen und der Hoffnung auf die Rückkehr eines glänzenden Gestern gesetzt wird.

„Ist ein Heute, aus Sicht des Morgen, nicht auch ein Gestern?“

„Ist Realität, die auf Erinnerungen beruht, nicht bloß ’ne Fiktion?“ „Morpheus“, Matrix Resurrections, 2021

„Meine Freunde, es steht eine Revolution* bevor. Wenn die Menschheit entdeckt, wer wir sind, wozu wir in der Lage sind, dann müssen wir alle eine Entscheidung treffen: Versklavung oder Machtergreifung. Die Entscheidung liegt bei euch. Aber denkt daran, wer nicht für uns ist, ist zwangsläufig gegen uns. Also… ihr könnt leiden und für die Menschen kämpfen, die euch hassen und fürchten. Oder ihr könnt euch mir anschließen und leben wie Könige**… und Königinnen**.“ „Sebastian Shaw“, X-Men: Erste Entscheidung, 2011 (* engl. to revolve = sich im Kreise drehend) (** Rollen innerhalb des Rollenspiels, dem so tun, als ob))

Ich will es kurz so ausdrücken: Die Ambitionen all jener, die sich lediglich auf inhaltliche Ausrichtung konzentrieren, während weiter auf den dahinter wirkenden, üblichen Prinzipien herumgeritten wird, die so mancher noch nicht einmal zu erkennen meint, wo letztlich nur klassische, nach hinten gerichtete, also konservative Politik der Erhaltung, Verteidigung des Erreichten oder gar Rückkehr des Gestern zelebriert werden soll, werden sich mit diesem Wandel schwer tun, da sie sich vom Wandel zunehmend abkapseln.
Das ist jedoch nicht weiter ein Problem, mehr ist es für so manche eine Herausforderung, und so entsteht, neben und aus dem alternativlosen System und seinen Prinzipien heraus ein zweites, was nach anderen Prinzipien sozusagen „funktioniert“ – während die Alternativlosigkeit maßgeblich an Bedeutung verliert.

Mittlerweile hat sich auch ein Zustand entwickelt, der die Festen der Gesellschaft bereits ins Wanken gebracht hat, während überall so etwas wie „Untergang hinter vorgehaltener Hand“ gepredigt, jedoch gehofft wird, selbst nicht davon betroffen zu sein, was ich bei so manchem, der nur am Abkotzen ist, ausreichend mitbekommen habe.

Wie ich das sehe? Ich mag gerne betroffen sein, da man auf diese Weise über sich hinauswächst und einem auch das Klagen, Jammern und sich beschweren gänzlich fremd wird. Je größer die Probleme, desto größer ist die Herausforderung. Man kann nur daran wachsen – vorausgesetzt, man hat dazu den Willen, die Beharrlichkeit es auch zu wollen.

Solange Sie sich also zu beschweren meinen, Ihnen alles „auf den Sack geht“ und zudem der Meinung sind, dass andere daran Schuld seien, sind Sie das Paradebeispiel für die in der Gesellschaft als „normal“ tolerierten Opferrolle.

Und dann lautet auch schon die Frage: „Würden Sie ein Opfer bringen?“ Und die gewohnte Antwort erklingt: „Ja, meinen Nachbarn.“ „Nein. Ich meinte, würden Sie SELBST ein Opfer bringen?“ „Ich sagte doch: meinen Nachbarn. Sie müssen mir nur sagen, wo ich ihn hinbringen soll.“

Es bringt nichts, sich weiter so zu verhalten wie bisher, während Veränderung zwar gefordert, jedoch gleichzeitig am Gewohnten festgehalten wird, während man es den nachfolgenden Generationen wohlwollend überlässt, endlich „den Karren aus dem Dreck zu ziehen“.

Bei allem geht es zwar nicht um Schuldzuweisung, was ja auch nur ein Verdrängungskonzept wäre, doch trifft dieses Spruch zu: „Wenn sich alle für unschuldig halten, sind alle schuldig.“
Vermutlich ist dies auch die Erklärung, dass man die Masse „in einen Sack stecken“ muss, damit Veränderung stattfinden kann.

Dabei geht es nicht einfach darum, eine Meinung anzunehmen, sondern sich über die eigene wie auch die des auserkorenen Gegners hinaus zu entwickeln.

„Man wird nur schlauer, wenn man gegen schlauere Gegner spielt.“ Schachgrundlagen, 1883

Als ich merkte, dass das alles so nicht weitergehen kann, das Übliche zudem nicht ausreicht, noch ein mehr des Selben davon, auch weil sich das Erreichte vor meinen Augen aufzulösen begann, war ich gefühlt auch dazu bereit einen hohen Preis dafür zu zahlen, um all das, was mir gewohnt und nahe war, notfalls auch hinter mir zu lassen – auch wenn dies mit der ersten Entscheidung nicht wirklich erkennbar war.

Es ist ein entwickeltes, jedoch unerschütterliches Vertrauen zum Leben wie auch ein Selbstvertrauen.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Preis nur auf einer anerzogen und für alternativlos erscheinenden und deswegen für ernst erachteten Fiktion beruht hat.

Heute ist erkennbar, dass es weniger darum geht (gewohnte) Ziele zu erreichen, sondern eine dauerhafte Richtung einzuschlagen und zwar eine, die zurück ins Leben führt, statt hinter dem Ofen gewohnt nur den !Weinerlichen! zu mimen, der dann hysterisch herumkrakeelt und sich mit Händen und Füßen wehrt, wenn man ihn darauf anspricht, wann er denn mal mit dem Denken beginnen möchte.

Ich kann das Vorgehen der aktuellen Politik gut verstehen, da die Notwendigkeit besteht, dem Gewohnten eine Absage zu erteilen, während sich eine Masse zunehmend von ihr gezwungen sieht, umdenken zu müssen.

Gefühlter Zwang ist jedoch nur ein Phänomen, entstanden aus den eigenen Denk- und Verhaltensmuster heraus, die an sich selbst festzuhalten gedenken, während der nach ihnen funktionierende Mensch, anderen dafür die Schuld zu geben meint.

Damit verbunden gefühltes Leid wird dadurch erzeugt, dass zwar Veränderung gefordert, jedoch heimlich gehofft wird, selbst nicht von Veränderung betroffen zu sein. Das Festhalten erzeugt das Leid.
Im umgekehrten Fall, was wiederum sehr wenige zu erkennen scheinen, nutzt man sozusagen die Energie aus der entstehenden Dynamik zwischen Verbleib und Veränderung, um sich so zu entwickeln.

Die Mehrheit wird wohl erst ins Neue gelangen, wenn sie mehr Angst vorm Alten, als vorm Neuen hat oder der Einzelne seine Angst überwindet und kurz danach verliert.
Sie hat sich so sehr daran gewöhnt Angst zu haben, gehorsamsbereit zu sein und zu entsprechen, wo alles, was nicht ins gewohnte Bild passt, mitunter heftigst – zumindest schriftlich oder akustisch – jedoch meist nur kläglich und letztlich auch wirkungslos – bekämpft wird, was typisch für das Vorhandensein einer Opferrolle ist.

Dass Demonstrationen, Protestmärsche und „Spaziergänge“ nichts bringen, scheint den Akteuren nicht bewusst zu sein, laufen sie in der irrigen Vorstellung herum, nur weil es viele tun, sei es deswegen auch „richtig“.
Sinnvoll ist es nur dann, wenn man erkennt, dass es zu nichts führt, während sich dabei auch die gesellschaftliche Verhaltensgleichschaltung offenbart.
Letztlich ist Demonstrieren nur ein Zeichen dafür, dass die Akteure weiter auf „gerechte“ Betreuer, „Führer“, „Erlöser“ oder nur auf eine artgerechte Haltung hoffen, während sie zumindest die ungerechten Betreuer mündlich-akustisch zu kritisieren meinen.

Doch für so manchen kommt einmal mehr der Tag… wenn wieder einmal das Ende der Legislaturperiode (seit Neuestem nur noch: „Wahlperiode“!) gekommen ist… dann… ja, aber DANN… dann werden wieder einmal aus der Gewohnheit heraus Kreuzchen gemacht, die sogenannte „Kreuzfeld-Jakob-Gewohnheit“ und endlich… Halleluja… die gerechten Vorgesetzten in Amt und Ehren erhoben.

Nun, dann haben jene es noch nicht wirklich kapiert – gleichsam auch jene in der auferlegten Rolle der „Reichsbürger“, die ab 2012 zwar vom unheilbar nicht mehr geltenden Bundeswahlgesetz gesprochen, jedoch 2017 fleißig die AfD gewählt haben. Auf diese Weise haben sie sich – sozusagen – selbst entsorgt.

„Wer AfD sagt, muss auch BfD sagen. BfD – Begeisterte für Deutschland“

Im Grunde handelt es sich um eine auf beiden Seiten der Medaille stattfindende mental geschlossene Veranstaltung, die durch gewohnte Wertvorstellungen (meist im Haben oder auf das Haben getrimmt) aufrechterhalten wird – einschließlich des Wertes der mit einer damit verbundenen Rolle. Das einzige, was jedoch einen wahren Wert ins sich trägt, wird übersehen, das ist das Leben selbst.

Wenn so manche von „Neuer Weltordnung“ zu sprechen meinen, wo dann(!) alle Menschen versklavt werden, haben jene noch nicht wirklich ihren „Gehirnskasten“ benutzt, denn sind sie bereits die ganze Zeit versklavt – nur wird das weiträumig noch nicht erkannt oder will nicht erkannt werden.

„Der belohnte Sklave ist der Feind der Freiheit.“

Eben weil sich nicht mit dem System, sondern aus gewohnter Existenzangst heraus mehr nur mit der Aufrechterhaltung der alternativlos und deswegen auch „ernst“ erscheinenden Existenz beschäftigt wurde, wo „Alles oder Nichts“ – anerzogen – die mehrheitlichen Köpfe beherrscht – das „entweder…oder“ über viele hunderte Generationen.

„Eine beachtliche Erfahrung, in Furcht leben zu müssen. So ist es, wenn man ein Sklave ist.“ „Roy Batty“, The Blade Runner, 1982

An diesem Punkt ist deutlich erkennbar, dass jeder die Entscheidung selbst zu treffen und den eigenen Weg selbst zu beschreiten hat… oder auch nicht.
Die Vorstellung von einer Musterlösung für alle, was gewohnt der anerzogenen Verhaltensgleichschaltung entspringen würde, gibt es hingegen nicht – schließlich lautet das Gegenstück der Fremdbestimmung ja Selbstbestimmung, was einen selbst entschlossenen Entwicklungsprozess des Menschen beinhaltet.

„Befreiung aus der Sklaverei geschieht durch einen Aufstand gegen die Herrscher, Befreiung aus der Selbstversklavung hingegen nicht.“

Wissen Sie, was mich am meisten interessiert? Eine nach vorne gerichtete Entwicklung durch Infragestellung des bestehenden – jedoch nicht mehr alternativlos erscheinenden und deswegen auch „ernst“ zu nehmenden Systems der alten Ordnung.
Da es sich „bequem“ infrage stellen lässt, ohne dass jemand etwas dagegen tun kann, kann ich mich an dieser Stelle nur immer wieder bei all seinen Teilnehmern bedanken.

„Wir sind nicht hier, um irgendetwas zu verhandeln.“ „Wir wollen ihre Welt wirklich umbauen.“ „Wir verändern ein paar Dinge.“ „Die Idee mit dem Regenbogen am Himmel gefällt mir ganz gut.“ „Das erinnert die Menschen daran, wozu ein freier Geist im Stande ist.“ „Hatte ich vergessen. Vergisst man leicht.“ „Er macht das leicht.“
„Allerdings.“ „Darüber sollte er wirklich mal nachdenken.“ „Bevor wir loslegen, wollten wir noch vorbeischauen und Danke sagen. Sie haben uns etwas geschenkt, womit wir nie mehr gerechnet hätten.“
„Und was ist das?“
„Eine neue Chance.“ Dialog zwischen „Trinity“, „Neo“ und dem „Analytiker“, Matrix Resurrections, 2021

Es scheint demnach vollbracht.

Also: Danke.

Nachtrag: „Wissen sie was uns unterscheidet, Tom? Jeder hätte sie sein können. Wo hingegen ich immer jeder war.“ „Agent Smith“ zu „Neo“, Matrix Resurrections, 2021