Erst Strukturwandel, dann Gesellschaftswandel

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http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,786282,00.html

Schaut man sich die Maslowsche Pyramide an, so erkennt man, dass die unteren beiden Ebenen nur durch Schaffung von Werten erreicht werden. Darauf baut das gesellschaftliche Miteinander auf. Doch selbst Maslow muss erkennen, dass auch Vermehrung nur dann erfolgen kann, wenn die Versorgungsbasis gewährleistet ist, begründet dieser Gedanke auch die rückläufige Zahl der Geburten.

Je unwirksamer ökonomische Strukturen sind oder umso mehr sie einem Wandel, wie wir ihn gerade global erleben, ausgesetzt sind, umso mehr lösen sich gesellschaftliche Werte des Miteinanders auf. Ein vollkommen normaler Vorgang in Zeiten des Wandels.

Werte wie Toleranz, Akzeptanz, Gleichheit, Brüderlichkeit, Mit- und Einfühlung, Hilfsbereitschaft usw. entstehen erst im kommunikativen Miteinander, wenn die Lebensgrundlagen gewährleistet sind. Schauen wir uns die aktuellen Missstände an, so ist verständlich, warum alle mit Bauchschmerzen herumlaufen.

Was die gesellschaftlichen Unzulänglichkeiten hervorruft, ist zum einen ein Geldsystem, welches aus dem Nichts Geld erschafft und als Schuld (Kredit), also als reale Forderung mit Zinsen und Zinseszinsen ins System bringt. Das System selbst enthält nicht die besagten Zinsen und Zinseszinsen. Somit bleiben nur zwei Faktoren, diese auszugleichen: Arbeit und Ressourcen. In einem begrenzten System ist es nur eine Frage der Zeit. Wenn man den Fokus davon wegnimmt, bleibt für alle eine verbindende Überschrift bestehen: Leben.

Im Weiteren ist es die selbstgeschaffene Komplexität und einhergehende Insuffizienzen in den Systemen, die wir uns geschaffen haben. So versucht man mit konventionellen Methoden: mehr Arbeit für immer weniger Lebensqualität, mehr Energie und damit verbundene Problematiken, mehr Druck in den Hierarchien und somit mehr Gegendruck und Gegeneinander und mehr Geldmittel und somit mehr Schulden, Zinsen und Zinseszinsen diese Strukturen aufrechterhalten zu wollen.

An dieser Stelle finden wir die eigentliche Ursache mehrheitlich wahrgenommener Probleme eines selbstgeschaffenen, organisatorischen Durcheinanders wieder.

Weil die Systemzusammenhänge und Wechselwirkungen nicht erkannt werden, setzt sich die Mehrheit „kämpferisch“ nur mit Symptomen des Systems auseinander, weil man kollektiv-repetitiv gelernt hat, die Welt als einzelne Dinge, Teile und scheinbar unabhängig voneinander existierender Probleme wahrzunehmen, statt eines dynamisch vernetzten Ganzen und seiner wechselseitigen Abhängigkeiten.

Beispielsweise werden in Deutschland jedes Jahr durch organisatorische Unzulänglichkeiten 363 Mrd. Euro vergeudet; laut der Produktivitätsstudie von Proudfood Consulting von 2005 sind dies 84 Tage, an denen jeder! Mitarbeiter von den Wert schöpfenden Prozessen durch organisatorische Nebenschauplätze vom eigentlichen Tun abgehalten wird.

Allein die Reduktion dieser Verschwendungen würde unserem Land neue Freiräume ermöglichen, hinzukommt die schrittweise Gesundung der 10 Mio. an Burnout erkrankten Mitarbeiter durch schrittweise Auflösung der Komplexität in den überfrachteten Organisationsstrukturen; Strukturen die zunehmend parasitäre Eigenschaften angenommen haben.