Es geht nicht mehr um konservativ

Lesezeit: ca. 4 Minuten

http://tinyurl.com/3amjqyt (FAZ)

Fokussiert man sich vermehrt auf den Begriff „konservativ“ und seiner inhaltlichen Wirksamkeit, bleibt außer Acht, dass sich nicht nur dieses Gedankengut mit dem stattfindenden Paradigmenwechsel und den notwendigen Anpassungen in eine gesunde Beziehung bringen lässt. Dies betrifft mehrheitlich vorhandene (politische) Denk- und Verhaltensmuster. Globaler Wandel verdammt hierarchisch geprägte und liebgewonnene Denk- und Machtstrukturen zur Unwirksamkeit und betrifft dies nicht nur die politischen.

Politik im Allgemeinen, kämpft seit Jahrzehnten um Wirksam- und Glaubwürdigkeit. Ist ihr Engagement ungebrochen und man darf ihr keinerlei Vorwurf machen oder Schuld zuweisen, verkennt sie jedoch, dass sie sowie ihre „Auftraggeber“ von Erb- und Altlasten ablassen muss, um in Zukunft eine real funktionelle Aufgabe übernehmen zu können.

Scheint sich der Wähler immer noch in einer Auswahl vorhandener Farbmuster zurechtfinden zu wollen, außer Acht lassend, das sinnvolle Politik keine Farbe besitzt, geht es bei politischem Handeln um die Gestaltung funktionell wirksamer Systemstrukturen. Und diese beginnen stets im eigenen Umfeld. Globaler Wandel beinhaltet so die Anpassung eigener Denk- und Verhaltensmuster – ist er ein Paradigmenwechsel.

Blicken wir auf aktuelle Systemstrukturen, zeichnet sich ab, dass das „Mehr“ vom „Zu viel des Guten“ den Zenit schon lange überschritten hat, die Strukturen zu alternden Pflegefällen degradiert sind, weil sich die Akteure, wie auch die Mehrheit nach wie vor mit Symptomen beschäftigt.

Und dies, weil kollektiv gelernt wurde: „Probleme überall dort lösen zu wollen, wo sie sicht- und fühlbar in Erscheinung treten.“ Obligatorisches Gesetzflickwerk, als gelerntes Werkzeug der Politik nur zum weiteren, sich exponentiell entwickelnden Verfall beiträgt.

Es bedarf des Erkennens der Zusammenhängen und dem Verständnis für dynamische Systeme und ihrer wechselseitigen Abhängigkeiten; damit verbunden, das Auffinden sich in Wechselwirkung stehender Unzulänglichkeiten und sich ergebender Engpässe, um diese aufzulösen. Und wo finden wir diese? In den Werte schaffenden ökonomischen Strukturen, die zunehmend gebeutelt werden.

Erkennbar, dass sich buntes Farbenspiel zunehmend nur mit sich selbst beschäftigt, isomorphe Denkmuster, Wunschdenken und sich Mut machen die Szenerie beherrschen; alles ausgesondert wird, was nicht in vorhandene Denkstruktur passt. Diese Verhaltensmuster führen dazu, dass Anpassungen und Handlungen, wo sie in der Tat notwendig sind, ausbleiben.

Es entsteht ein Teufelskreis, den man nur durch Veränderung vorhandener Verhaltensmuster entrinnen kann. Es betrifft somit jeden einzelnen und geschieht nicht „irgendwo“ in der Welt. Dies funktioniert jedoch nur, wenn man sich entschließt Neues zuzulassen. Und Neu ist immer das, was sich in gewohnte Denkwindungen nicht einpassen mag.

Man kann und darf der Politik keine Schuld zuweisen, bedarf es eines grundsätzlich mehrheitlichen Umdenkens und ablassen von Gelerntem und längst überholten Leitmotiven und Propheten (Erhard, Keynes etc.).

Nicht nur klassische Politik befindet sich in einer Sackgasse – versucht man sich mehrheitlich mit vorhandenen, gelernten Denk- und Verhaltensmustern den Zeichen der Zeit zu erwehren, jedoch ohne zu wissen, dass es sich nur um Symptome handelt; die falsch interpretiert, nun mit erheblichem Mitteleinsatz „bekämpft“ werden.

Fußen mehrheitlich „donquichotthaft“ bekämpfter Symptome, in unzeitgemäßen ökonomischen, Werte schaffenden Strukturen. Nur wird dies weiträumig ignoriert, obwohl die Betroffenen sich jeden Tag darin agierend wiederfinden; in der Vorstellung, alles müsse so sein.