Fangfrage: Auf welcher Seite stehen Sie?

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(v1.1) Das wäre so die klassisch-übliche Frage für alle „Gut-und-Böse-Denker“, „Ost-und-West-Kollaborateure“, „Freund-und-Feind-Delinquenten“ usw., die letztendlich nicht wirklich was bringt.
Wer jedoch von Spaltung (Teilen und Herrschen) spricht und sich darüber aufzuregen meint, hat hier nur seine gewohnte, innere Haltung zum Ausdruck gebracht.

Der Feind ist nur eine Erfindung des eigenen „Ichs“, als der Feind selbst. Einmal mehr, sich über die eigene Haltung und warum man sie mitunter so auffällig zu vertreten meint, Gedanken zu machen. Wenn die anderen immer daran schuld sind, dass es einem „schlecht“ geht, so entmachtet man sich nur selbst und nimmt sich so die Möglichkeit, sich seines eigenen Verstandes zu bemächtigen.

„Du bist ein Mann, der von den furchtbarsten Worten heimgesucht wird: Was wäre, wenn…“ „Über-Morlock“, The Time Machine, 2002

Und wenn es keine Feinde gibt, dann ist auch der „Freund“ nur ein Etikett, um recht schnell für sich Gewissheit in Form der Sicherheit zu haben – zumindest solange, wie es opportun erscheint. Letztlich ein recht einfache Denke, dazu gedacht, um fix zwischen „artig“ und „unartig“ entscheiden zu können. Teilen und Herrschen.

Wer in den Krieg zieht, agiert in der Regel mit den gleichen Denk- und Verhaltensmustern, die er im auserkorenen Gegner zu erkennen meint.
Ausleben von Verdrängungskonzepten, gepaart mit Feindbildprojektionen und dem irrigen Glauben etwas oder jemand würde einem gehören, worauf man ein Anrecht habe und/oder was man verteidigen/schützen müsse.

Dabei hat der Boden keinen Namen, den er sich nie hätte selbst geben können, und Grenzen kennt er auch nicht. Das sind alles Erfindungen des Menschen, der im Rahmen seiner gewohnten Denk- und Verhaltensmuster meint, alles für sich akquirieren zu meinen.

Und wem „gehört“, der bezahlt… auf irgendeine Weise… oder lässt bezahlen. Man bekommt immer die „Herren“, die man aufgrund seiner Denk- und Verhaltensmuster verdient hat.

Sicher haben diese Verhalten die Zivilisation geprägt und hierher gebracht. Doch – bitte schön – wo hat da wirklich Entwicklung stattgefunden? Und da ein Um- und Weiterdenken doch so offensichtlich erscheint, bleibt den Verfechtern nur noch das Ignorieren – mit fatalen Folgen für die Akteure.

Okay, okay. In der Technologie wurde sich entwickelt. Technologie ist jedoch nur die gewohnte Ausflucht und billiger Ersatz, vor der wesentlichen Aufgabe, der menschlichen Entwicklung.

Kein Führer, der Gehorsamsbereitschaft gewohnt belohnt, und kein Untergebener, der für Gehorsam belohnt werden mag, wird daran etwas ändern wollen. Erst wenn der Druck unerträglich wird, beginnt es zu bröseln, und dann wird ein gemeinsames Klageliedchen angestimmt.
Denn es ist der Glaube an die liebgewonnenen Werte und Wertvorstellungen, an die man sich über die Zeit gewöhnt hat, der die (geistigen) Werke zusammenhält.

„Welchen Frieden suchen wir? Ich spreche vom aufrichtigen Frieden. Vom Frieden, der dem Leben auf der Erde einen Wert gibt. Nicht nur Frieden in unserer Zeit, sondern Frieden für alle Zeit. Unsere Probleme sind von Menschen gemacht und können deshalb vom Menschen gelöst werden. Denn letzten Endes ist unsere tiefe Gemeinsamkeit, dass wir alle diesen kleine Planeten bewohnen.“ John. F. Kennedy, aus dem Film „Thirteen Days“, 2001

Der Mensch, damit er später fremdbestimmbar bleibt, hat man ihm gewohnt anerzogen, dass er sich im Haben entwickelt, damit er dem Glauben verfällt, dass ihm etwas (oder jemand) gehören würde, worüber man ihm ab und zu auch nahelegt, dass er es möglicherweise auch verlieren könnte. Damit sind Unterwerfung (freiwillig) und Unterdrückung (erzwungen) Tür und Tor geöffnet.

„Auch eine unbestimmte Vielzahl oder gar alle Bürgerinnen und Bürger können* zu Beiträgen herangezogen werden, sofern ihnen jeweils ein Vorteil individuell-konkret zugerechnet werden kann* und soweit dessen Nutzung realistischerweise möglich erscheint*.“ 2. Leitsatz zum BVerfG-Urteil, 2018

* Fremdbestimmung durch Verwendung von Konjunktiven (Möglichkeitsform).

In einer hierarchischen Struktur, die sich auf gewohnter Erziehung zur belohnten Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung errichtet, wird diese durch wohlwollend vergebene Privilegien (von oben nach unten), Grundrechte und deren Annahme zusammengehalten.

Im Kern gehört niemand weder etwas, noch jemand, die Privilegien und Grundrechte sind ebenfalls künstlicher Natur. Denn sie können, je nach Situation, willkürlich-opportun eingeschränkt oder entzogen werden. Sie sind veräußerlich.
Der Mensch hat jedoch nicht das Recht… die wesentlichen Regeln liegen beim Leben selbst, die es lediglich zu erkennen gilt. Doch schuf sich der Mensch lieber eine Fiktion, um sich so vom Leben abzukoppeln. Ein Irrglaube mit Folgen.

So entstand über die Jahrhunderte ein mentales Geschwür, was sich seit längerem der Natur zu bemächtigen versucht. Dies gilt es nicht nur zu erkennen, sondern anhand des Gegebenen umzudenken.

Der gewohnte Mensch wächst in der Fremdbestimmung auf und kann sich kaum in Vernunft und Gewissen entfalten, da „es besser ist, zu hören“ – im Sinne von gehorchen.

Der Unterworfene kann den Unterschied zwischen „hören“ und „gehorchen“ nicht mehr unterscheiden, da ihm meist auch das notwendige Selbstvertrauen fehlt und dies als Misstrauen auf andere zu projizieren meint.

Er versklavt sich bereits selbst und sucht nur noch nach dem „Vorgesetzten“, der zu ihm „passt“. Ist auf diese Weise das innere Machtvakuum ausgeglichen, ist es schwer, ihm so manchen Sachverhalt nahezulegen, da möglicherweise die Beziehung zu seinem „Herren“ dadurch beeinträchtigt werden könnte.

Wer nun der Meinung sein mag, er habe mit allem was Mensch und Natur angeht ja nichts zu tun, wirkt daran aktiv mit, da er arbeiten geht, um Geld zu verdienen und um es später wieder auszugeben. Es braucht keiner zur Politik zu rennen, um dort in beschwerender Art nach Lösungen zu betteln.
Die gewohnten Themen lassen sich nicht mit den Mitteln lösen, die gewohnt zur Verfügung stehen.

„In der Arbeitsfrage teil sich das vereinte Wirtschaftsgebiet nach wie vor in gespaltene Lager.“

Symptome, die bspw. aus dem Geld heraus entstehen, kann man mit selbigem gar nicht lösen, wobei „der Arme“ und „der Reiche“ auch nur zwei Rollen (Hüllen, Personen) innerhalb des vom Menschen unbewusst geschaffenen Rollenspiels sind, während man sich gegenseitig davon abzuhalten meint, sich mit den massiv-goldenen Rettungsringen vor dem Ertrinken zu bewahren. Das hat man dann davon, wenn man sich vom Leben abgewandt hat und meint, einem billigen Ersatz huldigen zu müssen.

„Geh’ erst mal arbeiten, damit du was wirst.“

„Dein Vater geht arbeiten, damit du was zum Essen und zum Anziehen hast.“ Mutter zu ihrem jungen Sohn

Warum sich das ganze Tamtam für die Mehrheit so schwierig gestaltet, liegt an der kollektiv-gewohnten Vorstellung man sei die Rolle, die man jedoch – unbewusst darüber – nur spielt. Die erkannte Alternativlosigkeit sorgt für den entsprechenden Ernst, ein Kennzeichen für Herrschaftssysteme.

„Wenn es dir nicht passt, dann kannst du ja ausziehen.“ Vater zu seinem 10-jährigen Sohn

Ganze Bevölkerungen kann man „in Schach halten“, wenn man ihnen von Geburt an den Glauben an den Wert von Geld und Arbeit anerzieht.

„…und die Sklaven haben sich bewaffnet.“ „Ich kann das nicht leiden, dieses Wort…das ‚S-Wort‘, das ‚S-Wort‘.“ „Verzeihung. Die gefangenen Arbeiter haben sich bewaffnet.“ „Okay, das ist besser. Das ist viel besser.“ Thor: Ragnarök, 2017

In den Familien bringen sie ihren Kindern Gehorsamsbereitschaft, Entsprechung und die gesellschaftlich anerkannten Wertvorstellungen bei, damit die Kinder später „etwas werden“, während jene sich die „Vorgesetzten“ sogar noch selbst wählen oder gewohnt freiwillig nach deren Weisungen agieren.

Da erscheint es einmal mehr lächerlich, wenn man ihre Unternehmenszugehörigkeit auch noch mit einem Jubiläum zu krönen meint.

Ich kann Sie zunächst beruhigen: In anderen „Ländern“ sieht es auch nicht besser aus, was jetzt nicht bedeutet, dass „die Anderen“ erst mal was tun müssten. Der deutsch sprechende Mensch hat die Aufgabe, dieser Nummer insgesamt ein Ende zu setzen.

Gleichfalls kann ich Sie beunruhigen: Den Verfechtern brauchen Sie nicht davon zu überzeugen. Denn diese werden kaum zugeben, dass sie sich geirrt haben.

Es nutzt nichts, gewohnt nur darauf zu warten, dass irgendein „Erlöser“ oder „Führer“ (vom Prinzip her sind beide dasselbe) für sie „die Kohlen aus dem Feuer holt“ oder man weiter auf den „Tag des jüngsten Gerichts“ (was bedeutet, dass man sich bisher einer Täuschung einseitig hingegeben hat) wartet.

Eine Frage am Rande: Wie wäre es damit, mal erwachsen zu werden und den üblichen „Käse“ hinter sich zu lassen? Jene in der Rollen der Opfer fragen zu Beginn: „Ja, aber was kann man denn tun?“

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes, ohne Leitung eines anderen, zu bedienen.“ Immanuel Kant

Wenn die Politik schon von sich aus signalisiert, dass sie nichts mehr hinbekommt, bedeutet das nicht, dass man sich nur andere „Führer“ zu wählen braucht, damit es dann wieder etwas wird.
Die Zeiten sind vorbei und das übliche Krakeele darüber hilft da auch nicht weiter – selbst dann nicht, wenn es etwas lauter und aus vielen Hälsen klingt.

Mit dem Denken anzufangen, ist der einzig sinnvolle Schritt und nicht einfach nur dem nächst besten „Führer“ ergeben hinterherzulaufen, der große Werke vorgibt und viel verlangt, doch nur das Übliche verspricht.

Hat man die Prinzipien der alten Ordnung verstanden, so erkennt man die Verfechter und ihre Anhänger recht schnell… sie wollen (weiter) nur „haben“ und es verteidigen, weil sie der Meinung sind, sie hätten ein Recht darauf, es würde ihnen zustehen, ihnen gehören, weil sie davon ausgehen, dass es sonst einem anderen gehören würde.

Es hat wenig Sinn, für oder gegen etwas zu sein, wenn man sich im Rahmen der Gegnerschaft herrschender Denk- und Verhaltensmuster und daraus ableitender Konventionen und Wertvorstellungen dadurch nur im Alten bewegt.

„Bist du auf unserer Seite?“ „Ich glaube, so einfach ist das nicht.“ „Dann sollte es aber schnell so einfach werden.“ „Ich bin auf der Seite des Lebens.“ Dialog aus Avengers: Age of Ultron, 2015

Denn die Frage lautet: Wenn der freie Mensch „Eigentum“ hat und sich sogar selbst die Regeln dazu aufstellt, die „sein“ Eigentum weiter gewährleisten sollen, ist er dann wirklich sicher, wenn doch dem von ihm geschaffenen fiktiven Recht auch nur die Fiktion „Eigentum“ gegenübersteht?

Die wesentliche Fangfrage lautet dabei: Ist der Mensch dadurch frei? Denn:

„An dem Tag, an dem man erkennt, dass niemandem etwas gehört, ist der Tag, an dem man auch nichts mehr verliert.“

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Finanzamt

SGL Müller-Grieslohn

Dieses Dokument wurde zentral versandt und ist auch ohne Unterschrift gültig.

Nachtrag: Die durch das Schreiben dieses Beitrags verursachten CO2-Emissionen wurden durch Caro-Kaffee und Wasser trinken kompensiert. Dieser Beitrag ist Klima neutral verfasst worden… 😀