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Populistische Wahlgesänge

Lesezeit: ca. 5 Minuten

Ich musste vorhin schmunzeln, als mal wieder das Wort „Populismus“ im offenen Raum fiel. Populismus ist eine politische Redensart, wo das sagt wird, was das Volk gerne hören mag.

„Der Hörer hört gerne seine Meinung von jenen, die er dazu erkoren hat.“

„Macht es, wie ich es euch sage, jedoch nicht so, wie ich es selbst mache.“

Hat es jemals eine andere Politik gegeben, wenn sie sich ins mediale Rampenlicht der Wahl begab?

„Nicht das Erreichte zählt, sondern das Erzählte reicht.“

Das Parteiensystem ist ein Paradebeispiel für gewohntes Systemdenken, sich einfach nur seine Gladiatoren erkieren zu müssen, um endlich die erhoffte „Veränderung“ bewirken zu wollen, die damit gleichzeitig wieder ausgehebelt und von einem selbst möglichst weit weg verdrängt wird.

„Hinweis zu den Wahlen: Urteil des BVerfG vom 25.07.2012“

Wahlen beruhen somit nur noch auf dem Akt der Gewohnheit (siehe UN-Charta).

Dass man sich weiterhin nur im gewohnten Denkmustern der alten Ordnung bewegt, wird nach dem Wahlkampfsieg über den „Mitbewerber“ zunächst euphorisch überlagert – bis die Ernüchterung wieder Einzug hält und man sich in der täglichen Debatte und strategischem Taktieren befindet – gewohnte gesellschaftlich vereinbarte Selbsthaltungstaktik.

Gerne wählt man sich andere, um weiterhin selbst nicht denken zu müssen, während man am Erreichten festhält. Veränderung ist ja auch anstrengend.

Im Kern wählt sich das Opfer seinen Täter selbst, weil dieser dem Opfer das sagt, was es gerne hört. Es macht sein kleines Kreuz, was es am Ende doch zu tragen hat.

Eine Gesellschaft, die sich zur Aufgabe gemacht hat, dass doch alles ganz prima ist, wenn man das Unsägliche nur lange genug ausblendet oder entsprechende „Widersacher“ ausgrenzt, spiegelt so ihren wesentlichen Existenzcharakter wider.

Neulich musste ich feststellen, dass ich als „Terrorist“ geführt werde. Wie sehr doch die Angst vor der Veränderung phantasievolle Ausblühungen in der Feindbildprojektion mit sich bringt. Und um es hier ganz deutlich zum Ausdruck zu bringen: Es beeindruckt mich in keiner Weise.

In 2012 sind wir mit vier(!) Leuten am Tag der offenen Tür im hessischen Landtag aufgetaucht und als sich der Kollege nach einem Politiker erkundigte, um nach den gültigen Rechtsgrundlagen für Steuern befragen wollte, setzte sich der Polizeiapparat in Bewegung.
Während wir uns gemütlich die Räumlichkeiten anschauten, verfolgten uns die ganze Zeit zwei unrasierte und als Kinder verkleidete Polizisten. Man erkennt sie ganz gut an ihren konditionierten Verhaltensmustern.
Nach dem Rundgang kam ein „Hochrangiger“ auf uns zu und fragte meinen Kollegen, was dieser denn heute noch „vorhätte“ und wo die „anderen“ denn wären.
Die angekündigten „Anderen“, die auch mit Bussen kommen wollten, haben natürlich nicht existiert.
Der Kollege blickte kurz in die Runde und sagte: „Eigentlich wollen wir heute noch ein Würstchen essen.“

Warum also die Beunruhigung, wenn man doch nichts zu verbergen hat?

Die durch die Feindbildprojektion selbst geschaffene Angst nimmt mit fortschreitendem Wandel weiter zu und es ist nur eine Frage der Zeit, wenn sich Fehler einschleichen und wilder Aktionismus nur noch die Köpfe beherrscht.

Die Feindbildprojektion ist jenes Verhaltensmuster des „Ichs“, um sich letztlich selbst in seiner Existenz bestätigen zu lassen: „Siehste, ich hab’s euch doch immer gesagt.“

„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“
Talmud