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Sie wussten alles…

Lesezeit: ca. 8 Minuten

(v1.1*) Eigentlich müssten die meisten Menschen heute verhungern, da sie nur das glauben, was sie sehen, während sie gleichzeitig keine Notwendigkeit sehen, daran etwas an diesem Zustand ändern zu können. So in etwa kann man das mit der Mehrzahl der Inhalte täglicher Nachrichten und Meinungen vergleichen.

Wussten Sie schon, dass Jesus aus Goslar kam? Was die Frage anschließt: War er ein Goslarer (Zugezogener), ein Goslarner (der dort geboren wurde) oder war er sogar Goslaräner (dessen Eltern bereits in Goslar geboren wurden)?

Wenn man Hunger hat, macht man sich etwas zu essen, lässt man sich eine Pizza kommen oder ein paar Kisten Lebensmittel nach Hause schicken. Nicht selten kommt jemand vorbei und gibt einen aus. Findet man im Kühlschrank noch eine vertrocknete Gemüsegurke, dann kommt die in der Regel zum Kompost oder in die Biotonne.

Doch wenn es darum geht, (global-)gesellschaftlich insgesamt etwas anderes, als das Übliche, „auf die Beine zu stellen“, tun sich die „Hungrigen“ plötzlich schwer.

Da wird lieber noch mal im Kompost gewühlt, ob man nicht doch noch etwas von Vorgestern findet, was man dann den Unwissenden wieder als „alter Wein in neuen Schläuchen“ als „Lösung“ verkaufen kann.

„Wenn das der Führer gewusst hätte… äh, der Reichskanzler… äh, der Kaiser…“

Das Morgen sieht für mich anders aus – ganz anders. Ich kann es spüren und erlebe es bereits. Da ist das Vorgestern nur noch eine dokumentierte Erinnerung, auf der man ab und zu mal herumreiten kann und ihm dennoch ein Danke gehört, denn es lernte – zumindest mich – wie es nicht funktioniert und was es grundsätzlich zu ändern gilt.

Und es ist nicht im üblichen Sinne der Geschichte dokumentiert, wer wann und wem an den Po gefasst hat und wer dann – erbost darüber – seine Bauern wieder einmal mehr in die Schlacht geschickt und sich dabei einen politischen Fehltritt geleistet hat.

Mir genügt es nicht, nur Zuschauer von Geschehnissen zu sein, über die dann in gewohnt journalistischer Erzählform berichtet wird, damit dann so manches Klageliedchen als Kommentar zum Besten gegeben werden kann, dass diese oder jene endlich weg müssten.

Beachtlich, dass sich lieber mehr über Details von Details Gedanken gemacht wird, um dem ersonnenen Schuldigen einmal mehr eine Schuld nachweisen zu können, während der eigene Balken im Auge übersehen wird. die eigene Entwicklung wird im nach außen gestülpten (Überlebens)Kampf gegen den erfundenen „Feind“ einfach verdrängt.

„Etwas wie einen äußeren Feind“ gibt es nicht. Egal, was die Stimme in ihrem Kopf Ihnen sagt. Alle Feindbilder, die wir haben, sind nur  Projektionen des „Ichs“, als der Feind selbst.“ Dr. Deepak Chopra, M. D., Revolver, 2005

In einer weiteren Betrachtung stößt man dann auch auf das Rollenspiel, in dem sich der gewohnte Mensch bewegt, in der Regel ohne dies zu erkennen und sich für die Rolle hält, die er spielt und die er aufgrund seiner erfahrenen Erziehung, als „alternativlos“ und „ernst“ erachtet – mit all seinen Bedingungen (Regelwerken, Konventionen, Methoden und Werkzeugen).

„Die ’natürliche Person‘, ist der Mensch in der Rolle als…Rechtssubjekt.“

Das System der alten Ordnung ist lediglich eine Invertierung des Lebens selbst, ein Spielfeld, ein Ort des „so tun, als ob“ und wo man lernt, wie es NICHT funktioniert, bezogen auf das Leben als Ganzes und nicht reduziert auf die künstlich abisolierte Existenz, angesammelter Individuen – in der anerzogenen Vorstellung eines fortwährenden Überlebenskampfes, um die damit verbundene Vorstellung über die Existenz aufrechtzuerhalten versuchen.

Wenn ich genauer darüber nachdenke, so ist es mehr die Art und Weise, wie sich diese Existenz gestaltet und welchen doch beachtlichen Teil die eigenen Denk- und Verhaltensweisen dabei ausmachen – ob man das Schicksal „nur erträgt“ oder ob man über sich hinauswächst.

Das Opfer wird immer eine ausrede finden, diesen Weg zu vermeiden, während es sich gleichzeitig danach sehnt.

Das hat wiederum Auswirkungen, unter welcher Überschrift man zu leben bereit ist und wirkt sich nicht nur auf einen selbst aus, sondern hat Auswirkungen auf alle.

Der Mensch, der in seiner Kindheit gesagt bekommt, er müsse schließlich erst einmal etwas werden, wird zum „Follower“ jener, die ihm das Versprechen, was er sein oder werden soll.

„Da ist so eine Grundeinstellung da draußen. Da geht was ab, da ist so viel Hoffnungslosigkeit. Was sollen wir da machen?“
„Das ist nicht leicht zu beantworten, aber wenn… vielleicht gelingt es uns durch das Fernsehprogramm oder auch durch andere vorstellbare Programme den Menschen klar zu machen, dass jeder Einzelne von ihnen wirklich wertvoll ist.“
„Ja, und das geht schon in der Kindheit los. Wir dürfen nicht unterschätzen, wie wichtig sie ist.“
„Ich glaube nicht, dass sich jemand gut entwickeln kann, wenn er nicht als derjenige akzeptiert wird, der er ist. Man hört so oft den Satz: „Oh, wenn du mal groß bist, wirst du es zu etwas bringen.“ Das sagen so viele in diesem Land.
Das heißt, ein Kind wird also für das wertgeschätzt, was es mal sein wird und nicht für das, was es ist. Es wird eines Tages ein großer Konsument. Und je schneller wir die Kinder aus dem Nest werfen, damit sie unsere Produkte kaufen können, desto besser.“ Dialog „Arsenio Hall und Fred Rogers“, Der wunderbare Mr. Rogers, 2019

An diesem Punkt geht es nicht einfach darum, noch mehr Wohlstand und mehr des Selben für sich zu realisieren, oder dem Boden nur einen anderen Namen zu geben oder endlich „die gerechten Vorgesetzten“ gewählt zu haben, die einmal mehr darüber bestimmen sollen, was für die Masse „gut und richtig“ sein soll.

„Der Gehorsame wählt sich seine neuen Vorgesetzten selbst, die ihn dann wieder belohnen sollen, wenn sie ihm die anderen nicht mehr „gerecht“ genug sind. Darin liegt ist seine anerzogene Natur. Ohne seine Vorgesetzten läuft er nur wie eine leere Lohntüte herum. Und wenn er mal aufbegehrt, droht man ihm einfach damit, ihm alles wohlwollend Zugestandene wieder wegzunehmen.“

Ein Messias oder ein Führer sind vom Prinzip her das gleiche, während sich noch darüber gestritten wird, wer nun „der Richtige“ sei.

Das wirksame Prinzip lautet: „Primus inter Pares.“