Unwissenheit ist keine Stärke

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(v1.2) In der Vergangenheit tauchte mitunter die Aussage auf, dass man (in dem Fall ich selbst) ja noch nichts erreicht hätte. Dem könnte ich nur dann beipflichten, wenn sich das Erwartete/Angestrebte einmal mehr nur im üblichen Rahmen bewegen würde.

Das Geschriebene beruht auf eigenen Erfahrungen wie auch damit verbundenen Schlussfolgerungen und nicht einfach auf Wunschdenken, wie so mancher das in der Vergangenheit tat, indem er sagte, es müsse sich von heute auf morgen „alles“ verändern.

„Revolution ist nicht ein kurzer Akt, wo mal irgendwas geschieht und dann ist alles anders. Revolution ist ein langer komplizierter Prozess, wo der Mensch anders werden muss.“ Rudi Dutschke

Für Menschen, die bei „Rudi Dutschke“ sofort in Ideologien verfallen, und sich so an der inneren Grenze des Systems der alten Ordnung bewegen, sind Ideologien wie die Gesetze des positiven Rechts, vom Menschen geschaffen und von künstlicher Natur.

Die gruselige Nachricht lautet: Man kann niemanden mitnehmen und braucht niemanden zu überzeugen usw., jedoch hinterlässt man auf seinem Weg Brotkrumen.

Es geht um einen selbst, was nichts mit klassischem Egoismus zu tun hat, da dieser stets darauf ausgelegt ist, sich durch ausnutzen anderer zum eigenen Vorteil zu verhelfen, was zudem nur die üblichen Wertvorstellungen betrifft, von diesen sich der gewohnte Denker anerzogen blenden lässt, in der Vorstellung er sei dann etwas wert, wenn er nur genug „hat“. All jene, die sich im Haben bewegen, kommen irgendwann an eine Grenze, wo das Erreichte jedoch „auf dem Spiel steht“ und sie das verlieren (könnten), was sie bisher ihr Eigen nennen durften.

Mit keinem Haben kann man die innere Leere füllen, gleich wie viel man davon zu sammeln, zu stapeln, sein Eigen zu nennen meint, je mehr man jedoch sein „Eigen“ nennt, desto mehr ist man fremdbestimmbar…. bereits triggerbar durch einen möglichen Verlust.

Der Glaube etwas würde einem „gehören“, man habe es sicher, sieht nur zu Beginn recht nett aus.
Spätestens, wenn man gehorchen, dafür arbeiten soll, um es weiter „sein Eigen“ zu nennen, wird die Angelegenheit zunehmend komisch.

Anderen fällt dies überhaupt nicht auf, weil sie es nicht anders kennen und es dem Nachbarn meist nicht anders geht.

„Geh’ erst mal arbeiten, damit du was wirst.“

Am Ende erkennt man nur, dass man ein Sklave seiner eigenen Denk- und Verhaltensmuster geworden ist, nur um den gesellschaftlichen Gepflogenheiten zu entsprechen, sich für jeden aufreibt, um „etwas“ Anerkennung zu bekommen. Offen gesagt: Das ist auf Dauer keine gesunde Entwicklung, doch das hat jeder selbst zu entscheiden, wie er mit sich geschehen lässt.

Wenn es darum geht, sich selbst zu entwickeln, was nicht – wie bereits geschrieben –gewohnt mit Haben, dessen mehren und sichern zu tun hat, so beginnt man in der Tat den gewohnt gesellschaftlichen Pfad zu verlassen.
Man bewegt sich nicht mehr einfach IM System, sondern erlangt einen alternativen Blickwinkel ZUM System.
Das System selbst sind die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster einer erziehungstechnisch gleichgeschalteten Gesellschaft, mit denen man sich nur dann IM System bewegt, solange man sich diesen nicht bewusst ist.

Also nichts erreicht zu haben? Wäre ich dann so blöd und würde die Zeit dafür verschwenden, über 21.000 DINA4-Seiten darüber zu schreiben?

Hinweisend: Es genügt bspw. nicht, nur „viel“ und noch mehr Details von Details vom Gestern zu wissen.

Denn solange eine Infragestellung der Prinzipien des Gestern ausbleibt, solange ist der Mensch dazu verdammt die Vergangenheit zu wiederholen, was die Geschichte ja bisher gezeigt hat.

Wenn es heißt, dass sich Geschichte „wiederholt“, meint dies, dass darin stets die selben Phänomene in Erscheinung treten, wo eben nicht die gewohnte Frage ausreicht, wer an was schuld sei. Die wesentlichere Frage lautet: Welche Denk- und Verhaltensmuster des Menschen führen immer wieder zu jenen Erscheinungen?

Mit dieser Frage überwindet man nicht nur Raum und Zeit, also „wann“ und „wo“ was stattgefunden hat. Auch die Prüfung, ob das geschichtlich Dokumentierte „wahr“ oder „gelogen“ ist, spielt keine Rolle mehr, da die selben Phänomene auch heute noch zu beobachten sind.

„Warum beschäftigst du dich mit der Geschichte?“ „Ich muss doch herausfinden, wer am Ende an allem schuld ist.“ Tatsächlich stattgefundener Dialog

Nur weil heute der 12. April 2023 und nicht der 30. Januar 1933 ist, ist das „Gestern“ vom Prinzip her nicht vorbei, selbst wenn dies inhaltlich für so manchen erscheinen mag, der darin keine Bewandtnis sieht, sich mit der damaligen Zeit auseinanderzusetzen, weil er zeitlich ja nicht betroffen sei. Wie gesagt: Es geht nicht um die üblichen, sondern die „richtigen“ Fragen.

Dabei ist es nicht damit getan, nur irgendwelche Personen aufzureihen, die verantwortlich für das eine oder andere Tohuwabohu sein und dann „weg“ sollen.
Es geht um das System und nicht einfach nur um Phänomene und Darsteller, mit ihrem üblichen Gezänk um Macht und Identität INNERHALB des Systems, ein Rollenspiel aus Personen, für die sich der einzelne Mensch zu halten meint, wodurch er zum Gefangenen seiner eigenen Vorstellungen wird.

„Am Leben zu sein, bedeutet Geister zu kennen. Das Imperium fürchtete Hari, weil er die Zukunft vorhersehen konnte. Doch in Wirklichkeit tat er nichts anderes, als die Vergangenheit neu zu beurteilen.“ „Salvor Hardin“, Foundation, 2021

Was auch meint: „Das Leben kann nur in der Rückschau verstanden werden, muss aber in der Vorschau gelebt werden.“ Experimenter, 2015

Vergangenes kann man in der Regel – vereinfacht ausgedrückt – durch Beweise belegen, wenn sie entweder offensichtlich vorliegen oder ihnen nachgegangen wird. Doch wie legt man etwas dar, was gewohnt noch nicht „da“ zu sein scheint?

Dies geschieht mit Hilfe der Logik und einem Mechanismus, der sich „Infragestellung“ nennt, wo es um Invertierung und nicht einfach um Negierung vergangener Sachverhalte, Konventionen und Wertvorstellungen geht.
Jener Mechanismus funktioniert jedoch nicht in der gewohnten Weise, dass man nur einfach lange genug „gegen“ etwas sein muss, bis es „geht“. Denn solange man den Fokus darauf legt, bleibt es „wichtig“.
Da nutzt es weder den „Weinerlichen“, noch den „Lautstarken“ zu mimen, noch im tänzelnden Vertreterschritt daherzukommen.

Reklame: „Im Rahmen gewohnter Denke ist es prinzipiell  „Wurst“, ob man für oder gegen etwas ist.“

Nur offenkundig gegen etwas zu sein, bringt jedenfalls nichts – auch dann nicht, wenn sich gewohnt nur mit Symptomen auseinandersetzt wird, an denen dann in üblicher Weise herumlaboriert wird.

Im Grunde hat sich der Mensch auf Basis seiner Denk- und Verhaltensmuster ein System geschaffen, während er sich dieser unbewusst war, und wurde so zum Gefangenen seines „Angerichteten“.
Später hat er sich auch noch daran gewöhnt, dass es ja so sei, wie es sei, mit unbewusstem Blick auf sein anerzogenes Unvermögen, sich wieder über seine Denk- und Verhaltensmuster bewusst zu sein und um sich über sie zu erheben.

Denk- und Verhaltensmuster, die sich aus gewohnter Erziehung zur Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung entwickelten – vorangegangen die gewohnte Vorstellung, er würde jemandem „gehören“ und müsse deshalb „entsprechen“.

„Es ist ein Irrglaube, der Mensch würde Leben schenken, da nur das Leben das Leben schenkt.“

Den Druck, den so mancher mittlerweile spürt, den er durch Klagen, Jammern und sich beschweren loszuwerden versucht, beruht auf der Hoffnung auf Veränderung – „woanders oder, „bei anderen“, die er sich jedoch nur selbst zugestehen kann.

„Erst im Anerkennen dieser Realität können wir loslassen.“ „Frank“, Don’t Worry, Darling, 2022

Um zu wissen, warum das alles so geschieht: Man wurde in der eigenen Familie zum gehorsamsbereiten und auf Entsprechung gedrillten (unschuldigen) Opfer (der Umstände) erzogen, was später auf der Jagd ist, etwas werden zu wollen, was später sein „Heil“ in einer Mehrheit zu finden meint, hinter der es sich verstecken kann.
Das Opfer, was sich dann über andere zu erheben meint, wenn sich ihm die Gelegenheit bietet, während dies den sich gewohnt unterwerfenden Akteuren nur recht und billig ist, weil sie einmal mehr ihrer Rolle als Untergebene „gerecht“ werden – in Erwartung irgendwann dafür belohnt zu werden, während den Versprechungen glauben geschenkt wird.

Geht eine angestrebt-versprochene Sache jedoch „in die Hose“ ((Anmerkung: „Ja, du hast doch gesagt…“), weiß man auch gleich, wer der „Schuldige“ ist.

Darum ist es nicht verwunderlich, einer Bevölkerung mal richtig eins „reinzuwichsen“, damit diese nie wieder auf die Idee kommt, auf irgendeinem Zettel ein Kreuzchen für andere zu machen. Es gibt keine gerechten Vorgesetzten, da auch die gewohnte Vorstellung über Gerechtigkeit bereits eine Illusion ist.

Die Aufgabe besteht demnach nicht darin, nur „Unangenehmes“ zu verdrängen und anschließend gegen „Gewogenes“ zu ersetzen, um dann vollmundig von einer „Lösung“ zu sprechen.

Hinweisend: Den Feind, den man im anderen zu erkennen meint, ist letztlich nur eine Projektion des eigenen „Ichs“, als der Feind selbst – deutlich erkennbar, wo die Aufgabe zu finden ist.

Interessant ist übrigens, dass die Werkzeuge für die eigene Entwicklung alle vorhanden, jedoch verteilt sind, denn man soll lernen, was einen wirklich weiterbringt, was über gewohntes „haben wollen“, „mehren“ und „sichern“ und damit verbunden übliche Wertvorstellung und „Sicherheit“ hinausgeht.

Mit der anfänglichen Aussage „nichts erreicht zu haben“ verbindet der gewohnte Denker lediglich die Hoffnung auf eine gewohnte Lösung, die seinen üblichen (Wert)Vorstellungen entspricht, damit er sich später einfach nur wieder dazuzustellen braucht, um anschließend das weiterzuführen, was ihn bisher ausmachte, an was er bisher glaubte – gewohnte gesellschaftliche Normen und Wertvorstellungen, jedoch ohne weiter selbst denken zu müssen.

„Krise herrscht dann, wenn gewohnte Denk- und Verhaltensmuster zu keinen üblich erwarteten Ergebnissen mehr führen.“

Nachtrag: Der wesentliche Unterschied zwischen der Elite und der gewöhnlichen Masse besteht darin, dass die Elite weiß, wie die Masse „funktioniert“, während die Masse nicht wissen will, wie sie „funktioniert“ – denn schließlich muss sie ja arbeiten, Geld verdienen und wieder ausgeben gehen… damit alles weiter „funktioniert“.

Verfassung der russischen Föderation, Kapitel 1, Art. 3, Punkt 4: „Niemand darf die Macht in der Rußländischen Föderation an sich reißen. Die Machtergreifung und die Anmaßung von hoheitlichen Befugnissen werden aufgrund Bundesgesetzes verfolgt.“

Dazu eine kurze Bemerkung: Wer sich freiwillig seinen Autoritäten unterwirft, trägt von sich aus zur Entstehung der Beziehung zwischen Untertanen und ihren Erhabenen bei, hierbei nicht zu vergessen, die vom Menschen geschaffenen künstliche Regelwerk – zusammengefasst als positives Recht – zur Rechtfertigung seiner Erhabenheit.

Alle in dieser Verfassung verliehene gesetzgebende Gewalt ruht im Kongreß der Vereinigten Staaten, der aus einem Senat und einem Repräsentantenhaus besteht.“ Verfassung der Vereinigten Staat von Amerika, Artikel 1, Abschnitt 1.

Wenn in einer Beziehung aus Untergebenen und ihren Erhabenen irgendwo von „Freiheit“ gesprochen wird, so handelt es sich letztlich nur um Freiheiten, Freizügigkeiten und finanzielle Freiheit, die allesamt einer Autorität bedürfen, die sie wohlwollend zugesteht, jedoch, wenn es opportun erscheint, einschränkt oder sogar aufhebt. Also erzählen Sie mir nicht von „Freiheit“ und „Grundrechten“.