Von Realitäten, Wahrem und Fiktionen

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(v1.16) Wenn man eine Sache und/oder einen Prozess unmittelbar beobachtet, ist dies eine Realität, die erzeugt wird. Schreibt man darüber und es liest jemand, sind dies wieder zwei andere Realitäten.
Erzählt jener von dem gelesenen Beitrag, so ist dies eine weitere Realität.
Das Beobachtete ist dabei nur selten unbeeinflusst von den Denk- und Verhaltensmustern des Beobachters.

Hinzukommt, dass man stets nur einen Ausschnitt aus dem Geschehen beobachtet, wie es gerade geschieht und je mehr Informationen man darüber zu sammeln meint, desto umfänglicher wird die ganze Angelegenheit – vor allem dann, wenn gewohnt Informationen nach dem Prinzip „vom mehr des Selben“ vom Beobachteten(!) (bereits Geschehenem) gesammelt werden.

Das ging mir früher auch so, als ich noch im Aufklärerbüro gesessen habe, wo fortwährend das Telefon klingelte.
Irgendwann kam der Moment, wo sich die Frage aufwarf, ob es noch eine andere Möglichkeit gäbe, der Lage der Informationsflut „Herr werden“ zu können.
Die Antwort lag und liegt in der prinzipiell Betrachtung von Sachverhalten und Geschehnissen, statt ihrer gewohnt inhaltlichen Sammlung. Auf diese Weise war es möglich, der üblichen Informationsflut wirksam zu begegnen.

Während für gewöhnlich noch mehr Informationen zu einem „noch“ besseren Bild verhelfen sollen, reicht es bei der prinzipiellen Betrachtung lediglich auf die Prinzipien zu achten, die sich „hinter“ den gewohnten Inhalten „zeigen“.

Diese Sichtweise hatte ich vor kurzem an einigen Gleichnissen in der Bibel aufgezeigt, wo gerne inhaltlich an die Gleichnisse geglaubt und versucht wird, diese dann – eben weil es in den Gleichnissen um Personen geht – auf diese Realität umzumünzen.

„Offen gesagt habe ich noch keine Badelatschen gefunden, mit denen man über das Wasser laufen kann.“

Die gewohnte Ebene des Denkens in Personen und ihren Handlungen. Warum sie gerne für „real“ gehalten wird, liegt daran, dass der gewohnte Denker davon ausgeht, er selbst „sei“ seine Person, was im Kern die größte Täuschung ist, der der Mensch selbst unterliegt – und sich (Mensch) dabei selbst vergisst.

Jemand rief mich mal an, dass er mich „gewinnen“ wolle. Ich fragte ihn wofür. Er wolle einen Verein (positiv-rechtliche Hülle) gründen, damit man Zusammenarbeiten könne. Ich sagte ihm, dass solch ein Schritt für eine Zusammenarbeit nicht notwendig sei.

„Hüllen machen Hüllen.“*

Neben dem Menschen, der sich im Lebensprozess bewegt, dies jedoch vergessen hat, entstand aus ihm heraus das System der Personen, eine andere Realität und mit anderen Regeln, wie man das täglich sehen kann.

„Technologie ist Entwicklung im Haben und ist nur Ersatz für die Entwicklung des Menschen im Sein.“

Die Existenz eines Kinos, wo Filme gezeigt werden, täuscht den gewohnten Denker darüber hinweg, weil es ihm im Glauben lässt, seine Realität sei die einzig reale und alles was da im Kino läuft, sei ja eine Fiktion, ebenso wie man Spiele erfunden hat, die diese Realität als eine „ernste Angelegenheit“ verkaufen sollen und man sich „mit spielen“ abzulenken versucht.

„The persons and events in this motion picture are fictitious. Any similarity to actual persons or events is unintentional.“

Im System der alten Ordnung geht es fast nur um Ablenkung vom Wesentlichen, weil der gewohnte Denker von seinem „Ich“ (seinen Denk- und Verhaltensmustern) beherrscht ist, was sich durch reichlich Konzepte von der wesentlichen Entwicklung, der des Menschen und damit verbundener Veränderung der gewohnten Denk- und Verhaltensmuster selbst (und ihn) abzulenken versucht.

Dabei lässt sich auch eine Zunahme der Entropie (Maß für die Ordnung (in einem System)) beobachten, indem das System für den Nutzer (Erzeuger des Systems) immer komplexer wird… Das wiederum liegt an der anerzogenen Vorstellung „Probleme“ dort lösen zu wollen, wo sie sicht- und spürbar in Erscheinung treten.

Hinter allem steht das „Ich“, was weiterhin sein strukturelles Dasein zu verteidigen meint, da das Wesentliche, wenn der Mensch es erkennt und sich zu seiner Richtungsänderung entschließt, letztlich doch nur von einfacher Natur ist.

Was „Kino“ und „Spiel“ einschließt, betrifft dies auch die KI, die stets nur eine „Ableitung“ der künstlichen Intelligenz des Menschen sein kann.
Wenn der Mensch selbst nicht die Absicht hat, sich in einen nicht technologischen Bewusstwerdungsprozess zu begeben, wie sollte es demnach einem Stück Silikon mit Software gelingen?

(Anmerkung: Neulich haben sich mehrere Staubsauger-Roboter gemeinsam auf den Weg gemacht und Passanten auf die Straße gedrängt, die dann sofort von autonomen Fahrzeugen überfahren wurden.)

„Chef, ich komme morgen später. Mein Auto hat einen Termin beim Psychoanalytiker.“

„Die Menschen betrachten sich als einzigartig. Ihre gesamte Existenztheorie beruht auf ihrer Einzigartigkeit. „1“ ist ihre Maßeinheit. Aber so ist es nicht. All unsere Kommunikationssysteme sind nur ein hilfloser Versuch. „1“ plus „1“ gleich „zwei“. Mehr haben wir nicht gelernt.
Aber „1“ plus „1“ war noch nie gleich „zwei“. Tatsächlich gibt es keine Zahlen und keine Buchstaben. Wir benutzen Symbole, um unsere Welt auf menschliche Größe zu reduzieren, damit sie verständlich ist.
Wir haben ein System erschaffen, dass uns das Unergründliche vergessen lässt.“ „Lucy Miller“ Lucy, 2014

Wahres und Fiktion bedingen einander. Über den Prozess gegenseitiger Infragestellung sind sie miteinander untrennbar verbunden und verweisen so aufeinander.

Ein praktisches Beispiel für „Fiktion“ und „Wahrem“ findet sich bei der Betrachtung von positivem und überpositivem Recht. Das positive ist vom Menschen erfundenes, künstliches Recht, während das überpositive Recht (Naturrecht, Vernunftrecht) einfach da ist und lediglich vom Menschen entdeckt werden braucht.

Vernunft ist der intuitiv getriggerte Prozess zwischen bedingungslosem Geben und bedingungslosem Empfangen. Sie ist der Hort des Friedens, der Freiheit und der Gerechtigkeit, wo Gewissen jenes Gespür ist, ob etwas rechtens ist.“

Wenn man sich also die Erde „Untertan“ zu machen meint, dann nicht mit der gewohnten Vorstellung, von dem „was vernünftig sei“.

* Weswegen es auch nur „Corona“ heißt, und es genügt wenn der gewohnte Denker weiter nur Angst vor Verlust, Leid und Tod hat.