Warten Sie noch auf „Ihre Helden“?

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(v1.2) Verdammt! Der Umsturz durch die Reichsbürger hat nicht geklappt! Was für ein Pech! Setzt man sich mit dem Spiegel-Artikel „»Reichsbürger« sollen Umsturz und Reise zu Putin geplant haben“ vom 27.05.2024 auseinander, so…

Eigentlich wollte ich jetzt mal so richtig ausholen, doch bleibt mir nur ein angestrengtes Augenrollen.

Nicht nur mit diesem Akt, hat sich die Rechts- und Reichsszene selbst ad absurdum geführt. Erinnere man sich an den kreischenden Aufklärer, der sich auf seinem Auto hin und her wand, als man sein Fahrzeug beschlagnahmte. Ich war darüber ziemlich entsetzt.
Das sind so Momente, wo man erkennt, dass Aufklärung nicht immer zu Klarheit führt, während die Kritiker im Hintergrund den namenlosen Mitstreiter mimen.

„Wir stehen alle hinter dir,… wenn die Kugeln kommen.“

Worum es jedoch nicht weit genug gedacht im Kern ging
Der Mensch, der von seinesgleichen im Haben erzogen wurde, versucht letztlich mit Äußerlichkeiten seine „innere Leere“ befüllen zu wollen.
Im Haben erzogen und nach dem Prinzip „vom Mehr des Selben“ nach Wohlstand zu streben, zerstört er jedoch den Planeten. Denn Haben benögtigt häufig auch „wertvolle“ Ressourcen.

Aus gewohntem Blickwinkel ist es eben nicht damit getan, den nachfolgenden Generationen die gesamtgesellschaftlichen „Probleme“ freundlicher Weise zu hinterlassen, während man die rettende Zielgerade mit einem lauten „Leckt mich alle am Arsch, mich interessiert nur meine Rente“ überschritten hat, lange bevor man mal damit antrat, dass „ihr“ es mal besser habt als „wir“… (gedacht:) solange ihr so seid, wie uns das gefällt.

Alles was sich da als „Herren“ und „Herrschaften“ so recht ins Zeug legt, kann sich seiner (Macht)Position nur deswegen gewiss sein, weil es genug von jenen gibt, die – von ihresgleichen anerzogen – an den Wert von Geld und Arbeit zu glauben meinen.

Früher gab es Aufstände, es wurden Kriege zur Befreiung von der Sklaverei geführt. Heute gehen sie auf die Straße und demonstrieren, wenn die Arbeit gefährdet ist. Freiheit ist ein Gut, was man schnell verliert, jedoch später schwer zurückzuerlangen ist.

„Die Amerikaner haben Krieg geführt für die Freiheit. Auch einen für das Ende der Sklaverei. Und was machen viele von denen mit der Freiheit? Sie werden Sklaven.“ „Captain Ives“, Interstate 60, 2002

Freiheit ist mit solch einer Haltung nicht zu realisieren, und auf den gewohnten Denker wartet in der Regel nur der „belohnte Ernst des Lebens“.

„Geh’ erst mal arbeiten, damit du was wirst“, brennt sich in das junge Gehirn ein und jene versuchen dann ihr restliches Leben etwas „werden“ zu wollen, bis sie sich auf dem Weg irgendwann selbst vergessen haben.

„Dein Vater geht für dich an die Arbeit, damit du was zum Essen und zum Anziehen hast.“ Was will man da als Zehnjähriger noch dazu sagen?

Tatsächlich kippt später dieses Verhältnis, wenn das Kind mit dem „Ernst des Lebens“ konfrontiert wird und fortan für die Rente anderer arbeiten geht und es erst einmal „nur Rentenpunkte“ gibt, während die Alten darüber „Zeter und Mordio“ schreien, wer nun ihre Rente zahlt, wenn die Flocken nach 40 Jahren nicht reichen.

Da wird es keine Autoritäten geben, die daran etwas zum Wohle ihres Volkes tun werden, da sie selbst vom Wohlwollen der Masse abhängen, während die Masse nicht so recht kapieren will, dass sie sich die ganze Zeit selbst und gegenseitig ausnimmt.
Eine geschlossene Anstalt aus Untergebenen und ihren hantierenden „Herrschaften“.

Das Konzept funktioniert, weil nicht wirklich gedacht wird, gemischt mit Schweigen, Ignorieren, um sich weiter mehr oder weniger heimlich zu bedienen.

Deutlich erkennbar, dass es nicht reicht, im „Reichskampf“ nur ein bisschen Fiktion gegen ein bisschen andere Fiktion auszutauschen, oder von anderer Seite die Renten zu erhöhen, die nochmals „wo“ herkommen?
Sehr deutlich, dass die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster des Menschen in ihren Auswirkungen für ihn selbst zum Problem geworden sind.

Denksportaufgabe: Probleme (Phänomene, Symptome des Systems), die aus dem grundsätzlichen Vorhandensein von Geld herrühren, kann man nicht mit Geld (plus Zinsen) lösen und auch nicht mit noch mehr Arbeit.

„Wir brauchen Wachstum! Wir haben einen Fachkräftemangel.“

Kaum jemand erkennt, dass sich die arbeitende Bevölkerung im einem Kreis aus Arbeiten gehen, Geld verdienen und wieder ausgeben bewegt. Sie geht beim „Kaufmann“ arbeiten, holt das verdiente Geld beim Bankkaufmann ab und gibt es im Kaufmannsladen wieder aus – mal von der notwendigen Freizeit abgesehen, um im „Ausland“ Urlaub zu machen, wo andere davon leben, sich ebenfalls zu prostituieren.

Wenn hier und da dann mit dem „europäischen Schulden-Unionsmesser“ noch kräftig herumgestochert wird, so funktioniert dies letztlich nur, wie die Masse an den Wert von Geld und Arbeit zu glauben meint, und sich ihre Erhabenen – ob rechtmäßig oder illegitim (letztlich ist das Wurst) – sich dies zur Kontrolle der Massen zu Eigen machen –über all jene, die sich lediglich an ihre Sklavenrolle (neudeutsch: Arbeiter, Angestellter, Personal, Fachkraft) gewöhnt haben, weil sie glauben, dass ihre Arbeit auch das Geld wert sei.

„Gerechte, faire Bezahlung für getane Arbeit.“

Dafür setzen sich wiederum die Gewerkschaften für ihre Mitglieder rechtzeitig ein… Merkt jemand, was da im Kern los ist?

„Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“ Benjamin Franklin, 1706 – 1790

„Es ist ein schwerwiegender Fehler, das Volk mit der Masse zu verwechseln. Das Volk ist nämlich der Souverän. Das ist die größte Errungenschaft der Revolution, aber die Masse ist ein wildes Tier, was ernährt werden will, manipuliert, beherrscht.“ „Joseph Fouché“ (Polizeiminister) zu „Eugène-François Vidocq“, Vidocq – L’Empereur de Paris, 2018

Die Illusion, die sowohl jene in der Rolle der Untertanen wie auch jene in der Rolle ihrer Herren beherrscht, dass immer der andere für einen da sein soll, während man durch einen gesamtgesellschaftlichen „Darmverschluss“ aus angedeuteter und anerzogener Verlustangst, Autoritäten mit ihren künstlichen Gesetzen, politischen Versprechen, einer blauäugigen und auf Belohnung gedrillten Bevölkerung, üblichen Glaubenssätzen, unhinterfragten Wertvorstellungen, manch weinerlichem Getue und vorgeschobenen Argumenten „ja nicht anders zu können“ usw., das System zusammenzuhalten versucht.

Jene in der Rolle der Reichen wie auch jene in der Rolle der Armen unterscheiden sich in dem ganzen Tamtam vom Prinzip her nicht: Beide glauben an den Wert von mit Zahlen bedrucktem Papier und den Zahlenreihen auf dem Konto. Warum? Beide sind im Haben erzogen, und das macht sie beide unfrei.

Aktionismen
Natürlich wurde in der Vergangenheit darüber nachgedacht, den Reichstag zu stürmen, um mitunter auch die Dienste in Bewegung zu halten.

Mal ehrlich: Wäre es nicht einfacher gewesen, auf den nächsten „Tag der offenen Tür“ zu warten, wie dies 2012 im hessischen Landtag – angekündigt(!) mit drei Reisebussen – der Fall war?

Tatsächlich waren wir nur vier, die sich einfach mal „das hessische Zentrum der Macht“ anschauen wollten, weil auf eine eingereichte Petition, wo denn die gültigen Gesetze zur Zahlung von Steuern zu finden seien, nicht wirklich geantwortet worden war. Mehr aber auch nicht.
Der Aufstand der jedoch dort geprobt wurde, um allen polizeilichen und politischen Phantasien gerecht zu werden, war schon enorm.

„Bin ich schon drin?“

Wir wurden auch gefragt, ob wir heute noch etwas „vorhätten“. Die Antwort darauf war für den Fragenden eher ernüchternd: „Eigentlich wollten wir noch ein Würstchen essen.“
Anmerkend: Allerdings hätten sich die Bediensteten in Tarnung besser tarnen sollen. Es reicht halt nicht, nur zivile Klamotten anzuziehen. Eines war jedoch sicher: All jene waren reichlich beschäftigt.

Das wirft bei so manchen „Geheimniskrämern“ natürlich auch die Fragen auf, wo man möglicherweise politisch zu Hause ist, möglicherweise sogar, welchem Geheimdienst man angehören könnte. Wer weiß?
Letztlich erscheint es nur für all jene „ernst“, die in der festen Vorstellung von „Alternativlosigkeit“ unterwegs sind und – im Sinne des Herrschaftssystems – „nur ihren Job machen“. Faschismus.

„Die einen werden die Opfer verhaften. Sie haben nur den Befehl ausgeführt, jemanden festzunehmen. Andere verantworten den Transport in die Lager. Und dabei haben sie nur ihren Beruf als Lokomotivführer ausgeführt. Und der Lagerkommandant, der die Pforte hinter den Opfern zuschlägt, tut sein Pflicht wie ein gewöhnlicher Gefängnisdirektor.
Natürlich werden die Mörder und Henker am Ende der Kette besonders ausgesucht. Aber den einzelnen Gliedern der Kette macht man den Gehorsam so einfach wie möglich.“ Aus dem Dialog zwischen „Staatsanwalt Henri Volney“ und „Prof. David Naggara“, I wie Ikarus, 1979

Bei allem kann man sich das übliche „Reichsgeknusper“ getrost sparen – auch das darauf warten. Zudem braucht es keine Gewalt, noch Waffen, noch sonst was in der Richtung, noch eines exhumierten Staatsgebildes aus der Vergangenheit.

Viel eleganter ist die Infragestellung des Systems, WORIN das alles stattfindet. Doch ab diesem Moment, kommt Stille aus der Ecke der einst aufbegehrenden Akteure, und man gibt sich mit üblicher Stammtischkritik, Makramee-Abenden und Handauflegen zufrieden, während die Hoffnung bleibt, irgendwann nur die „ungerechten“ gegen gegen die „gerechten Autoritäten“ austauschen zu können.

Grundsätzlich will ich damit zum Ausdruck bringen, dass nicht nur jene, die man üblicherweise als „Reichsbürger“ bezeichnet, nur eine für das System notwendige Rolle spielen (Anmerkung: „Feinde der Demokratie“, zumindest was allgemein unter „Demokratie“ verstanden wird.), sondern auch jene in der Rolle der Politiker, der Regierung, in der Legislative, in der Judikative, in der Exekutive, in der Verwaltung usw.. Institutionen… aus Personen, teil eines Rollenspiels sind.

Reklame; „Es ist ein beachtlicher Unterschied, ob man eine Rolle nur spielt oder die Rolle ist.“ Version 2.0: „Es ist ein beachtlicher Unterschied, ob man eine Rolle nur spielt oder sich nur für die Rolle hält.“

Doch soll in dieser Betrachtung niemand zu kurz kommen – letztlich auch jene in der Rolle der Bürger, in ihren Berufen und familiären Rollen (Vater, Mutter, Tochter, Sohn, Bruder, Schwester, Oma, Opa, Onkel, Tante usw.) wie auch der Religionen, Christen, Juden, Muslime, Hindus usw.

Dabei ist die Institution „Familie“ die Wiege des gesellschaftlichen Systems, während die „erste Hierarchie“ sich aus dem Verhältnis der Denk- und Verhaltensweisen des Einzelnen zu ihm konstituiert: Die Denk- und Verhaltensweisen, die über ihn herrschen und ihm vorgaukeln, er sei sie, was die wesentliche Täuschung darstellt.

An diesem Punkt scheiden sich die gesellschaftlichen Geister und es tritt ein zweites System in Erscheinung, was invertiert zum hiesigen existiert. Über den Prozess der Infragestellung führt das jeweilige System zu seinem gegensätzlichen Pendant.

Reklame: Was das System ist? Das sind die im Einzelnen anerzogen-entwickelten Denk- und Verhaltensmuster, sich daraus entwickelnden Konventionen, Glaubenssätze und individuell-gesellschaftlichen Wertvorstellungen, wo das für alternativlos gehaltene Rollenspiel ebenfalls dazu gehört.

Wenn man es genauer nimmt, besteht das meiste, was sich der Mensch „in Person“ geschaffen hat, kann man neben der „Luftigkeit“ jedoch auch seine Fähigkeit erkennen, dass er alles auch wiederum infrage stellen kann. Letztlich liegt es am Menschen selbst.

Nachtrag: Revolution, Putsch, Umstürze kann man sich alle getrost ersparen, wenn es einmal nur mehr darum geht, nur andere Machthaber in Szene zu setzen, die im Rahmen üblicher Vorstellungen von „Gerechtigkeit“, „Gleichheit“, „Frieden“ und „Freiheit“ zu (ver)sprechen meinen. Nicht umsonst heißt „to revolve“ ja auch: sich im Kreise drehend.