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Warum es nicht reicht, in Symptomen zu denken, um dann danach gewohnt oberflächlich zu handeln

Lesezeit: ca. 9 Minuten

(v1.0*) (Mindestens) zwei Denkweisen lassen sich erkennen, um die Welt und ihre Geschehnisse zu betrachten. Dabei geht es jetzt nicht um die übliche Meinungsvielfalt, noch um die gewohnte Polarisierung aus dafür oder dagegen.

Die Welt ist im Grunde mehr, als nur eine bloße Ansammlung von Lebewesen, Dingen, Teilen und sicht- und spürbaren Erscheinungen.
Sie ist ein vernetztes Ganzes, was jedoch durch konventionelle Denk- und Verhaltensweisen überlagert ist und so das Vernetzte zunehmend in immer kleine Bereiche unterteilt – besser: nicht erkannt wird.

Die Sichtweise einer Welt als Dinge und Teile, steht der Sichtweise der Zusammenhänge und Wechselwirkungen diametral gegenüber. Es ist ein maßgeblicher Unterschied, ob ein „Problem“ an der Stelle gelöst wird, wo es in Erscheinung tritt, oder ob man es an seiner Ursache zu fassen bekommt. Dabei geht es nicht darum, dass „hier“ das „Problem“ ist, dort „die Schuldigen“ und dass diese einfach nur „weg“ müssen.

Diese Denkweise ist anerzogen weit verbreitet, die gleichzeitig verhindert, dass sich der Mensch entwickeln kann, da er in der Regel damit beschäftigt ist, die auftretenden „Probleme“ (Symptome, Phänomene) wie ein „Don Quichott“ zu bekämpfen versucht.

Der gewohnte Denker kann den ganzheitlichen Denker zunächst auch nicht verstehen. Erst über die Logik der Zusammenhänge wird eine ganzheitliche Betrachtung für den gewohnten Denker verständlich.
Etwas zu verstehen, was logisch erscheint, bedeutet jedoch nicht, dass es der Hörer auch verinnerlicht hat.
Das geschieht erst dann, wenn er sich selbst damit auseinandergesetzt und es verinnerlicht hat, was auch nichts mit einfachem auswendig lernen zu tun hat. Das „richtige“ Lernen geht über Kopieren und Nachplappern und sich „prüfen“ lassen hinaus.

Was die Wahrnehmung in Form von Dingen und Teilen angeht, sind „Teilen und Herrschen“ nicht einfach nur ein Phänomen sogenannter „herrschender Eliten“, sondern eine gesellschaftlich weit verbreitete Erscheinung, nicht selten hervorgerufen durch „mein“ und „dein“.
Letztlich erlebt der gewohnte Denker nur das, was er selbst durch sein Handeln zum Ausdruck bringt: Wer besitzt, ist besetzt.

Das Netz, was über das Dingliche hinausgeht, drückt sich durch Zusammenhänge und Wechselwirkungen aus.

„Ein Unternehmen (Teilsystem) ist ein offenes dynamisch vernetztes Beziehungsmuster, aus wechselseitigen Abhängigkeiten, kybernetischen, symbiotischen, synergetischen und kausalen Wirkmechanismen.“ K. H. Schubäus

Es ist also um einiges komplexer, wenn auch nicht unbedingt komplizierter. Mit der gewohnten Denkweise lässt sich das nicht wahrnehmen.

Während der gewohnte Denker durch immer mehr Details von Details einen für ihn annehmbaren Informationszustand (im Sinne einer angestrebten Lösung) zu erreichen versucht, „sieht“ der ganzheitliche Denker „mehr“, als nur das Informationsaufkommen: die dahinter wirkenden Prinzipien, aus denen die Details hervortreten. Realebene (Erscheinungen, Symptomen, Sicht- und Spürbares, Informationen usw.) und Metaebene (Prinzipien, Prozesse, Wirkmechanismen).

„Der Fisch weiß nicht, dass er im Wasser schwimmt. Das kann ihm nur der Angler sagen, wenn der Fisch ihn nur verstehen würde.“

Sicht- und spürbare Erscheinungen, die mitunter als „Probleme“ bezeichnet werden, lassen sich mit der gewohnten Denke nicht lösen, sondern für gewöhnlich nur kaschieren. Man nennt dies auch „Symptombekämpfung“.

Diese führt bei fortlaufender Handhabung zu einer zunehmenden Verkomplizierung der vom Menschen künstlich geschaffenen Systemstrukturen.

Zwar ist die Bekämpfung von auftretenden „Problemen“ recht nett für das bekannte Geschäftsmodell, was sich der Mensch geschaffen hat, weil er ja von Kauf- und Verkauf von geschaffenen Waren und Dienstleistungen zu „leben“ meint, was – nebenbei gesagt – jedoch kein Leben ist, sondern lediglich die Existenz.

Jedoch kommt der Punkt, wo so ein System seine Funktion, weswegen es geschaffen wurde nicht mehr erfüllt, weil die Erhaltung (nach dem Prinzip „vom mehr des Selben“) der Systemstruktur – wegen Überfrachtung – zunehmend die Oberhand gewinnt. Am Ende folgt die Insuffizienz und das jeweilige System fällt in sich zusammen.

Die gewohnten Denk- und Verhaltensweisen führen erst zu jenen Erscheinungen, die mitunter bis aufs Blut bekämpft werden, um das „Problem“ lösen zu wollen, während es aus den gleichen Denk- und Verhaltensweisen heraus entstanden ist.
Hier hält sich das System selbst am Laufen, indem es seine Existenz dadurch begründet, weil es der Meinung ist, „das Andere“ ja bekämpfen – besser: verdrängen zu müssen.

Hier findet sich nur einer der wesentlichen Dreh- und Angelpunkte im System der alten Ordnung, neben dem Irrglauben, dass der Mensch sein „Ich“ (Person, Rolle, Hülle) sei – der Kern des Systems. Die Erhaltung geschieht durch Selbstreferenzierung, durch Rechtfertigung des eigenen Handelns: die Existenz verteidigen zu müssen.

„Existenz“ und „Leben“ sind jedoch zwei Paar Schuhe: … eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz… (Art. 23, Punkt 3, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte)

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Hinweisend Art. 1, Satz 1, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

„Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Hinweisend Art. 1, Satz 2, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

Eine unantastbare Würde (das Leben selbst) muss nicht geschützt werden, lediglich die Existenz vor ihrem möglichen Verlust. Das Leben geht über die Existenz hinaus.

Um die gewohnt anerzogenen Verdrängungskonzepte (diese überlagern die natürliche Entwicklung) zu rechtfertigen, benötigen sie ein Feindbild und umgekehrt. Der „Feind“ ist dabei eine Erfindung des eigenen „Ichs“, was in seiner gewohnten Konstellation der „Feind“ selbst ist und wird auf das Gegenüber projiziert. Grundlage für Konflikte… und Geschäft.

„Morgen um diese Zeit, halt‘ ich den mächtigsten Mann der Welt in der einen Hand und den weltweit gefürchtesten Terroristen in der anderen. Mir gehört der Krieg gegen den Terror. Ich kontrolliere Angebot und Nachfrage.“ „Aldrich Kilian“, Iron Man 3, 2013

Armut mit Geld bekämpfen zu wollen, ist ein weiterer Fall, da Armut nur existiert, weil Geld existiert, weil insgesamt an äußere Werte und Besitztümer geglaubt wird.
Arme und Reiche haben jedoch etwas gemeinsames: Sie glauben diese Rolle zu sein.
Ist es geschafft, dass man an die gesellschaftlich festgelegten Werte glaubt und an die Rolle, die man zunächst unwissentlich spielt, bewegt sich der Mensch in seiner selbst geschaffenen Illusion.
Sie erscheint nur deswegen ernst, weil sie als alternativlos erachtet wird, in der Regel „gedeckelt“ von einem verdreht gelernten (anerzogenen/entwickelten) Umgang mit dem Signal „Angst“.

Angst ist lediglich ein Signal, dass zu einer gegebenen Situation Informationen fehlen: Aufruf zur Entwicklung. Durch gewohnte Bestrafung für eigenständige Entwicklung des jungen Menschen, wird das Signal zum Warnsignal umkonditioniert/umerzogen: Aufruf zur Vermeidung von Entwicklung.

„Wenn Du die Regeln änderst, die dich kontrollieren, dann änderst du auch die Regeln deiner eigenen Kontrolle.“ Revolver, 2005

So eine „Corona-Situation“ erscheint nur deswegen wie eine gesellschaftliche Einschränkung, weil sich kaum jemand darum Gedanken macht, dass er bereits durch seine Denk- und Verhaltensweisen „eingekerkert“ ist und das künstlich-rechtliche drumherum, nur zu einer zusätzlichen Umhüllung dient, die ihm dann als „Schutz“ verkauft wird, während er denkt, er würde das verlieren, was ihm rechtlich(!) zustehen würde, während alle künstlichen Regelwerke dazu gedacht ist, um über ihn und sein Handeln weiter fremdbestimmen zu wollen.

Denn Freizügigkeiten und Freiheiten sind eben keine Freiheit. Man kann weder Freiheit, noch Gerechtigkeit fordern oder gar „Frieden“ vertraglich vereinbaren, wenn man diese drei, dem Menschen wesentlichen Eigenschaften, nicht selbst in sich entwickelt… durch die Entfaltung von Vernunft und Gewissen.