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Wenn die Lösung das Problem ist

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So hieß mal ein Vortrag von Paul Watzlawick aus den 80er Jahren. Ich habe mal darüber nachgedacht, dass in diesem Wandel der Mensch, der sich für das Neue entscheidet, nun vor einer Aufgabe steht, mit der er sich in der Regel bisher nicht auseinandergesetzt hat: mit dem System und somit sich selbst.

Das System, genauer bezeichnet mit „alte Weltordnung“, ist ein Sammelsurium aus Ablenkungen, Beschäftigungen, Symptomen und Täuschungen, dass es für so manchen wirklich schwierig ist, da durchzublicken, weil immer wieder Themen und Situationen auftauchen, mit denen sich dann emsig beschäftigt wird und der Mensch wieder einmal vom Wesentlichen (siehe: oben) abgelenkt wird.

Daran haben sich sehr viele gewöhnt und als „normal“ und nicht selten auch „unabänderlich“ angenommen, weil es ja schon immer so war.

Das System ist nicht irgendein Machwerk, was da im Außen sein Unwesen treibt, sondern wird erzeugt aus den Denk- und Verhaltensmustern (Programmierungen) des Einzelnen und wiederum als Produkt im Kollektiv.
Schuldzuweisung, andere wären dafür verantwortlich, ist nur eines von vielen Verdrängungskonzepten, um im Kern nicht selbst den Gehirnskasten anstrengen zu müssen, was im Zuge der Erkenntnisse unweigerlich zu einer Veränderung der Persönlichkeit („Ich“, Programmierungen, Person) führt und damit auch für das System selbst. Das führt unter den mehrheitlich gegebenen Konditionierungen zu mehr oder weniger Widerstand – sicher auch in seinen extremsten Ausmaßen.

Institutionen wie bspw. ein Staat und seine Unterorganisationen (sind ja alles bereits Unternehmen ohne Wertschöpfung) existieren aus dem Grunde, da der Mensch in der Regel durch Fortführung der Fremdbestimmung weiter im Modus gesellschaftlich tolerierter Unvernunft unterwegs ist – während er sein Handeln jedoch als vernünftig einstuft. Weil alle anderen es ja auch so machen, muss es auch „richtig“ sein. Komisch, warum gibt es dann die vielen Betreuer und Verwaltungen (die mittlerweile alles Unternehmen sind und keine Steuern und Abgaben erheben dürfen)?

Die fortgeführte Fremdbestimmung hat zur Folge, dass sich der Mensch im Inneren(!) in jenen Disziplinen – die ihn selbst ausmachen – so gut wie gar nicht entwickelt und nicht selten ein „So tun, als ob“ zur Folge haben.

Fremdbestimmung und ihre Fortführungen beeinflussen maßgeblich Vernunft (bedingungsloses Geben und Empfangen, materiell wie auch immateriell), Gewissen (zu fühlen, was rechtens ist), Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Selbstliebe und die Entwicklung des Menschen insgesamt.

Um das alles zu entwickeln, bedarf es dazu der Selbstreflektion, die in der Regel durch Verdrängung (gewohntes/konditioniertes Verhalten) in Form von Schuldzuweisung, Kampf, Widerstand, Lügen, Ignorieren, Ausgrenzen &c. überlagert wird und so eine Entwicklung nur sehr langsam oder gar nicht stattfindet – schlimmer noch: nicht selten in einem Rückfall in frühere oder sogar kindliche Verhaltensmuster zur Folge haben – Regression.

All jene Themen, die den Menschen selbst(!) in seiner Entwicklung betreffen, sollten stets unter dem Aspekt der Fremdbestimmung verbleiben. Das ist/war die Kernausrichtung der alten Ordnung: Beschäftigung, Spaß, Schaukämpfe, Spiel usw.

Auf diese Weise wäre alles alles hübsch beim Alten geblieben. Mich wundert immer, dass ich keine Rechtsgrundlagen zu zitieren brauche, und dass im Grunde genommen alles viel „einfacher“ ist, jedoch durch Täuschung und Beschäftigung mit Symptomen kompliziert ausschaut.

Es dazu braucht den festen Entschluss des/der Menschen selbst, um das System und seine Institutionen an sich in Frage zu stellen. Und es reicht nicht aus, nur die Verfechter in den Institutionen zu kritisieren oder inhaltlich austauschen zu wollen. Das würde nur bedeuten: „Die Tröge bleiben und die Schweine wechseln.“

An dieser Stelle mein Appell, auch über den Tellerrand gewohnter Vorhaben zu schauen, denn das „Außen“ basiert auf den Denk- und Verhaltensmustern im „Inneren“ und mit einem Verdrängen ist es einfach nicht getan.

Es geht auch nicht um die Wiederbelebung von Rechtsstaatlichkeiten oder irgendeinem Staat (zumal die alle bereits Unternehmen ohne Wertschöpfung sind) an sich, sondern es geht um das System, was in seiner mehrheitlich aktuell existierenden Ausführung gegen(!) das Leben selbst agiert.

Das Leben selbst zeichnet sich durch Bedingungslosigkeit aus, lediglich die Konditionierungen des Menschen, abgespeichert in seinem – nenne ich es mal „Ich“ – haben den Menschen ein System erschaffen lassen, was sich durch Bedingungen (im Wesentlichen der Fremdbestimmung über Leben und Entwicklung eines anderen) und Abgrenzungen zum Ausdruck bringt. Das hat natürlich auch zur Entwicklung der „gläubigsten“ Anhänger und Verfechter geführt.

„Du musst verstehen, die meisten dieser Menschen sind nicht bereit um abgekoppelt zu werden. Und viele von ihnen sind so hoffnungslos abhängig vom System, dass sie bereit sind zu kämpfen, um es zu beschützen.“ Morpheus, Matrix

Im Grunde ist damit gemeint, dass jene, die das System verteidigen, letztlich ihre Denk- und Verhaltensmuster gegen Veränderung verteidigen, was in diesem Fall ein Kampf gegen das Leben selbst darstellt. Das wiederum bedeutet, dass das System am Ende seiner Existenz an sich selbst zugrunde geht. Ende-Neu.

Und um das „Neue“ zu leben, braucht auch nicht erst einen Staat (der nichts anderes verkörpert, als das kollektive „Ich“ einer sich darin(!) aufhaltenden Menschenmasse) – es braucht weder Länder, Gesetze, noch Titel oder Pöstchen, die das dann gegen eine kleine Gebühr wieder erlauben.

„Leben Sie auf der Erde oder (ge)wohnen Sie noch in einem Land?“

Was alles durchdringt, ist das Leben selbst, was aus dem alten System (dem „Ich“ des Einzelnen der an seinen Konditionierungen festhält) heraus unterbunden werden soll, und so künstliche Abbilder von Regeln und Methoden geschaffen wurden. Der einstige Betreuer, der den jungen Menschen fürs Machen eigener Erfahrungen bestraft hat, sorgte so dafür, dass eine natürliche Entwicklung nahezu unterbunden wurde.
Jede Veränderung, die der Stabilität des Systems „schadete“, wurde nach Möglichkeit ausgegrenzt, isoliert und notfalls „beseitigt“.

Da „das System“ – besser die alte Ordnung im Kern durch das „Ich“ des Menschen selbst erzeugt und aufrecht gehalten wird, während im Außen zwar Veränderungen gefordert werden, zeigt sich anhand der Feedbacks, wie sehr sich wirklich um Lösungen bemüht wird.

Was gerade stattfindet, könnte man auch als „Szenario des Herodes“ bezeichnen. So am Rande.

Um es nochmals hervorzuheben: Es geht im eigentlichen Sinne nicht um die Verteidigung von Land usw. Es geht darum, das Leben – also das richtige Leben auch weiterhin außen vor zu lassen, um im Schein des aktuellen Systems weiter „die alte Nummer“ aus Fremdbestimmung schieben zu wollen.

Dem kann man weder mit bekämpfen noch ihm mit Widerstand und sonstig gewohntem Gemache begegnen. Was hilft ist Offenbarung, Um- und Weiterdenken, was die Infragestellung des bisherigen Systems und damit auch die es erzeugenden Denk- und Verhaltensmuster bedeutet. Auf diese Weise verliert das System an Kraft und Bedeutung. Das geht jedoch nur, wenn man Vertrauen ins eigene Handeln und ins Leben selbst hat – eine wahrliche Herausforderung.

Die alte Ordnung (im Kern die Konditionierungen des Menschen der alten Ordnung) zeichnet sich durch ein dem Leben selbst abgewandte Einstellung aus und hat Institutionen wie Staaten, Rechtssystem, Geldsystem, klassische Konditionierungs- und Bildungseinrichtungen wie auch die hierarchische Organisationsform hervorgebracht, deren global-gesellschaftlich-ökonomisch-ökologische Auswirkungen überall zu erleben sind. Jenen, die sich dem Gelde, Besitz, Habe und Gut verschrieben haben, ist kaum daran gelegen, dass sich wirklich etwas ändert. Denn erkennt man eine Absicht am Handeln und nicht am Reden.

„Kinder verschwinden zu lassen, ist unser persönlicher Krieg, den wir gegen Gott führen. So verlieren die Menschen ihren Glauben und dann werden sie zu Dämonen…“ Prisoners, 2013

Der Menschen, der aus Gewohnheit von seinem Entwicklungsprozess abgekoppelt wurde, steht unsäglichen Situation meist „objektiv“ gegenüber oder engagiert sich ehrenhaft und leidenschaftlich mit der Bekämpfung der Symptome und der Schuldzuweisung erkorener Verantwortlicher.
Die Programmierungen des „Ichs“, als wesentliche Verursachung, werden in der Regel geflissentlich übersehen. Aus diesem Grunde wird auch aus der Politik kein eindeutiges Signal kommen, da ihre Existenz vom Verschweigen dieses wesentlichen Sachverhaltes lebt – so wie manch andere geschaffene Institution.

Das Geld dient in der alten Ordnung zur Aufrechterhaltung der Beziehung zwischen der Autorität und ihrem Untergebenen. Der Wert in der Materie, die dem Untergebenen opportun-willkürlich überlassen, jederzeit wieder aberkannt werden kann, wenn er nicht „spurt“.

Und warum ist das überhaupt möglich? Weil es grundsätzlich eine Illusion ist, dass irgend jemandem überhaupt etwas gehört oder er gar sein Eigentum nennen kann. Land (im politischen Sinne) ist lediglich eine künstliche Abgrenzung eines Staates (der Große Bruder aus vielen kleinen „Ichen“) mit wohlklingendem Namen gegenüber anderen Staaten (Ichen) – im Kern gegen die eigene Veränderung.

Solange der Mensch in der Vorstellung herumläuft, dass sein Wert durch Geld, Besitz, Hab und Gut bestimmt wird, der ihm auch nur solange überlassen wird, solange er an die wohlwollende Autorität und ihren Gesetzen (positives, statt überpositives Recht), Methoden (Belohnung und Bestrafung zur Fortführung von Unterwerfung), Werkzeugen (psychische (weiße Folter) und physische Gewalt), Institutionen (Staat, Schule, Kirche &c.) sowie an damit verbundene Titel und Posten glaubt, bewegt er sich innerhalb der alten Ordnung.

Verhalten, die die alte Ordnung verkörpern und sie erzeugen, sind unter anderem Konzepte der Verdrängung wie Kampf, Widerstand, Flucht, Schuldzuweisung, Ignorieren, Ausgrenzen &c.
Das ist auch der Grund, warum gewohnte Lösungen, die sich in der Regel innerhalb der alten Ordnung abspielen, zu nichts führen.

Die Feindbildprojektion – erzeugt aus dem „Ich“ des Menschen selbst, ist das Kernverhalten der Abgrenzung, um sich gegen „Veränderungen“ seiner Programmierungen zur Wehr setzen zu wollen. Dazu dient auch die Stigmatisierung von Andersdenkenden als Nazis, Rechte, Linke, Reichsbürger, Terroristen, Antisemiten usw. Jeder der nicht so denkt, wie die „Autorität“, ist davon betroffen.

„Das Prinzip lautet: Willst du nicht mein Bruder sein…“

Deshalb tun auch so viele in der Öffentlichkeit so, als ob sie der Autorität hörig sind, während sie im Privatem ganz anders reden. Begriffe „privat“ und „öffentlich“ sind demnach auch nur Ableitungen eines „so tun, als ob“ (fehlende Authentizität) und dienen zur Abgrenzung gegen Veränderungen. „Wie im Großen, so auch im Kleinen“, sagt ab und zu eine liebe Bekannte.

„So tun, als ob“, ist ebenfalls ein Verhalten der alten Ordnung, was man ganz prima durch die Schauspieler erkennen kann. Der Schauspieler ist demnach ein Mensch, der so tut, als ob er so tut. Ein anderer tut so, als ob er Beamter, Regierungsrat, Papst, Bischof, Polizist, Richter oder sonst was ist. Nur ist bei jenen die Illusion, die Fiktion zur Realität geworden, geschaffen durch die ankonditionierte Obrigkeitshörigkeit.

Ich hatte einmal ein Telefonat mit Hans-Peter Dürr vom Max-Planck-Institut über das Thema „Schubäus‘ Modell, Prozesse und dynamische Systeme“. Was soll ich sagen, er fragte ob ich einen Doktortitel oder Professor sei und es sich deshalb nicht mit mir austauschen könne. Er sprach einmal von „Wirks“, was in Schubäus‘ Modell und grundsätzlich im ganzheitlichen Denken als Prozessmuster bezeichnet wird, was nebenbei auch die Trägheit der Masse erklären würde, da sich Zeit (wahrgenommen als eine Verzögerung) wie ein Ergebnis eines Ursache-Wirkungsprozesses verhält.

Auffällig bei einem „So tun, als ob“, ist das Verhalten, den entstehenden Druck aus „Es muss sich etwas ändern“ und dem inneren Beibehalten der eigenen Denk- und Verhaltensmuster kompensieren zu wollen, indem geklagt, gejammert, gegreint und sich beschwert wird, statt wirklich „etwas“ zu verändern.

„Wer sich beschwert, erleichtert sich nicht.“ (Ein Hinweis, wie ausdruckstark die deutsche Sprache wirklich ist.)

Ich spreche ständig von „der Autorität“. Das ist im Grunde eine Fiktion, wie sie sich auch durch die „Welt der Titel und Posten“ zum Ausdruck bringt, denen man sich zu unterwerfen hat oder diese sich durch besondere „Werte“ (Mengen an Geld, Besitz, Hab und Gut) zum Ausdruck bringt, was ihr die Macht (über das Leben eines anderen) verleihen soll. Die „Autorität“ entspringt dem „Ich“.

In meinem Handeln erkenne ich ein Bemühen, dem System „auf den Pelz zu rücken“ und auch meine Entwicklung jenem System entspringt, dem ich fleißig die Grundlagen unter den Füßen wegschreibe, statt mich mit seinen üblichen Symptomen und deren „Vertreter“ auseinanderzusetzen.
Wahrscheinlich war die im Alter von vier Jahren erlebte Ohrfeige der Betreuerin im Kindergarten doch von größerer Auswirkung. Und ich sage immer: Am Umdenken ist noch niemand gestorben. Es sei denn, er hat die Gewalt gegen sich selbst gerichtet.

Damit schließt sich auch ein Kreis, dass das System seinen eigenen Untergang erzeugt und in sich trägt, dem es lange genug aus dem Wege zu gehen versuchte. Und dieser Untergang vollzieht sich durch die Offenbarung sowie durch Infragestellung des Systems und der Bedeutung seiner Methoden, Werkzeugen und Institutionen selbst.

Wenn man mich also fragen würde, ob ich für oder gegen jene wäre, so lautet meine Antwort: „Ich bin für das Leben.“

„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Bedeutungen, die wir den Dingen verleihen.“ Epiktet 2.0

Denn nicht mehr mitmachen zeigt sich nur anfänglich durch Kampf und Widerstand und im Weiteren durch Um- und Weiterdenken. Auf diese Weise entfleucht dem System seine es erzeugende Energie und Basis.

Der Mensch unterwirft sich keinem anderen Menschen. Der Mensch unterwirft andere nur auf Grund der ihm verliehenen Rechte – doch niemand hat das Recht, einen anderen zu unterwerfen. Wer sprach es ihm zu, außer er es sich selbst?

„Kehrt um!“

„Der Zweck der Macht, ist die Macht selbst.“ 1984, Hörspiel

Die alte Ordnung wird mit fortschreitendem Wandel zunehmend zu einer Erinnerung werden und aufzeigen, wie es nicht funktioniert hat. Der entschlossene Mensch selbst erkennt durch die schrittweise Infragestellung das Natürliche, was durch künstlich Geschaffenes überlagert wurde. Und mit Hilfe der alten und der neuen Ordnung, gelangt er erstmals an jenen Punkt, wo er erkennt.

Im Kern geht es um das Leben selbst, von dem sich der Mensch in einem notwendigen Irrglauben abgewendet hat. Denn welchen Ansporn hat es schon, wenn alles bereits ideal wäre? Und auch kleinste Veränderung benötigt mindestens beobachtete zwei Zustände.

„Selbst wenn man weiß, wohin man will, bedarf es zunächst zu wissen, woher man kommt, sonst dreht man sich am Ende nur im Kreise.“

So bleibt mir am Ende das Bild, dass sich etwas durch den Menschen selbst versucht verstehen zu wollen.
Gelingt es dem Menschen dies zu erkennen, zu verstehen und zu verinnerlichen, hat er lange vorher längst verstanden, dass er ein „Ich“ hat, nicht sein „Ich“ ist und sich so von seiner größten Täuschung befreit.

Klingt doch prima.