Wie? Noch etwas zur „Meinungsfreiheit“?

Lesezeit: ca. 15 Minuten

(v1.4) Es gibt bei Meinungen einem Punkt, wo es keiner Diskussion mehr bedarf, bzw. keine mehr notwendig ist. Das ist dann der Fall, wenn man alle Meinungen (Sichtweisen) als solche kritiklos zu- und wirken lässt, was auch eine Herausforderung an sich selbst darstellt. „Alle“ Meinungen repräsentieren wiederum nicht nur die Sichtweisen der Einzelnen, sondern auch deren jeweiliger Entwicklungsstand.

Dabei besteht nicht die Aufgabe einen anderen von etwas zu überzeugen, selbst wenn dieser es wollte. Das wäre nur die übliche Weise, jemanden Wissen und Verhalten mit dem „Nürnberger Trichter“ einfüllen zu wollen – im Grunde ihm sagen zu wollen, was „gut und richtig“ für ihn sei. Vereinfacht ausgedrückt.

Natürlich kann man alles als „ausweglos“ und „gegeben“ hinnehmen, um dann unter den „gleichgesinnten Mitstreitern“ ein gemeinsames Klageliedchen anstimmen. Doch auch das wäre nur aus der gewohnten Haltung eines „unschuldigen Opfers der Umstände“ und würde die gegebene Situation nur weiter beschleunigen. „Muss“ es das? Für manchen scheinbar schon.

Nebenbei: Gefühlter Zwang und empfundenes Leid im Rahmen stattfindender Veränderung werden lediglich durch das eigene Festhalten an den gewohnten Denk- und Verhaltensmuster erzeugt. Jeder ist dafür selbst zuständig, auch wenn er anderen dafür die Schuld zuzuweisen meint. Denn auch das ist nur anerzogen.

Diese Art und Weise resultiert aus der anerzogenen Haltung, dass es einen „Lehrer“ gibt und einen „Schüler“ in einer festen(!) Rollenverteilung, womit im Kern jedoch der natürliche Entwicklungsprozess eigenständiger geistiger Entwicklung und damit verbundene Erfahrungen des Einzelnen, durch vorgekaute Erkenntnisse ersetzt werden – weil es ja schon immer so gewesen sein soll und so auch viel einfacher erscheint.

Es gibt einen Aspekt, wo eine fremde Meinung für einen selbst nicht mehr die Bedeutung erlangt, wie sie beim, nenne ich ihn mal „Verkünder“ noch vorliegt. Denn es gibt tatsächlich einen Moment, wo man ein Thema „durch“ hat.
Das ist dann der Fall, wenn man bspw. das Prinzip hinter dem positiven Recht erkannt hat, wo es vollkommen gleich ist, ob Gesetze gelten und andere nicht gelten, was – in diesem Fall – bspw. das übliche „BRD-Reichsthema“ anbelangt und damit auftretende Diskussionen und Reibereien.

Das positive Recht, stellt man es dem überpositiven (Vernunftrecht, Naturrecht) gegenüber, verliert nicht nur das gewohnte Hin- und Her und damit verbundene „Geltungsbedürfnisse“ an ihren Bedeutungen, nicht nur weil es nur vom Menschen geschaffen wurde, um sich über andere zu erheben.
Das positive Recht orientiert sich an den sicht- und spürbaren Symptomen und damit verbundener Fremdbestimmung seiner ihm untergebenen Personen, während überpositives Recht an der Entwicklung des sich in Vernunft und Gewissen entwickelnden Menschen andockt und umgekehrt.

Einmal mehr ist es von Bedeutung, den Unterschied zwischen Mensch und Person (Rolle, die der Mensch nur spielt, sich jedoch anerzogen dafür hält.) und damit verbundene Konsequenzen verinnerlicht zu haben, was über bloßes, konsequenzloses Wissen hinausgeht.
Hat man diesen wesentlichen Unterschied verinnerlicht – und gerade in diesem Thema – so führt dies unabdingbar zu sicht- und spürbaren Veränderungen in den Denk- und Verhaltensmustern.

Nochmals zur Erinnerung: Man muss inhaltlich nicht ins Gestern zurück, wie dies so manche zu glauben meinen, da das Gestern prinzipiell zu hinterfragen ist, was jetzt in diesem Moment noch in den meisten einseitig(!) wirkt!

„Osten“ und „Westen“, „Bundesdeutsche“ und sogenannte „Reichsbürger“ mögen sich sich zwar inhaltlich voneinander unterscheiden, jedoch tun sie es nicht prinzipiell.
Darüber hinaus handelt es sich zum einen lediglich um Rollen und zum anderen um künstliche Institutionen innerhalb des Rollenspiels/innerhalb der Fiktion.

Sichtlich dass sich aus dem vorhandenen System der alten Ordnung, durch den Prozess seiner Infragestellung, ein zweites System heraus gebiert und beide nebeneinander existieren. Beide sind untrennbar miteinander verbunden, wo das eine durch seine Infragestellung, auf das andere schließen lässt (und umgekehrt).

Anmerkung: Überpositives Recht hat hierbei nichts mit der irrigen Vorstellung von „der Stärkere gewinnt“ oder „Faustrecht“ zu tun, rührt dies nur aus der Sichtweise eines auf Besitz orientierten Menschen zurück, der etwas (Sache, Leben) oder jemanden verlieren könnte, weil er ebenfalls in der irrigen Annahme unterwegs ist, etwas oder jemand würde ihm gehören. Hier erkennt man auch die gewohnte Trennung in haben oder nicht haben.

Auf der einen Seite:
„Man kann Macht über andere Menschen ausüben, solange man ihnen etwas gibt. Nimmt man einem Menschen aber alles, dann hat man seine Macht über ihn verloren.“ Aleksandr Solzhenitsyn (Zitat aus dem Film „Cloudatlas“, 2012)

Auf der anderen Seite:
„An dem Tag, an dem man (für sich) erkennt, dass niemandem etwas gehört, ist auch der Tag, an dem man nichts mehr verliert.“

Hierin steckt die eigentliche „Macht“ des Einzelnen. Letztlich ist es reine Kopfsache, wenn da nicht ständig die Verlustangst oder die gesellschaftliche Nichtentsprechung alles zunichte machen würde, während auf eine Rückkehr zum bekannten, „besseren Gestern“ gehofft wird. So nebenbei.

Da sich die Mehrheit mental noch immer in einem „entweder…oder“-Dilemma bewegt, bedeutet „Meinung“ auch entweder „richtig“ oder „falsch“.

Was „richtig oder „falsch“ jedoch angeht: „Wenn ich etwas einwerfen dürfte. Auf der Erde könnte euch ein Führer durchaus nützen. Ich habe ein wenig Erfahrung auf diesem Gebiet.“ „Sofern man Versagen als Erfahrung betrachtet.“ „Ich betrachte Erfahrung als Erfahrung.“ Dialog „Loki“ mit „Thanos“, Avengers: Infinity War, 2018

Oder: „Ein Experiment ist auch dann erfolgreich, wenn es misslungen ist, da man nun auch weiß, wie es nicht funktioniert.“

Das zwei gegenteilige Sichtweisen unter einer übergeordneten Überschrift auch gleichzeitig zutreffen können, kann sich mitunter nicht so richtig vorgestellt werden, jedoch stellt es die praktische Anwendung des Kategorischen Imperativs dar.

Dem gesellen sich die beiden Werkzeuge „Infragestellung“ sowie „Ockham’ Rasiermesser“ (lex parsimoniae, Sparsamkeitsprinzip) hinzu.

Ein Beispiel zur Infragestellung: Eine Bevölkerung wählt sich nach viel Zinnober und Tamtam der Politik einfach neue Politiker, wo zu Beginn die Hoffnung besteht, dass sich etwas zum Wohle der Wähler verändert – mal abgesehen davon, dass es eines geltenden Wahlgesetzes (künstliche Regel) bedarf.

Der „Wähler“ ist die Person, die der Mensch unwissend darüber, dass es sich nur um eine Rolle handelt, diese spielt, während er sich wiederum dafür hält – also insgesamt eine Fiktion. Nebenbei.

Der Tausch „Ungerechter“ gegen „Gerechte“ (Anmerkung: ebenfalls nur Rollen) ist reine Augenwischerei, weil das sichtbare Verhältnis zwischen „Untergebenen“ und „Erhabenen“ und damit sowohl die Prinzipien wie auch die Organisationsstruktur des Systems weiter bestehen bleiben, wie auch das System selbst. Das System sind die im Hintergrund wirkenden Denk- und Verhaltensmustern des Einzelnen und diese auch als „Zwang“ in der Gruppe wahrnehmbar. Das Gewohnte hilft also nicht wirklich weiter, und bloß zu hoffen, dass man eine einfach verständliche Lösung präsentiert bekommt, ist es ebenfalls nicht. Schließlich geht es ums Denken und nicht gewohnt nur in tierischer Manier zu reagieren. Schon gar nicht geht es darum jemanden auf Gedeih‘ und Verderb‘ mitzunehmen.

Als weiteres Beispiel für eine weitere Infragestellung nehme ich mal das „Geld“.

Da Geld stets als Dar-Lehen ins System gelangt, was vom Dar-Lehensnehmer durch seine Hände Arbeit und was daraus an Produkten und Dienstleistungen hervorgeht „besichert“ wird, entsteht nicht nur eine Beziehung zwischen „Geld“ und „Arbeit“, sondern auch zwischen „Dar-Lehensgeber“ und „Dar-Lehensnehmer“ (Anmerkung: Auch dies sind nur zwei Rollen).
Dabei übernimmt der Dar-Lehensnehmer gegenüber dem Dar-Lehensgeber die Pflicht alles zurückzuzahlen… plus den nicht mitgeschaffenen Zinsen.

Da das Geld in der Regel innerhalb der Wirtschaft kursiert, ich lasse mal die eingezogenen Steuern, Abgaben und „Puffer“ außen vor, funktioniert das mit „Geld und Arbeit“ in der Regel durch Arbeiten gehen, Geld verdienen und wieder ausgeben, damit es zu jedem (mehr oder weniger „viel“) gelangt.

Die fehlenden Zinsen wirken dabei überall IN der Wirtschaft, und da niemand gerne zu kurz kommt, versucht man sich in gewohnter Vorteilnahme.
Selbst wenn man keinen eigenen Kredit laufen hat, bezahlt man für jeden anderen mit. „Notwendige“ Neuverschuldungen sind demnach nur eine Verlängerung der gesellschaftlichen Versklavung.

Diese funktioniert nur deswegen, weil sich die Gesellschaft mental selbst versklavt, weil sie a) untereinander nichts miteinander zu tun haben will, während b) andere jedoch für das eigene Wohl zuständig sein sollen und im Wesentlichen c) an den Wert von Geld und Arbeit geglaubt wird – dies mit Hinblick auf Aufrechterhaltung des Erreichten und im Sinne im Mehr von Macht, Geld, Eigentum, Besitz, Hab und Gut.

Die durch grundsätzliches Vorhandensein von Geld und Zinsen auftretenden Phänomene: gegenseitige Ausbeutung der Menschen (inkl. nachfolgender Generationen) und des Planeten, lassen sich nicht durch noch mehr Geld und Zinsen lösen. Bestenfalls schreitet man dem Verfall in exponentieller Art und Weise entgegen.

Es heißt zwar, dass „der Stärkerer überlebt“, in diesem Fall wäre es nur der „Reiche“, was jedoch nur eine Rolle innerhalb des Rollenspiels darstellt, während der anerzogene Glaube an den Wert von Geld und Arbeit und was dabei an Produkten und Dienstleistungen herauskommt das Spiel aufrechterhalten soll, was man weiträumig als „alternativlos“ und deswegen auch als „ernst“ erachtet – in der Regel im anerzogenen Unvermögen selbst denken zu können.

Klassisch würde man im Extremfall das alte gegen „neues Geld“ tauschen, meist verbunden mit einer Abwertung, um den selben Zyklus nach einer kurzen, hervorgerufenen, finanzwirtschaftlichen Katastrophe weiterzuführen, besser: nur einmal mehr in die Länge zu ziehen, während die Grundprinzipien beibehalten bleiben.

„Die Probleme (sicht- und spürbare Symptome), die aus dem Vorhandensein des anerzogenen Glaubens an den Wert von Geld und Arbeit heraus entstehen, kann man mit keinem Geld der Welt lösen.“

Nicht zu vergessen, dass Geld, weil es im Außen ist, nicht einfach nur ein Tauschmittel, sondern auch ein Werkzeug zur Machtausübung darstellt, weswegen der „einfache Mensch“ auch auf der Suche nach „gerechten Vorgesetzten“ ist, die ihm „stets wohlwollend gesonnen“ sein sollen, bzw. er sich entsprechend gehorsamsbereit verhält, so wie er einst in der Familie erzogen wurde.

Als radikales Beispiel nach dem Prinzip „Ockham’s Rasiermesser“ ist es letztlich einfacher, auf das Geld als Mittel des Tausches und zur Ausübung von Macht zu verzichten bzw. wirksam zu unterwandern (das Werkzeug dazu findet man in diesem Text), um damit den Großteil sicht- und spürbarer Symptome der Vergangenheit angehören zu lassen.
Der Rest ist – ebenfalls vereinfacht ausgedrückt – eine Angelegenheit der Entwicklung des Menschen in Vernunft und Gewissen, die ihm im Rahmen seiner bisherigen Fremdbestimmung abhanden gekommen ist, während er sich an die betreute Rolle auf dem Komfortsofa gewöhnt hat und dass der Mensch von sich auch einen Beitrag leistet, da jeder mit Talenten und Fähigkeiten zur Welt gekommen ist.
Auf diese Weise transformiert sich – nebenbei – eine „profitorientierte“ in eine bedarfsorientierte Wirtschaft. (*)

In der alten Ordnung handelt es sich um eine wechselseitige, parasitäre Symbiose, aus jenen in der Rolle der Untergebenen und jenen in der Rolle ihrer Erhabenen.

* Die systemimmanente Verhinderung der Entwicklung des Menschen in Vernunft und Gewissen, ist gleichzeitig die Rechtfertigung, um ihn weiter „betreuen“ zu wollen, was auch den üblichen Umgang mit Meinungen angeht.

Nachtrag: „Die meisten Menschen gehen den Weg, den wir für sie vorsehen – zu ängstlich, einen anderen zu erkunden. Aber von Zeit zu Zeit gibt es Menschen wie sie, die alle Hürden überwinden, die wir ihnen in den Weg stellen. Menschen die erkennen, dass freier Wille eine Gabe ist, die man erst nutzen kann, wenn man auch dafür kämpft. Ich glaube, dass ist der wahre Plan des „Vorsitzenden“, dass eines Tages nicht mehr wir den Plan schreiben, sondern ihr.“ Der Plan, 2011 (**)

** Was nicht einfach bedeutet, sich nur andere Vorgesetzten wählen zu wollen, die einem dann „die Kohlen aus dem Feuer holen“ sollen.

Falls jedoch jemand der Meinung ist, er sei noch nicht so weit: „Ich bin noch nicht soweit.“ „Natürlich nicht. Niemand wird das je sein.“ Dialog aus Dr. Strange, 2016