Aus mehreren Blickwinkeln

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(v1.1) Es scheint nochmals von Bedeutung zu sein, das System der alten Ordnung aus mehreren Disziplinen zu betrachten und zwar in der Weise wie es durch diese befördert und betrachtet wird. Der Grund dafür ist in der Regel die Haltung aus Sicht der einzelnen Disziplinen, die zwar Änderung fordern, während das eigene „Stübchen“ jedoch sauber sei.

Da ist zum einen das positive Recht, was dem überpositiven diametral gegenüber steht. Das positive Recht, als ein vom Menschen geschaffenes Recht mit seinen künstlichen Regelwerken, um weiter über die sicht- und spürbaren Auswirkungen individuell-gesellschaftlicher Unvernunft und Gewissensarmut die Oberhand zu haben, während die Entwicklung beider gleichzeitig durch allerlei Ablenkung im Rahmen der Beibehaltung der Fremdbestimmung und auch von den Fremdbestimmten selbst verhindert werden soll. Ein Teufelskreis.

Das positive Recht kann durch jenen Menschen in der Rolle des Gesetzgebers zu gegebenen Situationen entsprechend verändert und angepasst werden, während sich die autoritätsgläubige und selbst gehorsamsbereit erziehende Masse daran zu halten hat, wenn sie überhaupt davon weiß, was für sie „gelten“ soll.
Der Begriff „gilt“ ist dabei ein Anzeichen für das Vorliegen einer Fiktion. Die Fiktion dehnt sich dabei auch auf einen benamten Boden und darauf einen benamtem Staat aus – wenn er denn noch einer wäre – der sich eben nur aus Personen konstituiert, für die sich der Mensch hält.

Hinweisend: So wie das positive Recht nur eine Fiktion darstellt, greift es auf die Fiktion „Person“ zu, die der Mensch spielt, dieser jedoch selten weiß, weil er sich gewohnt für die Person hält.

Wie? Sie wollten doch aus der Matrix, wenn ich mich noch recht erinnern kann. Darüber hinaus wurde auch von Selbstbestimmung gesprochen.

Der in der Kindheit in der Regel in den Familien auf Gehorsamsbereitschaft und auf Entsprechung konditionierte Mensch, wird sich für gewöhnlich an den Entscheidungen und Handlungen irgendwelcher von ihm anerkannten Autoritäten orientieren wollen, was die Wahl von präsentierten „Vorgesetzten“, die auch weiterhin über seine Existenz entscheiden sollen, erleichtert. Zur Institution „Familie“ kommt die Institution „Kindergarten“ hinzu. Es folgen die Bildungseinrichtungen und am Ende kommt der Ernst des Lebens in Form eines sklavischen Daseins, was wiederum durch den Glauben an den Wert von Geld, Arbeit sowie Produkten und Dienstleistungen, wohlwollendem Zugestehen von Privilegien und Grundrechten abgerundet wird.

Dem gewohnten Denker wird in der Religion ein Dokument vorgelegt, was sich ihm durch personelle und symbolische Überzeichnung präsentiert, wo bspw. Wasser in Wein verwandelt, von unbefleckter Empfängnis gesprochen, Väter ihre Söhne verbrennen sollen und gerissene Brüder sich später gegenüber dem Zwillingsbruder, der scheinbar leer ausgeht, zu bereichern meinen und wo irgendwelche Nackten an einem Ort mit Namen „Paradies“ die Ordnung auf den Kopfstellen, indem sie sich gegensätzlich zu ihrer Symbolik von „Geben“ und „Empfangen“ verhalten. Und als sich das „Empfangen“ „nahm“ und das „Geben“ „empfing“, wurden die Selbstregelmechanismen durch künstliche Mechanismen ersetzt.

Der „Trick“/die Überzeichnung mit Personen (Rollen, Masken, Hüllen, Darstellern) sorgt dafür, dass sich auch die gewohnte Interpretation von Gleichnissen, auf ein Vergleichen mit der eigenen Person reduziert und der Gewohnte mitunter frustriert ist, weil er eben nicht über das Wasser gehen und man jemanden wegen 30 Silberlingen am Kreuz aufknüpfen kann.

„An seinem 13. Geburtstag lud Jesus seine Freunde ein, und alle waren jünger.“

Der Personifizierung gesellt sich neben einer Trennung, zudem eine räumliche wie auch zeitliche Komponente hinzu, da jene Taten „woanders“ und in der „weiten Vergangenheit“ zu liegen scheinen, ebenso wie ein Holocaust, der so manchen nichts mehr anzugehen scheint.

Bei Letzterem lautet die wesentliche Frage nicht, ob er stattgefunden hat oder nicht, was daran liegt, dass sich die Realität zwischen Geist und Materie aufspannt.
Die Frage lautet somit: Welche Denk- und Verhaltensmuster sind für derartigen Szenarien grundsätzlich verantwortlich, was nebenbei auch die Raumzeit-Komponente überflüssig werden lässt, man also im Hier und Jetzt landet und mit der Beantwortung eben jener Frage betraut ist – hinweisend: jedoch bitte nicht durch eine gewohnt oberflächliche Antwort. Die Praxis des Kategorischen Imperativs.

Hinweisend: So wie sich das Recht der Personen bedient, so geschieht dies auch in der Religion, wenn sie von ihren Gläubigen (Christen, Juden, Moslems usw.) und von Pfarrern, Messdienern, Pastoren, Bischöfen, Imamen, Rabbis, Rabbinern, Priestern, Kardinälen, Päpsten usw. spricht. In Kriegen und Konzentrationslagern kommen immer nur Menschen um.

So wie der Mensch an das Leben glaubt, so glaubt jener, der sich für seine Person hält, an den Wert von Geld (mit Zahlen bedrucktes Papier, „Sichteinlagen“, Zahlenreihen auf dem Konto usw. und Arbeit, verbunden mit der Vorstellung, dass außerhalb der gesellschaftlichen Wahrnehmung nur das Nichts auf seine Chance wartet, um ihn aufzehren zu wollen. Vereinfacht ausgedrückt.

Als der Bankkaufmann irgendwann in Erscheinung trat, hieß es fortan: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du für mich mein Brot verdienen. Zinsen.“ Die plumpen Eroberer und Unterjocher der Jahrtausende mal lässig beiseite geschoben.

„Ich erzähle ihnen eine wahre Geschichte. Vor 500 Jahren kamen die Portugiesen und die Spanier hierher und versuchten den Eingeborenen ihr Land abzujagen. Die Spanier kamen und schossen wild in der Gegend rum, um zu beweisen, wer der Chef ist. Die Eingeborenen töteten die einzelnen Spanier.
Ich persönlich bevorzuge die Methode der Portugiesen. Sie kamen mit Geschenken: Spiegel, Scheren und Schmuck. Dinge, die die Eingeborenen selber nicht hatten. Aber um sie weiter zu bekommen, mussten sie für die Portugiesen arbeiten. Deswegen sprechen die Brasilianer heute portugiesisch.
Also, wenn sie Menschen mit Gewalt beherrschen, schlagen sie irgendwann zurück, denn sie haben nichts zu verlieren. Und das ist der Schlüssel.
Ich gehe in die Favelas und gebe ihnen etwas, was sie verlieren können: Elektrizität, fließendes Wasser, Schulen für ihre Kinder. Und mit dieser Kostprobe eines besseren Lebens, gehören sie mir.“ „Hernan Reyes“, The Fast and the Furious, 2001

Die Wissenschaft machte sich unter der Verfolgung durch die Kirche über die Jahrhunderte Gedanken über beobachtete Phänomene, die sie irgendwann auch durch Mathematik mit ihren Zahlen und Formeln zu erklären versuchte, manchmal die Mathematik sogar für die Sprache der Natur hielt, während diese nur ein Versuch ist, ebenso wie die erfundenen Zahlen, das Unbegreifbare auf menschliche Größe reduzieren zu wollen. Das Leben geht jedoch nicht nur zeitlich über die Existenz des Menschen hinaus.
Dabei hat er die Wahl sich dem Leben anzuschließen und das Bisherige unter einem vollkommen anderen Aspekt zu betrachten, als er dies – ohne vom Leben zu wissen – für gewöhnlich tut.

Die Suche nach den kleinsten Teilchen und aus was diese wiederum bestehen, schickt den Menschen in eine Welt der Details von Details wie auch weit hinaus ins Weltall, wo er den nächsten bewohnbaren Planeten zu finden versucht, während keinem Moment damit verbringt, seine gewohnten Denk- und Verhaltensmuster in den Fokus seiner Forschung zu rücken, die für die mehrheitlichen Verwerfungen auf diesem Planeten verantwortlich sind, was nicht nur naheliegender, sondern auch wesentlich preiswerter ist.

Durch die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster wird der Mensch für gewöhnlich zu einem besitzgierigen Parasiten sowohl an seinesgleichen, wie auch am Leben und am Planeten auf dem er lebt.

Einmal mehr ist die individuell-gesellschaftliche Herausforderung hier erkennbar und dazu hilft ihm sowohl die Selbstreflektion wie auch die beobachtbaren Phänomene im Außen.

Mit allem nichts zu tun zu haben oder zu tun zu haben wollen, ist nicht wirklich hilfreich. Auch dann nicht, wenn man sich auf die Rollen des auf Vorteile heischenden Mitläufers zu konzentrieren meint.

Die aus gewohnter Erziehung heraus entstehenden Denk- und Verhaltensmuster verkörpern jenes System, wie auch die damit verbundenen Konventionen, Wertvorstellungen, wohlwollend zugestandenen Privilegien und sogenannte „Grundrechte“.

„Das größte Vermächtnis, was wir hinterlassen können, ist eine Gegenwart zu schaffen, in der man sich auf morgen freuen kann.“ „Ethan Clade“, Strange World, 2022

Dass er, der Mensch stets eine Wahl hat, wird ihm spätestens dann klar, wenn er das Rollenspiel als solches erkennt. Was will er mehr?

Die Philosophie hilft dem Menschen dabei, das Bestehende zu hinterfragen und im Prozess der Infragestellung und mit Hilfe der Psychologie zu jenen Mechanismen und deren Ursachen vorzudringen, über die der Mensch zum Teilnehmer eines Systems wird, mit dessen sicht- und spürbaren Auswirkungen (Symptomen) er sich häufig reichlich zu beschäftigen weiß, und an denen er gerne – dafür belohnt – herumlaboriert.
Auffällig ist, dass jene in der Rolle der Psychologen, selten über das System nachdenken, obwohl sie das Werkzeug dazu gelernt haben. Ich kenne zwei, die sich in der Feindbild Projektion üben, scheinbar ohne zu wissen, dass der Feind, den sie im Gegner zu erkennen meinen, ihren eigenen „Ich“, als der Feind selbst, entspringen.

Dabei wird die Betrachtung gesellschaftlich etablierter Denk- und Verhaltensmuster außen vorgelassen, die ihn das von ihm Geschaffene nur als Auswirkungen – nicht selten als „Unsäglichkeiten“ – sowie als einzelne Dinge und Teile wahrnehmen lässt.

Letztlich bewegt er sich solange als Gefangener seiner eigenen Denk- und Verhaltensmuster, bis er sich auf den Weg macht, diese infrage zu stellen.

Ob es also ausreicht, sich nur durch Klagen, Jammern und Beschweren sowie der Suche nach Schuldigen zu „outen“, ist demnach von fraglicher Natur.

Die Politik, die sich auf künstliches Recht zu stützen meint, stellt zum Ende hin nur eine Form von Betreuung der Untertanen dar, um durch eben künstliche Gesetze ihre wohlwollende Tyrannei wie auch das Handeln ihrer Judikative, Exekutive und Verwaltung rechtfertigen zu wollen, trotz offensichtlich rechtlicher Ungereimtheiten.

Es ist besser die Regelwerke der Natur zu entdecken, über die sich der Mensch wieder dem Leben zuwendet, statt nur künstliche Regelwerke erfinden zu wollen.

„Hinter dieser Maske ist nicht nur Fleisch, hinter dieser Maske steckt eine Idee! Und Ideen, Mister Creedy, sind kugelsicher!“ „V“, V wie Vendetta, 2005