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Schon dafür oder gewohnt dagegen?

Lesezeit: ca. 16 Minuten

(v1.65) Einmal mehr lautet in diesen Tagen die übliche Frage: Ist man für (den Westen?) oder dagegen? Ach, ich weiß ja gar nicht, wie ich mich entscheiden, und was ich glauben soll.

Na? Haben Sie jetzt richtig Wut und Zorn? Denn IN der Ukraine werden Menschen getötet, während es anderen zu fliehen gelang. Jetzt habe ich Ihre Aufmerksamkeit.

Denn wer öfters den einen oder anderen Beitrag liest, der weiß, dass ich ganz oben nur sarkastisch geflunkert habe. Denn die Frage habe ich mir bereits vor langer Zeit selbst beantwortet.

„Bist du auf unserer Seite?“ „Ich glaube, so einfach ist das nicht.“ „Dann sollte es aber schnell so einfach werden.“ „Ich bin auf der Seite des Lebens.“ Dialog aus Avengers: Age of Ultron, 2015

Man kann gewohnt „für“ oder „gegen“ etwas sein oder sich „enthalten“. Darüber hinaus gibt es noch eine weitere Sichtweise: Man nutzt das Gegebene, um sich wirklich eine eigene Meinung zu bilden, die sich in keiner der beiden Kategorien einsortieren lässt, sondern als ein „sowohl…als auch“ daherkommt.

Letzteres setzt voraus, dass man Geschehnisse dazu nutzt, um etwas für sich selbst zu lernen, zu hinterfragen und auch infrage zu stellen, um sich zu entwickeln, was über die gewohnt kurzweiligen „Lippenbekenntnisse“, also gewöhnliches „dafür“ oder „dagegen“ sein, hinausgeht.

Denn: „Wir sind dafür, dass wir dagegen sind oder: Wir sind dagegen, dass wir dafür sind“, bringen einen nicht wirklich weiter.
Doch genau darum geht es: nämlich nicht weiterzukommen, sondern alles schön so weiterzumachen, wie bisher.

Zwar wird mitunter großmäulig gefordert, dass sich etwas ändert, doch hat sich bisher herausgestellt, dass die Fordernden selbst nicht davon betroffen sein wollen und sich dann wieder verkrümeln oder „kleine, ungefährliche Brötchen backen“.

Im Grunde zeigt das Video, dass prinzipiell die gleiche Nummer läuft, wie auf der „gegnerischen Seite“.

Ich glaube nicht, dass das von beiden Seiten bisher noch nicht erkannt wurde, denn es geht ja darum, die Gehorsamsbereiten weiter ihren Glauben zu lassen, dass man für Zahlen bedrucktes Papier ja Arbeiten müsse, weil eben der Glaube herrscht, dass Arbeit etwas wert sei, die mit dem Bedruckten zu begleichen ist.

Und schon sind wir wieder beim üblichen Thema.

Im Grunde mag ich nochmals auf das Weiterdenken hinweisen, was über das gewohnt geschlossene und polarisierte Meinungsbild hinausgeht. Denn: Man ist nicht der Untergebene anderer, selbst wenn man anerzogen „freiwillig“ der Meinung sein mag. Das trifft auch für die (Aus)Erkoren zu.

Im Kern ist man anerzogen stets nur der Untergebene der eigenen, anerzogen-entwickelten Denk- und Verhaltensmuster, solange man an diesen festhält, verbunden mit den Konventionen und gesellschaftlichen Wertvorstellungen.
Und darin unterscheiden sich die „Parteien“ in keiner Weise.

Denn alle träumen sie von einem eigenen Land, einem Staat, „gerechten Vorgesetzten“ und Untergebenen, die mit wohlwollend zugestandenen Rechten und Pflichten ausgestattet sind – meist auf der Basis eines Stück Papiers, wo das gemeinsam gelebte Herrschaftssystem dokumentiert ist. Mir kommen die Tränen.

In der Kirche läuft prinzipiell die gleiche Nummer. Der Film „Agora – Die Säulen des Himmels“ verweist in einer Szene darauf hin, wie sich der Mensch einem anderen unterwirft, nur weil der eine ein Buch in Händen hält, wo alles niedergeschrieben ist, an was der andere, durch ein: „Bist du dafür oder dagegen“ besiegelt, zu glauben hat.

„Ihr Würdenträger. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ein jeder von euch, sich mit Christus aussöhnt… Dies ist das Wort Gottes… Kniet vor ihm nieder, und nehmt seine Wahrheit an.“ „Charition’s Bruder“ mit der Bibel in der Hand, Agora – Säulen des Himmels, 2009

Ladies and Gentlemen. Das ist alles nur Papier, wo was darauf geschrieben steht, was jedoch irgendwann infrage gestellt werden mag, da es dann nicht mehr ausreicht. Der Moment nennt sich „Krise“.

Selbst dann nicht, wenn sich gehorsamsbereit erzogene und auf Belohnung hoffende Untergebene mit ihren “gerechten Vorgesetzten“ einig sind.“

Putins Argumente zeigen deutlich, dass Russland über die gleichen „Rechte“ verfügt, wie der Rest der Welt, wo man sich in gewohnter Haltung, im Rahmen der Konventionen und Wertvorstellungen begegnen mag.

„Im Kapitalismus wird der Mensch durch den Menschen ausgebeutet, im Kommunismus ist es genau umgekehrt.“ Nomenklatura: die herrschende Klasse der Sowjetunion, Michail Sergejewitsch Woslenski

Jetzt könnte man über die „Richtigkeit“ der Ideologien diskutieren, doch spielen die in hierarchischen Organisationsstrukturen nicht wirklich eine Rolle.
Denn eine Hierarchie entsteht, wenn man anerzogen „freiwillig“ oder gezwungen die Verantwortung für die eigene Existenz an künstliche Vorgesetzte mit ihren künstlichen Regelwerken abgibt.

Letztlich zeigt sich, dass der Mensch die Kindheitsphase nicht wirklich überwunden hat, indem er über den Status des in Vernunft und Gewissen begabten(!) hinausgewachsen ist.
Denn „in Vernunft und Gewissen begabt“ zu sein, heißt das noch lange nicht, dass man es bereits „ist“.

Mit dieser Aussage befinden sich Ost und West (auf einer Kugel) sofort „in einem Boot“, da die Grundstrukturen – basierend auf gewohnter Erziehung zur Gehorsamsbereitschaft – die prinzipiell gleichen Strukturen (Hierarchien) hervorbringen, die mit den gleichen, wohlwollend zugestanden Privilegien ausgestattet sind.

„Russische Immobilien steigen kontinuierlich im Wert. Damit stellt der Erwerb von Immobilien eine äußerst gewinnbringende Art der Kapitalanlage dar…“ Elena Baranova, Veröffentlicht auf „Recht und Wirtschaft“

„Russland sollte* effizient und wettbewerbsfähig sein…mit einer stabilen Wirtschaft und einem gut entwickelten politischen und sozialen System, dass flexibel auf Veränderungen innerhalb des Landes und der Umgebung reagieren kann.“ Wladimir Wladimirowitsch Putin, siehe Video (Quelle: Video, Youtube)

* Anmerkung: Er sagt allerdings „sollte“, also feilt er noch daran herum.

Zur Erinnerung: Nicht nur die Fundamente der „Verfassung der Russischen Föderation“ habe ich vor geraumer Zeit näher beleuchtet.

Das Video zeigt letztlich, dass die „ersonnenen Gegner“ lediglich die Spiegel füreinander sind, während sie die gleichen Besitztümer und (Wert)Vorstellungen für sich beanspruchen.

„Gewalt und Gewaltbereitschaft herrschen in der Regel nur da, wo das Denken nicht belohnt wird und der Kampf von einer psychischen Argumentationsschlacht bis hin zu einer wirklichen Schlacht reicht.“

„Der Glaube an den Wert von mit Zahlen bedrucktem Papier, Zahlenreihen auf dem Konto und der Arbeit, die damit zu entlohnen sei, hält das System der alten Ordnung aufrecht, während die Erziehung zur Gehorsamsbereitschaft es immer wieder aus sich heraus erstehen lässt.“

Verständlich, warum sich eine ausgegebene Währung gerne auf den ganzen Planeten ausdehnen mag, um so auch den Machtbereich über die Grenzen hinaus für sich beanspruchen zu wollen. So vom Rande der alten Ordnung.

Was das dafür oder dagegen sein angeht, wird selbst der Hinweis, über die Dinge hinauszudenken, als Angriff auf eine „herrschende“ Meinung gewertet und anschließend verbal bekämpft oder nicht verbal verdrängt. Ersteres nennt sich dann „Diskussion“.

Im positiven Recht findet der Kampf auf dem Papier statt. Und da das positive Recht nicht selbstregulierend ist, bedarf es stets einer Exekutive, während das überpositive Recht selbstregulierend ist, da es sich an den Regelwerken der Natur orientiert. So nebenbei.

Das lässt dann nicht nur den gewohnten Rechts- und Reichsgläubigen und den BRD-Staatsgläubigen gemeinsam auf einer Bank Platz nehmen.

Deutlich erkennbar, dass die gewohnt gelebten Gegnerschaften im Grunde keine wirklichen sind.
Das liegt daran, dass nicht der Mensch die Rolle spielt, sondern die Rolle spielt die Rolle, wo es nicht um das Leben selbst geht, sondern nur die kleine Existenz, die in der Regel durch die üblichen, künstlichen Privilegien aufrechterhalten werden soll.

Dass es sich nur um Scheinkämpfe handelt (für den Gewohnten erscheinen sie ernst und alternativlos) liegt daran, dass man – trotz zelebrierter Gegnerschaft – über die gleichen Fundamente verfügt, die im Wesentlichen auf der Vorstellung beruhen, dass einem etwas oder jemand gehören würde – ob diese Vorstellung mehr oder weniger „freiwillig“ oder unfreiwillig angenommen wird oder worden ist.

„Die „Auserkorenen“ benehmen sich nur deswegen wie die „Herrscher“, weil sie zur Machtübernahme und die „Untertanen“ von ihresgleichen wie „Untertanen“ erzogen werden – während beide eine kollektive Illusion erzeugen.“

Zeit diese Rollen abzulegen.

Die „Beauftragten“ beschützen auch nicht die Menschen, sondern lediglich die Personen (Staatsangehörige), die sie spielen, um das aufrecht zu erhalten, was sich aus den Personen heraus konstituiert: ein Land und seine Grenzen, besetzt von einem Staat, seine Werte und Konventionen und letztlich auch die Existenz der Beauftragten.

„Menschen verteidigen notwendigerweise ihr eigenes „Ich“. Wir nennen das: „ohne Grenzen“. Sie werden lügen, betrügen, stehlen, morden. Sie werden alles tun, was notwendig ist, um das aufrechtzuerhalten, was wir „die Grenzen des Ichs“ nennen.“ Andrew Samuels, Ph.D., Revolver, 2005

Was Osten und Westen (auf einer Kugel) gemeinsam haben?

Russen, Amerikaner, Deutsche, Österreicher, Brasilianer, Chilenen, Mexikaner, Kanadier, Spanier, Italiener, Franzosen, Polen, Nigerianer, Koreaner, Mongolen, Ukrainer, Georgier, Tschechen, Ungarn, Kroaten, Serben, Griechen, Schweden, Finnen, Norweger, Japaner, Chinesen, und die vielen anderen, einschließlich derer IN den Dörfern und Stätten, sind dies alles nur Namen für Rollen, die irrtümlicher Weise meist mit „Ich bin…“ anfangen, weil der Mensch denkt, er sei seine Person, seine Rolle, sein „Ich“. (Anmerkung: Das trifft im Kern auf auch alle Personen/Rollen in den Religionen mit ihren Institutionen zu, für die sich diejenigen halten. Was mit dem Glauben an das Leben selbst, die Getrennten wieder vereint. Denn die größte Täuschung ist, sich für seine Rolle zu halten, sich der Mensch für sein „Ich“ hält.)

Es gibt jedoch nur Menschen, die in ihren Sprachen und Dialekten sprechen, die sich anerzogen (im Rahmen gewohnter Fremdbestimmung) jedoch im Haben räumlich und zeitlich zueinander abgrenzend auszudehnen versuchen, statt im Sein.

Der Rest, die Länder, die Staaten und ihre kleineren Institutionen die ganzen, damit verbundenen Rollen (die künstlich Erkorene und ihre Untergebenen anzunehmen meinen, im Glauben sie seien diese) sind nur künstlicher Natur.

Zwar kann man sich seinen Beruf selbst aussuchen oder einen Job zugewiesen bekommen, was jedoch nichts mit Berufung zu tun hat. Hauptsache jemand geht dem Glauben nach, dass „Geld (gelt)“ und Arbeit etwas wert seien, um damit das Unnötige am Laufen zu halten, um damit verbundene „Probleme“ selbst zu erzeugen, die dann anschließend oberflächlich kaschiert, jedoch auch belohnt werden.

„Ich bin kein Maschinenbauer, sondern ein Mensch, der die Grundlagen des Maschinenbaus gelernt hat. Auch bin ich offiziell auch kein „Deutscher“ mehr, sondern lediglich ein deutsch sprechender Mensch.“

Somit könnte ich die Frage, ob ich „für“ oder „gegen“ das Szenario IN der Ukraine sei, nicht beantworten. Jedoch lassen sich in dem Szenario all die üblichen Denk- und Verhaltensmuster beobachten, die typisch für die Natur des Menschen sind. Jedoch ist die Natur des Menschen nicht die Natur.

Die Rollen, die im Krieg in der Regel eingenommen wird heißen: „Soldat“, Toter, Zivilist, Freund, Feind, Flüchtender usw.
Dem Soldaten kommt man mit Patriotismus „für sein Land“ (Staatsglauben) in Bewegung versetzt – fremd bestimmt, auf Befehl.

Im Zivilen nennt man es „in Vertretung“, „auf Anordnung“ oder „im Auftrag“, was vom Prinzip her dasselbe ist, wie ein auszuführender Befehl. Siehe: §4, Abs. 2 VstGB:

„Einem militärischen Befehlshaber steht eine Person gleich, die in einer Truppe tatsächliche Befehls- oder Führungsgewalt und Kontrolle ausübt. Einem zivilen Vorgesetzten steht eine Person gleich, die in einer zivilen Organisation oder einem Unternehmen tatsächliche Führungsgewalt und Kontrolle ausübt.

Dies alles, um das zu verteidigen, wovon man anerzogen irrtümlich glaubt, dass es einem „gehören“ würde (einschließlich der Rolle) und man seinen (möglichen) Verlust deshalb zu verteidigen hat – einschließlich der irrigen Annahme, dass einem das Leben „gehören“ würde.

Also. Wo ist da der geistige Nährwert, wenn nicht in der Infragestellung gemeinsam vorhandener Denk- und Verhaltensmuster?

„Ich weiß etwas, was Kinder nicht wissen.“ „Und das wäre?“ „Dass niemand Böses wahrhaft böse ist und niemand Gutes wahrhaft gut.“ „Loki“, Loki, 2021

Letztlich ist es schwerlich mit dem Finger auf den anderen zu zeigen, er sei der Feind, der Aggressor, wenn von den fünf Fingern drei zurück zeigen.

„Etwas wie einen äußeren Feind“ gibt es nicht. Egal, was die Stimme in ihrem Kopf ihnen sagt. Alle Feindbilder, die wir haben, sind nur Projektionen des „Ichs“, als der Feind selbst.“ Dr.Deepak Chopra, M.D., Revolver, 2005

Nachtrag: „Wenn man die Unmöglichen ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag.“ Arthur Conan Doyle

Mh. Oder war es „das Unmögliche“?

Musikalische Nachbehandlung: