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Schon mal in Religion aufgepasst?

Lesezeit: ca. 14 Minuten

Während über eine „Weltreligion“ gemunkelt wird, macht es natürlich Sinn, sich ein Bild zu machen, wie es bisher mit den vielen Religionen, ihren Anhängern und Verfechtern so lief. „Eher bescheiden“, wäre hier der passende Ausdruck.

Da wollte doch so jeder das Recht für sich pachten, scharte seine gläubigen Schäfchen um sich und zeigte fleißig mit dem Finger auf die andere Religionen mit der Begründung, man sehe nur Ungläubige, Barbaren oder sonst was einem so einfällt, während man den eigenen Balken im Auge geflissentlich übersah.

Worüber alle gerne diskutieren, was in den heiligen Büchern steht und in welchem wohl „das Richtige“ stehen mag. Und so verfügte jede Religion über ihr eigenes „Buch der Bücher“ und so trennte man wieder einmal die Welt in kleine Teile und Fürstentümer.

Schaut man sich die Mehrheit heute bestehender Religionen an, so ist es nicht verwunderlich, wenn sich so manche davon abwenden, wie das mit dem „Glauben“ insgesamt so gehandhabt wird.

Nachdem ich den Qur’an die Tage in Händen hielt, entschloss ich mich gestern, diesen Beitrag zu schreiben und am Abend sah ich „zufällig“ den Film „Agora – die Säulen des Himmels“. Der Film spielt im Jahre 391 nach neuer Zeitrechnung in Alexandria. Dies zu einer Zeit, wo die Römer noch Einfluss auf das Weltgeschehen hatten.
Der Film beschäftigt sich mit der zunehmenden Ausdehnung des Christentums im römischen Reich. Die Bibliothek von Alexandria spielt im Film den Dreh- und Angelpunkt. Den Film mag sich jeder gerne selbst nochmals anschauen, wenn ihm danach ist.

Natürlich kann man sagen, es sei ja „nur“ ein Film. Auffällig dabei ist jedoch, dass es den gewohnten Boden christlichen Gutmenschentums verlässt, wie man es auch von den bonifatischen Bekehrungsaktionen her gehört hat.
Es geht hierbei jedoch nicht darum, wer was wann wem angetan hat und welche Schuld wer wofür trägt. Das wäre gewohnt nur zu einfach und man sich dabei im Kreise dreht. Vielmehr passt das Handeln an sich, wie man es auch aus aktueller Zeit her kennt: „Wer nicht Bruder sein will, hat ein Problem.“

Sicher kann man sich alleine mit diesem Thema ein Leben lang beschäftigt halten und mit den bekannten Religionen auseinanderzusetzen – ich meine jetzt mit den Inhalten. Ich habe lediglich, neben einigen Blicken in die Bibel, mal im Talmud, im Sohar – und gerade vor mir liegend – im Qur’an „geblättert“.

Alle drei arbeiten nach dem gleichen Art und Weise und wenn man „hinter“ das Geschriebene schaut, so findet man bei allen jene Prinzipien wieder, die sich erst dann zeigen, wenn man die gesellschaftlich geschaffenen Barrieren hinter sich lässt, die sich einem erst durch die Überwindung der gelernten Vorstellungen von getrenntem „Gut und Böse“ zeigen.

„Der Terrorist im fremden Land, ist der Held im eigenen.“

Denn in der gedanklichen Trennung bewegt man sich in der Polarisation mit ihrem bekannten Gegeneinander, dem Versuch der Überzeugung und Eroberung „anderer“ sowie in einer Schule und lernt, wie es nicht funktioniert: im Kreisverkehr aus selbstgeschaffener Hilflosigkeit, die sich in der Regel irgendwann in einem explosionsartigen Szenario entlädt.

Und wenn nicht umgedacht wird, wiederholt sich die Geschichte – wieder einmal. Es liegt also am Umdenken. Das ist jene fähigkeit, die dem Menshcen zueingen ist, mehrheitlich jedoch selten wirklich angewandt wird.

„Bist du für oder gegen uns?“ „Ich stehe auf der Seite des Lebens.“

Sich den Kopf von Kindesbeinen an mit „heiligen Texten“ zu befüllen, bevor man das jene „Etwas“ aus sich heraus und in einem selbst erkannt hat, überlagert den natürlichen Entwicklungsprozess und erhält die zunächst in der Familie entstandene, vereinbart konditionierte Obrigkeitshörigkeit.
Dies nicht selten verbundem mit glühendem Eifer zum Fundamentalismus für die „richtige Sache“ – dies im kollektiven Glanz der Mehrheit aller Religionen, da die „gewohnte“ Erziehung auf artgerechtes Verhalten im Vordergrund steht – Traditionen.
Gleiches gilt für die leere Wand, der man sich im außen zuwendet und auf Erlösung hofft. Die Wand als Spiegel eigener, innerer Leere, die klagende Schweigsamkeit dabei mit Versen und Zitaten überlagernd.

Damit untrennbar verbunden, der Reigen aus sich selbst auferlegtem Entwicklungsstillstand, artgerechtem Verhalten, in der Beschäftigung vom mehr des Selben und vereinbart abgewandt von Eigentlichen auf der Suche nach Schuldigen und Verursachern (im Außen).
Dies als kollektiv vereinbarter Widerstand gegen die natürliche Entwicklung des Individuums – über die Konventionen der Gesellschaft hinaus, hin zum „Ganzen“.

„Das Geständnis“ ein Film mit Ben Kingsley zeigt, dass eine begangene Tat und damit verbundene, offen vor Gericht bekundete Übernahme der Verantwortung durch den Täter eher als „psychische Krankheit“ interpretiert wird. Interessant, wenn man sich den Film aus der Sicht dargebotener, gesellschaftlich vereinbarter Verhalten betrachtet. Umdenken ist also angesagt.

Und wer mit dem ganzen „Glaubenskram“ erst gar nichts zu tun haben mag, glaubt sich auf dem richtigen Weg, mit dem Kniff des „Nichtglaubens“ sich aus der Affäre ziehen zu können. Jedoch findet er sich lediglich nur in einer weiteren Kategorie innerhalb der Konventionen wieder.
Im eigentlichen Sinne ist die Religion wie das Recht, lediglich eine Überlagerung, als Abkehr vom Eigentlichen – nennen wir es mal „Natur“ mit ihren natürlichen Prinzipien.

„Der Stärkere gewinnt,“ ist dabei lediglich die Aussage eines Tors, der nur einem anderen Tor folgt.

Denn selbst eine grundsätzliche Ablehnung ist dabei nur die verallgemeinerte Ausgabe einer kategorielosen Kategorie der Heraushaltung aus dem natürlichen Lernprozess – oder auch Bewusstseinsentwicklung.
Denn der Verstand ist schlau, wenn es darum geht, alles beibehalten zu wollen, während es „woanders“ erst einmal anders werden soll – also die übliche Form gesellschaftlich tolerierter Projektion.

Denn was ist Glauben? In der Regel verbindet man es mit „Religion“. Geglaubt wird in der Kirche.
Glauben ist lediglich nur ein anderer Begriff für „annehmen“ – selbst das, was mit seinen Sinnen „wahrnimmt“, bedarf des Glaubens.
Denn irgendwann sagte mal jemand: „Schau, das ist ein Apfel.“ Ich denke, hier mag kaum jemand diskutieren wollen. Bei Farben ist es ähnlich: blau ist blau, gelb ist gelb.
Okay, der Nihilist könnte… aber es wäre auch nur eine weitere Kategorie…

Schwieriger wird es von etwas sprechen zu wollen, was man nicht mit den gewohnten Sinnen wahrzunehmen vermag oder besser ausgedrückt, wo die entsprechenden Möglichkeiten der Wahrnehmung durch gesellschaftliche Konventionen überlagert wurden, verbunden mit einer in der Regel menschlichen Ersatzfigur als vorgesetzter Ansprechpartner. Wahrnehmung ist etwas für wahr annehmen… bewahren…bewahrheiten…

„Vorsetzen, vorstellen, vortäuschen.“ „Wählen, erkieren, sich selbst täuschen lassen.“

„Die geistige Welt hat mir gesagt…“

Da kann man auch noch soweit blicken wie man mag, in der Regel funktionieren auch jene „Vorgesetzen“ nach den familär-gesellschaftlichen Konditionierungen und wie man sieht, findet sich in der Regel auch wieder nur die Form der Hierarchie vor. Sheitan und Satan lassen grüßen.

Alles steht und fällt also mit der Hinterfragung der eigenen Konditionierungen, denn diese lassen das Gelesene anders erscheinen, umso „gruseliger“, wenn die Trennung der Prinzipien „Gut und Böse“ noch unüberwunden in den Akteuren wirkt, dann bewegen sich jene im künstlichen „Lernmodus“, einer Verweilwelt, aus der man sich nur dann langsam herausbewegt, wenn man die besagte Trennung überwunden hat.

Denn was ist „Gut“ und was ist „Böse“? Stehen beide nicht einfach nur für „abträglich“ und „zuträglich“? Klingt wie „Geben“ und „Empfangen“ fällt mir gerade jetzt beim Schreiben auf (Oh, oh. Sollte es am Ende doch so einfach sein? Für denjenigen, der an seinen Gewohnheiten festhält ist es sicher „kompliziert“, so würde er zumindest sagen – Erlebtes.
Ist ihm unbewusst klar, dass ein Loslassen bisheriger Verhaltensmuster zum Verlust seines Hab und Gutes führen kann? Die Unvernunft wieder als gesellschaftlich tolerierter Aspekt.).

„Ich finde es vernünftig, wenn ich viel Geld auf dem Konto habe.“ Kollege in 2015

An und für sich ein „leichter“ Akt, wenn da nicht diese Konditionierungen in einem selbst wirksam wären und im weiteren Umfeld die gewohnte Mischung aus weitläufig bekannten sowie vertraut nahestehenden Menschen.

Denn wer trennt sich schon gern von Gewohntem? Und um es hier unverhohlen auf den Punkt zu bringen, selbst wenn man sich nicht (freiwillig) dazu entschließt: Es kommt sowieso – egal in welcher Form auch immer.

Das empfundene „Leid“ selbsterzeugend, als „Widerstand“ gegen eine Veränderung, nicht selten verbunden mit der sich selbsterfüllenden Prophezeiung.

„Aller Schmerz kommt vom Festhalten.“ Dalai Lama

„Jeder bekommt das, was er sich nimmt.“

„Vor dem Umhandeln, bedarf es des Umdenkens.“

Spätestens an dieser Stelle zeigt sich, ob man das Erkannte, auch im Außen von sich zu geben weiß oder man sich nur wieder den Konventionen (der Ordnung) des Umfeldes unterordnet und jedem nach dem Mund redet – willkommen im Alten.

Bis jetzt hat sich gezeigt, dass der Ausweg auf zwei Arten vonstatten geht, wenn man sich dazu entschließt: im Inneren die eigene Infragestellung seiner Verhaltensmuster und im Außen durch die damit verbundene, einhergehenden Abkehr von den bisherigen Regeln der Gesellschaft.

Das bedeutet jetzt nicht, dass man als unvernünftiger Gesetzloser unterwegs ist. Das wäre nur die gewohnte Stigmatisierung aus den Reihen jener, die zum einen selbst „projizieren“ und um damit weiter ihre Daseinsberechtigung rechtfertigen zu wollen.
Alle wollen dass es anders wird, kaum einer mag jedoch freiwillig beginnen, gleichzeitig darf keiner (im Umfeld) anders werden, da dies sich wie ein Virus auf der Informationsebene fortsetzt. Vielleicht versteht nun so mancher, warum die aktuelle Situation so ist, wie sie ist.

Denn es zeigt sich, dass innerhalb der alten Ordnung die Unvernunft gesellschaftlich toleriert ist, da sie das Grundmuster für jegliche Form der Geschäfte und Beschäftigte, Betreuung und Anstalten, Probleme und deren (lediglich) symptomhafte Bekämpfung darstellt.

Und genau das ist die Stelle – das Tor – wo der Mensch selbst und in freier Entscheidung den Weg aus dem System findet.

„Ja, aber die anderen…“ „Ist lediglich ein Projektion… die Freiheit der Entscheidung liegt stets bei einem selbst. Es bedarf lediglich der ehrlichen Entscheidung… ehrlich zu sich selbst.“

Unvernunft. Man sieht, dass sich alles um das Prinzip der Vernunft dreht und wendet. Ein Lernprozess, von dem man sich gesellschaftlich abgewandt hat, weil man es bisher auch nicht anders kannte.

Und auch die Religionen sind davon nicht ausgenommen und auch nicht ihre Verkünder, die nicht selten nur nach dem Prinzip aufgewachsen sind: „Du bist solange gut, solange mir das gefällt.“

Was in den „heiligen Büchern“ steht, sind lediglich nur menschlich überzeichnete, universelle Prinzipien in form von Gleichnissen. Erst durch die reine Personifizierung erfolgt die Trennung und damit der Weg oder der Verbleib innerhalb der – nennen wir es „Matrix“.

Es macht also Sinn weiterzudenken – weiter als die Gesellschaft es gewohnt toleriert. Und die Wahl der freien Entscheidung liegt in jeder eigenen Hand, wenn der Zeitpunkt für einen gekommen ist –  womöglich gerade jetzt.

„Egal wie weit man rennt, wenn die Konventionen beibehalten werden, wiederholt sich lediglich das Geschichtete.“