Vom Egoismus im Haben und jenem im Sein

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(v1.2) In so mancher Situation fällt auch mal der Begriff „Egoist“, wenn sich jemand bspw. nicht mehr als „gefügig“ erweist oder in steigender Mitnehmermentalität kein Ende zu finden scheint.
Letzteres ist häufig auf mangelnde Vernunft und innere Leere, entstanden aus gewohnter Erziehung im Haben zurückzuführen.
Nicht zu vergessen: Der Glaube an einen Überlebenskampf, den man in der Regel gegen andere auszufechten meint, wo die Vorstellung herrscht, andere würden einem was wegnehmen.

So lässt sich eine ganze Bevölkerung prima fremdbestimmen: über den anerzogenen Mangel und der Angst vor Verlust und Schmerz.

Da braucht man sich über den klassischen Egoismus nicht wundern, als ein mitunter zerstörerische Erscheinung des Systems der alten Ordnung.

In einem Verbund solch gleichgeschalteter Akteure führt dies früher oder später zu Konflikten, da auch die anerzogene Vorstellung herrscht, etwas, jemand oder gar das Leben würde einem gehören. Schließlich habe man ja auf alles einen Anspruch, ein Anrecht usw.

Doch nicht jeder vertritt für sich selbst diese anerzogene und gesellschaftlich als „normal“ angenommene Vorstellung – allein, weil es auch nicht einfach nur um „entweder…oder“, also um „haben oder nicht haben“, also gewohnt um „alles oder nichts“ geht.
Das erkennt man jedoch erst hinterher, wenn man verstanden hat, was das System ist, woraus es sich erzeugt und aufrechterhält, was nichts mit der üblichen Suche nach „hauptverantwortlichen Schuldigen“ zu tun hat, die nur „bestraft“ und „weg müssen“. Verdrängungskonzepte.

„Merkel muss weg!“ „Merkel ist doch schon weg.“ „Ach so… Scholz muss weg!“ „Der ist auch schon weg, hat einen Termin mit Merkel.“

Es handelt sich lediglich um anerzogene Glaubenssätze, die zu Konventionen wurden, die nur deswegen so beharrlich sind, weil mit dem Haben oder dem Zugestehen von Eigentum für gewöhnlich auch eine Verlustangst einhergeht, die gern mit der Vorstellung geschürt wird, dass ein Verlust ja möglich sein „könnte“. So gestaltet sich der gewohnte Denker seine Realität.

„Das Tolle an Gefühlen ist, sie sind viel einfacher zu kontrollieren, als Fakten. In meiner Matrix hat es sich gezeigt: Je mieser wir euch behandeln, je mehr wir euch manipulieren, desto mehr Energie produziert ihr. Iss irre.
Ich stelle seit meiner Übernahme jedes Jahr Produktivitätsrekorde auf. Und das Beste ist: Null Widerstand.
Die Leute bleiben in ihren Potts. Zufriedener als Schweine in ihrer Scheiße.
Der Schlüssel zu alldem: Sie… und sie. Ihr sehnt euch still nach dem, was ihr nicht habt. Und das was ihr habt, fürchtet ihr zu verlieren. Für 99,9% eurer Art, ist das die Definition von Realität. Sehnsucht und Furcht, Baby. Da gibt man jedem, was er will, oder?“ „Analytiker“ zu „Neo“, Matrix Resurrections, 2021

Klassischer Egoismus beruht darauf, sich andere zunutze zu machen, man „braucht“ sie, also instrumentalisiert sie, um der eigenen offensichtlichen oder verdeckten Vorteile willen.
Trifft klassischer Egoismus auf klassischen Altruismus, so sind den üblichen Schandtaten und Schwafeleien „Tür und Tor“ geöffnet. Man spricht auch davon, jemanden „vor den Karren zu spannen“.
Da dürfen Sadismus (Schmerz zufügen) und Masochismus (Schmerz ertragen) natürlich auch nicht fehlen.

Dabei darf eines ebenfalls nicht vergessen werden, dass der gewohnt konditionierte Mensch das Haben dem Sein anerzogen mehr Bedeutung beimisst und damit auch seinem Umfeld und den ihm gehörenden Dingen, die ihn „aufwerten“ und mitunter ein gesellschaftliches Ansehen verleihen, als der Mensch, der sich größtenteils dem „Egoismus“ seiner Entwicklung und Berufung widmet, wobei der Bedarf an Kontakten, wie auch an Dingen, bei ihm nicht die üblichen Bedeutungen einnehmen.

Er ist mehr mit sich selbst beschäftigt und ist sich „selbst genug“. Er strebt nicht danach Herr über andere zu werden, noch sich anderen zu unterwerfen. Was er macht, macht er aus Freiwilligkeit (also von sich aus) und genauso sagt er auch „Nein“.

Denn mit der eigenen, inneren Entwicklung kehrt auch Ruhe und Gelassenheit ein. Was nicht ist oder sein soll, ist dann auch nicht, ergibt sich möglicher auch von selbst.

Es geht sogar noch einen Schritt weiter: So mancher Gedanke, der zu Aktionismen und damit verbundenen Diskussionen im nahen Umfeld führen würde, bleibt unausgesprochen und wird erst gar nicht weiterverfolgt. Diskussionen verblassen, weil so manches Thema nicht mehr so wichtig erscheint – im Gegensatz zu früher, wo es noch ums „Recht haben“ ging.

Gewohnte Erziehung im Haben, lässt den Menschen innerlich nahezu leer, während er versucht, mit äußerlichen „Werten“ diese innere Leere zumindest eine Weile füllen zu wollen, was nicht wirklich zu einem individuellen, erfüllenden Dauerzustand führt – jedoch zur heutigen Welt und dem System und seinen vielen „Versuchungen“, „Angeboten“ und „Bemühungen“, was man denn so alles „unbedingt“ bräuchte oder haben müsste, um auch dazuzugehören. Letztlich stellt sich nur die Frage, zu was man da eigentlich gehört.

Hinweisend: Wenn es um Selbstverwirklichung geht, hat das nichts mit der Anschaffung einer Sache, bspw. eines teuren Autos zu tun.

Dieses Verhalten beruht auf der gewohnten Erziehung im Haben und dass man dann etwas sei, wenn man „hat“. Nicht vergessen werden darf: Wer hat, der kann auch wieder verlieren, bzw. es wieder genommen bekommen, die weit verbreitete Vorstellung, dass einem „etwas“ gehören würde, ist die Grundlage für eine „gut funktionierende Fremdbestimmung“.

„Eigentum verpflichtet… zu Gehorsam.“

„Da ist so eine Grundeinstellung da draußen. Da geht was ab, da ist so viel Hoffnungslosigkeit. Was sollen wir da machen?“ „Das ist nicht leicht zu beantworten, aber wenn… vielleicht gelingt es uns durch das Fernsehprogramm oder auch durch andere vorstellbare Programme den Menschen klar zu machen, dass jeder Einzelne von ihnen wirklich wertvoll ist.“ „Ja, und das geht schon in der Kindheit los. Wir dürfen nicht unterschätzen, wie wichtig sie ist.“ „Ich glaube nicht, dass sich jemand gut entwickeln kann, wenn er nicht als derjenige akzeptiert wird, der er ist.
Man hört so oft den Satz: „Oh, wenn du mal groß bist, wirst du es zu etwas bringen.“ Das sagen so viele in diesem Land. Das heißt, ein Kind wird also für das wertgeschätzt, was es mal sein wird und nicht für das, was es ist. Es wird eines Tages ein großer Konsument. Und je schneller wir die Kinder aus dem Nest werfen, damit sie unsere Produkte kaufen können, desto besser.“ Dialog „Arsenio Hall und Fred Rogers“, Der wunderbare Mr. Rogers, 2019

Die Grundlage eines „gut gehenden Faschismus“ bildet die gewohnte Erziehung zur Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung, an der später die Bedingung anknüpft: „Wenn du nicht machst, was ich will, dann…“

Mit dem Haben tritt sowohl die Verlustangst in Erscheinung, wie auch die vielen Bestrebungen, das Erlangte auch weiter behalten zu wollen – aus Gewohnheit.
Im Kern geht es nicht einfach um die Sache, sondern um den anerzogenen Glauben, dass die Sache einem gehören würde.

„Der Glaube an die Dinge ist jedoch mehr wert, als die Dinge selbst.“

Bewusst oder unbewusst darüber wird abgewägt, wer oder was einem zunutze sein kann oder nicht – zumindest im gewohnten Bedeutungsrahmen von Egoismus. Bei einer Sache mag das ja noch gehen. Doch bei einem Menschen?

„Ja, aber wir geben dir doch das Geld, damit du das machst, was wir wollen.“ „Wenn ihr doch schon wisst, was ihr wollt, dann spart euch das Geld und macht es doch einfach selbst.“ Tatsächlich stattgefundener Dialog (Anmerkung: Es ging um die Erstellung einer Webseite für einen Verein)

Am eigenen Tun, den daraus entstehenden Ergebnissen und damit verbundenen Bedeutungen, kann man die eigene Haltung überprüfen, gleichfalls auch die von anderen. Denn nicht immer sind die Absichten hinter manch ehrenwerten oder patriotisch formulierten Worten erkennbar. Hat man das System jedoch verstanden, dann schon. Am Tun wird man sie erkennen!

„Wenn ich sehe, dass es nicht weitergeht, muss ich wieder mein Ding machen“, sagte ich mal in einem Dialog im Aufklärerbüro.
Bereits seit einer Weile hatte ich bemerkt, dass sich in der Aufklärung im Kreise gedreht und immer wieder der gleiche Sermon traktiert wurde.

Und immer wenn ein Kreisverkehr erkennbar wird, so ist es an der Zeit, andere Fragen zu stellen und so eine andere Richtung einzuschlagen. Achtsamkeit ist hier der Schlüssel, nicht selten auch der „Kategorische Imperativ“, wenn nur zwei Gegensätze erkennbar sind.

„Du bist ja ein Egoist und machst nur dein Ding“, entgegnete man mir.

Natürlich machte ich mir darüber Gedanken. Anmerkend: Zu der Zeit wusste ich noch nichts über „Projektionen“.
Einen Tag später kam jemand zu mir, der mir das gleiche vorwarf, worauf ich jenem entgegnete: „Ja, dann mach’ doch mit.“ Es folgte ein recht leerer Blick beim Gegenüber.

Meist wird bei den beiden Begriffen „Haben“ und „Sein“ in einer Oder-Verknüpfung gedacht, wo man sich für eines zu entscheiden hätte, in der Vorstellung, nur noch zwischen der Rolle des „armen Poeten/Philosophen“ oder der des „schlausten Bauern mit den dicksten Kartoffeln“ wählen zu können. Das ist jedoch ein Irrglaube, der sich aus der anerzogenen Vorstellung von „alles oder nichts“ nährt.

Ein Manta-Fahrer hat bei der Fee zwei Wünsche frei. „Ich wünsche mir ein großes Glas Bier, was niemals leer wird.“ Schwupp, hat er es. „Und welchen Wunsch hast du noch?“ „Noch so eins davon.“

Was das mit dem Haben beim Sein nun auf sich hat, gestaltet sich der eigene Bedarf viel einfacher, statt gewohnt hinter etwas herzulaufen zu müssen, weil man es ja unbedingt brauchen würde, reduziert sich das Bedürfnis auf ein vernunftvolles Maß.

So mancher behauptete in der Vergangenheit, dass das, was „vernünftig“ sei, jeder ja etwas anders darunter verstehen würde. Wie wäre es mit diesem Gedanken?

Vernunft ist der intuitiv getriggerte Prozess zwischen bedingungslosem Geben und bedingungslosem Empfangen. Sie ist der Hort der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freiheit. Gewissen ist zu spüren, was rechtens ist.“

Vielleicht ahnen Sie jetzt, wie weit der Gewohnte davon entfernt ist und dass es so etwas wie ein „eben mal schnell anders“, also der übliche Ruf nach “schnellen Lösung“, nicht wirklich gibt.

Der Mensch hat sich auf Basis seiner gewohnten Denk- und Verhaltensmuster ein System geschaffen, für das er auch selbst verantwortlich ist, in dem er sich seit einigen Jahrtausenden – ohne es zu bemerken – bewegt.

An diesem Punkt wird auch klar, dass dies alles zu erkennen, die Aufgabe des Einzelnen ist und bleibt.

Hinweisend: „Wenn Du die Regeln änderst, die dich kontrollieren, dann änderst du auch die Regeln deiner eigenen Kontrolle.“ „Mr. Green“, Revolver, 2005

Nicht zu vergessen: Der gewohnte Egoismus führt in den gesamtgesellschaftlichen Abgrund, dies solange, bis ein Umdenken schrittweise stattfindet.

„Welchen Frieden suchen wir? Ich spreche vom aufrichtigen Frieden. Vom Frieden, der dem Leben auf der Erde einen Wert gibt. Nicht nur Frieden in unserer Zeit, sondern Frieden für alle Zeit. Unsere Probleme sind von Menschen gemacht und können deshalb vom Menschen gelöst werden. Denn letzten Endes ist unsere tiefe Gemeinsamkeit, dass wir alle diesen kleinen Planeten bewohnen.“ John. F. Kennedy, aus dem Film „Thirteen Days“, 2001

Nachdenklicher Nachtrag: Im Zuge des Umbaus auf Solarzellen durch die Bevölkerung, denkt die Regierung bereits über die Einführung eines Solarbeitrags nach, der die Nutzung einer Anlage mit einer Abgabe versieht.