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Was Bewegung in die Bude bringt

Lesezeit: ca. 18 Minuten

(v1.1*) Wenn es darum geht, etwas anderes zu machen, weil das Gegebene nicht mehr das hergibt, was sich mehrheitlich vorgestellt wird und ich spreche hier von „Staat“ und damit verbundenen Erwartungshaltungen wie auch all jenen Gewohnheiten, die sich um die Erhaltung der Existenz des „Ichs“ drehen, von dem der Mensch glaubt, er sei es.

Alsdann fühlen sich einige berufen, die Rolle der „gerechten“ Vorgesetzten zu übernehmen , gründen rasch eine Partei, um „der Lage Herr werden“ zu wollen. Letztlich ist es nur eine recht einfache Denkweise.

Für gewöhnlich verpufft das Ganze wieder, da zu viele Emotionen und Wunschvorstellungen die Akteure beherrschen. In der Hoffnung auf schnelle Lösungen ((Streu)Aktionismen) übersehen sie, dass es sich insgesamt nur um eine für alternativlos gehaltene Märchenstunde und entzückendes Rollenspiel handelt, in dem sie unterwegs sind, dessen Methoden und Werkzeuge sie nur weiter anzuwenden versuchen.

Es reicht nicht, nur die berühmten „Mitstreiter“ zu motivieren, Parteien zu gründen, Massen zu bilden, gegebenenfalls auf die Straße zu gehen. Es geht darum, das System in Frage zu stellen. Und da ist jeder für sich gefragt, denn die Mehrheit schleppt es mit sich herum – ohne es zu wissen.

Eines sollte man dabei unterlassen: Mit dem Finger auf jene zu zeigen, die von gar nichts eine Ahnung haben, um damit den eigenen Verbleib rechtfertigen zu wollen. Das ist nämlich Unfug und ein Zeichen der Selbstentmachtung.
Gleiches trifft auf die Haltung zu, mit einem unhinterfragten Opfer-, Untergebenen- und Unterdrücktenverhalten, mit dem so mancher Aufklärer unterwegs ist, andere dazu bewegen zu wollen, etwas zu ändern. Das wird nichts – auch nicht durch ein Mehr des Selben.

All die Aktionismen, denen ich selbst beiwohnte oder mir davon berichtet wurde, waren sehr lehrreich – da sie alle nicht funktioniert haben. Und wer sich Zeit ersparen und das Rad nicht zum tausendsten Mal neu erfinden will, schaut sich die bisherigen Bemühungen der anderen an und spart sich selbst damit Zeit. Dabei geht es darum die Ergebnisse von ihrem Prinzipien zu erfassen nicht nur von ihren Inhalten.

Der Inhaltsdenker unterscheidet nach Inhalten, nicht nach Prinzipien. Aus diesem Grund wird das, was er als „Neu“ beschreibt, prinzipiell nicht neu sein. Alles was sich an den Prinzipien des Systems der alten Ordnung orientiert, wird so davon ein Teil.
Wer deshalb genauer hinschaut, wird erkennen, dass alles, was sich auf den Prinzipien der alten Ordnung zu konstituieren versucht, nicht (mehr) funktionieren wird.
Dazu gehört auch der übliche Etikettenschwindel, der sich bei Parteien besonders gut zeigt. Nicht zu vergessen: die mitunter traktierten Staats- und Gemeindegründungen in der Aufklärerszene.

Alle drei sind für sich vom Prinzip her nur das Übliche, während unter anderem die Bestrebung andere letztlich nur verdrängen und sich mit oder ohne Untergebenenzustimmung selbst ermächtigen zu wollen.

Dem politisch Desinteressierten ist es letztlich gleich, wer ihn beherrscht. Er kennt es ja nicht anders. Schließlich wurde er in der Familie zur Gehorsamsbereitschaft erzogen und muss ja arbeiten und Geld verdienen. Ihm genügt es ein Kreuzchen zu machen, wenn überhaupt.

„Aber wir fragen die Menschen nicht nach ihrer politischen Meinung. Ich kann ihnen auch verraten warum. Es interessiert sie einfach nicht.“ „Wahleiterin“, Long Shot, 2019

Dabei darf nicht vergessen werden: 35% von 10.000.000 Interessierten sind genauso 35% von 100.000.

Es sind alles keine Konzepte, denen man keine Aufmerksamkeit zu schenken braucht.

„Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“ Bertolt Brecht

Was mag wohl jemand sein, der die Wahrheit kennt, jedoch darüber schweigt?

Warum sich das Tamtam also noch etwas hinziehen wird? Weil gehofft wird, dass irgendwie das Alte nochmals als Hauptattraktion zurückkehrt oder sowieso nur das Übliche ist, um weiter an den gewohnten Denk- und Verhaltensweisen festzuhalten, mit denen an der gewohnt bekannten Ordnung angedockt werden kann. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Inhaltlich mag der Austausch der als ungerecht erachteten Vorgesetzten gegen gewogene richtig erscheinen, doch wer in der Vergangenheit schaut wird erkennen, dass es bisher keine gegeben hat, nicht einmal wenn sie blauäugig genug gewesen sind.
Jene von ihm benannten „Gerechten“, die weit vor seiner Zeit agiert haben, lässt sich dies im Kern nicht einmal prüfen und Papier ist bekanntlich geduldig. Was bleibt ist letztlich die eigene Zeitspanne.

Was da in derartigen Bestrebungen wirkt, ist der Wunsch nach gerechter Führung, wie man sie bisher noch nicht erlebt hat. Es gibt keine gerechten Vorgesetzten, noch nicht einmal dann, wenn sie einen Titel haben, selbst wenn dieser vererbt sein mag.

Eine Wahl ist stets nur der Akt der Abgabe von Verantwortung (auch die freiwillige Selbstunterwerfung) und damit verbundener Selbstentwürdigung. Und die Gewählten werden dann bestraft, wenn sie es nicht gebracht haben.

Titel, Pöstchen, Autoritäts- und Untergebenen- und Imponiergehabe, gehören nur zu den Rollenspielen gealterter Kinder, einschließlich dazu geschaffener, künstlicher Regelwerke.

Selbst wenn manche noch so sehr daran glauben mögen, sich selbst für gerecht zu halten, weil sie damit auch Aufmerksamkeit auf sich richten können.
Am Ende werden sie sich nicht die Hände schmutzig machen, wenn es darum geht „Gerechtigkeit“ umzusetzen. Das überlassen sie dann ihren zu „Umsetzern“ erhobenen Schergen.

„Zwanzig Zwerge zeigen Handstand, zehn am Sandstrand und zehn im Wandschrank.“ „Ben Siegel“, Bugsy, 1991

Für die meisten erscheint es schwierig zu begreifen, dass sie für gewöhnlich nur eine Rolle spielen. Das liegt daran, dass sie ihren eigenen Denk- und Verhaltensweisen hörig sind, nach denen sie funktionieren, während sie gebetsmühlenartig wiedergeben, dass sie ja sowieso nichts ändern, ja „nicht anders können“.

„Nur tote Fische schwimmen mit im Strom.“ Zitat eines Vaters

Und wenn jene nur gemeinsam stark sind, so wird es ihnen auch nicht gelingen, weil der Einzelne ja nichts zu können meint. Und wenn viel Nichts zusammenkommt, bleibt es auch weiterhin Nichts.

In diesen Zeiten wird den Leuten mehr denn je gezeigt, wo sie „zuhause“ sind. Und nicht das Gerede zählt, sondern das Getane.
Und das Getane ist nicht das, was aus gewöhnlicher Sicht darunter verstanden, darunter erhofft wird. Es gibt keinen Erlöser, es gibt keine Bösen, wo man mit dem Finger darauf zeigen kann, gleich was der Kopf einem zu erzählen meint.

Zu groß wirkt in den meisten der anerzogene Wunsch beherrscht zu werden, was man sich dann schönzureden versucht, man könne ja nicht anders, während die Betrachtung der eigenen Verhalten dabei vorsorglich ausgeblendet wird.

„Was immer heute Nacht geschieht. Dieses Buch wird dich zu mir zurückführen.“ „Ich werde dich nicht verlassen.“ „Ich schenke dir immer währendes Leben, Jugend und die Macht, mir zu dienen.“ Dialog „Grigori Rasputin mit Ilsa Haupstein“, Hellboy, 2004

Das Vorschicken von Vorgesetzten, die für andere wieder „die Kohlen aus dem Feuer holen“ sollen, damit sie nachher wieder gewählt werden und der auf Belohnung hoffende Untergebene weiter seinen Denk- und Verhaltensweisen treu bleibt.

Der Gewohnte mag in der Regel seinem Alltag nachgehen wollen. Doch gerade dieser Prozess ist für jene Situation im Wesentlichen verantwortlich, wie sie unter anderem aktuell erfahren wird. Ob so mancher das mag oder nicht.

Er hat sich an sein belohntes Sklavendasein (neudeutsch: Arbeiter) gewöhnt, hat eine Familie, Kinder, ein Auto, ein Konto, ein Haus, fährt zweimal im Jahr in den Urlaub.
Er verfügt über eine Krankenversicherung und wenn es ihm gelingt, bekommt er irgendwann sogar mal Rente. An mehr liegt ihm in der Regel nicht.

Wer denkt schon darüber vor, dass ihm nichts gehört, selbst wenn ein anderer ihm dies wohlwollend überlässt, während er sich dabei im gewohnten Rahmen individuell-gesellschaftlicher Fremdbestimmung bewegt?

Es ist lediglich der vereinbarte Glaube daran, es sei so. Und das genügt, um die Mehrheit in ihrer eigenen Unterwerfung zu belassen mit ihren betreuenden „Vorgesetzten“.

„…und die Sklaven haben sich bewaffnet.“ „Ich kann das nicht leiden, dieses Wort…das ‚S-Wort‘, das ‚S-Wort‘.“ „Verzeihung. Die gefangenen Arbeiter haben sich bewaffnet.“ „Okay, das ist besser. Das ist viel besser.“ Thor: Ragnarök, 2017

Der Gewohnte hat sich längst selbst vergessen und ist unbewusst zu einem Teil von etwas geworden, was sich über den Menschen und die Natur zu erheben versucht.
Doch darin steckt auch seine Aufgabe: sich über das gewohnte Denken und Verhalten zu erheben – selbst zu erheben – über sein „Ich“ zu erheben, dem er bisher den Vorrang gegeben hat.

Spricht man ihn darauf an, bestätigt er in der Regel, dass dem so ist. Mitunter entwickelt sich so eine Art Wochenend-Revoluzzer, der am Montag dann wieder fleißig an die Arbeit geht.
Klagen, Jammern, sich beschweren, Demonstrieren, Wut und Toben sind dabei nur Ventilfunktionen, um dem selbst geschaffenen Leid Luft zu verschaffen. Das war es dann aber auch schon. Er könnte ja sowieso nichts machen.

Zu sehr hängt der Gewohnte von allem ab, was ihm lieb und teuer erscheint und letztlich für seine eigene Unbeweglichkeit verantwortlich ist. Das hat er davon, wenn er den anderen alles nachäfft.

Der Glaube an den Wert seiner Arbeit und damit verbundenem Wert an das mit Zahlen bedruckte Papier und allem was er sich damit zu kaufen meint, lässt ihn sich letztlich selbst versklaven.

„Klappe zu, Affe tot.“

Er weiß nicht einmal, dass sein „Lehnsherr“ in ihm lebt: sein „Ich“, seine Denk- und Verhaltensweisen, die es ebenfalls ermöglichen, ihn fremdsteuern zu können.
Sich daraus ergebende „Lösungen“ sind damit von fragwürdiger Natur.
Da man niemanden überzeugen kann, lässt man sie alle gewähren. Und so muss alles so kommen, wie es erkennbar kommt. Von den Teilnehmern selbstbestimmt!

Ich kann dahingehend jeden Akteur beunruhigen: Solange dies nicht erfasst, verstanden, verinnerlicht – einschließlich sich daraus ergebender, veränderter Denk- und sichtbarer Verhaltensweisen, kann jeder sich all sein Traktieren und die Hoffnung auf „Lösungen“ getrost ersparen. Denn solange bewegt er sich in der kollektiven Märchenwelt.

Da diese Märchenwelt auf dem gesamten Planeten (in den Betreuungseinrichtungen genannt „Staaten“) zu beobachten und am Zusammenhang zwischen Denk- und Verhaltensweisen und damit verbundener Organisationsstruktur – der Hierarchie – zu erkennen ist.
Jeder Lösungsansatz kann nur durch vorherige, schrittweise jedoch konsequente Infragestellung des Bisherigen eingeleitet werden und nicht durch gewohnte Beibehaltung.

Dass es sich um eine Märchenwelt handelt, mag sich kaum jemand selbst zugestehen, weil er so zugeben müsste, dass er (besser: sein „Ich“) sich bisher selbst getäuscht hat, der Hauptgrund, warum Veränderung bisher nicht wirklich stattgefunden, sondern sich lediglich in der Technologie zum Ausdruck gebracht hat.

„Auf erschreckende Weise ist klar geworden, dass unsere Technologie unsere Menschlichkeit überholt hat.“ „Albert Einstein.“ „Ja, ich seh‘ dich an und denke, ich denke, dass irgendwann unsere Menschlichkeit vielleicht nicht mehr übertroffen wird von der Technologie.“ Dialog „Donald Ripley und Jeremy „Powder“ Reed“, Powder, 1996

Aus diesem Grund werden die „ewig gestrigen“ Bemühungen auch nicht wirklich zu etwas führen, weil es nicht ausreicht, nur gegen etwas zu sein oder in der Hoffnung auf belohnte Fortführung ihrer Untergebenenrolle durch die „gerechten Vorgesetzten von morgen“ zu verharren.

Eine große Mehrheit ist an die belohnte Untergebenenrolle gewöhnt und hat schon lange aufgehört, sich für politische Ambitionen zu interessieren, es sei denn die Rente wird erhöht oder der Sprit wird billiger.
Menschen, die an die üblichen gesellschaftlichen Werte zu glauben meinen und sich aufs Arbeiten gehen und Geld verdienen reduzieren, sehen in ihrer eigenen Entwicklung keinen Sinn, wenn dadurch ihre Position durch Infragestellung der Position ihrer Vorgesetzten gefährdet sein könnte und damit verbundene, wohlwollende Haltung.

Manche malen sich in ihrer Gegnerschaft die Rückkehr zu einem Rechtsstaat aus, meist mit der gewohnten Vorstellung, was sie unter „Gerechtigkeit“ zu verstehen meinen.
Nicht selten parkt dahinter eine mehr oder weniger leichte Form aus Vergeltung und Rachsucht.

„Dort sind die Bösen und die müssen bestraft werden.“

Ich sage es mal so: Da ich selbst dabei gewesen bin, hielt ich die damaligen „Staatsbemühungen“ für einen notwendigen Schritt. Aus heutiger Sicht, geht es jedoch darum das Alte zu überwinden und damit auch jegliche „Staatsbemühungen“ selbst.

Für all jene, die noch auf einen „Erlöser“ oder „Führer“ hoffen, zwei Gedanken:

„Neo, genau wie ich, wirst du irgendwann einsehen, dass es ein Unterschied ist, ob man den Weg nur kennt oder ob man ihn beschreitet.“ „Morpheus“, The Matrix, 1999

„Die Mehrheit wartet auf jenen Bus, deren Fahrer sie selbst ist.“

Wer Geld als Lebensgrundlage wählt, hat die trügerische Sicherheit von mit Zahlen bedrucktem Papier gewählt, mit der Option, sich notfalls in andere Werte retten, die letztlich genauso viel „wert“ sind, wie jenes Papier, mit dem er sie erstehen meint.

Die Gefangenschaft findet auf der mentalen Ebene statt, indem man an den Wert von etwas glaubt, während es keinen Wert hat.

„Also. Leben und Taten des Don Quichott. Worum geht es?“ „Dass jemandes Glaube an Werte sehr viel wichtiger ist, als die Werte selbst?“
„Ja, das steckt da auch drin. Aber worum geht es eigentlich? Könnte es vielleicht darum gehen, wie rationale Gedanken unsere Seele zerstören? Könnte es um den Triumph von Irrationalität gehen, um die Kraft, die darin steckt?
Wir verbringen sehr viel Zeit damit, die Welt zu organisieren. Wir bauen Uhren, stellen Kalender her, versuchen das Wetter vorherzusagen. Aber welchen Teil unseres Lebens haben wir wirklich unter Kontrolle?“ „John Brennan“, The Next three Days, 2011

Zu groß erscheint dem Gewohnten die geschaffene Illusion, in der er sich zu Hause fühlt, während der Erzeuger der Illusion viel kleiner ist, als er sich das denkt und gar nicht so weit weg.

Sicher kann man sich im Hintergrund das Maul über diese Gedanken verreißen. Sicher kann man das. Ich muss ja auch niemanden überzeugen.

„Der wohl hervorstechendste und auch erschreckendste Aspekt der deutschen Realitätsflucht liegt in der Haltung, mit Tatsachen so umzugehen, als handele es sich um bloße Meinungen.“ Hannah Arendt

Ich kann „aus dem Fenster schauen“ und nichts von dem, womit sich die Mehrheit in diesen Tagen auseinandersetzt, beunruhigt mich. Und warum?

Das finden Sie nur selbst heraus.

„Es gilt erst einmal ein Bewusstsein des Missstandes zu schaffen. Jetzt nicht gleich zu fragen: „Gib doch die Antwort.“
Ein Dutschke will keine Antwort geben. Das wäre genau die manipulative Antwort, die, ich nicht zu geben bereit bin. Denn was soll es bedeuten, als Einzelner Antworten zu geben, wenn die gesamtgesellschaftliche Bewusstlosigkeit bestehen bleibt. Die muss durchbrochen werden, dann können Antworten gegeben werden…“ Rudi Dutschke

Anmerkung: Die Feststellung sicht- und spürbarer Unsäglichkeiten (als „Probleme“ bezeichnete Symptome des Systems), hat nur indirekt etwas mit dem Missstand zu tun, zumal sie auch keine Meinung ist und sich nur darqauf auszuruhen, dass man ja von den „Bösen“ unterdrückt wird, ist nur allzu einfach gedacht.