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Werkzeuge des Geistes, Teil 4: Belohnung, das innere Gold

Lesezeit: ca. 13 Minuten

(v1.2*) Der gewohnt erzogene Mensch wird in der Regel „von außen“ belohnt, wenn er das macht oder sich so verhält, wie andere das für „gutheißen“.

„Du bist solange gut, solange mir das gefällt.“

So ist er fremdbestimmt und nicht „Herr über sich“ selbst. Nicht selten versucht er – als Ausgleich – ebenfalls „Herr über andere“ sein zu wollen.
Das Verhalten beruht auf der Erziehung zur Gehorsamsbereitschaft und damit verbundener Hoffnung auf Belohnung für „artgerechtes“ Verhalten gegenüber einer Autorität.

Das getriggerte Belohnungssystem ist somit Dreh- und Angelpunkt, wie sich der Mensch verhält, bzw. (selbst) konditioniert, ob auf Fremd- oder auf Selbstbestimmung.

Der Gewohnte, der so im Haben erzogen wurde, wird sich für gewöhnlich mit Dingen zu belohnen versuchen, bspw. einem Friedensvertrag, einem Stück Papier wo er daran zu glauben meint, dass mit der Unterzeichnung alsdann Frieden herrschen würde, während die Waffen nur im Schrank verschwinden.
Der wahre Frieden ist kein Akt, wo man gemeinsam ein Stück Papier unterzeichnet und sich dann „vertraglich“ daran hält, während die Ursache, bspw. für das Phänomen „Krieg“, weiter im Hintergrund am Schwelen ist. So am Rande.

„Richten wir unser Augenmerk auf einen Sonderfall. Es gibt ein Lebewesen, dass sein Gehirn besser nutzt, als wir: der Delphin.
Dieses erstaunliche Tier nutzt schätzungsweise bis zu 20% seiner cerebralen Kapazität. Dies bedeutet, es ist in der Lage über ein Echolotsystem zu kommunizieren, dass jedem von Menschen erfundenen Sonarsystem überlegen ist. Nur dass der Delphin das Sonar nicht erfunden hat, sondern auf natürliche Weise entwickelt.
Und dies ist der entscheidende Punkt unserer philosophischen Betrachtung, die wir heute anstellen. Können wir daher daraus schließen, dass der Fokus des Menschen viel mehr auf Haben liegt, als auf Sein.“ Prof. Samuel Norma,“Lucy“ 2014

Im Wesentlichen geht es darum, das Belohnungssystem für sich wieder zu erobern, indem man sich geistig entwickelt, man seine gewohnten Denk- und Verhaltensmuster hinterfragt, nach Selbsterkenntnis strebt (wozu einem die gegebenen Situationen dienen). Sicher geht es nicht darum, einfach nur genug auswendig zu lernen und „viel“ zu wissen.

„Sie wussten alles, nur nicht das, was wichtig (für sie) war.“

Der Fokus liegt auf der eigenen Entwicklung (Priorität), was wiederum Selbstdisziplin erfordert.

Das System der alten Ordnung ist das genaue Gegenteil davon, weswegen der Prozess der Infragestellung auch ein Prozess der schrittweisen Invertierung ( bspw. positives Recht und damit verbundene Fremdbestimmung führt in seiner Invertierung zum überpositiven, dem Vernunftrecht und damit verbundener Entwicklung in Vernunft und Gewissen und damit verbundener Entwicklung zur Selbstbestimmung) ist, und nicht nur der bloßen Negierung (dagegen sein) des Vorhandenen (und damit einhergehenden Kreisverkehr).

An diesem Punkt erkennt man auch, dass nur der Einzelne diese Entscheidung für sich treffen kann, wenngleich es doch jeden betrifft.
Sicher kann man sich an dem Punkt auch selbst etwas vormachen, weil man das ja alles (schon) zu wissen meint.

Das funktioniert auch nur eine Weile, denn schrittweise Veränderung gewohnter Denk- und Verhaltensmuster führt zu Veränderung dreier wesentlicher, vom Umfeld wahrnehmbaren Erscheinungen: a) in der Bedeutung, die man Dingen und Sachverhalten plötzlich verleiht und b) wie auch in der Veränderung im eigenen Tun und c) im fortschreitenden Streben nach Erkenntnissen, was über gewohntes Kopieren und „gekonntes“ Wiedergeben hinausgeht.
Zudem besteht ein Unterschied zwischen qualitativem (wesentliche Zusammenhänge, Prinzipien) und quantitativem („viel“, Menge, mehr des Selben) Zugriff auf Wissen. (Anmerkung: „Zugriff“ deshalb: Da das Wissen einem nicht gehört, ebenso wenig wie der Irrglaube, dass einem das Leben gehören würde.)

„Kapieren, statt kopieren.“

Gewöhnliche Belohnung, beschäftigt sich mit der Inbesitznahme oder „Übereignung“ von Materie und Privilegien.
Der Gier im Haben steht die Neugier, besser: das Streben nach Erkenntnis diametral gegenüber – im Kern eine Angelegenheit der Erziehung und vermittelter Werte.

Reine Ansammlung von Unsäglichkeiten führt nur zu zunehmenden Druck über den Weg der Quantität und Kollabierens in eine neue Qualität oder dem Untergang.

Der Weg der Qualität und damit verbundener, zunehmender Klarheit (höhere Ordnung) ist jedoch die wesentliche Herausforderung.
Das Gegenstück dazu ist die zunehmende Unordnung und der Verlust der Übersicht über die Dinge und die Auseinandersetzung mit Symptomen – zunehmende Unklarheit (Anmerkung: die nicht selten als „Aufklärung“ bezeichnet wird.).

„Entropie, Maß der Ordnung.“

Aufklärung, so sagt schon im Wort, dass etwas klarer wird. Wer hingegen nur mehr und mehr Unsäglichkeiten zu sammeln weiß, stelle sich selbst die Frage, warum er sich so verhält und dabei gleichzeitig jegliche Schuldzuweisungen und vermeintlich erkannter Feinde (eigene Feindbildprojektion und das Aufgreifen inszenierter Feindbildverhalten vom Gegenüber) vermeidet.

Jeder, der auf sich selbst achtet, hält materielle Befriedung nur eine Weil an und dann geht die Suche wieder von vorne los.

Durch wirkliche Erkenntnisse, vor allem über die menschliche Natur in Form der Selbstbetrachtung durch Nutzung der beobachteten Gegebenheiten, Situationen und Geschehnisse, entwickelt man in sich selbst ein Fundament, welches sich nicht mehr so leicht durch allerlei Inszenierungen und Unsäglichkeiten aus der Ruhe bringen lässt.

Auf diese Weise bewegt man sich im natürlichen Entwicklungsprozess, der über das gewohnte Wissen, was dem wirtschaftlichen Erfolg und den gewohnten Wertvorstellungen zuträglich ist, hinausgeht.
Hierbei unterscheidet sich der gewohnte Denker, der vordringlich quantitativ Informationen „sammelt“, diese mitunter nur anzureihen und zu kritisieren weiß, maßgeblich von jenem, der sich mit den „gesammelten Informationen“ ein vernetztes Fundament im Sinne qualitativer Entwicklung schafft.

„Weniger ist mehr“, meint letztlich, dass der Umgang mit den Prinzipien mehr Raum für die „eigene“ Entwicklung schafft, als bloßes Sammeln und Anreihen von Informationen und noch mehr Details von Details.

Die Menschheitsgeschichte zeitlich zu betrachten und mit möglichst vielen Details wiederzugeben, ist etwas anderes, als die Frage zu stellen, welche Denk- und Verhaltensmuster des Menschen führen immer wieder zu den gleichen Phänomenen in der Geschichte?

Die Auseinandersetzung mit dieser Antwort, führt unweigerlich zur eigenen Entwicklung und Veränderung der eigenen Sicht- und Handlungsweisen in Wechselwirkung mit der Welt, ihren Teilnehmern und Phänomenen. Das meint:

„Das Leben kann nur in der Rückschau verstanden werden, muss aber in der Vorschau gelebt werden.“ Experimenter, 2015

Erkenntnis führt dabei auch zu einem „erhebenden“ Gefühl, was nicht mit bloßer Euphorie zu verwechseln ist.

Das kann man ganz gut bei sich selbst beobachten, wenn man sich neun Kreise im Quadrat angeordnet auf ein Blatt Papier zeichnet und versucht, diese mit nur vier aneinander hängender Linien zu verbinden.

Wer sich das erste Mal damit auseinandersetzt, wird für gewöhnlich daran scheitern. Zumindest ging es mir so, da man die Lösung nur realisieren kann, wenn man über den gegebenen Horizont hinausdenkt, was einem in der Regel derjenige zeigt, der mit dem Rätsel (Aufgabe) zu einem kommt.
Das dabei auftretende Phänomen, zusammen mit der Erkenntnis, wenn man die Lösung gezeigt bekommt, ist von beachtlicher Natur. Darin steckt auch die Grundlage für wirksame Zusammenarbeit.

Dieses Gefühl, was sich mit einer Erkenntnis verbindet, und man die Erinnerung daran nutzt, sich auf den längeren Weg zu begeben, um noch weitere Erkenntnisse zu erlangen, um sich selbst zu belohnen, vor allem dann, wenn es um ein Thema geht, was den Menschen in seiner „eigenen“ Entwicklung – besser: ihn in seinem Wesen (und seiner Anbindung und Vertiefung zum Lebensprozess) betrifft.

Das Eigenlob stinken soll, ist – wohlgemerkt – „für’n Arsch.“

Dazu gehört auch, die eigenen geistigen Werkzeuge zu hinterfragen und infrage zu stellen. Den sonst dreht man sich im Kreise. Das fällt dann auf, wenn man sich dabei beobachtet, wie man sich im „mehr des Selben“ bewegt. Der Ausgang dazu zeigt sich dann, wenn plötzlich Informationen auftauchen, die die bisherigen Erkenntnisse der Gruppe an Bedeutung verlieren lassen oder gar gänzlich infrage stellen – hinweisend auf: „Ockhams Rasiermesser“.

Beispielsweise ist die gelernte oder einfach übernommene Vorstellung von „Gerechtigkeit“ bei näherer Betrachtung nur ein Ulk, ebenso was die üblichen gelernten Vorstellungen von Frieden, Freiheit und Vernunft angehen, da man diese nicht einfach bei anderen „fordern“ kann, sondern – unabhängig davon was einem das eigene „Ich“ rät – diese dennoch bei sich entwickelt – mögen noch so viele „andere Experten“ als „ungerecht“ und „unvernünftig“ erkannt sein.

Es gibt keinen anderen, außer sein eigenes „Ich“, was dem Mensch im Wege steht. Man erkennt hier auch deutlich die Selbstreferenzierung. Es will nicht, dass es geändert wird, während der gewohnte Denker denkt, er sei sein „Ich“ – die wesentliche Täuschung, um sich gegen Veränderung zu schützen.

Was das Gewissen angeht, so wird das zunächst gerne nach hinten geschoben, weil sich das Gewissen mit dem, was gefühlt-empathisch „gerecht“ sein soll auseinandersetzt und nicht, was geschrieben „gerecht“ sein soll, mit dem so manches Handeln dann begründet wird.

„Ich soll hier nur den Gashahn aufdrehen. Ich weiß zwar nicht warum, aber ich bekomme dafür einen Haufen Geld.“

Einmal mehr, das man sich des „eigenen“ Belohnungssystems wieder selbst bemächtigt und von den üblichen (versprochenen) Belohnungsbemühungen distanziert, die das System der alten Ordnung (aus Untergebenen und ihren sie fürs artig sein belohnenden Vorgesetzten) aufrechterhalten, in der Regel durch wohlwollend zugestandene Privilegien und „Grundrechte“ und damit verbundenen Konventionen und Vorstellungen.

Hat man sich durch erfahrene Erkenntnisse dazu entschlossen, den Weg der Entwicklung konsequent weiter zu verfolgen, während man sich dabei „selbst“ belohnt, ist alles andere, was da noch so an „Belohnung“ winkt nur zusätzlich.

So ist man auch in der Lage, so manches Angebot abzulehnen, was als scheinbare „Belohnung“ daherkommt und sich bereits im Vorfeld gefühlt als „Köder“ herausstellt.

Nachtrag: wichtig ist, dass man sich nicht selbst etwas vormacht, weil man meint ja „genug“ zu wissen und so auf einem recht wackeligen Fundament aufbaut. Das Gefühl, was in Verbindung mit einer Erkenntnis entsteht, ist nicht einfach nur eine kurzweilige Euphorie.

Musikalische Fundamentierung: