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Zurück zu den Anfängen – oder: Wie es am besten passt

Lesezeit: ca. 13 Minuten

(v1.0) Hoffnung und Bestreben auf eine einheitliche Lösung, wo man gewohnt nur mitmachen braucht, während andere dabei von der glorreichen Rückkehr eines Vorgestern zu träumen wagen, führt irgendwann zu einem Zustand, wo sich darüber gestritten wird, welches denn das „passendere“ Vorgestern sei. Dann wird meistens eine Partei (Auffangbecken für gleichgeschaltete Meinungen und Sichtweisen) gegründet oder zumindest darüber diskutiert, welche Verfassung der letzten Jahrhunderte die „geltendere“ sei.

Spätestens an diesem Punkt, ist es sinnvoll, alles „in die Tonne“ zu werfen und den Kopf selbst anzustrengen – mal richtig anzustrengen. Warum?

Innerhalb der alten Ordnung läuft alles stets auf ein Nullsummenspiel heraus, wo „Gewinner“ und „Verlierer“ auch nur Rollen innerhalb des Rollenspiels sind.
Rollen, die der Mensch spielt, während er denkt, er sei diese Rollen und das Rollenspiel aus dem Wechselspiel zwischen Untergebenen und Erhabenen in einer fortwährenden „Revolution“ (engl. „to revolve“ = sich im Kreise drehend) stattfindet.

„Meine Freunde, es steht eine Revolution bevor. Wenn die Menschheit entdeckt, wer wir sind, wozu wir in der Lage sind, dann müssen wir alle eine Entscheidung treffen: Versklavung oder Machtergreifung. Die Entscheidung liegt bei euch. Aber denkt daran, wer nicht für uns ist, ist zwangsläufig gegen uns. Also… ihr könnt leiden und für die Menschen kämpfen, die euch hassen und fürchten. Oder ihr könnt euch mir anschließen und leben wie Könige… und Königinnen.“ „Sebastian Shaw“, X-Men: Erste Entscheidung, 2011

Denn jene, die das Vorgestern anpreisen, werden auch immer älter und – ich kann mir Beileibe nicht vorstellen, dass bspw. ein 30-jähriger tatsächlich zu wissen meint, dass es im Kaiserreich besser gewesen sei.

Um es mal so auszudrücken: Eine konservative Haltung beschreibt sich in der Weise, dass man heute eine Packung Erdnüsse kauft, um sie für gestern aufheben zu wollen.

Das gestern alles besser gewesen sein soll, basiert auf der anerzogenen Haltung, besser auf die Autorität zu hören, die für einen ja nur „das Beste“ will, vor allem die Sicherheit des bedingungslosen Gehorsams.

Ich will es einmal so beschreiben: Alles was Gestern ist, ist dazu gedacht infrage gestellt und nicht wiederholt zu werden.

Um an dieser Stelle auch die Frage zu beantworten, warum gern gesagt wird, dass „die Geschichte sich wiederholt“, liegt einfach daran, dass sich die mehrheitlichen Denk- und Verhaltensmuster der Menschen in den letzten paar tausend Jahren in ihrem Wesen überhaupt nicht entwickelt haben.
Sie wurden und werden gehorsamsbereit erzogen und später mit wohlwollend zugestandenen Privilegien ausgestattet, damit dies hübsch so bleibt.

Jene, die nach diesen Denk- und Verhaltensmustern „funktionieren“, sind solange Teil einer Ordnung, die alles andere als etwas Alternatives zustande bringt, außer sich selbst, eben weil sie sich aus diesen unbetrachteten Denk- und Verhaltensmustern konstituiert, was die Akteure stets zum Gestern und Vorgestern zurückführt.
Sie sind „nicht Herr über sich“ selbst und so versuchen sie „Herr über andere“ sein oder werden zu wollen.

Selbst mit dem „richtigen Marketing“ springen ihnen weiter nur die unterwerfungsbereiten und auf Belohnung heischenden Gehorsamsbereiten scharenweise hinterher. Und wenn der Putz von der Marketingfassade abzubröckeln beginnt, dann suchen sie sich geschwind einen anderen, dem sie anschließend „hinterherlaufen“ können.

Populismus ist, wenn man dem „Folg“ das sagt, was es gern hören mag, weil es einem dann auch seine Stimme gibt. So finden sich Betreute und Betreuer in harmonischer Eintracht wieder.
Dass sich daraus ein vom Leben abgewandtes System entwickelt, versucht man dann mit allerlei Tand und Versprechen vom ewigem Wachstum und Wohlstand übertünchen zu wollen.

Und je besser die Gehorsamsbereitschaft in der Gesellschaft verankert ist, desto fester ist das Band zwischen den belohnten Untergebenen und ihren ihnen wohlwollend erscheinenden Erhabenen, die beide nur um das Wohl des „Staates“ (der „Große Bruder“, mentales Gebilde) besorgt sind.

Anders als natürliche Organismen, operieren vom Menschen geschaffene, künstliche Systemstrukturen mit „Sinn“ (besser: Bedeutung), eine vom Menschen gegebene „Erklärung“ über die Notwendigkeit der Existenz und seiner Erhaltung eines in seinem Sinne operierenden Systems oder auch Teilsystems.

„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Bedeutungen, die wir den Dinge verleihen.“ Epiktet 2.0

Wobei „wir“ nun an jenem Punkt angelangt sind, woran die meisten Lösungen scheitern: Sie stellen weder das System, noch die Bedeutung infrage, sondern versuchen „darin“ etwas „Neues“ zu realisieren – dabei übersehend – dass jene eben mit den gewohnten Denk- und Verhaltensmustern am System angekoppelt sind und dieses damit gleichzeitig „am Laufen halten“.

Ein System, dessen Grundlage unter anderem auf der mit Zahlen bedrucktem Papier belohnten Arbeit basiert, weil der anerzogene Irrglaube besteht, dass man ja auch „leben“ müsse, findet seine Erklärung darin, dass die Mehrheit in ein Hamsterrad aus Arbeiten gehen und Geld verdienen und wieder ausgeben hineingeboren werden, wo man die Masse mit aus dem Nichts geschaffenen Dar-Lehen versorgt, während die Illusion besteht, dass das Dar-Lehen nur den einzelnen Dar-Lehensnehmer betreffen würde und der „einzige“ Ausweg darin bestünde, nur genug der „finanziellen Freiheit“ nachzugehen und dabei „artig“ und „fleißig“ zu sein.

Der Dar-Lehensnehmer weist durch den Akt der Besicherung, dem „Wertlosen“ selbst einen Wert (anerzogene Wertvorstellungen) zu, um sich dann später auf den Weg machen, auch noch die fehlenden Zinsen durch noch mehr Arbeit ergattern zu wollen. Schließlich macht er es ja auch für „seine Familie“.
Dass er sich damit selbst versklavt, ist ihm nicht bewusst, da es ja allen so geht, muss es ja „normal“ sein.

Dem Wesenskern näher ist, die in den Familien anerzogene und in der Gesellschaft als „normal“ deklarierte Gehorsamsbereitschaft, die sich darin begründet, dass man ja darüber befinden müsse, was für den jungem Menschen ja „gut und richtig“ sei, vor allem, was die zu vermittelnden Werte angeht.

„Du bist solange gut, solange mir das gefällt.“

Der Mensch kommt in Vernunft und Gewissen begabt zur Welt, unwissend darüber, dass es gerade darum geht, beide durch eigene und/oder begleitende Erfahrungen zu entwickeln, sich des Beobachtens und Reflektierens, statt sich nur des gewohnten Hinschauens, Kopierens und Abschauens von Verhalten und gesellschaftlichen (Wert)Vorstellungen zu bemächtigen.

Der fremd bestimmbar (gehorsamsbereit) erzogene Mensch wird sich in der Regel nicht wirklich in Vernunft und Gewissen entfalten und so ein guter Konsument innerhalb des Geschäftsmodells werden, eben weil die gesellschaftlichen Wertvorstellungen auf Haben „gelegt“ wurden. Diese „Werte“ entzieht er in der Regel dem Boden oder seinesgleichen.

Die Notwendigkeit des gebetsmühlenartig wiederholten Wachstums findet seine Ursache darin, dass jeder, der diesem hierarchischen Gebilde betritt oder „beigetreten“ wird, einen entsprechend „dotierten“ Platz benötigt, um seinen Glauben an das System auszuleben, in der Regel ausgestattet mit „Privilegien“, „Karrieremöglichkeiten“, wohlwollenden Vorgesetzten, „Grundrechten“ und „Sicherheiten“.

Das Verhältnis des vom Menschen, auf Basis seiner unhinterfragten Denk- und Verhaltensmuster, geschaffene System zum Planeten und zu sich selbst, kann man mit einem globalen Staubsauger vergleichen, wo die Perversion darin liegt, dass sich der Einzelne für „unschuldig“ hält, weil er ja nicht anders kann oder meint, ja sowieso nichts ändern zu können, während er einer scheinbar unbeachtenswerten Mittäterschaft an einem der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte nachgeht.

Das führt ihn wiederum an jenen Punkt, wo er erkennt, dass er nicht „Herr über sich“ selbst ist, worum es jedoch geht und mit Selbstbestimmung zu tun hat, was wiederum in der festen Entschlossenheit, sich in Vernunft und Gewissen entwickeln zu wollen, verankert ist.

Der Mensch ist nicht einfach eine Bio-Maschine, die man nur einmal programmieren kann und dann „funktioniert“ er schon, wie er soll.
Er ist in der Lage sich selbst umzuprogrammieren, was seine Verhalten angeht.

„Jetzt habe ich den Schafen das Fressen abgewöhnt, und jetzt sind sie mir verreckt.“

Natürlich kann er auch nur weiter „so tun, als ob“ er vernünftig und gewissenhaft sei, so bleibt er weiter ein Teil dessen, was allzu gern als „Tiefer Staat“ bezeichnet wird, jedoch in der Aufklärung gerne mit irgendwelchen Kinder essenden Eliten verwechselt wird, um weiter fleißig der Schuldzuweisung nachgehen zu wollen.

Es handelt sich um eine als „normal“ erachtete, jedoch recht einfache Denke, der man sich im Sinne einer „Lösung“ in der Weise bedient, dass „die Anderen“ einfach schuld sind.

Verdrängungskonzepte lassen den Menschen, der sich ihrer bedient, jedoch nur selbst entmachten. Das dazu passende „Feindbild“ bereits zur Hand, soll dabei die Handlung rechtfertigen. Der Zweck „heiligt“ sozusagen die Mittel.

An diesem Punkt kann man sehr deutlich die Invertierung, also die Verdrehung im System erkennen – eine anerzogene Verdrehung.

Der junge Mensch, der sich aufgrund gesellschaftlicher Entsprechung und Fremdbestimmung nicht wirklich in Vernunft und Gewissen entwickeln kann/soll, verbleibt in einem für das Geschäftsmodell notwendigen „Zustand“, was wiederum sehen seine „Hüter“ als Anlass sehen, ihn genau aus selbigem Grunde „kontrollieren“ und „beherrschen“ zu meinen. Hier schließt sich der Teufelskreis – zumindest einer.

Zu den wesentlichen Aspekten der alten Ordnung gehört die Vorstellung, dass einem etwas oder jemand gehören würde, was jedoch ein kollektiver Irrglaube ist, der nicht unbeträchtlich für Reibereien, Konflikte und Kriege verantwortlich ist, nicht zu vergessen die vielen lieben vom Menschen dazu geschaffenen künstlichen Regelwerke, Gesetze, Verordnungen usw., die dann „von oben“ auferlegt werden. Und wer sich nicht unterwirft, hat ein Problem.

„Unsere Welt folgt einer naturgegebenen Ordnung, und wer versucht sie umzukrempeln, dem wird es schlecht ergehen.“ „Haskell Moore“, Cloud Atlas, 2012

Dabei lautet die Anweisung von oben: „Macht es so, wie ich es euch sage und nicht so, wie ich es selbst mache.“

Die Natur des Menschen ist jedoch nicht die Natur und ihre Regeln brauchen nicht erfunden, sondern lediglich entdeckt7erkannt zu werden. Das hat jedoch seinen Preis, der im Nachhinein noch nicht einmal einer ist, weil er lediglich auf künstlichen Werten basiert.

Das weltweite Geschäftsmodell und seine teilnehmenden Gesellschaften sind letztlich das invertierte Spiegelbild von dem, was in der Mehrheit einfach nur vergessen wurde.

Diese Invertierung findet ihre Ursache in der Vorstellung, dass der Mensch sein „Ich“ (Gerade kam der Gedanke: Der Name des Behälters für seine Denk- und Verhaltensmuster) sei, und nicht weiß, dass er ein „Ich“ hat, weswegen es ihm schwerfällt, sich zu ändern – da er nicht „Herr über sich“ selbst ist, sich jedoch jederzeit auf den Weg machen kann, es wieder zu werden, siehe: der Esau-Segen.

Sich für sein „Ich“ zu halten, ist damit wohl die beste (Selbst)Täuschung.

Nachtrag: Ein „Staat“ konstituiert sich aus Personen, nicht aus Menschen. Somit ist die wesentliche Frage: Will man nur selbst bestimmende Hüllen (Person, Staat) oder selbst bestimmende Menschen?