hinrueck
hinrueck

Konventionen überwinden

Lesezeit: ca. 5 Minuten

Ich dachte heute (okay, es war schon gestern) über ein Telefonat der letzten Tage nach und mir fiel dabei wieder auf, dass auf gewisse Themen – obwohl sachorientiert angesprochen – sofort emotional reagiert wurde, da sie beim Dialogpartner unmittelbar zu einem instabilen Zustand (gefühlte Angst) führten – gewohnt folgte eine Tabuisierung des Themas, was dann mit üblichen Argumenten polarisiert abgetan (verdrängt) wurde.

„Angst ist nur ein Signal der Verhaltensmuster, dass zu einer auftretenden Situation Informationen fehlen, um sachorientiert agieren zu können. Der Umgang wurde nur falsch gelernt.“

Durch die mehrheitlich konditionierte Manipulationsfähigkeit (konditionierte Abhängigkeit im Außen) kann dieser Zustand der Unsicherheit durch entsprechende Informationen aufrechterhalten werden.
Und nicht selten geschieht dies auch in gebetsmühlenartigen Eigendialogen, wo sich die Betroffenen permanent selbst „den Teufel an die Wand malen“.

Dieser – nicht selten selbstgeschaffene – instabile Zustand benötigt zusätzliche Energie, die man sich mit entsprechendem Sachwissen und -zusammenhängen ja dauerhaft sparen und für die individuelle Entwicklung nutzen könnte, und nebenbei die gefühlte Unsicherheit überwinden könnte, wenn man sich  dazu entscheiden und nicht gleichzeitig das betreffende Thema tabuisieren würde.

„Wir sind uns keiner Schuld bewusst.“ Zitat der Sparkasse

Auf der anderen Seite, um sich dem Gefühl der Unsicherheit gänzlich entziehen zu wollen, lenkt man sich dann mit allerlei Mitteln ab, die das System auch „netterweise“ zur Verfügung stellt – Ablenkung, Unterhaltung oder auch „gewollte“ Unterwerfung.

„Ich werde ihm ein Angebot machen, was er nicht ausschlagen darf.“

„Man wächst dort, wo man seine Dämonen trifft.“

Wo das Gefühl der Unsicherheit herrscht, findet man nicht selten auch die netten Betreuer, die einem alles abnehmen wollen und sich durch vereinbarte Märchenstunden und inszenierte Horrorgeschichten („Die anderen sind ja so böse“ und „das Leben ist ja so gefährlich“ und „wer weiß, ob das was bringt“) ihre eigene Betreuerfunktion am Leben halten.

„Mama, ich will souverän werden.“ „Das ist nichts für Dich, mein Schatz. Dafür bist du noch zu klein. Da bekommst du nur Ärger. Und Papa und ich wollen ja nur, dass es Dir mal besser geht, als uns.“

„Mama, ich will frei sein.“ „Da brauchst Du Dir keine Gedanken zu machen, wir leben in einem freiheitlichen Staat und die Regierung passt auf, dass (in) uns nichts geschieht.“

„Das Leben ist kein Ponyhof. Vor allem dann nicht, wenn andere darüber bestimmen, wann und ob man mal ausreiten darf.“

„Zur Freiheit bedarf es nur des Mutes. Doch wisse: Es gibt kein Mitnehmen, nur ein Mitkommen.“

„Du bist ein Egoist und machst nur dein Ding.“ „Ja, dann mach’ doch mit.“

Wenn man also „ein Ei legen“ will, macht es Sinn an der Wurzel zu arbeiten, statt sich eines Don Quichotte gleich, mit Symptomen zu beschäftigen. Erkennbar, dass man sich hier und da mit dem Bedeutungswandel noch etwas schwer tut, wenn man überhaupt etwas davon mitbekommt.

Denn bei allem gilt es die Konventionen in Frage zu stellen, die sich Gesellschaft als ungeschriebene Gesetze schuf. Die gesellschaftlich vereinbarte „Unvernunft“ war eine davon und damit auch die Überwindung des „Betreuerkonzeptes“ – die vernunftgebundene Überwindung der Autorität.

„Wir wollen, dass ihr es mal besser habt.“ und „Du bist solange gut, solange das was du tust, mir gefällt.“

„Welchen Preis bist du bereit dafür zu zahlen?“

„Ich habe es immer gewusst.“ „…ja, aber nie was gesagt.“

„Jedem Morgen steige ich die Stufen vom Scott-Monument hinauf und alles wird klar. Ich wünschte, ich könnte Dir dieses strahlende Licht zeigen.
Selten besorgt. Alles ist gut. Alles ist so unglaublich und unverschämt gut. Ich verstehe nun, dass die Grenzen zwischen Krach und Klang reine Konventionen sind. Alle Grenzen sind Konventionen, die nur darauf warten, überwunden zu werden.

Man kann jede Konvention überwinden. Man muss diesen Schritt nur erst begreifen.

In solchen Augenblicken spüre ich Deinen Herzschlag so deutlich, wie den meinen und weiß, dass dass unsere Trennung nur eine Illusion ist. Mein Leben reicht weit über meine Grenzen hinaus.“ Cloudatlas, 2012