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Ökonomische Aspekte haben Vorrang

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Während so mancher sich mit Recht, dessen Gültgkeit und einer gerechten „Durchsetzung“ beschäftigt, gemeindliche, reichs- und bundesstaatliche Reorganisationsgedanken stattfinden, wundert es mich, wie auch damals in der „Republik Freies Deutschland“, warum sich kaum jemand für die (Re)Organisation ökonomischer Strukturen interessieren mag.
Denn dies ist die eigentliche Basis, auf der Menschen in einer individual-gesellschaftlichen Absicht zusammenwirken. Und zwar dort, wo auch tatsächlich Werte geschaffen werden, die die Lebensgrundlagen der Teilnehmer alsdann gewährleisten sollen.

Erst gestern hatte ich einen Dialog mit einem Bekannten, der sich in der Absicht bewegt, mit seinen Kollegen ein „Autarkie-Projekt“ ins Leben rufen zu wollen.
Derartige Projekt zu organisieren, bedarf es in der Regel einem Vorhandensein von Grundlagen, um es ins Leben zu rufen: Macher mit entsprechenden Fähigkeiten, Land, Geldmittel, Wohnraum, Zeit, Material, Betriebsmittel, Mobilität, Kommunikation. Sowie genug vorzuhaltender Mittel, um die aktuellen Lebensgrundlagen auch weiter aufrechterhalten zu können – ohne dass man sich darum kümmern muss.

Denn wo sollte das hinführen, wenn man, um den Acker bestellen zu wollen, erst den Pflug besorgen oder sogar erst bauen soll? Wer weiß, vielleicht sogar noch mit der Hand umgraben? Wohin soll das alles führen und mit welchen Kleinkrämereien mag man sich denn noch kasteien wollen?

Hochphilosophische Gespräche beim Kartoffeln legen.“

Diejenigen, die dies durchziehen, sind in der Regel auch aus ganz anderem Holz geschnitzt.

Bei all den Gedanken wird meist übersehen, dass man die Energie zur Neugestaltung in einem langem Vorlauf einsetzen muss, um irgendwann! mal später davon leben zu wollen – Autarkie, als Vorstellung einer unabhängigen Einheit.
Da macht es mehr Sinn, vorhandene Strukturen zu nutzen, statt „das Rad neu erfinden“ zu wollen.
Dann besser mit Bauern arrangieren und zusammenarbeiten. Die einen, die tatkräftige Unterstützung benötigen und die anderen, die motiviert sind, etwas tun zu wollen.

„Es ist alles bereits vorhanden.“

Hinzukommt, dass eine Gruppe entschlossener Menschen sich insgesamt dessen bewusst sein sollte, dass alle davon ihre Lebensgrundlagen gewährleisten wollen, was eine gewisse Menge an zu erzeugenden Lebensmitteln, Leistungen und Puffer bedarf.

In Gießen war damals „Solidarische Landwirtschaft“ das Thema. Zwei Wochen lang – Tag ein, Tag aus – hörte ich meinen Kollegen sagen: „Wir müssen etwas tun!“
Genervt von dem Ganzen, bat ich ihn eine Email für seinen Emailverteiler zu formulieren, in dem wir die Absicht erklärten, das mal in Angriff nehmen zu wollen.
Nach drei Tagen meldeten sich aus dem Pool gerade mal drei Interessenten. Und damit auch die Antwort, dass nicht alles was schön klingt, auch überall gerne auch getan wird.

Denn es macht dann Sinn, wenn man mit den Bauern spricht, wollen die natürlich auch wissen, wieviele Abnehmer da möglicherweise existieren.

Ich bin des Öfteren gefragt worden, ob ich solche Projekte organisieren und mitmachen würde. Dies käme für mich nur dann in Frage, wenn meine vorhandenen Lebensgrundlagen auch weiter gewährleistet sind und ich keine Einschränkungen habe. Denn in der Regel besteht beim Fragenden das Interesse des Mitmachens und nicht nur des Organisierens. Denn das sind zwei unterschiedliche Aufgaben.

Erst vor ein paar Wochen, wurde ich gefragt, ob ich in einem technisch orientieren Unternehmen mitmachen würde. Als ich signalisierte, dass ich gerne dabei helfen kann, dass es sich für denjenigen entwickelt, war das „Interesse“ nach ein paar Tagen seinerseits auch schon verpufft.

Das sind natürlich auch Signale, wo ich darüber nachdenke, warum das Interesse am Mitmachen immer größer ist, als das Thema „Organisation“ an sich.

Das liegt wohl daran, dass zwischen „Seeleuten“ und „Schiffbauern“ ein wesentlicher Unterschied besteht.