Die Kunst, Angst und Mut zugleich zu haben
Im Sinne meiner Beobachtungen, taucht seit geraumer Zeit ein Aspekt auf, mit dem der Mensch auf unterschiedlichste Weise umzugehen versucht: die Angst.
Wenn ich mich so umschaue, wird der Mensch kollektiv in einer Blase der Angst gehalten – besser: er lässt sich halten, schaut man sich bspw. die gewohnten Nachrichten an. Da macht es kaum einen Unterschied, ob sie „klassisch“ oder „alternativ“ sind.
„Angst ist nur ein Signal der Verhaltensmuster, dass zu gegebener Situation einfach nur Informationen fehlen.“
In einer Gesellschaft, wo es „privat“, „geheim“, „für sich behalten“ und „Märchenstunden“ gibt, geht dieser Zustand in der Regel auf die Psyche. Die eigentliche Täuschung des Menschen durch sein „Ich“ und der Glauben, er sei das „Ich“.
Vor allem dann, wenn Situationen entstehen, denen der Einzelne hilflos gegenüber steht und sich Endzeitstimmung mit auftretendem Achselschweiß, wildem Aktionismus und Angstphantasien mischen.
Es wird gemutmaßt, „apokalyptiert“ und sich gesorgt. Ein kurzer, erheischter und für sich behaltene Wissensvorteil wird häufig genutzt, um die eigenen Grenzen und den Bestand dahinter zu sichern. Es wird beäugt, geschwiegen und wenn gefragt, freundlich gelächelt. Alles ist immer gut.
Was einer solchen Schau abträglich ist, wenn Empathie mit ins Spiel kommt, die neben dem Gesagten, was einleuchtend klingt, das Gefühlte des Sagenden wahrnehmen lässt. Stimmen beide überein, so ist es authentisch. Über die Empathie stellen wir den Kontakt zur „Innenwelt“ her und in der Beobachtung der Wechselwirkung, fühlt es sich nach Wahrheit oder Märchenstunde an.
Im Kern hält sich die Masse durch ihre Angst selbst gefangen, weil sie Angst hat vor: Tod (und dadurch vor dem Leben), vor Krankheit, Hunger, Leid, Schmerz, Gestern, Heute, Morgen, Jetzt, Krieg, dem System, Veränderung, dem Denken, den Anderen, vor sich selbst, Willkür, Armut, Angst, Angst, Angst.
Und dann werden großen Horrorszenarien im Geiste in Szene gesetzt. Es wird sich positioniert und Massen gebildet. Die Apokalypse naht und die vier Reiter stehen auch bereits am Tresen – freundlich lächelnd herüberblickend. Das kindliche „Ich“ unter kindlichen Anderen verbreitet seine Angst, die willig begierigt von jenen aufgenommen wird und man findet sich gemeinsam an der kollektiven Klagemauerklippe zusammen.
„Mensch! Reißt Euch endlich mal am Riemen!“ (Nein, nicht so!“)
Dies alles, weil so gut wie kein Vertrauen in die Entwicklung insgesamt besteht, aus Angst enttäuscht oder „über den Tisch“ gezogen zu werden (ohne zu wissen, dass man damit seinem „Ich“ wieder erlegen ist, was sich nicht verändern mag. Projektionen.
„Lieber bekanntes Unglück, als unbekanntes Glück.“ Achim Weber, Berater
Dass es sich hierbei um kollektiv selbsterfüllende Prophezeiungen handelt, mag das Individuum nur dann gerne hören, wenn es sich aus diesem Aspekt der Betrachtung und möglicher Involvierung herausrechnen kann, während es nach außen freundlich zustimmt und sich heimlich vom Acker macht – um sich vorzubereiten.
„Morgen geht die Welt unter.“ „Verdammt, ich muss noch einkaufen!“
„Die Welt* wird gleich untergehen, doch die Teletubbies sagen: Auf Wiedersehen.““
„Alle lieben den Sonnenuntergang, doch keiner den Weltuntergang*.“
Das ist der Grund, warum der Wandel Druck erzeugt: Der Mensch schafft in sich selbst eine mentale Trennung, die durch seine Konditionierungen erzeugt werden.
Der natürliche Wandel und das widersächliche „Ich“, was im Außen nach notwendiger Veränderung schreit, während es im Inneren und durch sein Handeln sichtbar das Gegenteil vollzieht.
Jetzt bekommt die Aussage: „Am Tun werdet ihr sie erkennen“, ihre eigentliche Bedeutung und ist jener Punkt, wo sich „Spreu vom Weizen“ trennen.
„Will you partake of that last offered cup?
Or disappear into the potter’s ground“
The man comes around, Johnny Cash
Das ganze Szenario erinnert mich an die Arbeit meines Sohnes, über die Entstehung der Sterne.
„Als Coulombwall oder Coulombbarriere wird das Potential bezeichnet, gegen das ein positiv geladenes Teilchen anlaufen muss, um in den ebenfalls positiv geladenen Atomkern zu gelangen.“ Wikipedia
Sterne entstehen unter hohem Druck, der sich durch zunehmend Schwerkraft bildet. Wenn ich mir das so anschaue, ist es so, als ob kleine Prozessmuster zunehmend in Resonanz gehen und sich dadurch gegenseitig anziehen.
Als ich die Arbeit meines Sohnes las, sah ich darin die Entstehung des Menschen: Heraus seiner kindlichen Welt der Unvernunft und konditionierten Lernunwilligkeit, in eine „Welt der Erwachsenen“. Die Geburt von Sternenkindern – durch selbst geschaffenen Druck.
Vernunft ist einer der wesentlichen Aspekte des heranreifenden Menschen. Ihre Bedeutung wird gern für alles Mögliche „undefinierbar“ missbraucht, wohinter sich nicht selten eine Unkenntnis verbirgt.
Ein Phänomen, was im Kern fast alle Begrifflichkeiten ausmacht, die den Menschen erst zum Menschen werden lassen, sind sie in der Regel nur Worthülsen und werden auch so gehandhabt, wie Freiheit, Würde, Selbstbestimmung, Liebe, Demokratie, Vernunft etc.
Das „so tun, als ob“, ist das Wesen einer kindlichen Welt und in diesem System wird man für das „so tun, also ob“ belohnt und alles was authentisch wirkt, zerrt, nagt und malträtiert diese kindlichen Verhaltensmuster.
Da an diesem Verhaltensmustern festgehalten wird, wird alles andere, was diesen Zustand gefühlter Instabilität erzeugt, kurzerhand verdrängt.
Authentizität erzeugt jedoch Durchlässigkeit im Menschen, da sich Innen und Außen zunehmend im Einklang in Resonanz und dem Lebensprozess bewegen. Das sind jene Punkte, wo Wahrheit entsteht.
„Wahrheit ist das, was funktioniert.“ Ernst von Glasersfeld
Authentizität erzeugt das Phänomen „Wahrheit“. Sie ist eine sich entwickelnde Eigenschaft des Menschen, wo das Innere zunehmend mit dem Äußeren übereinstimmt.
„Seid wie die Kinder“, bedeutet nicht, dass man sich wie ein Kind verhalten soll, also im unvernünftig verbleibend und durch den Tag flanierend. Es geht mehr um die natürliche Neugier und damit verbundene Entwicklung des Menschen.
„Die meisten haben vergessen Forscher, Pioniere und Detektive des Lebens zu sein. Drum: Erinnert Euch!“
„Macht euch die Erde Untertan“, bedeutet nur im kindlichen Verhalten, sie unvernünftig auszubeuten. Der Gedanke erlangt hingegen eine andere Bedeutung, wenn es im Sinne der inneren Entwicklung geschieht, also das Verständnis zu entwickeln, wie die Natur mit ihren Regelwerken funktioniert, die der Mensch mit allerlei Technik trickreich zu überlagern und nachzubilden versucht.
Technik sollte dem Menschen einst ein Zeichen seiner Entwicklung sein und ihm der Erleichterung dienen. Doch wie man es drehen und wenden mag, erweist sie sich genau als Gegenteil und warum?
Weil eine große Mehrheit in ihren Tun übersieht: Ihr „Ich“, was sie wuselnd beschäftigen lässt, damit der Tag der Veränderung (Der Tag des jüngsten Gerichts) in möglichst weite Ferne gerückt (verschoben und verdrängt) wird. Überlagert durch zunehmende Komplexität und blinkender Ablenkung.
Doch auch diese Komplexität ist ein natürliches Phänomen, wie man es bei der Entstehung von Sternen erkennen kann: Die Energiedichte (Informationsdichte) erhöht sich soweit, bis anhand der geschaffenen Energiekonzentration eine spontan auftretende Zustandsveränderung eintritt. In einfacher Form kann man das bei kochendem Wasser beobachten: es entsteht Dampf.
Bei der Entwicklung von Bewusstsein wie auch bei Sternen, ist diese Zustandsveränderung hingegen ein irreversibler Vorgang, der in der Regel in einer höherer Ordnung und bei Bewusstsein somit in einer anderen Wahrnehmung mündet. Aus geschaffener Quantität ersteht eine neue Qualität. Von zunehmender Unordnung hin zu zunehmender Ordnung usw.
„Offen gesagt, ist mir Qualität auch viel lieber und vor allem, wenn sie im Inneren wirkt.“
„Wenn du das Prinzip der Geschichte erkannt hast, weißt du was zu tun ist. Ihre Menge, Auflistung und Detailfreude ist dann nicht mehr von Bedeutung.“
Das Geldsystem, als Spiegel der Gesellschaft, zeigt ebenfalls Anstalten der Verdrängung und des Traktierens. Das macht alle Menschen in ihrem Handeln mit einem Male gleich. Die Veränderung klopft an der Tür, während man sich zum zehnten Male das Geld zählt.
Druck und Schmerz sind dabei Phänomene, die sich aus Widerstand gegen Veränderung, selbstgemachte Unwissenheit und Abkehr vom Lebensprozess (natürlicher Lernprozess) heraus entwickeln. Die Hierarchie ist dabei nichts anders, als eine geschaffene Ordnung, um sich von der Veränderung möglichst weit weit absondern zu wollen.
Doch all das hat seinen Sinn: nämlich zu lernen, wie es nicht funktionierte.
„Der Schmetterling ist der Raupe Tod.“
„Die Angst des „Ichs“ vor der/seiner Veränderung, lässt es sich zunehmend von dieser ablenken.“
„Vertrauen zu haben, ist auf jenen Weg zuzurennen, den man noch gar nicht kennt.“
„Drum, sei mutig.“
Musikalische Untermalung: Band of Brothers, Michael Kamen
P.S. Ein Verhalten des „Ichs“ um seine Verhaltensmuster und somit seine Existenz zu schützen: Es bewegt sich vordringlich in der Problembetrachtung.