Heute schon zensiert worden?
Für gewöhnlich wird sich darüber echauffiert, wenn so etwas wie Zensur geschieht. Hier und da kann man das eine oder andere lesen, wer wo mit seinem Kram „verschwunden“ ist.
Auf den ersten Blick mag es auch mehr als nur verständlich sein, dass man sich darüber aufregt und auch, was da geschieht. Doch sei an dieser Stelle auch die Frage erlaubt, ob es wirklich bereits ausreicht, nur die wahrgenommenen Probleme aufzuzeigen.
Auf der anderen Seite wird sich gern dem Gestern mit einer positiven Einstellung genähert, dass ja alles besser gewesen sein soll. Es war nicht besser, es war nur anders.
„Gestern war alles besser.“ „Das bedeutet, dass es vorgestern noch viel besser, als gestern gewesen sein muss.“
Ich will damit auch zum Ausdruck bringen, dass man mit den Prinzipien und Denkweisen des „ewig Gestrigen“ nur dann ein Morgen gestalten kann, wenn man aus dem Gestrigen nur lernen kann, indem man die Prinzipien und Denkweisen des „ewig Gestrigen“ in Frage stellt.
Eine Weiterführung selbiger Prinzipien und Denkweise steht somit für: „nichts dazugelernt“.
„Es wurde zwar alles gewusst, jedoch nichts daraus gelernt.“
Das wiederum bedeutet nicht nur fortwährend Probleme (besser: Phänomene des Systems) zu veröffentlichen, sondern auch über Lösungen nachzudenken.
Dabei macht es Sinn, nicht auf sein eigenes „Ich“ hereinzufallen, was sich nur allzu gern mit Symptomen beschäftigt und diese durch gewohnte Verdrängungskonzepte (… muss weg!) zu kaschieren versucht, weil es bei einem Denkprozess, der über das Problemdenken hinausgeht, sich verändern würde.
Ich kann verstehen, wenn so manche Informationen verschwinden, weil es wenig Sinn macht, stets ins „Horn der Klagenden“ zu blasen und sich damit in der Beschäftigung und im Kreisverkehr verweilt, während ein Problem das nächste jagt und die Lösung einfach nicht kommen mag.
Am besten kommen jene Fragenden an, die in gewohnter Manier, eine Lösungsherleitung in drei Sätzen erwarten, was mit der Frage schon mehr einer Provokation mit eingebauter Kriegserklärung gleichkommt, weil sie sich bei ihrem Hobby „Problemorientierung im Kreisverkehr“ gestört fühlen.
Sinn macht das Ganze, wenn man die wahrgenommenen Probleme als Symptome und Phänomene deklariert und sich dann auf den Weg zur Ursache macht – die sich NICHT mit gewohnter SCHULDZUWEISUNG, SUCHE NACH SCHULDIGEN und BÖSEN ANDEREN bereits erschöpft oder ANDEREN, die sich endlich mal WEHREN sollen.
Hinzu kommt, NICHT auf bekannte oder gewohnte Konzepte zurückzugreifen, um unter Beibehalten von GESTERN, ein MORGEN gestalten zu wollen, siehe bspw.: SIE WOLLEN UNS ALLE VERSKLAVEN! (Nein, nur dich! Du kannst das auch so gut!)
„Würden sie ein Opfer bringen?“ „Ja, meinen Nachbarn.“ „Ich meinte, würde sie SELBST ein Opfer bringen?“ „Ja, meinen Nachbarn. Sie müssen mir nur sagen, wohin ich ihn bringen soll.“
Es handelt sich also um eine echte Herausforderung! Denn die alte Ordnung war eine der belohnten Selbst- und Fremdunterjochung, die man als gewohnte und normale Ordnung angenommen hatte, weil es ja schon immer so war.
Und das ganze Geheule findet nur statt, weil man am Gewohnten festzuhalten gedenkt, während gefordert wird, dass sich „woanders“ oder bei „anderen“ etwas (was immer das auch sein mag) zu ändern hat.
Das Internet wird bei solchen Themen aktuell nur dazu genutzt, den Unrat in den offenen Raum auszukübeln und schnell die Tür wieder hinter sich zu verschließen, dabei den Dialog zu erschweren oder gänzlich unmöglich zu machen.
Der gewohnt geprägte Katastrophenleser fühlt sich für gewöhnlich erlöst, wenn er feststellt, nicht der Einzige ist, dem es schlecht geht. Das ging mir früher auch so – vor fünf Jahren.
Das Prinzip vordringlicher Problemorientierung ist dabei ein Verhalten, die eigenen Denk- und Verhaltensmuster beibehalten zu wollen (während das gärende Klagen dabei nur lauter wird), was einer der wesentlichen Festhaltemechanismen der alten Ordnung ist.
Die anderen beiden Mechanismen sind das bedingte Geben (Belohnung für Anerkennung der Autorität (in jeder Hinsicht)) und das künstlich aufrechterhaltene Empfangen und damit verbundene, gesellschaftlich tolerierte Unvernunft, Gewissenlosigkeit und damit einhergehende, existenzielle Fremdbestimmung.
Das klingt jetzt zwar abstrakt, doch das muss es auch. Denn „Vanilleeis-Erklärungen“ münden in der Regel darin, dass einer sagt, dass er kein Vanilleeis mag, um weiter ein auf ihn zugeschnittenes Verdrängungsargument zur Hand zu haben.
„Ich habe endlich die Lösung gefunden und wie ich sie formuliere, damit es auch der Letzte und jedes Kind verstehen kann, und keiner muss etwas dazulernen.“ „Ja, und wie ist nun die Lösung?“ „Ganz einfach: Vanilleeis.“
„Du musst es so erklären, dass es ein Kind versteht.“ „Du bist aber keins.“
Klar, wo man den Hebel nur umzulegen braucht?
P.S. Die übliche Feindbildprojektion hilft hier nicht weiter…
So am Rande: Hatte ich schon erzählt, dass ich den Polizisten ein paar Tage später im China-Restaurant gesehen habe, der weiß, dass seine Arbeit nur auf der gesellschaftlich tolerierten Unvernunft basiert und er der festen Meinung ist, dass sich in allzu naher Zukunft nichts ändern wird? Er konnte mir nicht mehr in die Augen schauen. Was zum darauf herumdenken.