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Das Ende – oder: Was auf der Strecke bleibt, Teil 9: Die Autorität

Lesezeit: ca. 12 Minuten

Vorab ist zu verstehen, dass die herrschende Autorität nur eine mehr oder weniger sichtbare Erscheinungsform innerhalb der alten Ordnung ist.
Das liegt einfach daran, dass man den Menschen (nicht selten sie sich selbst nicht) bisher nicht jene notwendige Entwicklung zugestanden hat, welche die Existenz einer Autorität, ihrer künstlichen Regelwerke und ihre Handlanger zunehmend obsolet* werden lässt.

Die gewohnte Fremdbestimmung beruht auf verdreht angewandter Selbstbeherrschung – also einem nicht „Herr über sich selbst“ zu sein – geschehen durch Fremdeinwirkung in Form einer Bestrafung für die eigene Entwicklung und sich daraus ergebende Verdrängungsmechanismen.

Die Infragestellung der Autorität geschieht im Wesentlichen durch die Entwicklung von Vernunft und Gewissen. Denn schließlich muss man ja nur auf Unvernünftige und Gewissenlose aufpassen, bzw. bevormunden und betreuen, oder?

* Wer an dieser Stelle der Meinung ist, eine natürliche und logisch unbegründete Haltung, ausgedrückt durch: „Ich mache hier nicht mehr mit und bin einfach nur dagegen“, den mag ich an dieser Stelle enttäuschen, hat dies nur wenig mit entwickelter Vernunft zu tun, sondern ist nur Verdrängung.
Und da es hier um einen jeden selbst geht, ist es mehr denn je sinnvoll, eine logische(!) Herleitung zu entwickeln, was auch nichts mit bestätigendem Nicken oder eben mal Ablesen und auswendig hersagen zu tun hat. Es geht um ein inneres, tragfähiges Fundament (für die neue Zeit).

Die Autorität bleibt dabei zunehmend auf der Strecke, wenn der Grund für ihre Existenz nicht mehr gegeben ist. Das trifft im Übrigen auf jede irdische Autorität zu, denn basiert ihre Macht auf der Vorstellung, dass sie stets gerecht und klüger erscheint. Das ist auch schon der ganze Zauber.

„Eine Organisation intelligenter Leute, fürchtet Intelligenz?“ Tony Stark, Avengers

Dazu ist zu wissen, dass sich die Autorität Regelwerke und Werkzeuge schafft, um ihre Vorstellungen durchsetzen zu wollen. Dazu schuf sie das Geld und die Begriffe „Eigentum“, „Besitz“, „Hab und Gut“, die dem Obrigskeitshörigen als mit „Recht“ verpackte Privilegien daherkommen – und solange daran glauben darf, wie er sich der Autorität und ihrer Regelwerke unterwirft.

Es sind lediglich Erfindungen, um die materiell Gläubigen damit kontrollieren zu können. Denn im Grunde gehört niemandem etwas. Er „besetzt“ es lediglich – besser sein Gewohntes „Ich“ macht ihm den glauben, es sei so.

Eine wahre Herausforderung, denkt man über das grundsätzliche Konzept gesellschaftlich tolerierter Fremdbestimmung vor und damit verbundene Denk- und Verhaltensmuster, die einen konkludenten Vertrag zwischen Betreuern und Betreuten „fast lautlos“ entstehen lassen.

Das Ende mit dem Bundeswahlgesetz am 25.07.2012 ist der Versuch, den Glauben an Recht und Gesetz in reine Gewohnheit umwandeln zu, die nicht hinterfragt werden darf. Gleichzeitig ist es nur eines von vielen Signalen, dass sich das Alte langsam verabschiedet.

Das Opfer wird hingegen in der EU einen noch größeren Feind erkennen wollen, was auch nur eine Erfindung von ihm selbst ist, während er Unsäglichkeiten streut, um damit „Mitstreiter“ (im Grund „Mitleidende“) einfangen zu wollen.

Wenn man sich schon auf „Arbeiten“ und „Geld verdienen“ reduziert, bzw. reduzieren lässt, wo eben beides nur einen Wert besitzt und so nichts, darf man sich nicht wundern, wenn man sich dadurch selbst – entwicklungstechnisch gesehen – handlungsunfähig macht – selbst wenn es noch so toll belohnt wird.

Nicht nur das Geld „gehört“ einem nicht, sondern auch all das, was mit Eigentum und Besitz bezeichnet wird. Im Grunde genommen darf man es unter Anerkennung der Autorität lediglich nutzen – unter Fremdbestimmung werden Rechte zu Privilegien.
Man sieht hier deutlich die Fehlbarkeit menschlicher Gesetze und Regelwerke – verbunden mit der Illusion „gerechter“ Vorgesetzter.

Denn was allgemein gern mit „Gerechtigkeit“ bezeichnet wird, reduziert sich auf Gewinnen und Vorteile, Geld, Eigentum, Besitz, Hab und Gut – nicht selten in Verbindung mit Rache und Vergeltung.
Selbst die Begriffe „Gewinner“ und „Verlierer“ sind nur Rollen innerhalb(!) der alten Ordnung – ebenso wie „Gut“ und „Böse“. Es ist nur ein kollektives Nullsummenspiel – ein Spiel, ein „so tun, als ob“ dies das Leben sei.

Die Infragestellung der Autorität…
…macht selbige ziemlich nervös. Damit dies möglichst unterbleibt, wird nicht selten das eine oder andere große „Problem“ inszeniert, um den Gläubigen die Notwendigkeit einer Autorität glaubhaft machen zu müssen – notfalls wird ein Exempel statuiert.

Das Video „der gefährliche winzige Punkt“ zeigt symbolisch, wie ein paar Punkte über viele zu herrschen in der Lage sind.
Das funktioniert deshalb auch ganz prima, weil die Mehrheit der Beherrschbaren mit Verhaltensmustern in ihren eigenen Familien aufgewachsen sind, die sie zu willigen Obrigkeitshörigen werden lässt und man ihnen – notfalls unter Androhung – verbietet, die Autorität in Frage zu stellen.

„Die „gerechte Autorität“ ist Autorität, nicht weil sie gerecht ist, sondern weil sie eine Autorität ist.“

Der Schlüssel aus dieser Nummer ist die Entwicklung von Vernunft und Gewissen. Und weil ja gerne darüber lamentiert wird, dass ja jeder eine eigene Vorstellung von „Vernunft“ hat (in der Regel steht Vernunft jedoch nur im Zusammenhang mit Geld, Eigentum, Besitz, Hab und Gut) hierzu ein Gedanke, den ich des Öfteren bereits erwähnt habe:

Vernunft ist der intuitiv getriggerte Prozess zwischen bedingungslosem Geben und bedingungslosem Empfangen. Sie ist der Hort der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freiheit. Das Gewissen hilft dem Menschen zu spüren, was rechtens ist.“

Unter diesem Aspekt entfaltet der erste Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte seine Wirksamkeit: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“

Alles was den Menschen ausmacht, sein Wahrnehmen, sein Fühlen, Denken und Handeln leiten sich davon ab.
Es ist lediglich die in der Familie anerzogene Obrigkeitshörigkeit, die das System der belohnten Unterwerfung erzeugt. Somit geht in der Tat alle Gewalt vom Volke aus. Vielleicht denken die „Marias“ dieser Welt einfach einmal darüber vor.

Gern wird die Autorität in ihrem Handeln kritisiert. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen etwas unter vier Augen, hinter vorgehaltener Hand im Privaten zu beklagen wissen, jedoch in der Öffentlichkeit unter dem Deckmantel der Angepasstheit schweigen und zulassen. Das macht sie zu Anhängern eben jener Autorität, denn sie fürchten die Konsequenzen. Denn „Privat“ ist nur der Ort, wo die Dinge passieren, die am besten keiner wissen darf.

Da, schau‘ her!
Doch wie ist es, wenn man erkennt, dass einem sowieso nichts gehört – weder etwas noch jemand. Selbst das gewohnte „Familienbild“ ist lediglich eine geschaffene Abgrenzung gegenüber diesem Gedanken: „Das Leben beschenkt sich durch sich selbst und der Mensch hat unter Anwendung der Selbstreflektion die Aufgabe sich als Erdgemeinschaft darin zu entwickeln.“

Dieser Gedanke beinhaltet, dass es keine Abgrenzungen und Unterscheidungen gibt, wo die einen den anderen „aus familiären Gründen“ vorgezogen werden.

„Heute mehr als je zuvor, bedrohen Missverständnisse und Vorurteile unsere kostbare Existenz. Dabei kennen wir alle die Wahrheit. Es verbindet uns viel mehr, als uns trennt. In Zeiten der Krise bauen die Weisen Brücken, während die Narren Mauern errichten. Wir müssen einen Weg finden, gegenseitig auf uns Acht zu geben. So, als wären wir ein einziges Volk.“ T’Challa, Black Panther, 2018

Dem gewohnten Denker fällt zunächst nicht auf, dass das vorhandene System – die alte Ordnung – durch reichlich Glaubensprinzipien durchtränkt ist, der sich eine jede Autorität gern bedient.
Auf meiner Reise durch das Land sind mir genug „Experten“ begegnet, die zwar alles beklagt und bejammert haben, jedoch selbst keinen Moment zögerten ihre Position gegenüber anderen autoritär durchsetzen zu wollen.
Es zeigt nur, dass nicht weit genug gedacht wird, da sich die „Experten“ selbst nicht im Kontext des stattfindenden Brimboriums beteiligt sehen – höchstens als ein nach Gleichgesinnten suchendes Opfer. So hart dies klingen mag.

Dabei macht es keinen Unterschied, ob drei weiße Häschen Angst vorm „Bösen Wolf“ haben und nachher zwanzig weiße Häschen… Angst vorm „Bösen Wolf“ haben.

Den verdreht gelernten Umgang mit der kann man nur durch Mut überwinden. Er verändert alles. Wie hieß es mal? „Wir wollen, dass ihr es mal besser habt, als wir.“
Ein Satz, den Kinder nicht selten von ihren Eltern hörten, sprachen sie in dem Moment zum Leben selbst.

Um es so auszudrücken: Sich ständig auf den Blogs zu beklagen, zu jammern und sich nur zu beschweren und Schuldige zu suchen, bringt solange nichts, bis erkannt wird, dass gewohnte Denke nie dazu gedacht war, etwas zu verändern.
Sie war bisher dazu gedacht, Betreuungswürdige heranziehen zu wollen, denen bereits eine fiktive Selbstbestimmung (der souveräne Staat) und eine dürftige Vorstellung genügte – ebenso was Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden betraf.

„Ist doch’n uralter Trick und sie haben es recht nett gemacht. Zwar nicht sehr gut, doch ganz gut begabt. Sie haben die linke Schulter vorgeschoben, um einen Angriff vorzutäuschen und haben gleichzeitig mit der rechten Hand nach ihrem Revolver gegriffen. Ein alter Arizona-Trick. Aber weiter Nördlich hab ichs auch schon mal gesehen. Sogar schon mal in Montana.“ James Garner als Jason McCullough, „Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe“

Es war jedoch notwendig all dies zu erkennen, dass der belohnte Schein die alte Ordnung ausmachte. Denn wie will man sich entfalten, wenn man nur die eine Seite der Medaille zu erkennen vermag?

Wer Schwierigkeiten mit dem Begriff „Sein“ hat, mag sich zunächst einfach mit dem Gedanken der „Authentizität“ anfreunden, also dem Gegenteil von „Schein“.