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Prinzipien kollektiver Entwicklung

Lesezeit: ca. 12 Minuten

(v1.1*) Ein Bekannter berichtete von einer leidenschaftlich geführten Diskussion über das Thema „Corona“, verbunden mit der Thematik, dass man sich dabei auf Zahlen und Fakten berufen sollte, um entsprechend auch argumentieren zu können.

Ungeachtet, dass Zahlen nur eine Erfindung sind, um das Unbegreifbare auf menschliche Größe reduzieren zu wollen, hat mich dazu ermuntert, nochmals einige Gedanken über das Vorhandensein von Gegensätzen und deren tatsächliche Überwindung zu verfassen.

Der gewohnte Dialog wird in der Regel in der Weise geführt, wer hat die besseren Argumente, wer ist bereit zu kämpfen und zu gewinnen.
Dabei übersehen die selbsternannten Gegner, den wesentlichen Aspekt, sich über das Gewohnte hinaus entwickeln zu wollen, während beide an ihren Denk- und Verhaltensweisen festhalten – dies innerhalb eines Nullsummenspiels.
Auf diese Weise halten sie sich gegenseitig unten und solange Gegnerschaft besteht, findet definitiv auch keine Entwicklung auf allen Seiten gewohnter „Diskussion“ statt.

„Der Krieg findet auf der Inhaltsebene statt, wo es darum geht „recht“ zu haben und die Wahrheit für sich beanspruchen zu wollen.“

Das Konzept der Gegnerschaft findet sich auch in der Vorstellung, dass sogenannte Viren übertragen werden, also jemand, der sich ja für gesund hält, von anderen angesteckt werden kann und damit auch die Grundlage und Rechtfertigung für ein Feindbild geschaffen, was gleichzeitig eine Entwicklung signifikant zu verhindern versucht, während mittlerweile das Spiel selbst auf dem Spiel steht, was gerne für „alternativlos“ und deshalb auch für „ernst“ gehalten wird.

Letztlich verlieren beide Teilnehmer des strategischen Traktierens, weil es lediglich ein „Infinity War“ ist oder wäre. Es gibt keinen Gewinner. Der Geist beider ist in sich geschlossen – ein Phänomen, gesellschaftlich gemeinsamen Handelns, allerdings im fest entschlossenen Gegeneinander. Beide irren sich, weil sie um ihre eigene Existenz mehr oder weniger verbissen zu kämpfen meinen.

Wer einmal verstanden hat, dass ihm das Leben nicht gehört, es also auch nichts zu verlieren gibt, kann sich derartige Diskussionen, die sich in der Regel um Rechthabereien drehen, getrost ersparen.

„Bist du auf unserer Seite?“ „Ich glaube, so einfach ist das nicht.“ „Dann sollte es aber schnell so einfach werden.“ „Ich bin auf der Seite des Lebens.“ Dialog aus Avengers: Age of Ultron, 2015

„Ja, aber immer zwei Mal mehr, als du.“

Mir selbst ist das viel zu mühsam, weil Zahlen nur Zahlen sind, und das gewohnte „Ich“ lediglich damit seine Existenz zu rechtfertigen versucht, was es letztlich nur klein und schwach erscheinen lässt. Erst neulich sagte ein Bekannter: „Man weiß ja nicht, wem man glauben soll.“

Es geht darum eine eigene Perspektive zu entwickeln und sich nicht einfach nur einer Meinung anzuschließen, die opportun erscheint.

Seit geraumer Zeit melden sich mehr Menschen, die sich mit den Themen auf diesem Blog auseinandersetzen, gleichermaßen in Korrelation steigt auch die Zahl der Kritiker und Zweifler. Das darf auch so sein.
Während die Kritiker so manches für „ungefährlichen Unfug“ halten, wundert es doch, warum sie trotzdem einige DINA4-Seiten zum Besten geben. Wenn es doch Unsinn ist, warum dann der Aufwand?

Woran kann man ein konstruktives Mitwirken erkennen? Das ist dabei die wesentliche Frage.

Es geht nicht darum (wie bspw. beim Tennis) zu gewinnen, sondern den Ball gemeinsam in Bewegung zu halten. Erkenntnisdialog, statt gewohnter Debatte und Diskussion. Es geht um gemeinsame Entwicklung. Das wiederum erfordert es, die richtige Frage und nicht jene im gewohnten Rahmen zu stellen.

„Ist das nicht das Ziel? Der Grund, warum wir kämpfen, um das Kämpfen zu beenden? Damit wir nach Hause kommen?“ „Tony Stark“, Avengers: Age of Ultron, 2015

„Es geht nicht darum, den Krieg zu gewinnen, sondern darum ihn zu beenden.“ Captain Marvel, 2019

Wer den Kampf sucht, wird sich nicht wirklich entwickeln, sondern seine Existenz nur zu behaupten versuchen. Der Kampf und das Feindbild, um die eigene Existenz rechtfertigen zu wollen.

Allein aus diesem Grund, ist der Kampf nur ein Mittel, sich anerzogen selbst vom Leben abzuhalten und reichlich zu beschäftigen, siehe gewohnte Spielindustrie, die vielen Sportarten, wer der Beste ist. Doch darum geht es gar nicht, vorausgesetzt, man hat das erkannt.

Ich sehe darin lediglich den Sinn, dass dahinter liegende System zu erkennen und infrage zu stellen. Auf diese Weise findet Entwicklung statt, selbst wenn „die Hütte“ zu brennen scheint. Sammeln von möglichst vielen Informationen, also deren Anreihung, hat im Kern nichts mit Entwicklung zu tun.

Sicher kann man stundenlang Fakten (Inhalte) und deren Wahrheitsgehalt aufzählen. Wenn jedoch die wesentlichen Fragen zum Leben und damit verbundener Entwicklungsprozess des Einzelnen weiter außen vor bleiben und Rechthaberei und Überzeugungsdrang die Köpfe beherrscht, dann wird das so nichts. Es sei denn, man beginnt damit, diese Verhalten konsequent zu hinterfragen und infrage zu stellen, bis sie keine nennenswerte Wirksamkeit mehr besitzen.

Das System ist ein Konglomerat gleichgeschalteter Denk- und Verhaltensweisen, wo sich die Vielfalt lediglich in sauber voneinander isolierten (meist kopierten) Meinungen und einer bunten Welt im Haben zum Ausdruck bringt – eine Welt des gemeinsamen Gegeneinanders. Und was ist letztlich der Weg? Die eigene Entwicklung mit Hilfe der Infragestellung des Systems.
Dazu braucht man noch nicht einmal zu kämpfen, sondern höhlt das Tamtam ganz gemütlich von innen aus, indem man die Prinzipien des Systems offenbart und für sich sozusagen dauerhaft umschaltet und sich die eigenen Denk-und Verhaltensweisen mehr und mehr verändern, bis sie immer weniger mit dem System konform gehen.

Der gewohnte Denker, der im Zuge gewohnter Schuldzuweisung, Kampf- und Verteidigungsbereitschaft sowie Feindbildprojektion unterwegs ist, wird das nicht verstehen wollen oder zumindest für Unfug halten, um sich weiter im Rahmen seiner gewohnten Denk- und Verhaltensweisen zu bewegen.
Damit versperrt er sich zwar selbst den Weg, was jedoch einmal mehr zeigt, dass die Entscheidung beim Einzelnen liegt und man niemanden überzeugen braucht oder gar mitnehmen kann.

Bei genauer Betrachtung erscheint das gewohnte System in einer Art Not- und Überlebensprogramm zu laufen, wo der Mensch letztlich erkennt – wenn er sich auf den Weg der Entwicklung macht – im Rückblick erkennt, dass er bisher nur lernte, wie es NICHT funktioniert – einschließlich des Glaubens an den Wert von mit Zahlen bedrucktem Papier und dass Arbeit etwas wert sein soll und er sich über das Geld freiwillig unterwerfen lässt, was übrigens den natürlichen Entwicklungsprozess nur überlagert.

„Mein Haus, mein Auto, mein Boot.“ Werbung der Sparkassen, 1995

Wie soll sich etwas ändern, wenn an allem festgehalten wird?

Ich selbst, bin im System der alten Ordnung aufgewachsen und heute rückblickend, war der Unterricht in Mengenlehre deswegen sehr gut, da man dort den wesentlichen Schlüssel zur eignen Entwicklung wiederfindet, weil das System der alten Ordnung lediglich eine invertierte Ausgabe des Lebens selbst ist.

Und da die Entscheidung beim Einzelnen liegt, braucht man sich auch keine Gedanken zu machen. Jedoch ist es von Bedeutung, die Dinge in der Öffentlichkeit darzustellen. Denn auch dort ist jener Ort, wo Veränderung greift. Und wo gefragt wird, gibt man Antwort.

Doch was hat es mit den üblichen Streitereien, Diskussionen und Rechthabereien nun auf sich?

Zunächst zeigt sich das Gegeneinander im gewohnten Rahmen: der Verteidigung der eigenen Existenz und Sieg über den Gegner. Die Rolle des Verlierers beinhaltet den Verlust und verlieren will niemand. Wenn er nichts zu verlieren hat, dann gibt es auch keinen Kampf.

Der Mensch, dessen Entwicklung gewohnt ins Haben umgelenkt ist, wird die Dinge sein Eigen nennen wollen und sich mitunter über einen möglichen Verlust zu beklagen wissen.
Das Gegenstück ist dazu die innere Entwicklung, wo das gewohnte Denken in Haben und Festhalten, nicht mehr existiert weil sich über den eigenen Entwicklungsprozess die bisher gefühlte innere Leere, mehr und mehr selbst befüllt, was mit keiner Materie zu erreichen ist und die bisherigen Denk- und Verhaltensweisen zunehmend die Oberhand verlieren und zu einer greifbaren Erinnerung werden.

Ab da gibt es keine Grenzen mehr, solange man sich für die Entwicklung aus dem Inneren offen hält: „Was habe ich aus der gegebenen Situation zu lernen?“, statt: „Wie kann ich mich zur Wehr setzen?

Auf diese Weise kann man dem System offen gegenübertreten.

Statt üblicher Diskussionen, geht es um den gemeinsamen Erkenntnisdialog , wo das gemeinsame Reflektieren im Prozess des Erkennens im Vordergrund steht. Schließlich geht es auch mal um bewusste Entwicklung.

Die stellt sich für den Beobachter eines Streites in der Weise ein, wenn er sich die Meinungen der Einzelnen aufmerksam anhört, und daraus die passende, die Gegensätze verbindende Überschrift durch die entsprechende Frage ableitet. Das ist die praktische Anwendung des „Kategorischen Imperativs“.

Aus „entweder…oder“ wird „sowohl…als auch“, während alle drei Zustände gleichzeitig existieren!

Doch wie sagt eine Bekannte zu mir? Das wird ja noch 1000 Jahre dauern, bis das einer versteht.

„Gut Ding, will Weile haben“, sagte mal ein lateinisch sprechender Mensch.

Die Täuschung ist letztlich dazu gedacht, durch ihre Infragestellung auch das Wahre wieder zu erkennen. Weshalb beides einander bedingt und sich dazwischen der Entwicklungsprozess des Lebens aufspannt: „Die Einheit der Gegensätze“ – an denen der Mensch erwächst, während sich dabei seine Denk- und Verhaltensweisen und seine Wahrnehmung verändern.

Der gewohnte Denker wird hingegen den Einwand bringen, dass die anderen ja erst einmal „weg“ müssen, während er durch seine Haltung den beklagten Zustand selbst aufrechterhält.

Er weiß es nur nicht oder will es nicht wissen.

Noch nicht.

P.S. „Vom gemeinsamen Gegeneinander, individuell zum gemeinsamen Miteinander.“

Nachtrag: Es lohnt sich nicht, an einer Haltestelle auf jenen Bus zu warten, dessen Fahrer man selbst ist.